Der 500 Zeichen memory stunt von Matteo Ricci (Chinesisch)

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Nein, die Zahlen sind pro "Zeichenwort", welches es als traditionelle und vereinfachte Variante gibt. Es gibt also sowohl über 9000 vereinfachte als auch 9000 traditionelle Zeichen, wobei ich davon ausgehe, dass die weniger benutzten Zeichen davon sich in "traditionell" und "vereinfacht" kaum unterscheiden werden.

Laut einer anderen Untersuchung machen etwa 1000 Zeichen über 80% des Volumens des chinesischen Usenets aus. Was soviel heißen soll wie ab 1000 Zeichen geht's steil bergab mit der Nützlichkeit.

Falls sich jemand fragt ob er traditionelle oder vereinfachte Zeichen lernen soll: Für die meisten Lernenden ist das vereinfachte System besser. Nicht nur weil es eben "vereinfacht" ist, sondern auch weil es in der Volksrepublik der Standard geworden ist. Sinologen und Historiker kommen wahrscheinlich nicht um die Langzeichen herum. Zu letzeren zähle ich mich nicht...
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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Als ich das Xiucixue-Buch schrieb, habe ich beinahe alle Zeichen standardisiert vorgefunden. Ich musste nur wenige selber neu zeichnen. Mittlerweile finde ich sogar die im Internet. Das Buch hat viele seltene Zeichen, weil es Literaturbeispiele sowohl im modernen wie im klassischen Chinesisch aus allen Zeiten und Literatursorten nimmt.

Ich würde also sagen: 9000 ist das Maximum, das ein Computer können muss. Wenn ein Mensch dann 4000 tausend kann, dann kann er wohl das meiste lesen, selbst wenn er ab und zu die Bedeutung eines Zeichen erraten oder nachschlagen muss. Selbstverständlich sollten die 4000 nach Häufigkeit sortiert/ausgewählt sein.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

DocTiger hat geschrieben:Es ist ja nun nicht sooo schwer, zu verstehen wie es funktionieren soll. 4-Corner Codes ermitteln -> 4 Ziffern pro Zeichen mit Wort verknüpfen und fertig.
Ansonsten ist es ja kein großes Geheimnis mehr wie man sich vier Ziffern zu einem Begriff merkt, oder?
... "und fertig": Ich hatte mir schon gedacht, dass keine konkrete Antwort kommen wird.
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Beitrag von DocTiger »

Konkreter ist ja wohl nicht notwendig, oder? Ich habe ein absolut konkretes Beispiel gegeben und die "Arbeitsanweisung" ist klar, verständlich und vollständig ausgedrückt. Nur die Grundlagen der Mnemotechnik habe ich mal als bekannt vorrausgesetzt.

Vielleicht entsteht das Mißverständnis daraus, das der eine oder andere Leser glaubt, das solle ein Patent-Wundermittel zur Lösung des Zeichenlernens sein obwohl es eigentlich nur eine Differenzierungs/Lesehilfe auf der Basis althergebrachter Techniken darstellt.

Und ja, das mit der "Glocke" war eine Verwechslung auf meiner Seite.

Ich könnte zwar keine konkreteren Beispiele nennen, dafür aber ähnliche und nützlichere aus dem HSK Vokabular.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

DocTiger hat geschrieben:Konkreter ist ja wohl nicht notwendig, oder?
doch!
DocTiger hat geschrieben:Ich habe ein absolut konkretes Beispiel gegeben und die "Arbeitsanweisung" ist klar, verständlich und vollständig ausgedrückt.
Die Frage nach einem Beispiel mit einer Arbeitsanweisung (!) zu beantworten, ist grundsätzlich schon eine rechte Zumutung.

Hier lautet die sog. Arbeitsanweisung: "4 Ziffern pro Zeichen mit Wort verknüpfen und fertig." Nennt man das eine Arbeitsanweisung? Mir ist vollkommen unklar, wie die Verknüpfung von "Rohr - Teer - Kuh - Trommel" aussehen soll. Es ist auf diese nebulöse Weise überhaupt nicht erkennbar, welchen Wert das Ergebnis hat oder eventuell haben könnte, sei es für den MatteoRicci-stunt der 500 Zeichen, sei es als generelle Lernhilfe.
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Beitrag von DocTiger »

Es gibt auf MemoryXL.de eine gute Einleitung zum Thema Verknüpfen von Bildern bzw Merken von Zahlen mit Routen. Die sind recht hilfreich für Einsteiger.

Und ich versteh auch nicht wo jetzt das Problem ist. Beim Lernen hat man die Bilder mit der Bedeutung verknüpft. Beim Lesen von Texten stößt man auf ein Zeichen, welches man nicht auf Anhieb erkennt aber schonmal gelernt hat, also ermittelt man den 4 Courner Code nach der in Wikipedia beschriebenen Weise und erinnert sich über die Zahlenbilder an die damit verbundenen Informationsblöcke, zum Beispiel Aussprache und Bedeutung.

In der Praxis hat sich dann herausgestellt, dass ich dabei auch die Informationseinheiten wiederfinde, die bei der Bildung des Codes formal gesehen verloren gehen, denn dieser Code ist verlustbehaftet und "verschluckt" eigentlich die genaue Form des Zeichens, was gleichzeitig eine Stärke und eine Schwäche dieser Methode darstellt.

Alternative Anwendungen sind, sich den 4 Courner Code von unbekannten Zeichen zu merken, wenn man sie später nachschlagen will und nicht aufschreiben kann. Oder um mit Hilfe einer 4C Eingabemethode chinesische Zeichen am Computer einzugeben, eventuell auch Erkennung des richtigen Zeichens bei Benutzung atonaler Pinyin IMs.

Leider wird dem 4 Courner Code keine Beachtung geschenkt, und ich habe den Eindruck das es politische Gründe hatte. Aber gerade für die ersten Jahre beim Chinesischlernen ist dieses System einfacher als das KangXi System.
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Klaus Horsten
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Selbstüberforderung

Beitrag von Klaus Horsten »

Es ist doch wohl so, dass wir durch unsere eigenen Forderungen an die Mnemotechnik platt gedrückt werden. Wir fantasieren, eine Totalität erreichen zu können - was in Gedanken leicht ist -, können es nicht, und dann kommt es zur Spaltung zwischen Wollen und Können, irgendwann mit dem Ergebnis, dass das Totalitäts-Unternehmen und damit das mnemonische Unternehmen ganz aufgegeben wird, weil es scheitern muss.

So sehe ich das Ziel, 9000 chinesische Schriftzeichen mnemonisch memorieren zu wollen. 9000 ist die Totalität. Ein solches Ziel könnte nur durch die Vereinseitgung des eigenen Lebens, der fanatischen Konzentration darauf, und unter Preisgabe des restlichen Reichtums erreicht werden - außer man besitzt eine Naturgabe -. Der Ruf nach einer Gruppe, die es leistet, bleibt in akademischen Keisen regelmäßig ungehört. Es müsste doch die Leistung eines Einzelnen bleiben, da nur ein Einzelner gleichsam die Erotik aufbringt, so stark von dem Ziel angezogen zu werden, um all die entstehenden Mühen durch zu halten. Da es kein Geschäftsunternehmen ist, findet sich auch kein Finanzier, der ein Gruppenunternehmen aktivieren und unterstüzen würde.

Wir stehen vor dem Paradox: Mnemotechnik soll uns vor der Überforderung schützen, und gleichzeitig überfordern wir uns mit den durch die Menmotechnik entfesselten Wünschen an denkbare Gedächtnisleistungen.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Der Ausführung muss ich widersprechen. Ich habe nie gesagt, dass ich 9000 Schriftzeichen beherrschen will, 1000 bis 2000 würden mir reichen und selbst da bin ich mir nicht so sicher ob ich mich nicht vorher zufriedengebe.

In Prüfungen, in denen ich mit LociTechnik gearbeitet habe, funktionierte das mit der "Totalität" ganz gut. Da konnte ich dann ein Skript mit 200 Seiten wie mit einem photographischen Gedächtnis.
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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Keine Sorge, ich habe Dich ja nicht angesprochen.

Ich sage das ganz allgemein.

Genau so, wie Du es machst, finde ich es sehr gut: nicht auf den totus abzielen, sondern nur auf einen pars. Das ist viel realistischer und hütet vor Selbstüberforderung.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

= 4414.7
44 = Rohr, 14 = Teer, 7 = Kuh
Grundsätzlich kommt es darauf an, die Elemente sorgfältig sicherzustellen. Ich habe darauf gedrungen, dass dies geschieht, bekomme aber als Antwort nur großspurige Andeutungen und "Arbeitsaufträge". Vermutlich ist noch nicht ein einziges Beispiel ausgearbeitet worden.


... die Fortsetzung zu einem alten Klassiker:

... baten ihn näher zu treten und fragten, ob es nicht ein hübsches Muster und schöne Farben seien. Dann zeigten sie auf den leeren Stuhl, und der arme, alte Minister fuhr fort, die Augen aufzureißen, aber er konnte nichts sehen, denn es war nichts da. ,Herr Gott', dachte er, sollte ich dumm sein? Das habe ich nie geglaubt, und das darf kein Mensch wissen! Sollte ich nicht zu meinem Amte taugen? Nein, es geht nicht an, daß ich erzähle, ich könne das Zeug nicht sehen!' "Nun, Sie sagen nichts dazu?" fragte der eine von den Webern. "Oh, es ist niedlich, ganz allerliebst!" antwortete der alte Minister und sah durch seine Brille. "Dieses Muster und diese Farben! - Ja, ich werde dem Kaiser sagen, daß es mir sehr gefällt!"
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

DocTiger hat geschrieben: für ist das übrigens 4414, wobei in der Unihan.txt der Code 4414.7 steht.
http://en.wiktionary.org/wiki/Index:Chinese_four_corner/4 hat geschrieben:
4414.7: 坡, 堎, 菆, 菠, 蔆, 蕞, 薣, 鼓
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Beitrag von DocTiger »

Mehr ausgearbeitet hätte ich das Beispiel nicht verwendet. Wenn ich selbst etwas weiter bin mit den Zeichen werde ich da nochmal gesondert drüber schreiben, im Moment muss man halt etwas selbst drüber denken.

Die genannten Zeichen sind für mich kein repräsentatives Beispiel. Die Zeichen dieses Codes sind jenseits der 1000er Ränge und damit außerhalb meines Problembereichs, und sogar auf Rang 7465 mit einem Auftreten durchschnittlich alle 11.458.833 Zeichenanschläge

Diese Zeichen sollte man als Nichtchinese nur mit der Kneifzange anfassen. Nichtmal jede Schriftart wird sowas unterstützen. Allerdings muss ich dem Grundton rechtgeben, für Zeichen unter 8 Strichen, sowie sehr viele sehr seltene Zeichen wird die von mir vorgeschlagene Methode nicht allzu hilfreich sein. Wer sich in diese Höhen aufschwingen will, der muss auf jeden Fall mit ein paar Jahren Aufwand rechnen.

Ebenfalls darf man nicht vergessen, dass die Chinesen aus sehr guten Gründen zwei- und dreisilbige Wörter bevorzugen, weil es die Komunikation auch zwischen Muttersprachlern robuster und einfacher macht. Da haben wir dann ein Problem von zum Beispiel zwei mal vier Ziffern mit entsprechend erhöhter Signifikanz.
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Beitrag von Klaus Horsten »

DocTiger hat geschrieben:
Soviel sollte man aber an diesem Zeichen erkennen:
1. dass es sich um etwas Pflanzliches handelt wegen dem caozitou "Graszeichenkopf", dem Pflanzen-Radikal oben. Also der Bedeutungskreis, weit gefasst, ist "Pflanzliches". "Das Zeichen hat irgend etwas mit Pflanzen zu tun ..." = 1. Vorverständnis, das natürlich bekräftigt werden muss, wenn man Genaueres wissen will.
2. Der untere Teil gibt die Aussprache an. Hier sollte man sich als Mnemotechniker auch ein paar kräftige Vorurteile zurechtlegen: unten ist qu, vielleicht ju, und wenn man jetzt systematisch arbeitet, sollte man sich an ein Buch setzen, an Wieger zum Beispiel, und sich alle gängigen Aussprachemöglichkeiten dieses Teils heraus suchen und merken. Dann bin ich selbst bei einem unbekannten Zeichen in der Lage zu sagen: das Bedeutungsfeld im weitesten Sinn könnte etwas mit ... zu tun haben; das Zeichen könnte, x, y oder z ausgesprochen werden. So hat man immerhin schon etwas Ungefähres, ein Vorwissen gewonnen, das mehr ist als das blanke Nichtwissen. Und wenn die Bedeutung einem wichtig ist, dann ist das ein Anknüpfungspunkt - nicht der einzige -, es sich zu merken. Das Zeichen tritt einem dann nicht mehr als etwas völlig Unbekanntes entgegen.

(Es wird anders ausgesprochen:
http://chinese.dsturgeon.net/dictionary ... =%E8%8F%86
http://dic.academic.ru/dic.nsf/chi_big_ ... /%E8%8F%86)
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

DocTiger hat geschrieben:Mehr ausgearbeitet hätte ich das Beispiel nicht verwendet. [...] im Moment muss man halt etwas selbst drüber denken.
Genau so hatte ich mir das ja auch vorgestellt: Ein Anspruch ohne Inhalt.
Der Punkt ist der, dass die Gedächtnissport-Mnemotechnik regelmäßig (um nicht zu sagen: grundsätzlich) in Schwierigkeiten kommt (um nicht zu sagen: versagt), wenn es darum geht, Inhalte dauerhaft zu verankern.
Vor ein paar Tagen sagte der amtierende Kinder-Gedächtnis-Weltmeister Konstantin Skudler im Fernsehen, dass ihm der Zahlenmarathon besonders schwer fiele, denn dafür müsste er sich seine Bilder ja über eine ganze Stunde lang merken. Nach einer Stunde hat er sie normalerweise immer schon wieder vergessen.
Das hindert aber niemanden, so zu tun, als ob er das, was er nicht kann, doch könnte, wenn er nur wollte.
Es gab vor längerer Zeit hier auf dem brainboard einen Gedankenaustausch über Methoden, 100 Stellen von Pi dauerhaft im Gedächtnis zu verankern. Ich habe, mit gutem Beispiel vorangehend, zu mehereren Methoden explizit ausgeführt, wie das aussehen könnte. Und kamen dann etwa irgendwelche konkreten Beiträge? Oh nein! Es ist ganz einfach so, dass der Zusatz "auf Dauer" ein unbewältigtes (und noch nicht einmal erkanntes) Problem herstellt.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

DocTiger hat geschrieben:Leider wird dem 4 Courner Code keine Beachtung geschenkt, und ich habe den Eindruck das es politische Gründe hatte. Aber gerade für die ersten Jahre beim Chinesischlernen ist dieses System einfacher als das KangXi System.
Das KangXi System besteht in der Analyse der Zeichen in Radikal + Rest, wobei 214 Radikale benutzt werden. Es ist ein sinnvolles, nur partiell willkürliches System. Die 4-Corner Methode damit zu vergleichen und als "einfacher" zu bezeichnen, entspringt dem Gedanken, ein Objekt beherrschen zu wollen ohne es zu verstehen.
Angenommen, man hätte damit Erfolg und beherrschte also die chinesischen Schriftzeichen per 4-Corner Methode, sei es per Mnemotechnik, sei es per wundersamer Begabung, sei es per brute-force. Was hätte man dann erreicht? Ich antworte: Das, was ein Papagei, dem man beigebracht hat, auf "Wurzel 2" mit "einskommaviereinsvierzwo" zu antworten, erreicht hätte. Die "Antwort" des Papageis ist richtig und zugleich wertlos.
Hier stehen wir vor der Illusion (dem Irrweg), ein Sachthema per Mnemotechnik "beherrschen" zu wollen, ohne sich mit ihm tiefer auseinanderzusetzen, einer typischen Illusion gegenwärtiger Mnemotechnik.

Klaus Horsten hat geschrieben:ich empfehle Wieger. Ich habe die Zeichen mit Wieger gelernt.
Das Zeichen tritt einem dann nicht mehr als etwas völlig Unbekanntes entgegen.
Bravo! Das System Wiegers analysiert die Zeichen in Radikal + Phonem und vertieft damit das KangXi System. Welch ein Unterschied zur 4-Corner Methode! Sowohl Radikal wie auch Phonem geben hervorragende, gleichsam natürliche Gedächtnisstützen ab. Selbst das unbekannte Zeichen spricht bereits zu uns. Mnemotechnik, wie ich sie vertrete, muss solches voraussetzen und verarbeiten, möglichst sogar vertiefen.
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Beitrag von DocTiger »

Hm, also die Sorge mit dem "Papagei" kann ich nicht bestätigen. Das Lernen der Zeichen wird immer etwas "stupides" an sich haben. Man kann eben nicht alles aus der innewohnenden Logik heraus verstehen, was man lernen will. Das KangXi System erfordert das Erkennen von über 200 Radikalen, was eine substantielle, gesonderte, Lernanstrengung bedeutet. Ganz besonders, wenn man noch kaum Zeichen kennt, ist es ein Fehler, dieses System beherrschen zu wollen. Den Four Corner Code zu erkennen kann man in ein paar Stunden vollständig erlernen, wenn überhaupt. Und dann ist noch das gute alte Handschrifterkennungsapplet, wo man allerdings die richtige Strichfolge erkennen muss, was auch nicht immer so offensichtlich ist.

Ich habe glaube ich schon mehrfach betont, dass die 4C Methode nur eine Hilfe ist, kein selbstständiges System.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

DocTiger hat geschrieben:Hm, also die Sorge mit dem "Papagei" kann ich nicht bestätigen. Das Lernen der Zeichen wird immer etwas "stupides" an sich haben.
Stupides Lernen = sinnloses Lernen = "Papageienlernen"

"The Chinese have analysed their numerous written characters so far as to arrange them in two hundred and fourteen classes, each class having a common part called its radikal. [...] The radical was chosen in each case because of its relationship to the meaning of the character, to which it generally gives more or less of a clue. [...] The meaning, form and order of these two hundred and fortieen radicals, should be memorized. It will be a hard task, but it will repay the student well.Over one hundred and sixty of them are themselves characters in common use, and will require to be learned in any case. Moreover, all characters are built up from them, and the student will find that after learning them, Chinese characters will lose to a great extent their strange unmeaning look, and will become familiar and intelligible. These radicals and their combinations will become so many hookson which the memory can fasten, and so retain the characters in its keeping. The best time to learn the radicals is at the very outset, before attempting to learn other characters. The mind is then fresh and unoccupied, and will retain what it gets with a much firmer grasp than it will that which is crammed into it after it is already sated with five hundred or a thousand characters.
These radicals are, in a sense, the Chinese alphabet - the only one, at least, that they possess.Most native dictionaries are arranged in the order of these radicals, particularly the great standard imperial dictionary of Kanghi. [...]"
C.W. Mateer, A Course of Mandarin Lessons, based on idiom, Shanghai 1892, XX-XXI.

Mateer gibt dann eine Radical Ode, mit der man die Radikale in ihrer Reihenfolge und geordnet nach Strichgruppen lernen kann , und zwar nicht "stupide", sondern "with pleasure".
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Ganz ganz viele Worte und trotzdem kommt es wieder aufs stupide Auswendiglernen heraus. Ob man da jetzt einen niedlichen Reim draus macht, oder Loci Technik oder was auch immer - Es bleiben eben hunderte Radikale, das kann man dann entweder schönreden oder die Realität einsehen. Wir reden von einem Problemraum von zum Beispiel 2000 Zeichen, dann wäre jede Gruppe mit um die 10 Zeichen belegt (durchschnittlich). Diese Hierarchie ist so flach, dass man sie kaum Struktur nennen will.

Selbst dieses schlaue, durchdachte System zu beherrschen ist schon mehr Auswendiglernerei als ein durchschnittlicher Bürger freiwillig auf sich nehmen würde. Ohne Papagei geht also nicht.
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Klaus Horsten
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~500 Zeichen

Beitrag von Klaus Horsten »

Hier sind fast genau 500 Zeichen. Es heißt bei Ricci nicht "genau 500" sondern "400-500" Zeichen, die er beim Stunt wieder gegeben hat. Es handelt sich um das erste Kapitel aus Lunyu, den "Gesprächen" von Konfuzius. Ein Kapitel aus Lunyu entspricht also ungefähr der Aufgabe eines Stunts.

Ich poste das:
1. um eine Vorstellung von dem Umfang der Aufgabe zu geben
2. um eine Anregung zu geben, diese 500 Zeichen auswendig zu lernen
3. weil Ricci den ersten Satz dieses Kapitels in seiner Xiguo jifa behandelt, das heißt, er gibt eine genaue Anleitung, wie man sich diesen Satz merken kann. Man kann also seine Anleitung verwenden und sie weiter führen (siehe Lackner, Kapitel V, Festlegung von Wissensstoff, S. 49)

Man findet also eine genaue Anleitung, wie man diese Zeichen lernen soll, bei Ricci.

1 子
2 曰
3 學
4 而
5 時
6 習
7 之
8 不
9 亦
10 說
11 乎
12 有
13 朋
14 自
15 遠
16 方
17 來
18 不
19 亦
20 樂
21 乎
22 人
23 不
24 知
25 而
26 不
27 慍
28 不
29 亦
30 君
31 子
32 乎
33 有
34 子
35 曰
36 其
37 為
38 人
39 也
40 孝
41 弟
42 而
43 好
44 犯
45 上
46 者
47 鮮
48 矣
49 不
50 好
51 犯
52 上
53 而
54 好
55 作
56 亂
57 者
58 未
59 之
60 有
61 也
62 君
63 子
64 務
65 本
66 本
67 立
68 而
69 道
70 生
71 孝
72 弟
73 也
74 者
75 其
76 為
77 仁
78 之
79 本
80 歟
81 子
82 曰
83 巧
84 言
85 令
86 色
87 鮮
88 矣
89 仁
90 曾
91 子
92 曰
93 吾
94 日
95 三
96 省
97 吾
98 身
99 為
100 人
101 謀
102 而
103 不
104 忠
105 乎
106 與
107 朋
108 友
109 交
110 而
111 不
112 信
113 乎
114 傳
115 不
116 習
117 乎
118 子
119 曰
120 道
121 千
122 乘
123 之
124 國
125 敬
126 事
127 而
128 信
129 節
130 用
131 而
132 愛
133 人
134 使
135 民
136 以
137 時
138 子
139 曰
140 弟
141 子
142 入
143 則
144 孝
145 出
146 則
147 弟
148 謹
149 而
150 信
151 汎
152 愛
153 眾
154 而
155 親
156 仁
157 行
158 有
159 餘
160 力
161 則
162 以
163 學
164 文
165 子
166 夏
167 曰
168 賢
169 賢
170 易
171 色
172 事
173 父
174 母
175 能
176 竭
177 其
178 力
179 事
180 君
181 能
182 致
183 其
184 身
185 與
186 朋
187 友
188 交
189 言
190 而
191 有
192 信
193 雖
194 曰
195 未
196 學
197 吾
198 必
199 謂
200 之
201 學
202 矣
203 子
204 曰
205 君
206 子
207 不
208 重
209 則
210 不
211 威
212 學
213 則
214 不
215 固
216 主
217 忠
218 信
219 無
220 友
221 不
222 如
223 己
224 者
225 過
226 則
227 勿
228 憚
229 改
230 曾
231 子
232 曰
233 慎
234 終
235 追
236 遠
237 民
238 德
239 歸
240 厚
241 矣
242 子
243 禽
244 問
245 於
246 子
247 貢
248 曰
249 夫
250 子
251 至
252 於
253 是
254 邦
255 也
256 必

257 聞
258 其
259 政
260 求
261 之
262 與
263 抑
264 與
265 之

266 與
267 子
268 貢
269 曰
270 夫
271 子
272 溫
273 良
274 恭
275 儉
276 讓
277 以
278 得
279 之
280 夫
281 子
282 之
283 求
284 之
285 也
286 其
287 諸
288 異
289 乎
290 人
291 之
292 求
293 之
294 與
295 子
296 曰
297 父
298 在
299 觀
300 其
301 志
302 父
303 沒
304 觀
305 其
306 行
307 三
308 年
309 無
310 改
311 於
312 父
313 之
314 道
315 可
316 謂
317 孝
318 矣
319 有
320 子
321 曰
322 禮
323 之
324 用
325 和
326 為
327 貴
328 先
329 王
330 之
331 道
332 斯
333 為
334 美
335 小
336 大
337 由
338 之
339 有
340 所
341 不
342 行
343 知
344 和
345 而
346 和
347 不
348 以
349 禮
350 節
351 之
352 亦
353 不
354 可
355 行
356 也
357 有
358 子
359 曰
360 信
361 近
362 於
363 義
364 言
365 可
366 復
367 也
368 恭
369 近
370 於
371 禮
372 遠
373 恥
374 辱
375 也
376 因
377 不
378 失
379 其
380 親
381 亦
382 可
383 宗
384 也
385 子
386 曰
387 君
388 子
389 食
390 無
391 求
392 飽
393 居
394 無
395 求
396 安
397 敏
398 於
399 事
400 而
401 慎
402 於
403 言
404 就
405 有
406 道
407 而
408 正
409 焉
410 可
411 謂
412 好
413 學
414 也
415 已
416 子
417 貢
418 曰
419 貧
420 而
421 無
422 諂
423 富
424 而
425 無
426 驕
427 何
428 如
429 子
430 曰
431 可
432 也
433 未
434 若
435 貧
436 而
437 樂
438 富
439 而
440 好
441 禮
442 者
443 也
444 子
445 貢
446 曰
447 詩
448 云
449 如
450 切
451 如
452 磋
453 如
454 琢
455 如
456 磨
457 其
458 斯
459 之
460 謂
461 與
462 子
463 曰
464 賜
465 也
466 始
467 可
468 與
469 言
470 詩
471 已
472 矣
473 告
474 諸
475 往
476 而
477 知
478 來
479 者
480 子
481 曰
482 不
483 患
484 人
485 之
486 不
487 己
488 知
489 患
490 不
491 知
492 人
493 也

(Source: http://zh.wikisource.org/wiki/%E8%AB%96 ... C%E4%B8%80)
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

DocTiger hat geschrieben:Ganz ganz viele Worte und trotzdem kommt es wieder aufs stupide Auswendiglernen heraus.
Viele kluge Worte gehen manchmal zum einen Ohr rein, zum anderen raus ... Wenn man sich einmal dank 4-Corner Methode davon überzeugt hat, dass chinesische Schriftzeichen nichts anders sind als irgendwelche Kombinationen von Kreuzen, Haken, Häkchen, Vierecken und Punkten usw., wird man taub gegenüber den wohlgemeinten Ratschlägen der Kenner. Wenn man dann einmal ein paar Hundert Zeichen auf diese stupide Weise gelernt hat, wird man vermutlich sogar unwillig, ihnen zuzuhören, denn die ganze stupide Lernerei, die man mit viel Anstrengung geleistet hat, wäre ja damit in Frage gestellt.
Wenn man andererseits Mateer folgt und den "Wieger" benutzt, geht der Anteil des stupiden Lernens gegen Null. - So hat man also die Wahl.
DocTiger hat geschrieben:Es bleiben eben hunderte Radikale, das kann man dann entweder schönreden oder die Realität einsehen.
Ich dachte, ich wäre hier unter Gedächtnissportlern: Wie kann dann "214" eine abschreckend große Zahl darstellen??? Oder habe ich mich verlaufen?
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