Historical Dates

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Herzlichen Dank für die Antworten!

Zu "Verständnis": Eigentlich beginnt man nie ohne Verständnis. Immer ist irgendwie ein Verständnis da, selbst wenn es nicht zutreffend oder exakt ist. Und selbst wenn man das Verständnis vertieft hat, versteht man nie alles.

Also: Immer ist schon ein Verständnis da.

Ich habe mir jetzt das Buch:
Die 1000 wichtigsten Daten der Weltgeschichte, von Klaus-Jürgen Matz gekauft (C.H. Beck, 2000).

In diesem Buch werden, in (vom Autor zugegeben) eurozentrischer Weise, die Beginne und Enden, die Höhen und Tiefen von Geschichtsereignissen erfasst. Der Autor, ein Geschichtsprofessor, ist sich der Problematik einer Auswahl bewusst, und nennt sie offen.

Für einen Mnemotechniker ist dieses Buch ein willkommenes ... ja vielleicht sogar "Fressen". 1000 Fakten sind gerade mehr, als die memoria naturalis erfassen kann, und sind gleichzeitig nicht zu viel - nicht so viel, dass es unmenschlich werden würde.

Und diese 1000 Fakten im Kopf zu haben wäre eine Möglichkeit das von mir oben genannte Unternehmen, eine Art "Geschichtsmayonnaise" - eine mnemonische Emulsion - zu beginnen, in welcher nach und nach neue Fakten und historische Erkenntnisse eingearbeitet werden können.

Wie wollte man ein solches Unternehmen beginnen?

Eine Herausforderung für alle Menomoniker! - Von der Sache und Methode her ...
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Nyx
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Beitrag von Nyx »

:oops:
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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Ich poste hier die ersten drei Häuser (ein paar Fehler sind noch drin). Die historischen Fakten stammen aus dem oben genannten Buch. Die Fakten beginnen mit 1500 und gehen bis zur Gegenwart.

Ich glaube, Ulrich Voigt hat vollkommen Recht - so wie man es machen kann, lässt sich in seinem Patchwork, das oben zum Download angeboten wird, nachlesen.

00

1900 Die durch einen Diplomatenmord provozierte Intervention westlicher Mächte (Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland, Italien, USA) einschließlich Japans führt zur Besetzung der chinesischen Hauptstadt Beijing. Die Niederwerfung der in Europa Boxer-Aufstand genannten xenophoben Bewegung in China markiert einen Höhepunkt des europäischen Imperialismus und zugleich den Triumph über die einst überlegene chinesische Zivilisation.

1700 (l. Dezember) Beim Tod des letzten spanischen Habsburgers istdie Nachfolge ungeklärt. Während die Königin die Kandidatur des zweiten Kaisersohnes Karl (III.) - also eines Habsburgers - propagiert, ist im Testament des Königs der Bourbone Philipp (V.), ein Enkel Ludwigs XIV., zum Universalerben eingesetzt worden.

1700 (Februar) Mit einem Überfall sächsischer Truppen auf Riga beginnt der 2. (Große) Nordische Krieg, der bis 1721 andauert und den Zusammenbruch Schwedens als Großmacht herbeiführt. Russlandund Polen-Sachsen stehen darin als Verbündete gegen Schweden.

vor 1600 Aus Amerika werden zahlreiche Nutzpflanzen nach Europa eingeführt, u. a. Mais, Tabak, Tomate und Kartoffel, die zunächst freilich meist nur als Zierpflanzen gezogen werden und erst im 18. oder19. Jahrhundert auch wirtschaftliche Bedeutung gewinnen. Umgekehrt gelangen aus Europa Nutzpflanzen (Zuckerrohr, Weizen, Hafer) und -tiere (Pferde, Rinder, Schweine, Geflügel) in die Neue Welt.

1600 Iacopo Peri (* 1561, † 1633) komponiert die erste erhaltene Oper Euridice. Eine bedeutende Nachwirkung erzielt jedoch erst Claudio Monteverdi (* 1567, † 1643) mit seiner Oper L'Orfeo von 1607.

1500 Auf einer Indienfahrt entdeckt der Portugiese Cabral in der Folge von Navigationsfehlern Brasilien und nimmt es für seine Krone in Besitz.


01

2001 Ein offenbar von langer Hand geplanter und am 11. September mittels entführter Linienmaschinen ausgeführter terroristischer Angriff auf Ziele in New York (World Trade Center) und Washington, D.C. (Pentagon) fordert Tausende von Toten. Als Drahtzieher des Terrorakts macht die U S-Regierung den saudi-arabischen Multimillionär und Islamisten Osama bin Laden namhaft. Im November wird das Taliban-Regime in Afghanistan, das Osama lange Unterschlupfgewährt hat, durch eine (völkerrechtlich umstrittene) konzertierte Militäraktion amerikanischer und britischer (Luft-) Einheiten im Verein mit Bodentruppen der oppositionellen afghanischen Nord-Allianzgestürzt. Eine in Bonn abgehaltene Konferenz bestimmt danach eine Übergangsregierung für Afghanistan, die am 22. Dezember ihre Arbeit in Kabul aufnimmt.

1901 Großbritannien gewährt Australien als zweitem weißen Dominion die Selbstverwaltung. Als drittes Dominion wird 1907 Neuseeland unabhängig.

1801 Im Frieden von Luneville wird der Rhein auch vom Reich als Grenze zu Frankreich anerkannt.

1701 (7. September) Der Kaiser, England und die Niederlande verbünden sich gegen Ludwig XIV. von Frankreich (1643-1715) und seinen Prätendenten auf den spanischen Thron. Damit beginnt der Spanische Erbfolgekrieg, der auch in Übersee ausgefochten wird.

1701 (18. Januar) Kurfürst (seit 1688) Friedrich III. von Brandenburg krönt sich - außerhalb des Reiches - in Königsberg zum König Friedrich I. in Preußen († 1713).


02

1902 Der österreichische Arzt Sigmund Freud (* 1856, † 1939), Begründer der Psychoanalyse, gewinnt seine ersten Schüler (u. a. Alfred Adler).

1902 (31. Mai) Der Burenkrieg (seit 1899) endet mit einem britischen Sieg über die Buren. Transvaal und der Oranje-Freistaat werdenbritisch. Zusammen mit der Kapprovinz und Natal bilden sie jedoch bereits 1910 die unabhängig gewordene Südafrikanische Uni

1602 In den Niederlanden wird die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) in der neuen Form einer Aktiengesellschaft gegründet. Sieist für lange Zeit die kapitalkräftigste, mächtigste und erfolgreichsteder europäischen Handelskompanien in Übersee.

1502 Ismail, Begründer der Safaividen- Dynastie, nimmt den Titel eines Schah-in-schah (Kaisers) an. Er ist der Schöpfer des modernen Iran, den er bis zu seinem Tod 1524 fast vollständig erobert.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Ich benutze zu diesem Zweck 100 museale Örter.
In jedem habe ich „echte“ Dinge ausgestellt, zu denen ich jeweils allerlei Geschichten erzählen könnte.
Z.B. "1701": Man muss sich vorstellen, wie der König, während er für dieses prächtige Bild Modell steht, Grund hat, sorgenvoll in die Zukunft zu blicken. Auch kann er nicht umhin, an den Emporkömmling Friedrich III. von Brandenburg zu denken.
Oder "1502": Manche Historiker behaupten, dass der prächtige Turban des Begründers der Safaividen- Dynastie, Ismael, mit dem er seinen famosen Titel „Schah-in-schah“ zum Ausdruck brachte, dem Zuckerhut abgeschaut sei.

Im Hintergrund habe ich eine selbsterstellte Chronologie von Ereignissen aus 1.000 Jahren.

00

Wrackteile der Star Dust.

Ein (schon etwas vergilbtes) Photo, Bremerhaven 27. Juli 1900, "Verabschiedung des deutschen Expeditionskorps durch Kaiser Wilhelm II.".

Osmanischer Säbel, Beutestück aus der Schacht von Heliopolis.

Ein handgeschriebenes Testament Karls II. von Spanien: "Wir bestimmen zum Universalerben Philipp, den Enkelsohn Ludwigs XIV.".

Das Deckblatt einer Partitur: Euridice von Iacopo Peri. Auf seiner Rückseite Zeichnungen amerikanischer Nutzpflanzen.

Ein rohe Handskizze der Küste von Bahia, unterzeichnet "Pedro Alvares Cabral, 22. april 1500".

01

Eine Videocassette "september 11".

Ölgemälde von Tom Roberts: The Opening of the Parliament of Australia, May 9. http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... iament.jpg

Brief Talleyrands, 9. Februar 1801. http://pcombal.club.fr/rivals.jpg
Gemälde von Hyacinthe Rigaud, Louis XIV. http://www.biologie.de/w/images/7/72/Louis14.jpg

Ein niederländischer Gulden.

Kupferstich Dürers: NEMESIS.

02

Ein EURO.

Tagebuchnotiz Sigmund Freuds über "meine ersten Schüler, u. a. Alfred Adler" und „das Ende des Burenkrieges“.

Gründungsdokument der Ehrenlegion. Unterzeichnet von Napoleon, „Konsul auf Lebenszeit“.

Erstausgabe des `Daily Courant`: „Queen Anne“.

Eine Aktie der Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) .

Ein Skizze der Bucht von Guanabara von André Goncalves mit dem Zuckerhut: „Rio de Janeiro“.

U.V.
Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Herzlichen Dank! Habe es mir gleich ausgedruckt, um es genau zu lesen ...
Ulrich Voigt hat geschrieben:„echte“ Dinge wie das Ölgemälde von Tom Roberts: The Opening of the Parliament of Australia, May 9. http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... iament.jpg ...
Ja, das ist sehr schön. Da wird die Geschichte auch lebendig. Wie wenn man etwas, über das man in der Schule oder in einem Vortrag gehört hat, tatsächlich dann im Museum sieht.

Mnemonisch sind Gegenstände sehr gut, da man sie tatsächlich sehen kann. Wenn ich nur Gedanken habe, sind sie zuerst einmal präsent, verblassen und verschwinden aber dann. Nicht so die Gegenstände, die sich auch, wenn nötig, mit "aparten Auffälligkeiten" (um das Wort "bizarr" zu vermeiden) besser verankern lassen.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Wie wenn man etwas, über das man in der Schule oder in einem Vortrag gehört hat, tatsächlich dann im Museum sieht.
Für mich macht es einen großen Unterschied, ob ich ein Objekt im Museum betrachten kann, oder ob es mir gehört. Allein die Vorstellung, dass ich für besagten Brief Talleyrands verantwortlich bin, ihn sogar veräußern könnte, verändert die Sachlage und verstärkt seinen Wert als Erinnerungsstück gewaltig.
Aus demselben Grund liegt es auf der Hand, dass diese Mnemotechnik nur soweit trägt, wie ich die historischen Gegebenheiten verstehe. Für speed-memory ist das keine gute Methode.

U.V.
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Beitrag von Klaus Horsten »

Ulrich Voigt hat geschrieben:die historischen Gegebenheiten verstehen
Das mangelnde Verständnis soll nur ein Übergangszustand sein. Es soll weg. Ganz klar. Ich räume dem mangelnden Verständnis aber einen zeitweiligen Platz ein, bis ...

... ich etwa in die Öffentliche Bibliothek gehe. Dort sehe ich ein großes Regal voll mit historischen Büchern. Dann entdecke ich da: die Biografie Talleyrands, über den ich fast nichts weiß. Ja, Talleyrand hat einen Platz in meinem Gedächtnis. Aber wer war dieser Mensch?

Ich nehme mir das Buch mit. Es kostest mich so gut wie nichts. Ich zahle ohnehin die Jahresgebühr. Ich muss die Schwarte auch nicht von vorne bis hinten durchlesen. Durchblätttern, ein wenig schmökern, Wesentliches erfassen, das reicht schon.

Dann schaue ich weiter. Da sehe ich ein Buch über die spanischen Erbfolgekriege. Ja, auch die haben einen Platz bei mir. Aber eigentlich weiß ich so gut wie gar nichts über sie. Ich nehme auch dieses Buch mit. Wieder: ewas schmökern, lesen, nicht zu viel, sonst führt das Ganze zur Selbstüberlastung und zum Abbruch.

In meinen Augen verharrt speed-memory immer in der Möglichkeit. Ich versichere mir, dass, wenn ich wollte, ich könnte ... die Geschichtsfakten lernen. Aber ich will nie. Ich stecke in der Möglichkeit und genieße sie. Es geht mir nur um die Möglichkeit, nie um ihre Verwirklichung. Das ist ein Schwelgen in der Möglichkeit.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:ein Schwelgen in der Möglichkeit.
Meines Erachtens ist `Verstehen`immer nur ein relativer Begriff, zumindest was historische Gegebenheiten betrifft. Man wird niemals sagen können, etwas vollkommen zu verstehen, denn dafür sind die Zusammenhänge, in die alles Historische immer gebettet ist, viel zu komplex und auch zu undurchsichtig. Es gibt aber eine unterste Stufe des Verstehens, das sich durch ein gewisses Gefühl von Vertrautheit bemerkbar macht. Es könnte dafür schon genügen, dass man den Namen Talleyrand richtig zu schreiben versteht und weiss, dass dieser Mann Aussenminister Napoleons war. Von hier aus besteht dann die Möglichkeit, weiteres Wissen aufzubauen und anzureichern, man hat aber bereits eine hinreichende Basis, um einen Brief Talleyrands über den Frieden von Luneville interessant zu finden. Der Brief wird damit zu einem tauglichen Einnerungsstück.
Ich benutze nur ein Erinnerungsstück pro Jahr, befrachte es aber mit zusätzlichen Assoziationen, verwandle es also (in der Terminologie Matteo Riccis) in eine Halbwirklichkeit. Ich stelle mir z.B. vor, dass in dem Brief auch die Rede ist von dem Konkordat und on der Kanonade Kopenhagens durch Nelson.

U.V.
Caeles
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Beitrag von Caeles »

Hallo,

zu besagten Lernmethoden für
fake events und real events
!!

Ich glaube, dass sich die Methoden im Gedächtnissport dahingehend unterscheiden, dass man fake events mit dem Bewusstsein abspeichert, dass diese nicht real sind und dem Sport bzw. dem Training an sich dienen!

Weiterhin stimme ich folgendem zu:
* Wiederholen
Ein durchdachtes Wiederholen ist für dauerhaftes und sicheres
Behalten unerlässlich.
Gruß
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