major system

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


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DocTiger
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Re: major system

Beitrag von DocTiger »

Wer heilt hat Recht? Das war vor 100 Jahren. Mittlerweile heißt das Zauberwort "Evidenzbasierte Medizin".

Bachblüten sehen zum Beispiel auch aus als würden sie wirken, tun sie aber nicht.
Horkas
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Re: major system

Beitrag von Horkas »

Reden wir lieber nicht von den Problemen des Gesundheitssystems! Immerhin gibt es eine Menge an effektiven Alternativmethoden. Beim Lernen sind ja die Ergebnisse sofort nachvollziehbar. Wer - wie du es ja genau kennst - den Lernerfolg direkt erlebt, fühlt sich in seiner Methode zu Recht bestärkt. Darum geht es mir. Leider sind den Lehrern in der Breite die segensreichen Mnemotechniken nicht bekannt.
Du lernst ja, wenn ich deine Beiträge richtig verfolge, selbst lieber mit der Locitechnik als mit dem Major-System! Da scheinen sich unsere guten Erfahrungen zu gleichen.
Zuletzt geändert von Horkas am Mo 30. Jan 2012, 22:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: major system

Beitrag von DocTiger »

Ja, Major oder andere Bilderlisten sind ausgesprochen anstrengend, haben aber auf viele eine hohe Attraktivität weil es systematisch wirkt und mit zwei Majorbildern hat man 10000 Plätze....
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Re: major system

Beitrag von Horkas »

Die Major-Listen sind gewissermaßen wenig sinnlich, bei Locilisten ist die Anschaulichkeit viel leichter zu realisieren. Anschaulich aber muss es unbedingt zugehen. Wie will ich Kinder vom Wert der Mnemotechniken überzeugen, wenn ich nicht ihre Fantasie erreiche und für das selbstständige Lernen begeistere.
Was motiviert dich als Student, wenn ich direkt fragen darf?
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Re: major system

Beitrag von DocTiger »

Oft genug durchgefallen...
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Re: major system

Beitrag von Horkas »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Ist das major system noch aktuell?

Horst Kasper, Mnemotechniken im Unterricht, (2011), S. 41: "Von Vera Birkenbiehl stammt die Idee mit den thematischen Begriffen zu allen Buchstaben des Abcs. Nehmen Sie sich fünf Minuten (oder auch nur zwei) für ein Abc der Tiere, der Pflanzen, der Berge, der Flüsse, der Städte, der Länder der Erde, der historischen Persönlichkeiten, der Nachnamen, der Vornamen, usw." In der Tat empfiehlt Birkenbiehl, alles Memorieren mit Hilfe eines erweiterten Stadt-Land-Fluss - Systems zu unternehmen. In Das innere Archiv (2005) empfiehlt sie, 15 bis 25 solcher Listen zu kennen und gibt solche Listen explizit an.

Sowohl Birkenbiehl wie auch Kasper (= Staub) arbeiten also mit einer großen Garderobe, die sie aus kleinen zusammensetzen. Bei Birkenbiehl käme man insgesamt auf eine 650 (= 25 x 26)-Garderobe, bei Kasper auf eine 100-Garderobe.
Ich denke, Sie unterliegen da einem kleinen Missverständnis, lieber Herr Voigt! Ich habe noch einmal nachgesehen bei Vera F. Birkenbihl (Das neue Stroh im Kopf, 38. Auflage 2001 S. 132 ff.). Was sie "Wissensnetz" nennt in Form von nebeneinander angeordneten "Wissensalphabeten" hat mit Memorieren, wenn überhaupt, nur am Rande etwas zu tun. Mit dem, was wir hier in "Esels Welt" als Mnemotechniker machen schon gar nicht. Es handelt sich bei Birkenbihl eher um eine Kreativitätstechnik, die den Zugang zum vorhandenen "inneren Archiv" erschließt. Und das ist entgegen Ihrer Behauptung durchaus eine originäre Idee (so wie ich es beurteilen kann) von Vera F. Birkenbihl, der kürzlich verstorbenen Trainerin, der ich selbst den Zugang zu einer neuen Art des Lernens (jenseits der schulischen Routinen) verdanke. Von Garderoben zum Beispiel (oder verwandten Metaphern wie den Briefkästen von Gregor Staub) ist bei ihr überhaupt nichts zu lesen, auch wenn sie ab Seite 109 in diesem Buch ein "kleines Eselsbrückentraining" anbietet und dabei auch die Zuhilfenahme von Wissensalphabeten empfiehlt. Das Bilden von Assoziationen erfolgt dort wie bei den Mnemotechnikern, von "Garderoben" aber keine Spur.
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Ulrich Voigt
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Re: major system

Beitrag von Ulrich Voigt »

Horkas hat geschrieben:Ich denke, Sie unterliegen da einem kleinen Missverständnis, lieber Herr Voigt! [...] Es handelt sich bei Birkenbihl eher um eine Kreativitätstechnik, die den Zugang zum vorhandenen "inneren Archiv" erschließt.
Ich habe mich auch schon darüber gewundert, dass so viele Garderoben angegeben wurden ohne eine einzige Anwendung. Dann habe ich das also falsch verstanden. Meinetwegen! Aber als Kreativitätstechnik ist mir das gänzlich fremd und unzugänglich. Was wäre denn das für eine Art von Kreativität?

Meine Missdeutung versuchte immerhin, den Wortlisten etwas Sinnvolles zu unterlegen.
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Ulrich Voigt
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Re: major system

Beitrag von Ulrich Voigt »

Horkas hat geschrieben:Die Major-Listen sind gewissermaßen wenig sinnlich, bei Locilisten ist die Anschaulichkeit viel leichter zu realisieren.
Die Gegenüberstellung ist in dieser Allgemeinheit antiquiert, denn sie ist durch das MikeMechtnon Verfahren, das major und loci verschmilzt, überwunden. Darstellung in Esels Welt und auf http://www.likanas.de. Auch die Idee "Personen als Hausnummern" Esels Welt S. 229 f. verbindet major und loci, ist aber ein verselbständigtes Element des MikeMechtnon Verfahrens.

Ich bildete mir damals, als ich das Buch schrieb, ein, ich sei der erste Mnemotechniker, der loci und major organisch verbunden hat und damit zugleich die Vorteile beider Systeme verbindet und ihre Nachteile vermeidet.
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Re: major system

Beitrag von Horkas »

Ulrich Voigt hat geschrieben: Ich habe mich auch schon darüber gewundert, dass so viele Garderoben angegeben wurden ohne eine einzige Anwendung. Dann habe ich das also falsch verstanden. Meinetwegen! Aber als Kreativitätstechnik ist mir das gänzlich fremd und unzugänglich. Was wäre denn das für eine Art von Kreativität?
Mit dem Begriff Kreativitätstechnik habe ich versucht auf einen kurzen Punkt zu bringen, was Vera F. Birkenbihl mit dieser Übung macht. Es geht an dieser Stelle inhaltlich um Förderung (Beschleunigung, Erweiterung) der Wortfindung, Teilaspekt dessen, was sie als gehirngerechtes Lernen beschrieben und empfohlen hat. Das Gemeinsame mit der Mnemotechnik ist die hohe Bedeutung der freien Assoziation, aber die Zielrichtung ist eine andere. Birkenbihl arbeitete für die prinzipielle Erschließung der menschlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Das gleicht für mich der Öffnung des Taubenschlages, während die Mnemotechniken sich eher mit dem Einfangen der Tauben beschäftigen. Wir wissen ja sehr gut, dass es nichts nützt zu wissen, wie Mnemotechnik geht, man muss sie anwenden, um sie wirklich zu verstehen. Bei den kreativen Ideen von Vera F. Birkenbihl ist es nicht anders. Ich habe lange damit gearbeitet wie mit der Mnemotechnik weiß daher den Wert beider Disziplinen zu schätzen.
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Re: major system

Beitrag von Horkas »

Ulrich Voigt hat geschrieben: Die Gegenüberstellung ist in dieser Allgemeinheit antiquiert, denn sie ist durch das MikeMechtnon Verfahren, das major und loci verschmilzt, überwunden. Darstellung in Esels Welt und auf http://www.likanas.de. Auch die Idee "Personen als Hausnummern" Esels Welt S. 229 f. verbindet major und loci, ist aber ein verselbständigtes Element des MikeMechtnon Verfahrens.
Ich bin gerade dabei, diese Ihre Methode zu adaptieren und in meine eigene (Lern-)Praxis zu integrieren. Esels Welt sei Dank!
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Re: major system

Beitrag von Hansolka »

Das gleicht für mich der Öffnung des Taubenschlages, während die Mnemotechniken sich eher mit dem Einfangen der Tauben beschäftigen.
Eine treffende Metapher!
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Ulrich Voigt
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Re: major system

Beitrag von Ulrich Voigt »

Horkas hat geschrieben:Die Major-Listen sind gewissermaßen wenig sinnlich, bei Locilisten ist die Anschaulichkeit viel leichter zu realisieren. Anschaulich aber muss es unbedingt zugehen. Wie will ich Kinder vom Wert der Mnemotechniken überzeugen, wenn ich nicht ihre Fantasie erreiche und für das selbstständige Lernen begeistere.
Ich bin anderer Meinung. Man beginnt doch nicht mit Major-Listen, sondern mit Major. Und Major-Listen lassen sich, wie ich in Esels Welt und Das Jahr im Kopf vorgeführt habe, sehr wohl anschaulich machen.

Der richtige Zeitpunkt, Major an der Schule zu lehren ist ganz am Anfang bei der Alphabetisierung.

Das war die Ansicht von Johann Justus Winckelmann (1620-1699). Die Kinder lernen dann "die Buchstaben" zusammen mit der Unterscheidung zwischen Vocales und Consonantes und erhalten durch Major ein wunderbares Spielzeug, auch gleich "die Zahlen" interessant zu finden. Alles, was dabei mit Major unternommen wird, ist dann von ganz allein auch sinnlich, denn Kinder sind nun mal sinnlich.
Dieser wunderbare Gedanke Winckelmanns ist natürlich in der Praxis hoffnungslos, aber nicht wegen der Kinder, sondern wegen der Erwachsenen.
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Re: major system

Beitrag von Horkas »

Ulrich Voigt hat geschrieben: Der richtige Zeitpunkt, Major an der Schule zu lehren ist ganz am Anfang bei der Alphabetisierung.

Das war die Ansicht von Johann Justus Winckelmann (1620-1699). Die Kinder lernen dann "die Buchstaben" zusammen mit der Unterscheidung zwischen Vocales und Consonantes und erhalten durch Major ein wunderbares Spielzeug, auch gleich "die Zahlen" interessant zu finden. Alles, was dabei mit Major unternommen wird, ist dann von ganz allein auch sinnlich, denn Kinder sind nun mal sinnlich.

Dieser wunderbare Gedanke Winckelmanns ist natürlich in der Praxis hoffnungslos, aber nicht wegen der Kinder, sondern wegen der Erwachsenen.
Einleuchtend! Ist hier jemand unterwegs, bereit, als Grundschullehrerin oder auch Mutter/Vater die Methode den Kindern/ seinem eigenen Kind nahe zu bringen? Es wäre schön!

Getreu Erich Kästners altem Motto: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!
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Re: major system

Beitrag von Horkas »

DocTiger hat geschrieben:Wer heilt hat Recht? Das war vor 100 Jahren. Mittlerweile heißt das Zauberwort "Evidenzbasierte Medizin".
Zauberwort, exakt! Worte, nichts als Worte. Geschätzte 15000 Todesfälle jährlich in Deutschland durch MRSA und andere resistente Keime, viermal mehr als im Straßenverkehr. Wo ist da die "evidenzbasierte" Humanmedizin? Und was macht deine Zunft, lieber Doc Tiger, gegen den Botulismus unter unseren lieben Milchspendern? Noch immer nichts, habe ich gestern im Fernsehen erfahren! So lange der Fortschritt als derart lahme Schnecke daherkommt, ist das Vertrauen in solche aufgeblasenen Begriffe unangebracht.

Lernen ist da ein absolut ungefährliches Terrain.
Bachblüten sehen zum Beispiel auch aus als würden sie wirken, tun sie aber nicht.
Aber der Placeboeffekt ist nicht zu unterschätzen. Wer's glaubt, dem hilft's. Auch beim Lernen übrigens!
Zuletzt geändert von Horkas am Mi 01. Feb 2012, 18:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: major system

Beitrag von DocTiger »

Horkas, ich glaube du übertrittst mit diesem Flame ein wenig die Grenze dessen was Du als Laie beurteilen oder verurteilen kannst. MRSA ist in Russland und Afrika zum Beispiel kein Problem, dafür schlagen die sich da dann mit Tuberkulose und anderen gefährlichen Krankheiten rum die wir aufgrund eines guten Gesundheitssystem nicht haben. Wir in Deutschland regen uns gerne auf, aber vorzugsweise auf extrem hohen Niveau. Ohne evidenzbasierte Medizin hätten wir kein MRSA Problem weil wir entweder den Erreger garnicht kennen würden oder er würde nicht existieren weil es keine Antibiotika gibt... mit abstoßend hohen Mortalitäten bei für uns heutzutage trivialen Krankheiten als Konsequenz für den Verzicht auf Antibiotika.

Übrigens ist ein dem "Placeboeffekt" vergleichbarer Effekt in der Lernleistung meines Wissens nach nicht erwiesen. Wenn eine höhere Erinnerung nachgewiesen wird, hat man auch irgendwas getan um die Erinnerung zu erhöhen. Die Mechanismen dürften völlig anders sein. Dass einzige was immer wieder gezeigt wird ist die Fehleinschätzung der eigenen Lernleistung, und das hat auch jeder von uns schonmal erlebt mehr oder weniger stark. Darüber hinaus gibt es Probleme, sich bei eigenen Erfahrungen nicht selbst hinters Licht zu führen. Ich arbeite mich zur Zeit durch ein paar Veröffentlichung von Robert Bjork, und der bestätigt mit Studien und Experimenten einige meiner Vermutungen bezüglich Testeffekt, Retrieval-Practice und der Nichtexistenz relevanter Unterschiede im "Lernstil". Diese Möglichkeiten, Experimente durchzuführen habe ich leider nicht. Auch beschäftige ich mich gerne mit "viel Stoff", etwas, was ich bislang in keiner Studie gefunden habe. Das liegt an praktischen Gründen, hat aber die Konsequenz, dass Lernpraxis in Medizin, Jura etc wieder anders aussieht als die Experimente mit nur 100 Vokabeln oder so.

Ich habe zum Beispiel das Problem, wenn ich eine Empfehlung gebe in die eine oder andere Richtung was Memotechnik betrifft, dass meine Datenlage zu dünn ist: Erstens Ich und zweitens Höhrensagen von anderen. Aber herausragend bessere Methoden wurden bislang auch nicht ausreichend angewendet. Wir bewegen uns mit Empfehlungen also immer zwischen persönlicher Erfahrung und verzerrter Wahrnehmung.
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Re: major system

Beitrag von Horkas »

Lieber Doc Tiger,

ich denke, dass Laien, interessierte zumal, heute über eine Menge Informationen zum Gesundheitssystem verfügen, die ein klares Urteil über das Insiderversagen im System speziell im Fall der multiresistenten Krankheitserreger erlauben. Da ist zum Beispiel der flächendeckende Einsatz von Antibiotika in der Geflügelmast, gefördert von der Tiermedizin. Da sind Zahlen aus den Niederlanden, wo es der Krankenhausmedizin gelingt, die MRSA-Infektionen gegen Null zu drücken. Erfreulich, dass es (in NRW) inzwischen einige regionale Netzwerke gibt, die mit deutlichen Erfolgen aufwarten können, um nur einige Beispiele zu nennen. In der Breite unserer deutschen Wirklichkeit sieht es dagegen düster aus, sogar was die Einhaltung der altbekannten Hygieneregeln angeht. Ich lese jedenfalls täglich eine Menge davon. Alles evident, aber ohne Konsequenz im System. Das kann ein Laie sehr wohl be- und verurteilen.

Eine Diskussion über den Placebo-Effekt beim Lernen möchte ich hier lieber nicht führen. Es wäre zwecklos, weil Sender und Empfänger ganz offensichtlich auf verschiedenen Frequenzen reiten. Außerdem passt es nicht zum Thema major system.

Gruß
Horkas
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Re: major system

Beitrag von DocTiger »

MRSA ist ein Problem, das bestreitet niemand. Aber die Lösung des Problems ist eben weder glasklar noch erwiesen. Daran wird gearbeitet, mit Nachdruck. Von daher kratzt es mich wenig, wenn Laien wie Du irgendwelche Verschwörungstheorien ausgraben und damit im Prinzip der gesamten wissenschaftlichen Szene Betrug und Körperverletzung in tausenden Fällen vorwerfen. Du weißt es nicht besser, daher nehme ich Dir das auch nicht übel. Geflügelmast ist ein anderes Thema, aber rate mal wer rumschreit wenn sie sich nur noch zwei mal im jahr ein Brathähnchen leisten können. Auch dieses Problem ist in Arbeit, aber auch bei weitem nicht so schlimm wie es manchmal aufgebauscht wird. Die Resistenzen kommen übrigens überwiegend nicht aus der Tiermedizin, aber auch da werden unterinformierte Laien ihre persönliche Überzeugung stets der objektiven Ursachenforschung vorziehen.

Placeboeffekte in der Lerntechnik kann es nicht geben, da wir keine Pillen ausgeben. Selbst im übertragenen Sinne ist die Empfindung eines objektiv nichtexistenten Vorteils noch lange kein "Placeboeffekt" sondern schlichtweg eine Selbsttäuschung. Wenn der Laie vom Gegenteil des Placeboeffektes spricht, sprechen wir von Blind und Doppelblindstudien, die aber in der Psychologie notorisch schwierig sind, da die Patienten mitdenken und die "Verabreicher" meistens auch mitdenken müssen. Dementsprechend haben wir immer eine Art Offset-Effekt durch die reine Beschäftigung mit dem Thema, und gegenüber diesem Offseteffekt müsste man die eigentliche Wirksamkeit beurteilen. Wie gesagt, dass ist in kontrollierten Bedingugen notorisch schwierig und unter praktischen Bedingungen fast unmöglich.

Letztlich bleibt zu sagen dass der Plural von "Anekdote", Anekdoten lautet und nicht "wissenschaftliche Daten."
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Re: major system

Beitrag von Horkas »

Ich könnte mir zwar jeden Tag ein (teureres) Hähnchen leisten. Aber stell dir vor, es k... mich an! Leider hast du alles falsch verstanden, sorry!

Ansonsten schweigt des Sängers Höflichkeit, sonst geht hier noch der letzte Anflug von Humor den gefrorenen Bach runter. Bleiben wir lieber bei den Variationen zur Mnemotechnik, auch wenn es dort an manchen Stellen (denk an die memoPower) ratzt. :idea:
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Re: major system

Beitrag von Flauwy »

So, haken wir doch das Thema "Medizin" ab und verlassen uns auf die Selbstheilungskräfte der Seele. Dieser möchte ich nämlich einen Gefallen tun und ihr leckere Wissenshäppchen verabreichen, die mit noch leckeren Systemen gelernt und gefestigt werden. Das Majorsystem war ein schöner und leichter Start in die Thematik, doch nach acht Jahren wirkt es für mich überholt und aufgesetzt.

Als fortgeschrittener Mnemotechniker möchte ich bedeutungsvolle Systembilder, ohne dabei durch starre Code-Konventionen gefesselt zu sein. Statt mir also für mein 3-stelliges System überlegen zu müssen, welches Wort für 226 (n-n-ch) passt und ich mich mit den wenigen hakeligen Möglichkeiten zufrieden geben muss, hole ich mir lieber die tollsten und einprägsamsten Bilder zusammen, die ich finden kann. Siehe dazu auch mein 1000-Personen-System. Dieses verzichtet völlig auf jegliche Codierung zugunsten der Vielfältigkeit. Selbstverständlich ist es dadurch auch ungemein schwieriger, das System zu lernen, weshalb ich es sicher nicht als bevorzugtes System empfehle. Ist es allerdings einmal im Kopf, kommt der ursprünglichen Herleitung nur noch wenig Bedeutung zu. So erging es mir jedenfalls damals mit meinem Majorsystem. Relativ schnell war mir die Codierung keine Hilfe mehr, sondern diente nur in der Lern- und Anfangsphase als Eselsbrücke zu den 100 Begriffen. Dennoch mühte ich mich lange mit gequälten Begriffen wie Taufe (18), Nische (26), Nabe (29) oder WM (83) ab. Bei einem 3-stelligen System mit Major-Basis, wäre dies nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel.

Durch bedeutungsschwere Bilder hoffe ich, meine Lernleistung zu steigern und vor allem auch die Motivation anzukurbeln. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, da thematisch kategorisiert, dass dem Nutzer eine breite Basis an Wissen jederzeit zur Verfügung steht. In meinem Fall handelt es sich dabei zwar um fragwürdige Trivia bestehend aus Buch, Film und Fernsehen, was aber, da völlig individuell, eine gehörige Portion Lebensfreude vermittelt.

Ergo schließe ich daraus, dass das Major-System eine gelungene Einstiegsdroge in die Mnemotechnik darstellt. Besonders der Ansatz von Herrn Voigt bzw. Winkelmann ist äußerst vielversprechend:
Ulrich Voigt hat geschrieben:Der richtige Zeitpunkt, Major an der Schule zu lehren ist ganz am Anfang bei der Alphabetisierung.

Das war die Ansicht von Johann Justus Winckelmann (1620-1699). Die Kinder lernen dann "die Buchstaben" zusammen mit der Unterscheidung zwischen Vocales und Consonantes und erhalten durch Major ein wunderbares Spielzeug, auch gleich "die Zahlen" interessant zu finden. Alles, was dabei mit Major unternommen wird, ist dann von ganz allein auch sinnlich, denn Kinder sind nun mal sinnlich.
Darüber hinaus verliert das System jedoch an Bedeutung, da der ambitionierte Gedächtnis-Jongleur zu sehr eingeengt wird. Und nichts ist beklemmender, als in seinen eigenen Gedanken die Wände auf sich zukommen zu sehen.
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