Ton-Intervalle hören lernen

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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xfalke
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Ton-Intervalle hören lernen

Beitrag von xfalke »

Hallo Leute,

als vorwiegend über lange Zeit hinweg Mitlesender, möchte ich Euch eine spezielle Frage stellen, die aus einem aktullen Problem heraus kommt:

Ich versuche seit einiger Zeit, "vom Blatt" singen zu lernen - sprich: eine Notenzeile zu sehen und innerlich die Musik zu hören (und sie dann ev. auch nachzusingen);

es gibt verschidenste Tipps aus verschiedensten Ecken dazu - sie reichen von Solmisation bis zum "Auswendig-Lernen" von Patterns (wobei sich die Frage eben stellt: wie funktioniert das Auswendig Lernen in dem Fall);

mein Ansatz ist, musikalische Intervalle erkennen und singen zu lernen; nun die Frage: Kennt irgend jemand von Euch dazu einen mnemotechnischen Ansatz?

um nicht falsch verstanden zu werden:

Ich weiß, welche Tonabstände welche Intervalle ergeben, ich erkenne sie auch auf dem Papier - es geht also nicht ums Notenlesen (also bitte keine weiteren Merktipps zum Thema wie merke ich mir die Notennamen) - es geht um die Musik, die erklingen soll;

triviales Beispiel: Ich sehe auf der Notenzeile die Quarte C - F, hole mir vom Klavier das C - und möchte innerlich hören (lernen) wie dann das F zu klingen hat (zugegeben, die Quart ist eher ein einfaches Beispiel)

ich sehe also, kurz gesagt, in den Intervallen sowas wie Grundvokabel - und weil Vokabellernen der Mnemotechnik zugänglich ist, habe ich die Idee, dass ev. von der Seite Unterstützung für mein "Projekt" kommen könnte;

eines ist mir klar (also auch bitte keine Hinweise in der Richtung): dass nämlich üben, üben, üben Bestandteil dieses Lernprojekts ist;

im voraus:
Danke für allfällige Hinweise
xfalke
DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

Ein beliebter Ansatz ist es, die Intervalle abzubilden auf bekannte Passagen aus Stücken. Beispielsweise den Tritonus auf denn Anfang von Händel's Vouch Safe, Oh Lord aus dem Dettinger Te Deum. Es lässt sich für praktisch jedes Intervall eine solche Phrase finden und, so man denn nicht über ein absolutes Gehör verfügt, die man auf den gerade betrachteten tonalen Kontext übertragen kann (minimale Abweichungen durch die Art Stimmung [z.B. rein, pythagoreich, oder 1/4 Komma mitteltönig] ausgenommen, das berühmte "pythagoreische Komma").

Es bleibt also die Verknüpfung zwischen betrachteten Noten und dem Phrasenfragmentes mit dem gleichen Intervall herzustellen, wo die mnemtotechnische Assoziation davon abhängen dürfte welchen Ansatz man beim Notenlesen verwendet. Jedoch dürften verbale Verknüpfungen nicht ausreichend sein.

Gruß
DivineTraube
Bärline
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Beitrag von Bärline »

Intervalle durch Liedanfänge lernen: http://www.schlagzeugunterricht.ch/musi ... lle_b2.htm

Bärline
xfalke
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Lernkarteisystem

Beitrag von xfalke »

Vielen Dank
für die Hinweise;

ja, ich habe eine ganze Liste von Liedanfängen für Ton-Intervalle - allerdings war mir der Tritonus im Dettinger Tedeum neu (obwohl wir dieses letzten Sommer mit dem Chor in Wien gesungen hatten - aber bei Vouchsafe hat der Chor Pause, und was die Solisten so treiben, verfolge ich nicht ganz so genau);

mit den Liedanfängen ist das aber leider so ein Problem:

1. mitten in der Melodie beginnen, nach dem Intervall per Liedanfang zu suchen, ist enorm schwer

2. mein Ziel wäre ja, die Verbindung vom Blick auf die Notenzeile zum Klang im Kopf zu schaffen (also Konditionierung) - somit möchte ich mir auch keinen Umweg über die Vorstellung erlauben, wie es klingt, wenn ich die betreffende Pianotaste anschlage ...

ich hab mir schon überlegt, ob ich mir verschiedene Intervalle und typische Patterns auf die Karteikarten einer Lernkartei schreibe und das Einprägen mit dem Lernkarteisystem probiere - gibts dazu Erfahrungen? z.B., was die Wiederholungszeiten anbelangt (die üblichen Wiederholungszeiten 10 Min., 1 Tag, 1 Woche, 1 Monat etc. dürften bei Musik nicht so klappen, das merke ich, wenn ich längere Melodien auswendig lerne);

Routen dürften in dem Fall vermutlich ebenfalls nicht angebracht sein - oder gäbs da eine Idee dazu?

auf alle Fälle mal: Danke!
liebe Grüße
xfalke
DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

Das Thema für mich als Sänger sehr interessant. Vielleicht finden wir einen mnemotechnischen Ansatz / eine neue Technik. Hier meine Idee:

Ich halte daran fest, dass Phrasen aus Stücken sehr schnell dauerhaft und stabil zu memorieren sind (sie akkumulierren viele Wahrnehmungsfelder: Gefühle, Gehör, etc.), folglich eine gute Grundlage darstellen. Nun spiegeln bekanntlich solche Phrase bestimmte Stimmungen wieder, man erstellt also eine Tabelle von bildchen Verknüpfungen als synästhetische, emotionale Brücke zu den jeweiligen Phrasen für ein bestimmtes Intervall. Denkt man nun also beispielsweise an ein rotes Tuch, folgt man der erlernten Verknüpfung zu der Phrase aus Votre toast (Toréadorsarie) zur Stelle to-[Sekunde]-re-a-dor..., aus Bizet's Carmen.
Dadurch hat man ein bildliche Verknüpfung zu einem Intervall hergestellt. Einen Fundus an solchen (Bild, Intervall, Phrasen) Tupeln erstellt man für eine sinnvolle Anzahl an Intervallen (bis zur Tredezime wird man wohl nicht gehen müssen), sowohl auf als auch abwärts.
Opern sind hierfür von hervorragender Eignung, da die szenische Momentaufnahme und hochdistinktive Dramatik einen gewissermaßen geistig an die richtige Stelle in der Arie/Caballeta/Rezitativ/Arioso etc. katapultiert und gleichzeitig schon ein passendes Bild liefert.

Mit dieser Tabelle von Verknüpfungen gilt es nun weiterzuarbeiten, d.h. die Vernküpfung zur abgebideten Note herzustellen. Dazu würde ich eine Technik vorschlagen, die ich auch für Binärzahlen verwende. Dort projeziere ich für Dreierpaare (BCDs=Binary Coded Decimals) von Binärziffern die Einsen auf eine gedachte, interpolierte Kurve der dezimalen Zahlenform des arabischen Systems. So bilden für 011 die beiden Einsen gerade die mittlere Spitze einer 3. Diese Betrachtung von Einsen als Funktionswerte von Stützstellen einer Interpolationskurve, lässt sich auf Noten übertragen, die nun die Rolle der Einsen übernehmen.
Sehe ich also die charakteristische Form einer Sekunde (etwa 0°, ich werde wohl noch illustrierende Grafiken nachliefern), so stelle ich mir vor, wie dieser beiden Noteköpfe von einem roten Tuch schräg umschlungen, sind gleichermaßen um einem Stier gegen den Kopf geschmettert zu werden. Damit ist dann die Assoziation mit dem Intervallbild hergestellt, transitiv also auch mit der Erinnerung an die to-[Sekunde]-re...-Phrase, die nun (ohne Text) als Melodie im Kopf auftaucht.

Die Idee werde ich demnächst bebildert darstellen.
Sollte das funktioniert und praktikabel sein, könnte man gemeinsam eine Tabelle der Verknüpfungen und mnemotechnische Brücken als Allgemeingut ersinnen.
Gruß
DivineTraube
xfalke
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Beitrag von xfalke »

Hi,

so, wie Du das beschreibst, klingt das ein bisserl kompliziert - bin deshalb auf die Umsetzung gespannt;

ich glaube auch, dass nicht allein Intervalle die Sache sind, es gibt in vielen Bereichen der Musik charakteristische Patterns - z.B. im Volkslied der Beginn mit Unterquarte - Tonika - Terz, oder als Ende die Folge (in C-Dur) F- E - G- D - C, oder im Barock der Halbschluss C - H - C oder (in F-Dur) F - E- F etc. ... und ich hab gemaerkt, dass es leichetr ist, solche Patterns beim Singen anzuwenden als an das Intervall zu denken;

ich gebe auch zu überlegen, dass der Umweg über Bilder eine weitere Ebene darstellt; es gibt ja schon das Problem, das Gesehene umsetzen zu müssen in den Begriff eines Intervalls - den dann noch umsetzen in Töne, das sind schon drei Schritte, wenn Du dann noch einen Schritt hinzufügst, nämlich den über das Bild ... ich weiß nicht recht;

ich habe mich eine Weile mit Solmisation (Solfege) beschäftigt, ich denke, da lassen sich auch ein paar Anregungen zu Deinem Modell finden (google nach einem der Stichworte, auf Englisch fgindest Du einiges dazu, hab leider keine Bookmarks gespeichert);

ich bin auf alle Fälle total gespannt, mach auch gerne beim Zusammensuchen vomn Intervall-Stellen mit, aber eher aus dem Lied-Bereich,

mfG
xfake
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