Kalender im Kopf

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Martin hat geschrieben: Ampère
Das Beispiel sollte nur zeigen, was ernsthafter Wille auch ohne besondere Technik vermag - und wie wenig die angeberischen Ratschläge der Supergedächtnis-Lehrbücher in dieser Hinsicht bedeuten.
eine (abgewandelte) Neuauflage der Lateinlehre von Buno
Lateinische Vokabeln nebst ihrer grammat. Einordnung: Ich habe eine solche Modernisierung der Lehre Bunos im Kopf und überlege allen Ernstes, sie an einer Lerngruppe auszuprobieren. Eine erste Sitzung mit Schülern des Johanneum hier in Hamburg gab es vor ein paar Wochen und war sehr vielversprechend. Erstens besteht hinreichend Unzufriedenheit mit den tatsächlichen Lernmethoden. Zweitens besteht ein Interesse daran, die Vokabeln schnell und dauerhaft zu lernen. Drittens sahen die Schüler sofort, daß ihre bisherige passive Rolle als Lerner sich verwandelt in die aktive Rolle eines Künstlers, der sich über jeden neuen Baustein freut. Ich neige aber aus Zeitgründen dennoch dazu, die Dinge nicht weiter zu vertiefen. Den Schülern hab ich, nachdem wir über die Gesamtstruktur gesprochen und ein paar Vokabeln entsprechend verarztet haben, gesagt: "Seht mal, so könnt ihr euch das selbst aufbauen. Und sagt mir dann doch bitte nach einem halben Jahr, was dabei herausgekommen ist." Na ja, das war vermutlich eine Überforderung, denn eigentlich müßte ich sie dabei begleiten. Aber die Zeit ...
Wenig dürfte es helfen, das alles lehrbuchartig aufzuschreiben. Niemand würde das lesen. Wenn es sich aber einmal herausstellt, daß eine Lerngruppe an einer Sache Spaß hat und Erfolg hat, so würde sich das schnell herumsprechen. Und wenn es einmal gelingt, eine Schule dazu zu bringen, Lateinvokabeln nach mnemotechnischer Methode zu unterrichten und sich herausstellt, daß die Schüler dieser Schule damit wesentlich mehr Erfolg haben als andere, so würde sich das sehr schnell unter den Eltern herumsprechen, so daß die Nachbarschulen unter Druck geraten. U.s.w. - Nur ein solcher Weg wäre wirklich erfolgversprechend. Ich denke sogar, daß ich das leisten könnte, ich hätte auch Lust dazu, auch habe ich die Beziehungen, die mir einen Start erlauben würden. Aber die Zeit ...
Das größte Hindernis auf diesem Weg wären übrigens die Lateinlehrer. Ich hatte mit ihnen früher regelmäßig beruflich zu tun und habe verschiedene Anläufe gemacht, hier und da "gute Ratschläge" zu geben. Beim Wort Mnemotechnik ergriffen sie allesamt energisch die Flucht. Die Vorstellung, daß sie vielleicht nicht die optimalen Methoden verwenden würden, war ihnen unzugänglich. Man muß also mit den Schülern anfangen, nicht mit den Lehrern. Und der reine Erfolg ist dann der Hebel.

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Martin
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Beitrag von Martin »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Ich neige aber aus Zeitgründen dennoch dazu, die Dinge nicht weiter zu vertiefen.
Gegen Zeitmangel ist grundsätzlich nur schwer anzugehen, gerade wenn selbiger von Berufs wegen eine feste Größe ist. Schade einfach für die Mnemotechnik und die genannten Lateinschüler im Besonderen... Ich erinnnere mich noch an einen Beitrag im wwbc, in dem seitens Ulrich u.a. ein kurzer, augenzwinkernder Blick auf vokabellernende Schüler seiner Schule beschrieben wurde mit der Bemerkung (sinngemäß): Wie die Kleinen sich abquälen. Mit meiner Technik wäre es um vieles leichter, aber ich bin ja nicht ihr Lehrer. Woraufhin sich einige Forumteilnehmer teilweise regelrecht empörten, welch süffisante Ansicht hier offenbar werde und Ulrichs „Nicht- Einschreiten“ heftig kritisierten. Schon deshalb halte ich die beschriebene Sitzung mit Johanneum- Schülern für ausgesprochen gut, nicht zuletzt ist solchen Aktionen eine echte Multiplikatorwirkung zuzutrauen, die allerdings mit einmaligem persönlichen Einsatz auf eher wackeligen Beinen stehen dürfte.
Wenig dürfte es helfen, das alles lehrbuchartig aufzuschreiben. Niemand würde das lesen.
Warum? Wer ernsthaft am Fremdsprachenerwerb interessiert ist, scheint in meinen Augen i.d.R. ein Rezipient zu sein, der sich lieber (schöne) Geschichten zu Gemüte führt als fade Grammatik-/Vokabelkapitel einzuverleiben, wie sie uns allen zur Genüge geläufig sein dürften. Selbst wenn es sich nur um eine "Gebrauchsanweisung" handelt, die nur an bestimmten Stellen exemplarisch die eigentliche mnemotechnische Aufbereitung, die Geschichten nämlich, aufweist, wäre dies bei ansonsten schlüssigem Gesamtkonzept, einem "Kochbuch" quasi gleichkommend, ein nicht so ohne weiteres abzutuendes Lehr-, Buchprojekt.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Martin hat geschrieben:Woraufhin sich einige Forumteilnehmer teilweise regelrecht empörten
Solche Aufregung über vermeintliche Defizite anderer ist immer wohlfeil.
mit einmaligem persönlichen Einsatz auf eher wackeligen Beinen
Ja
lieber (schöne) Geschichten zu Gemüte führt als fade Grammatik-/Vokabelkapitel einzuverleiben
Erstens habe ich daran Zweifel. Mnemotechnik ist einfach eine gar zu abschreckende Angelegenheit.
Zweitens würde mir solch ein Buch auch nicht aus dem Ärmel fallen. Es müßte alles erst einmal praktisch erprobt sein. Und: Ich habe die notwendige mnemotechnisch geformte lateinische Grammatik noch nicht in der Hand. Das wäre eine ernsthafte Arbeit, bei der ich Hilfe von Lateinern benötigen würde. Wenn man dergleichen veröffentlicht , muß ja rundherum alles stimmen. Und hier muß ich mich entscheiden, welche Arbeit ich vorranging machen will.
Im Grunde denke ich so: eine Mnemotechnik des lateinischen Vokabellernens, wiewohl mühsam, ist doch im Prinzip ziemlich einfach und keine wirklich große Herausforderung. Also kann ich sie auch hintenansetzen und mich erst einmal den wirklich schwierigen Aufgaben widmen.

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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Martin hat geschrieben:Rezensionschancen
Man darf den Journalisten nicht zürnen. Über Sachbücher haben sie nun mal kein eigenes Urteil. Wie sollten sie auch?
Die Crux des Likanas Verlags
Der Likanas Verlag wurde gegründet, um innovative Mnemotechnik zu befördern, und da liegt die Crux.
Mnemotechnik als lebendige Unternehmung gilt bei den Gebildeten als eigentlich schon im 16. Jahrhundert, allerspätestens aber dann im 19. Jahrhundert endgültig ausgestorben. Von dieser Seite her wird man sich also sehr schwer damit tun, dergleichen plötzlich doch wieder ernstzunehmen. Auf dem Einstein Forum zu Frances Yates 1996 stellte ich mich einem prominenten (und übrigens auch sehr verdienten) Erforscher der Mnemotechnik der frühen Neuzeit vor als "Mnemotechniker". Er sah mich an, als wollte ich ihn auf den Arm nehmen. "Ich dachte nicht, daß es heutzutage noch Mnemotechniker überhaupt gibt."
Bei den Gedächtnissportlern wiederum gilt Mnemotechnik weitgehend als fertig einsetzbare Angelegenheit. Ich finde auch hier herzlich wenig produktive Neugier. Eine ganze Zeitlang betrachtete man mich auch von dieser Seite mit Argwohn: "Was will denn der?" Oder gar: "Wenn du möchtest, daß wir dich ernstnehmen, mußt du dich zuerst einmal uns anpassen und an unseren Meisterschaften teilnehmen." Zur Strafe habe ich mir die Pi-Permutation als Sport ausgedacht; jetzt wird man ja sehen, wie viele Gedächtnissportler die Fähigkeit haben, sich daran zu beteiligen.

Vor diesem Hintergrund läuft das Unternehmen Likanas Verlag GmbH gar nicht so schlecht. Es gibt keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen.

Ich will im übrigen zugeben, daß die beiden Bücher des Likanas Verlags noch nicht hinreichen, das Weiterleben produktiver Mnemotechnik im 21. Jahrhundert zu erweisen. Man wird sich sagen: "Na ja, für Kalenderdaten und Zahlenkolonnen mag Mnemotechnik zwar funktionieren, aber: Was ist eigentlich z.B. mit den Sprachen??" Ein starker Grund für mich, endlich eine funktionierende Mnemotechnik des Chinesischen darzubieten.

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Beitrag von Martin »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Erstens habe ich daran Zweifel.
Das ist vollkommen in Ordnung und legitim; es gilt dann umso mehr abzuwägen, ob das Risiko-Nutzen-Verhältnis überhaupt die Arbeit lohnt. Wenn nicht, so ist die Konsequenz, sich anderen Dingen hinzuwenden, naheliegend und absolut verständlich.
Mnemotechnik ist einfach eine gar zu abschreckende Angelegenheit.
Das mag vordergründig zutreffen, spätestens nach den ersten Erfolgserlebnissen allerdings ist es für den einzelnen Anwender garantiert keine wirkliche Abschreckung mehr.
...würde mir solch ein Buch auch nicht aus dem Ärmel fallen.
Sehr wohl nachvollziehbar. Überhaupt hätte in diesem Fall die Produktpalette des Verlags auch eine ganz andere Dimension, wie unschwer zu vermuten ist.
Wenn man dergleichen veröffentlicht , muß ja rundherum alles stimmen.
D‘accord, denn nur halb ausgefeilte Bücher auf den Markt zu bringen, käme dem berühmten Schuss nach hinten gleich und würde Likanas einen Imageschaden bereiten, der u.U. auch auf lange Sicht kaum mehr wett zu machen wäre.
Bei den von Klaus angesprochenen Downloadoptionen (e-book etc.) hingegen ist in meinen Augen eher ein Feld gegeben, das gewisse „Freischuss-Qualitäten“ offeriert und eventuell als Plattform für „Betaversionen“ und (vorläufige) druckunreife Manuskripte genutzt werden könnte. Die Rückmeldung der User wäre sicherlich gegeben und somit auch externes Feedback weit vor der Drucklegung garantiert. Hier lohnt es sich einmal gründlich das Für und Wider zu eruieren
Und hier muß ich mich entscheiden, welche Arbeit ich vorrangig machen will.
Das ist nur zu gut verständlich. Dass es Dir an Projektideen sowieso nicht mangelt, war und ist mir bewusst, eine Prioritätenliste dementsprechend die logische Konsequenz und das gute Recht des Autors und Verlegers in Personalunion selbige sukzessive abzuarbeiten.
"Ich dachte nicht, daß es heutzutage noch Mnemotechniker überhaupt gibt."
Wie steht es denn eigentlich um Mike Mechtnon und Wu-Li Fu bzgl. mnemotechnischer Arbeiten? Sind beide noch auf diesem Gebiet aktiv? Da ich keinerlei biografische Daten vorliegen habe, hoffe ich jetzt nicht, einen gewissen Fauxpas mit meinen Fragen begangen zu haben.
...läuft das Unternehmen Likanas Verlag GmbH gar nicht so schlecht. Es gibt keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen.
Das ist doch auf alle Fälle schön zu vernehmen und freut mich als „Likanas- Fan“ ungemein.
...endlich eine funktionierende Mnemotechnik des Chinesischen darzubieten.
Dieses Ansinnen kann ich trotz der geäußerten Zweifel nur gutheißen. Persönlich wäre mir eine Abhandlung in Spanisch oder Französisch lieber, aber eine bereits weit fortgeführte Arbeit einfach ad acta zu legen, kann nicht wirklich vernünftig sein. Die in Aussicht stehende Reputation in Sachen Mnemotechnik – Fremdsprache lohnt selbstredend die noch zu schulternden Mühen. Meine Bestellung für dieses Werk gebe ich jedenfalls hiermit schon im voraus bekannt und bin sehr gespannt.

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Beitrag von Ulrich Voigt »

Martin hat geschrieben:Mike Mechtnon und Fu Wu-Li
Leider lebt Fu nicht mehr und daher hat sich Mike komplett abgewendet. Ich weiß nicht einmal mehr, wo er steckt. Aber mich gibt es noch.

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