Die Probleme der Mnemotechnik

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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purpled-youth
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Die Probleme der Mnemotechnik

Beitrag von purpled-youth »

ich möchte hier mal meine situation darstellen und erwarte kein Verständnis , trotzdem ist es meine persönliche erfahrung mit der ich hier poste.

Die Mnemotechnik ist einfach so zeitaufwendig , das es mich so sträubt irgendetwas zu verbildlichen und auf einer Route abzulegen.

wie kann es sein, dass man so viel geduld für etwas aufbringen muss.
ja genau die geduld.

die geduld ist der punkt. der punkt der punkte der mnemotechnik.

es ist doch einfach ungerecht, dass man in der heutigen zeit wo man doch so flott alle informationen aufschnappen möchte, mit etwas konfrontiert wird: der Mnemotechnik.

Sie raubt einfach die Zeit von vorne bis hinten.

Wenn ich Bilder suche für eine a4 seite und da drinnen fast jedes wort in ein bild verwandeln muss so brauche ich alleine für die bildersuche eine stunde.

Diese Bilder dann auf einer Route abzusetzen und diese dann noch zu wiederholen kostet so viiiel Zeit und das größte Problem: Die Geduld.

Wo gibt es denn bitte Bücher über die Geduld. Man möchte lesen, lesen lesen. JA das geht in Ordnung. Lesen ist Vergnügen trotzdem mit Aufwand verbunden wenn
man etwas nicht versteht. Aber beim Memorieren da gibt es keinen Lesefluss.
Der Lesefluss wird ständig unterbrochen durch: Bildersuchen und auf Route ablegen und das in jedem Satz.

Und das Problem des Wiederholens: Man sieht die Bilder, weiß aber nicht mehr was das Bild bedeutet. Dann habe ich wieder null Bock alles neu zu lernen.

Die Frage ist doch: Ist das Lernen deshalb so schwer weil es soviel gibt was ich stattdessen tun könnte ? Hatten es die Leute vor der Technisierung der Welt und den damit verbundenem aufkommendem Hedonismus nicht viel einfacher zu lernen?

Die Frage ist auch: Wie teile ich mir den Tag ein? Angenommen man steht in der Früh so gegen 7 oder 8 auf und beginnt mit dem Memorieren. Vielleicht sollte man garnicht mit dem Memorieren am Tag beginnen. Vielleicht sollte man zuerst ein paar Stunden lang lesen und danach sich mit der Geduldsprobe Mnemotechnik befassen.

Was sind nun das Problem? Es ist die Kunst des Beherrschens. Beherrsche ich mich oder gebe ich mich der Muse hin? Wenn ich so überlege müsste ich alles was mir den Geist raubt ausmisten. Wieder so schwer.

Die Frage ist auch: Wie beginne ich mit der Mnemotechnik? Sind die ersten paar Minuten entscheidend? Wenn ich einmal drinnen bin im Memorieren? Ab wann wird es leichter die Geduld zu ignorieren?

Wie geht ihr mit manchen dieser Fragestellungen um?
Kevin
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Beitrag von Kevin »

wie kann es sein, dass man so viel geduld für etwas aufbringen muss.
ja genau die geduld. die geduld ist der punkt. der punkt der punkte der mnemotechnik.
Geduld ist nicht nur wichtig für Mnemotechnik, Sie ist überhaupt eine der wichtigsten Eigenschaften. Ich bin auch ein sehr ungeduldiger Mensch gewesen, obwohl ich zuweilen Rückfälle erleide, und kann aus Erfahrung sagen, dass es mehr schadet als nützt. Beispielsweise kann mangelnde Geduld dazu führen, dass Vorhaben abgebrochen werden bevor sich der Erfolg einstellt. Außerdem ist Ungeduld total undankbar sie verdirbt dir den Spaß am Lernen, macht Unzufrieden und das Schlimmste: um Ungeduld abzulegen brauchst du Geduld. Mir hat es geholfen realistische Ziele zu setzen, an den Erfolg zu glauben und standhaft zu bleiben. Versuch die Ungeduld durch Neugier zu ersetzen. Ohne Geduld wirst du bei jedwedem Lernprozeß Schwierigkeiten haben egal ob mit oder ohne Mnemotechnik.
Diese Bilder dann auf einer Route abzusetzen und diese dann noch zu wiederholen kostet so viiiel Zeit und das größte Problem: Die Geduld.

Und das Problem des Wiederholens: Man sieht die Bilder, weiß aber nicht mehr was das Bild bedeutet. Dann habe ich wieder null Bock alles neu zu lernen.
Ob du mit oder ohne Mnemotechniken und egal was du lernen willst, wiederholen würde ich an deiner Stelle auf jeden Fall, wenn du über einen längeren Zeitraum lernst. Diese Zeit mußt du von vorne rein mit einplanen.
man etwas nicht versteht. Aber beim Memorieren da gibt es keinen Lesefluss.
Der Lesefluss wird ständig unterbrochen durch: Bildersuchen und auf Route ablegen und das in jedem Satz
Bevor du irgendwelche Bilder suchst, verschaff dir zunächst einen Überblick. Wenn du dich ständig beim Lesen unterbrichst, sinkt das Verständnis drastisch ab. Ich halte die SQ3R-Lesetechnik für relativ gut geeignet. Entscheidend ist, dass du dir selber Fragen zum Text stellst. Erst im nächsten Schritt würde ich versuchen den Stoff zu memorieren. Im Grunde hast du es selbst gesagt:
Vielleicht sollte man zuerst ein paar Stunden lang lesen und danach sich mit der Geduldsprobe Mnemotechnik befassen.
Was lernst du? Und wofür?
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Übung macht die Mnemotechniken wesentlich entspannender. Wenn du bislang selten lebendige Visualisierung betrieben hast, dauert es eben eine Weile bis es dir in Fleisch und Blut übergeht.

Ich sehe bei mir mittlerweile, dass ich bei allem was mir gesagt wird, automatisch bessere, lebhaftere Bilder produziere. Ich glaube manche Menschen haben dass schon viel früher "durch Zufall" gelernt.

Das sind dann übrigens die Leute mit dem herrausragenden "gottgegebenen" Talent ;)
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Pat
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Beitrag von Pat »

Mit der richtigen Übung (oder auch ohne sie) kommen die Bilder in Sekundenbruchteilen und ohne jede Anstrengung.

Dann brauchst Du auch keine "Geduld" mehr.

Übrigens: 'Live' codieren ist nicht unbedingt sinnvoll.
Du solltest Dir zuerst den Stoff zumindest einmal ganz normal durchlesen und versuchen, soviel wie möglich zu behalten und Sinneineheiten und interne Verständnisverknüpfungen zu bilden. Das übliche Lernen, aber ohne den Zwang, es behalten zu müssen.

Dann lässt Du es kurz "ruhen", überfliegst es vielleicht noch einmal schnell und machst erst dann die ersten Bilder.

Wenn Du es anders versuchst, weißt Du (jedenfalls bei neuem Stoff) natürlich nicht mehr, wofür das Bild steht: Du hast das zu Codierende ja noch gar nicht verinnerlicht, so daß Du auch nicht daran erinnert werden kannst.

Die bei diesem Vorgehen (im Vergleich zum simultanen Erstlesen und Codieren) erhöhte Investition von Zeit bringt einen weit überproportionalen Gewinn an sicherer verankertem Wissen.

Grüße,

Simon
purpled-youth
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Beitrag von purpled-youth »

die mnemotechnik als lerntechnik wollte ich eigentlich garnicht so anprangern. es ging mir einfach seelisch an dem tag ziemlich dreckig und habe anstatt mich zu bewegen einfach in die tasten gehauen.
es besteht einfach noch perfektionsbedarf in meinem leben. es gilt den tag von anfang an richtig aufzubauen und sich nicht durch ärger ablenken lassen. denn war ich einmal am tag aggressiv , so komme ich sehr schwer wieder in den lernprozess hinein weil aggression die einfachste aber schlechteste form der konfliktlösung ist. wie ich mir noch weiterhelfen versuche , ist positiv denken.

pat wirst du nie aggressiv vom vielen pauken, oder wie beherrschst du dich?


Gerne würde ich ein buch lesen von einem autor der sich auch mit den ganzen problemen beim lernen bewegung pausen und geduld beschäftigt.

kennt ihr jemanden der sein studium komplett ohne mnemotechnik geschafft hat?
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Ich kenne niemanden persönlich, Techniken bewußt anwendet, außer Boris. Ich bin grade erst dabei, ein paar Mitstudenten das Ganze schmackhaft zu machen ;)

Das Problem mit der Aggressivität ist ein anderes. Ich würde empfehlen, dich mal ärztlich durchecken zu lassen, um sicherzustellen, dass du nichts "banales" hast, wie zum Beispiel eine Schilddrüsenstörung... sowas kann einem die Laune nämlich auch ziemlich vermiesen.
Manche Medikamente könnten dir vielleicht helfen, die meisten davon haben auch fast keine Nebenwirkungen, entgegen weitverbreiteten Vorurteilen.

Insgesamt könnte man dein Problem als "State Control" bezeichnen. Die Authoren aus der NLP Schiene widmen sich diesem Thema ausführlich. Zu empfehlen wäre zum Beispiel "Personal Power 2" von Anthony Robbins, wenn du es legal haben willst kann man sich das ja irgendwo gebraucht besorgen. Im Deutschen Bereich fällt mir grade nichts Vergleichbares ein.

Dann fällt mir noch Hypnotherapie ein, die gegenüber konventioneller Therapie einen großen Zeitvorteil bedeutet.
Mit konventioneller Psychotherapie kannst du es auch probieren, melde dic einfach bei der kostenlosen psychologischen Beratungsstelle deiner Universität.
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Pat
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Beitrag von Pat »

Aggression ist beim Lernen eigentlich gar kein Thema, die Motivation schwankt vielleicht abhängig vom konkreten Stoff, aber ich komme immer schnell zu dem Punkt, an dem ich es einfach nur gut finde, mir die neuen Informationen anzueignen, auszuweiten und insgesamt zu beherrschen
(Das gilt genauso für Lernen ohne die Anwendung von mnemotechnischen Methoden. Bei der Mnemotechnik hast Du eben einen visuellen Überblick, dafür investiert man mehr Zeit in die stoffgerechte Erstellung der Umgebung.
Beim Lernen ohne Mnemotechnik hat man reine Assoziationen, die einen von Punkt zu Punkt [Kein Ortpunkt, 'Punkt' wie 'Topos'] führen, was sehr reizvoll sein kann.).

Ein gewisser Suchteffekt ist auf jeden Fall dabei :)
mind.it
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Re: Die Probleme der Mnemotechnik

Beitrag von mind.it »

die geduld ist der punkt. der punkt der punkte der mnemotechnik.

es ist doch einfach ungerecht, dass man in der heutigen zeit wo man doch so flott alle informationen aufschnappen möchte, mit etwas konfrontiert wird: der Mnemotechnik.
naja, das ist erstmal nur ein angebot. bisher habe ich mnemotechnik nicht wirklich benötigt. ich habe immer "normal" gelernt und bin damit weitergekommen. irgendwann mit dem internet habe ich angefangen auch listen und archive, wikis, etc. zu führen, weil die wichtigen informationsmengen exponential anstiegen ("es reicht zu wissen wo ich es finde"). allerdings hat sich meine erinnerungskultur auch durch beruflliche anforderungen stark verändert.
Wenn ich Bilder suche für eine a4 seite und da drinnen fast jedes wort in ein bild verwandeln muss so brauche ich alleine für die bildersuche eine stunde.
das stimmt, allerdings ist das eine frage der übung. die frage ist aber, ob es sich für dich persönlich nutzt, erstmal 100 schlüsselbilder etc. vollkommen zu lernen. die frage ist nicht, was kann mnemotechnik bieten, sondern was brauchst du für deine vorhaben, und warum willst du das tun ??? denn ohne starkes motiv wird sowas nicht gehen.
Lesen ist Vergnügen trotzdem mit Aufwand verbunden wenn
man etwas nicht versteht. Aber beim Memorieren da gibt es keinen Lesefluss.Der Lesefluss wird ständig unterbrochen durch: Bildersuchen und auf Route ablegen und das in jedem Satz.
Das ist auch viel Arbeit, und die macht man nicht, wenn man nicht ein starkes Motiv dafür hat! Zumal es vermutlich mit herkömmlichen Mitteln (Lesen, irrelevantes rauswerfen, thematisch komprimieren, sich praktisch damit befassen, etc) leichter ist eine Din A4 Seite an Informationen zu lernen, als die Worte einzeln in Masterbilder umzuwandeln und abzulegen, vor allem wenn man das nicht bereits seit langem macht...
Die Frage ist doch: Ist das Lernen deshalb so schwer weil es soviel gibt was ich stattdessen tun könnte ?
Ja, das hiesse dann weil es nicht unbedingt das ist, was du eigentlich tun willst. Dann kann es sein, dass du einfach Abstriche machen musst.
Die Frage ist auch: Wie teile ich mir den Tag ein? Angenommen man steht in der Früh so gegen 7 oder 8 auf und beginnt mit dem Memorieren.
dem natürlichem Rhythmus folgen, wäre das Beste. Pausen und Ablenkungen sind extrem wichtig. Zwar kann ich auch 20 Stunden am Stück durchpowern, aber das rächt sich am nächsten Tag entsprechend. Gewalt bringt nichts...
Was sind nun das Problem? Es ist die Kunst des Beherrschens. Beherrsche ich mich oder gebe ich mich der Muse hin?
Versuche einen harmonischen Kompromiss. Die Muse ist ist auch nötig, weil du sonst mechanisch wirst und der Sinn der Sache sowie der Spass verlorengeht.
Die Frage ist auch: Wie beginne ich mit der Mnemotechnik? Sind die ersten paar Minuten entscheidend? Wenn ich einmal drinnen bin im Memorieren? Ab wann wird es leichter die Geduld zu ignorieren?
Ich denke, wenn es dich nervt, sperrt sich etwas in dir dagegen. Dann willst du nicht so lernen, sondern anders. Ich denke es geht erstmal darum herauszufinden, wieviel du investieren willst, und was das richtige Instrument für deine Aufgabe ist. Ich würde nicht versuchen einen Sachtext mit Mnemotechnik zu erlernen, wenn er von sinnvollen, nachvollziehbaren Dingen handeln. Direktes Verständnis schlägt immer noch jede Mnemotechnik, die wird erst nützlich wenn die Daten zufällig und abstrakt werden. Aber wer braucht schon 50 sinnlose Worte in 5 Minuten zu erlernen, ohne dass es ihm persönlich etwas bringt, oder er es praktisch, zb. im Beruf gewinnbringend anwenden kann und muss ?
cj
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Registriert: So 18. Feb 2007, 14:59

Re: Die Probleme der Mnemotechnik

Beitrag von cj »

purpled-youth hat geschrieben:Wo gibt es denn bitte Bücher über die Geduld. [...]

Was sind nun das Problem? Es ist die Kunst des Beherrschens. Beherrsche ich mich oder gebe ich mich der Muse hin? Wenn ich so überlege müsste ich alles was mir den Geist raubt ausmisten.
Pat hat ein sehr gutes Buch dazu verlinkt im Buchthread. Einfach mal reinschauen.

Beste Grüße
cj
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