Lernsucht/zwang ankonditionieren

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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ohnepfand
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Lernsucht/zwang ankonditionieren

Beitrag von ohnepfand »

Gutan Tag,
also es ist so das ich sehr stark an "prokrastination" oder auch bekannt als "Aufschieberitis" leide. Permanent eben wichtige Aufgaben sowie auch Lern für die Schule bis zum erbrechen vorsich herschieben.

So nun bin ich auf die Idee gekommen mir quasi soetwas wie eine Lernsucht anzukonditionieren, z.b. nach dem operanten Konditionierungsverfahren.
Wäre das denn theoretisch möglich? Also mein Ziel wäre es dann quasi, dass ich dem Lernen wie ein Suchtkranker nachgehe. Ein ähnliches bsp. wäre ein workaholiker. So in etwa sollte das eben auch dann bei mir der Fall sein nur eben auf Lernen bezogen. Ist das Theoretisch möglich? Gibt es da evtl. Lektüre, Infos, Experimente ect.... von.

Bin jetzt schon gespannt auf die antworten.
ps. In meinem Fall ist es notwendig viel zu lernen da ich einen nc von höchstens 1,4 fürs Medizin studium vorweisen muss.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Versuch es doch mal mit der Methode, täglich eine bestimmte Zeit für's lernen zu planen, und zwar maximal 20 Minuten. Natürlich darfst du länger arbeiten, aber du planst nur 20 Minuten. Dann tu es wirklich täglich. Markiere die Tage im Kalender in denen du das tust, und strebe an so wenige Tage wie irgend möglich auszusetzen.

Dann entwickle Motivationsstrategien für die einzelnen Fächer. Du brauchst ein Vorbild, also eine Person die das Fach liebt. Manchmal sind das Lehrer, manchmal "Genies" (Einstein für Physik) oder auch Mitschüler. Versetze dich in ihre Lage.

Dann achte darauf, was einen Einserschüler (ich bin übrigens nie einer gewesen) ausmacht und halte die Augen offen für Wege diese Dinge zu verbessern.

Mehr über Motivation findest du im Internet und in Büchern, zum Beispiel "Das Robbins Power-Prinzip". Ist recht günstig.

Andererseits würde ich niemandem versprechen wollen, dass er ein 1,4er Abitur schafft, egal wieviel Energie er bereit ist aufzuwenden. Da gibt es vielleicht Pädagogen/Psychologen die sowas besser beurteilen können, aber ich denke nicht jeder hat das Zeug zu egal wieviel Aufwand.
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Andi
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Beitrag von Andi »

In der aktuellen Gehirn & Geist (03/10) kam ein toller Artikel über Prokrastination:
Welch ein Zufall :D .
http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/1021899
„Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.“
Alfred Herrhausen (1930-1989), dt. Bankier
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Labyrinth
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Beitrag von Labyrinth »

Meiner Meinung nach muss man besonders in sprachlichen- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern ein starkes Einfühlvermögen
für den Lehrer entwickeln. Klingt komisch, ist aber so.

Meine Geschichtsnote im Abi hatte sich nach Lehrerwechsel um fast 2,0 verbessert.

Deshalb ists richtig, was DocTiger sagt. Einen 1,4er darf man niemandem versprechen.


Und operative Konditionierung. Vergiss es. Selbst wenn du genau wüsstest,
wie man sowas in der Art am besten angeht, bräuchtes es zu viele Ressourcen.
Schau dir mal dein Essverhalten an, wenn Mama und Papa nicht anwesend sind.
Setzt du dich jedes Mal von alleine pünktlich an den Essenstisch und isst?
Also mich haben die versuchen können zu konditionieren, wie sie wollten... :wink:
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Soweit ich weiß gibt es auch in Humanmedizin gewisse Methoden um an dem NC vorbeizukommen. Vielleicht kannst du es schaffen, vor dem Abitur schon Extrapunkte zu sammeln. Oder dir eine Ausbildung zurechtzulegen, die dir die Wartezeit versüßen würde... zum Beispiel MTA, Krankenschwester/-pfleger, Zahntechniker, Hypnotherapeut oder sowas...
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EmoScreamo
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Beitrag von EmoScreamo »

An sonsten gibt es noch die "Lokomotivationsmaschine", ein Seminarmitschnitt von Chris Mulzer, aber der ist 1. teuer und 2. weiß ich nicht, was ich davon halten soll.

Ich habe für mich die Ikea-Band-Methode entwickelt.
Dafür habe ich mir bei Ikea 5 Maßbänder geklaut, also diese Papierteile.
Für jedes Thema wird für 6 Minuten, die ich gelernt / geübt habe 1 mm abgeschnitten. (dann kommst du auf 1 cm / Stunde).
Und so kann ich mich am schrumpfenden Band erfreuen.

Die Konditionierungsmethoden funktionieren so weit ich weiß ganz gut bei Tieren, aber Menschen haben durch das komplexere Gehirn zu viele Möglichkeiten, um diese zu unterlaufen.
Bei Belohnungen wirken sie im schlimmsten Fall sogar kontraproduktiv, weil die Konditionierung nicht wie folgt läuft:
Lernen -> Belohnung -> Glücksgefühl sondern:
Belohnung -> Glücksgefühl = der Tod für intrinsische Motivation.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Sorry, EmoScremo, aber du liegst komplett falsch mit der operanten Konditionierung.

1. Operante Konditionierung ist wenn man ein Signal konditioniert auf welches ein positives/negatives Gefühl folgt. So ist es zumindest definiert. Eine Handlung(lernen) mit einem positiven Gefühl zu verknüpfen ist nicht notwendigerweise operante Konditionierung.

2. Operante Konditionierung passiert ständig, selbst wenn wir sie nicht absichtlich einsetzen, mit uns selbst, mit anderen Menschen oder bei Tieren.

Das nächste Problem ist, dass zum Beispiel "Klickertraining", das Paradebeispiel operanter Konditionierung, in der Praxis einfach nicht mehr so einfach mit Konditionierung und Shaping erklärt werden kann. Zwischen Hund und Trainer entsteht ein Spiel: Der Trainer denkt sich Spielregeln aus, die sich langsam verändern und der Hund versucht sie zu erraten. Der "Klick" ist niemals die Belohnung, sondern zeigt nur an "Richtig! Belohnung kommt / hol dir die Belohnung ab."

Lernen positiv zu verknüpfen wäre klassische Konditionierung. Zuerst wäre also wichtig zu wissen warum jemand keinen Spaß am Lernen hat oder es als unangenehm empfindet.
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DivineTraube
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Re: Lernsucht/zwang ankonditionieren

Beitrag von DivineTraube »

ohnepfand hat geschrieben:In meinem Fall ist es notwendig viel zu lernen da ich einen nc von höchstens 1,4 fürs Medizin studium vorweisen muss.
Man kann diesbezüglich sicherlich keine pauschalen Behauptungen aufstellen, aber ich denke ein gewisses Interesse und Ehrgeiz vorrausgesetzt dürfte das fast jedem möglich sein.Kommen noch die unerstützend die Instrumente der Mnemotechnik hinzu, so entscheidet glaube ich, allein der Fleiß. Mir hat ein 1er Abi keine Mühe bereitet und zwar nicht aufgrund von Mnemotechnik (die ich noch nicht kannte), sondern ganz einfach weil mich alles interessiert hat.

Der Hunger danach mehr zu wissen verstärkt sich je mehr man schon gelernt hat. Damit entfällt das gezielte Lernen fast gänzlich, denn Geschichtsbücher werden wie Comics und Artikel zur Quantenmechanik wie ein Roman. Wenn du es schaffst diese interessierte Haltung gegenüber jeglichem Unbekannten zu wecken, kannst du klassisches Lernen "vergessen" und die Erweiterung des Horizonts wird zum Bedürfnis, Prokrastinieren erübrigt sich damit ebenso.

Der entscheidende Trick ist meiner Meinung nach folgender: man muss sich in einem Gebiet außergewöhnlich gut auszukennen, nehmen wir beispielsweise die Philosophie. Anschließend intellektuelle Ausflüge in die Nierderungen anderer Fachgebiete zu unternehmen wird zum Vergnügen, denn ein geistig gefestigter, teminologischer Begriffsapparat und ein intellektuelles Weltverständnis sind schon etabliert. Außerdem ist es eine Waffe die jedem Lehrer Respekt abnötigt, denn die Fähigkeiten des Schülers, die sein Wissen und Verständnis übersteigen wird er entweder als sein Verdienst auslegen - wird also glauben, dass sein Unterricht den Weg zur selbstständigen Entwicklung der Schüler geebnet hat (vorrausgesetzt die Überlegenheit wird nicht süffisant und offen ausgespielt), oder wenn despektierlich das Unwissen des Lehrers offengelgt wird, wird er stur und verletzt auf den Unzulänglichkeiten des Schülers beharren, die er wie jeder andere nach wie vor besitzt.
Chris_Emc2
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Beitrag von Chris_Emc2 »

Der entscheidende Trick ist meiner Meinung nach folgender: man muss sich in einem Gebiet außergewöhnlich gut auszukennen, nehmen wir beispielsweise die Philosophie. Anschließend intellektuelle Ausflüge in die Nierderungen anderer Fachgebiete zu unternehmen wird zum Vergnügen, denn ein geistig gefestigter, teminologischer Begriffsapparat und ein intellektuelles Weltverständnis sind schon etabliert.
"wird zum Vergnügen" gebe ich Dir vollkommen Recht. Aber wie meister
ich den Weg zum "außergewöhnlich gut auskennen" ?
In allen anderen Punkten muss ich Dir Recht geben!

Gruß,
Chris_emc²
Frederica
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Beitrag von Frederica »

Also ich denke schon, dass das möglich ist.

Wenn Du z. B. die hier vorgestellten Mnemotechniken jeden Tag zur gleichen Zeit übst, gewöhnst Du Dich daran und es fehlt Dir dann so wie z.B. Fitnesstraining, das Du jede Tag zur gleichen Zeit ausübst.
Ich würde mit einfachen Übungen anfangen, die nicht klausurrelevant sind, und dann langsam Richtung Klausuren lernen.

Ich habe es so gemacht, dass ich mir ein Gedächtnistrainingsjourmal erstellt habe, in das ich alle meine Routen mit den entsprechenden Zahlen eintrage, die Masterzahlen (es fallen einem ja immer mal wieder neue ein) und Ideen für neue Routen sowie mögliche Aufgaben.
Die Aufgaben müssen, wenn ich sie mir vorgenommen habe, aber auch an einem Tag erledigt werden, z. B. ein bestimmtes Kapitel in eine Route legen oder so und so viele Daten in Geschichten umwandeln.

Zusätzlich sammle ich in dem Journal Ideen, wie man das Gedächtnistraining verbessern könnte, bspw. ein Symbol für jedes Jahrhundert beim Datenlernen (das stelle ich dann zu der Geschichte dazu, so dass ich im 18. Jhd.; 17.. immer eine Dogge für 17 im Hintergrund sehe und 18.. immer eine Dose Dove-Creme etc.).

Ich würde so anfangen:
1. Routen erstellen, aufschreiben (mit Angabe der Nummern der Routenpunkte)
2. Mastersystem lernen (Buchstaben für Zahlen) und eine Liste 1 - 100 anlegen mit Platz für weitere Ideen (z. B. auch Figuren aus Büchern oder TV für schwierige Zahlen; ich habe für 42 = RN einen "Ron").
4. Routenpunkte mit den Zahlensymbolen verknüpfen, z. B. 1 = T/D; = Tau oder Tee oder (engl.) tie oder toe. Dann z. B. ein Tau an Deinem ersten Routenpunkt visualisieren; so brauchst Du auch später, wenn Du die Route rekonstruierst nur noch an die Symbole danken und siehst dann automatisch die Routenpunkte, an die Du die Symbol geknüpft hast.
5. Immer mal wieder in Pausen (rote Ampel, auf den Bus warten, beim Arzt warten usw.) die Routen und Zahlensymbole mental durchgehen.
6. Mit etwas Einfachem anfangen, das Routensystem zu üben, z. B. Einkaufslisten, Artikel in der Tageszeitung etc., dann langsam steigern, z. B. ein Referat auf einer Route ablegen und nur im Notfall auf den "Spickzettel" sehen; Stoff für eine Stunde auf einer Route ablegen und sich mündlich stark beteiligen um zu sehen, ob der gesamte abgelegte Stoff rekonstruiert werden kann; für einen Test in einem Fach, in dem Du gut bist, mit den Methoden lernen und so langsam sehen, was klappt und was noch verbessert werden muss; mal nicht mitschreiben (Klassenkameraden evtl. vorher fragen, ober für Dich mitschreiben kann) und versuchen, das Wichtigste auf Routen/ per Mastersystem/Schlüsselwortmethide zu behalten und zu rekonstruieren.
7. Am besten morgens und abends, nach dem Aufwachen und vor dem Einschlafen, die Routen und Schlüsselwörter durch gehen.

LG.
Frederica
Willwissen09
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Beitrag von Willwissen09 »

DocTiger hat geschrieben:Lernen positiv zu verknüpfen wäre klassische Konditionierung. Zuerst wäre also wichtig zu wissen warum jemand keinen Spaß am Lernen hat oder es als unangenehm empfindet.
Oh, da fallen mir einige Gründe ein.
-Brauche ich später nicht! (eigentlich eine Vermutung)
-Macht kein Spaß!
-Will lieber... machen/tun!

Beispiel: Die allzeits geliebte Mathematik.
Wozu Integral und Differential, wenn ich das vermutlich später im Bürojob nie brauche?
Das üben alleine macht kein Spaß und der Sinn und Zweck wird auch nicht wirklich erkannt. -> Also, der Nutzen bleibt aus.

Was ist aber bei einem Hobby?
Da hat man Interesse!
Da ließt und lernt man "fast automatisch"!
Man beschäftigt sich Tag-ein-Tag-aus damit.
Freude entsteht, wenn man was neues tolles entdeckt hat.

Aber ich selber habe es nie geschafft, mir Mathe als Hobby "einzuverleiben".

Gruß
Will
trainee
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Registriert: Sa 12. Jun 2010, 10:19

Beitrag von trainee »

Meiner Meinung nach trifft es der letzte Beitrag am Besten, da du das Werkzeug (Konditionieren auf eine Gewohnheit) nutzen willst, um ein Ziel, das zum Zeitpunkt des Beitragsschreibens nocht nicht wichtig genug für dich ist (Numerus Clausus) zu erzwingen. Das ist um mal eine Metapher zu nehmen so, als würde dich jemand nach zwei Stunden Schlaf zum Aldi schicken um ein Reinigungsmittel zu kaufen, das stinkt und mit dem jetzt auch dein Schlafzimmer (in das du dich dann wieder legen willst) geputzt wird.

Jetzt wirst du gefragt, ob dich jemand in einem coolen Ferrari (Werkzeug) zum Aldi fahren soll, statt dass du hinläufst. Dein Schlafzimmer würde danach genauso stinken und du willst ebenfalls auch nicht aufstehen, um mit dem tollen Auto zu fahren. Das ZIEL muss erst wichtig gemacht werden (Zielklarheit). Warum willst du es erreichen? Was ist, wenn du es nicht erreichst? Was ist wenn du es später errreichst?

So lange keine Zieldefinitionen (google mal Knobloch) definiert sind und das Warum nicht stark genug ist, kannst du dir so viele effektive Lernwerkzeuge besorgen, bis du brichst; sie werden dir nichts nützen, wenn du keinen Spaß für den Weg zu dem Ziel entwickeln kannst. Schau dir mal das Buch der Neugier Erfolgs Loop an. Das ist das Einzige, dass ein treppenweises Konditionieren erlaubt, das ich kenne.

Ich wünsche dir ja dass du zielführende Gewohnheiten entwickeln kannst. Das wird aber deutlich besser funktionieren, wenn das ZIEL wichtiger ist.
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the.enormous.crocodile
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Registriert: Fr 08. Jan 2010, 0:43
Wohnort: Wien

Beitrag von the.enormous.crocodile »

Hallo Trainee,

danke für den Tipp mit dem NEL. Ich habe eine PDF Version im Internet gefunden.

Klingt sehr interessant.
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