Kurzzeitgedächtnis mit Visualisierung

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

Moderatoren: Hannes, Boris

Antworten
Benutzeravatar
Julian
Superbrain
Beiträge: 443
Registriert: Do 18. Mär 2010, 16:16
Kontaktdaten:

Kurzzeitgedächtnis mit Visualisierung

Beitrag von Julian »

Hallo,
der Mensch hat bekanntlich eine Kurzzeitgedächtnisspanne von
7(+/-2) Einheiten. Ich frage mich, ob das nur auf auditive Informationen
wie zum Beispiel beim Vorlesen von Ziffern zutrifft oder auch für solche,
die geistig visualisiert werden?
Kann man sich mit Übung zum Beispiel eine Zahl mit mehr als 10
Stellen klar vorstellen?
Benutzeravatar
TheRetarded
Stammgast
Beiträge: 71
Registriert: Di 16. Mär 2010, 14:55

Beitrag von TheRetarded »

Wie meinst du das genau? Du willst dir die einzelnen Ziffern, dann auch tatsächlich geistig nur so vorstellen, wie sie auch aussehen, ohne Anwendung von Mnemo?
Nickname im Chat: Anaconda|
Benutzeravatar
Julian
Superbrain
Beiträge: 443
Registriert: Do 18. Mär 2010, 16:16
Kontaktdaten:

Beitrag von Julian »

Mir geht es nur darum, wie viele Einheiten das Kurzzeitgedächtnis
aufnehmen kann, wenn man sie visualisiert. Es können Zahlen, aber
auch andere Bilder sein. Wie viel kann man sich auf einen "Blick" vorstellen?
(Die Frage richtig sich vor allem an diejenigen, die schon mehrere Jahre Training haben :wink: )
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Es gibt kein Kurzzeitgedächtnis in der Form wie es immer wieder nachgeplappert wird.

Die Aussage 7+/- 2 ist völlig nutzlos. Wenn du dich anstrengst kannst du mit Vorstellungskraft erheblich mehr "Einheiten" (was auch immer eine Einheit wirklich bedeuten mag...) behalten als 9, und wenn du dich nicht anstrengst und ungeschickt visualisierst kommst du nichtmal auf 5.....
Benutzeravatar
Julian
Superbrain
Beiträge: 443
Registriert: Do 18. Mär 2010, 16:16
Kontaktdaten:

Beitrag von Julian »

DocTiger hat geschrieben: Die Aussage 7+/- 2 ist völlig nutzlos
Tut mir leid, das wusste ich nicht...
Benutzeravatar
Andi
Superbrain
Beiträge: 651
Registriert: Do 28. Aug 2008, 19:19
Wohnort: Tübingen

Beitrag von Andi »

DocTiger hat geschrieben:Es gibt kein Kurzzeitgedächtnis in der Form wie es immer wieder nachgeplappert wird.
Wie heißt es dann? Arbeitsgedächtnis?!
DocTiger hat geschrieben:Die Aussage 7+/- 2 ist völlig nutzlos.
Nutzlos würde ich nicht sagen. Die Millersche Zahl ist wohl eher eine Durchschnittszahl, wie viele Informationseinheiten („Chunks“) ein "Durchschnittsmensch" im Kurzzeitgedächtnis (ich will hier mal nicht unterscheiden zwischen (Ultra-)Kurzzeitgedächtnis, Arbeitsgedächtnis) präsent halten kann, ohne Anwendung von Techniken.

Zitat http://de.wikipedia.org/wiki/Millersche_Zahl
„Schon John Locke entdeckte vor über dreihundert Jahren das sogenannte „seven phenomenon“, als er das Auffassungsvermögen eines Erwachsenen untersuchte. Er stellte fest, dass Testpersonen, die eine größere Anzahl von Gegenständen einen kurzen Augenblick lang sehen, bei bis zu sieben Objekten eine Trefferquote von fast hundert Prozent haben. Bei mehr als sieben Gegenständen kommt es zu einem schlagartigen Abfall der Quote. Wir sind so in der Lage, nach nur einmaligem kurzen Sehen bis zu sieben Chunks kurze Zeit später zu wiederholen, aber nur äußerst selten mehr.
Die durchschnittliche Kapazität beträgt 6-7 Chunks. Ein Kurzzeitgedächtnis von 8 Chunks wäre bereits weit überdurchschnittlich. 9 Chunks kommen außerordentlich selten vor und liegen eindeutig im Genie-Bereich bei einem IQ von über 150.“
Hier wird also von Gegenständen gesprochen. Gegenstände werden visualisiert und somit beträgt die Kurzzeitgedächtnisspanne beim Visualisieren die 7+/- 2.
Miller verwendete in seiner berühmten Studie: “The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information” Dezimalzahlen. Diese wurden bestimmt nicht visualisiert bzw. unbewusst visualisiert, da mit Einsatz von (Mnemo-)Technik nicht NUR diese 7+/- 2 erinnert werden.

Fazit: Mit oder ohne Visualisierung beträgt die Kurzzeitgedächtnisspanne 7+/- 2 Chunks, ohne Anwendung von irgendwelchen Abspeicher-/ Erinnerungstechniken.

Mach doch einfach den Selbstversuch, Julian. Dann weißt du wie sich die Millersche Zahl unter den verschiedenen Gegebenheiten verändert.
„Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.“
Alfred Herrhausen (1930-1989), dt. Bankier
Benutzeravatar
Julian
Superbrain
Beiträge: 443
Registriert: Do 18. Mär 2010, 16:16
Kontaktdaten:

Beitrag von Julian »

Danke für die ausführliche Antwort; den Selbstversuch werde ich dann bald
machen, wenn ich das Kartensystem gelernt habe.;)
joz
Superbrain
Beiträge: 161
Registriert: Mo 17. Okt 2005, 15:44

Beitrag von joz »

gibts irgendwo online ein programm zum testen der simultanerfassung?
Manche Menschen gehen nie an ihre Grenzen, sonst würden sie mich dort stehen sehen.
Benutzeravatar
Andi
Superbrain
Beiträge: 651
Registriert: Do 28. Aug 2008, 19:19
Wohnort: Tübingen

Beitrag von Andi »

Ich kenne nur „memoFOTO“ (http://www.memofoto.de/Test.htm) und die Dual N-Back-Programme - sind jedoch nicht speziell für das Überprüfen der Millerschen Zahl konzipiert.
Man kann damit testen, ob man über das wissenschaftlich nicht existierende fotografische Gedächtnis verfügt. Hier sieht’s du, ob du die 7+/- 2 Chunks in einer selbst eingestellten Abspeicherzeit schaffst.
Ich habe früher damit Mnemotechniken (insb. Zahlen) trainiert, als ich von Memocamp, XLTrainer etc. noch nichts wusste. Soll man aber gerade bei diesen Programmen unterlassen, sonst wird das Arbeitsgedächtnis eben nicht trainiert (sofern das überhaupt geht). 8)
„Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.“
Alfred Herrhausen (1930-1989), dt. Bankier
Benutzeravatar
Mindman
Superbrain
Beiträge: 492
Registriert: Mo 01. Mai 2006, 14:40
Wohnort: Baden-Baden
Kontaktdaten:

Beitrag von Mindman »

Andi70012 hat geschrieben: Fazit: Mit oder ohne Visualisierung beträgt die Kurzzeitgedächtnisspanne 7+/- 2 Chunks, ohne Anwendung von irgendwelchen Abspeicher-/ Erinnerungstechniken.
Noch anzufügen: Das, was Mnemotechniken ja auch machen, besonders bei Zahlen, ist das Zusammenklumpen von kleinen Informationen zu größeren. Z. B. durch das Majorsystem, welches zwei Zahlen zu einem Bild verbindet. Aus zwei Chunks wird also einer. Das nur zur Vervollständigung.
Haben wir eine Gedächtnisförderung?
Und wenn ja - warum nicht?
Antworten