gesamtes Allgemeinwissen jederzeit aktiv abrufbar

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Lin
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gesamtes Allgemeinwissen jederzeit aktiv abrufbar

Beitrag von Lin »

Hallo

Super, dieses Forum!

Bin mir nicht sicher, ob das bei mir mit der Mnemotechnik klappen wird, aber zumindest ist die Hoffnung da. Nach einer "Verdauungspause" fange ich jetzt wieder an, da mich die spürbar bessere Leistungsfähigkeit meines Gehirns motiviert.

Zwischenzeitlich habe ich ein Buch gelesen, dass in diesem Forum empfohlen wurde. Ein paar interessante Tipps waren drin, aber das, was ich eigentlich suchte nicht.

Beim letzten Kurstag (wurde vor ein paar Monaten in die Mnemotechnik eingeweiht) sah ich mich am Ende vor einem Berg stehen: mir geht es darum mein Allgemeinwissen zu kategorisieren und miteinander zu verknüpfen und stets aktiv abrufbar zu haben. Das bedeutet, ich bin zurzeit daran vieles von neuem zu lesen, wiederholen und mnemotechnisch zu verarbeiten.

Als Kategorisierungsmöglichkeit wurde mir vorgeschlagen eine Art persönliches Dewey Decimal System zu erstellen.

Nun zweifle ich. Ist das überhaupt realisierbar? Hat das jemand geschafft von Euch??

Oder kann mir jemand ein Buch empfehlen, in welchem dieses Thema behandelt wird?

Vielleicht hat die Frage ja schon jemand gestellt, aber ich finde nichts.

Beste Grüsse
Lin
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Cairos hat den Brockhaus auswendig gelernt. Der ist aber auch ein Mentalist ;-)

So eine Frage klingt für mich erstens danach, dass Du jemanden beeindrucken willst, wenn auch nur dich selbst. Du verwendest das Wort "Allgemeinwissen", und wenn das überhaupt definiert ist, dann dadurch, dass man sich vor anderen damit schlau vorkommen kann. Ich weiß nicht ob das in deinem Interesse ist. Eigentlich sollte man Wichtigeres zu tun/lernen haben, finde ich.

Jedenfalls braucht man auch mit Mnemotechnik Wiederholung, und zwar viel davon, damit man es jederzeit abrufen kann. Ohne Prüfungen ist sowas immer schwierig zu planen und sich dazu zu motivieren. Bist Du wirklich willig einen Brockhaus 10 mal durchzuarbeiten?

Eine Kategorisierung bringt nichts. Wenn du den Stoff im Kopf hast kannst du automatisch und beliebig darauf zugreifen. Wenn nicht, dann nützt dir das schönste Systme nichts. Dein Gedächtnis ist weder Computer noch eine Bibliothek, da hinken die Vergleiche....
Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

DocTiger hat geschrieben:Dein Gedächtnis ist weder Computer noch eine Bibliothek, da hinken die Vergleiche....
Und auch kein Netz. Auch das Denken ist kein Netz. Schon das Fischernetz selbst ist, wenn man genau hinschaut, kein Netz.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Ich sehe das Gedächtnis zwar als Netz, das Gehirn ebenfalls, aber ich nutze diese Interpretation nur wenig...
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µBx
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Beitrag von µBx »

Mal an Klaus Horsten gerichtet: Die Kritik eines Modells ohne ein neues Modell vorzuschlagen oder das alte zu verbessern ist meiner Meinung nach ziemlich kontraproduktiv. Wobei sich gerade beim Gehirn die Modelle je nach Kontext verändern (limbisches System, Gedächtnis, Wertungssystem etc)
Grenzen existieren nur in unserem Kopf.
DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

Klaus Horsten hat geschrieben:
DocTiger hat geschrieben:Dein Gedächtnis ist weder Computer noch eine Bibliothek, da hinken die Vergleiche....
Und auch kein Netz. Auch das Denken ist kein Netz. Schon das Fischernetz selbst ist, wenn man genau hinschaut, kein Netz.
Ach, ich finde Joshua Foer hat es ganz schön formuliert, als er sagte, dass Gedächtnis sei wie ein Spinnennetz, das Dinge einfängt, dadurch wächst und in der Folge nocht mehr Wissen einfängt.
Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Mich bringt die Netz-Metapher einfach nicht weiter. Ich sehe da nur Selbstverständliches: Dass man gewisse Dinge behält, andere vergisst, dass Assoziationen wichtig sind.

Schon die Beobachtung, dass es leichter ist, sich neue Dinge zu merken, wenn man sie einordnen, also auf Bekanntes zurückführen kann, deckt die Netz-Metapher nicht mehr ab. Noch dass ich mir das, was ich verstanden habe, selbstverständlich merke.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Doch, die Metapher deckt es ab. Zunächstmal: Das Netz der Erinnerungen ist nicht identisch mit dem Netz der Nervenzellen. Also eine Verbindung zwischen zwei Informationen ist nicht identisch mit der Verbindung zwischen zwei Gehirnzellen.

Dann muss man das Netz der Erinnerungen aus dem Blickwinkel der Netztheorie betrachten. Man weiß, dass Nervenzellen gerne Netzwerke mit starker "small-worldness" ausbilden. Man sieht das an der Verteilung der Kardinalität der Knotenpunkte (Anzahl an Verbindungen die ein Knotenpunkt hat). Bei rein zufällig geknüpften Verbindungen sieht man eine andere Verteilung als bei vielen Netzen die man in der Natur findet. Dort sieht man eine Powerlaw Distribution, wobei dann zum Beispiel ähnlich viele Knoten 100 Verbindungen haben wie 80 Verbindungen, also der "Schwanz" der Verteilung sehr dick ist.

Wenn man annimmt, dass das Vergessen darauf beruht, dass Verbindungen zwischen Informationen verblassen oder verschwinden, dann erinnert man sich um so länger an eine Information, je mehr Verbindungen sie zu anderen Knoten hat. Wenn man jetzt auch noch annimmt die Anzahl von Verbindungen zu anderen Knoten hängt davon ab, wieviel Knoten es überhaupt gibt, dann erklärt sich auch der Zusammenhang zwischen vorhandenen Informationen und der Merkfähigkeit.

Hoffe das war jetzt nicht zu theoretisch.
Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Ich glaube, darin liegt das Missverständnis: Dass ich überhaupt nicht über das "Gehirn" gesprochen habe. Du sagtest: "Dein Gedächtnis ist weder ein Computer noch eine Bibliothek" und ich ergänzte "noch ein Netz". Wie es im Gehirn aussieht, weiß ich nicht und behaupte auch nichts. Ich kenne mich in Hirnphysiologie nicht aus.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Naja ich habe einfach das Netzmodell von Gehirnzellen auf Informationen im Gedächtnis erweitert, und dann erklärt die Metapher des Netzes eben doch diese Phänomene. Allerdings muss man Netz nicht im Sinne von Fischernetz sondern im Sinne der Netztheorie (Graph Theory) sehen.
Lin
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Beitrag von Lin »

Hallo
Cairos hat den Brockhaus auswendig gelernt
Hab mich grad schlau gemacht und nachgeschaut wer Cairos ist. Danke wieder mal was gelernt. Werde die "Spur" weiterverfolgen.
So eine Frage klingt für mich erstens danach, dass Du jemanden beeindrucken willst, wenn auch nur dich selbst.
Mich selbst beeindrucken? Ja, das würde mir Spass machen, denn ich finde es reizvoll sich selbst zu überraschen. Andere damit beeindrucken? In erster Linie dachte ich eigentlich nicht daran, aber wäre ein schönes Nebenprodukt. Ein reger, wacher Verstand führt doch immer zu spannenden Gesprächen.
Eine Kategorisierung bringt nichts
Weshalb bist du dir da so sicher? Bin ich mir nicht so sicher. Geht es bei der Menemotechnik nicht ständig ums Kategorisieren?

Wenn du den Stoff im Kopf hast kannst du automatisch und beliebig darauf zugreifen. Wenn nicht, dann nützt dir das schönste Systme nichts
Der Stoff wär ja eigentlich schon im Kopf, nur er dümpelt im Unterbewusstsein vor sich hin und ich kann ihn eben nicht vollständig, beliebig und langfristig abrufen, vermute weil er nicht systematisch vernetzt wurde beim Lernen. Zum Glück erinnere ich mich meistens wo ich ihn wieder auffrischen kann. Das Brockhauswissen bringt mir persönlich nichts. Aber die Technik, wie man sich das Brockhauswissen systematisch aneignet, die würde ich interessieren. Wie gesagt, werde die "Spur" weiterverfolgen.

Danke und Grüsse
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Kategorien bringen nichts, weil das Gedächtnis keine Bibliothek ist, die ein Verzeichnis braucht. Wenn du etwas weißt, dann kannst du auch drauf zugreifen. Das funktioniert in der Mnemotechnik anders als mit einem Dezimalsystem oder ähnlichem, ist aber auch schwer zu erklären.

Aber zum Beispiel wenn du 20 Themen auf 20 Routen gelernt hast, und du wirst nach einem Thema gefragt, dann denkst du kurz über das Thema nach und weißt, auf welcher Route das war. Das passiert "einfach so".

Außerdem musst du extrem viel wiederholen, wenn du wirklich viel Allgemeinwissen für Jahre behalten willst. Daher halte ich das für ein sehr schwieriges Unterfangen.
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