Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Ulrich Voigt
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Ulrich Voigt »

Johannes Buno, Lateinische Grammatica In Fabeln und Bildern, Danzig 1651

http://diglib.hab.de/drucke/256-6-quod-1s/start.htm
FrASo
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von FrASo »

Vielen Dank! Ich konnte mich trotz der späten Stunde erst jetzt davon losreißen.
Klaus Horsten
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Klaus Horsten »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Um sich die Namen der drei Söhne Noahs zu merken (Sem, Cham, Japhet), stelle man sich Sem vor "mit den Semmeln", Cham "hat einen Kamm", Japhet "ist ja fett und dicke". Das ist aber nicht der Weg seiner Fabular=Grammatik.
Woher kommt das Beispiel? In der Grammtica gibt es so gut wie keine Anwendung der Keyword-Methode (wie Du ja sagst).
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Ulrich Voigt
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Woher kommt das Beispiel?
Buno, Historische Bilder: darinnen Idea historiae universalis. Eine kurtze summarische Abbildung der fürnehmsten geist- und weltlichen Geschichte durch die vier Monarchien, etc. Lüneburg 1672 und 1692, Ratzeburg 1693.
Exemplare befinden sich in Wolfenbüttel, Bremen, Göttingen, Berlin, Jena, Kiel, Osnabrück. Eine digitalisierte Ausgabe scheint es noch nicht zu geben. Das Beispiel wird zitiert von Barbara Kuhn (1993), S. 145.
Klaus Horsten hat geschrieben:In der Grammtica gibt es so gut wie keine Anwendung der Keyword-Methode (wie Du ja sagst).
Grammatica Seite 00013:
Damit dieser fremder Stäte Nahmen auch leicht zubehalten seyen / kan man von der Gleichheit des Worts etwas erzehlen/als daß zu Narbo alle Leute Narben gehabt/weil sie sich gerne geschlagen. Zu Hippo gebe es viel hüpffende Pferde/zu Croto viele Kröten/zu Sulmo viel Salmen/zu Acragas Ukker auf dern Gassen/zu Cerasus viel Kirschen/zu Daphnns werde schöner Daffet gemacht/und zu Argi wohnen arge Leute.

Ich gebe zu, dass ich nicht alle Beispiele nachvollziehen kann. Die Keyword-Methode ist aber deutlich.
Buno benutzte diese Methode in der Grammatica nicht für die lateinischen Wörter, sondern nur für Namen. Daher die Meinung, dass es sich gar nicht um Mnemotechnik handeln würde, sondern um phantasievolle Sprachlehre.
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Ulrich Voigt
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Ulrich Voigt »

Keyword-Methode.
Heutzutage, wo jeder Hinz und Kunz das Rad neu zu erfinden pflegt und durch Weglassen bibliographischer Verweise seine Unabhängigkeit von so kleinlichen Dingen wie geistiger Abhängigkeit kundtut, wird diese Methode als eine moderne Errungenschaft verkauft. Mit Bedacht habe ich daher in Esels Welt S. 119 auf Döbel verwiesen, der ihre Kenntnis 1707 bereits voraussetzte. Ich hätte besser auf Buno verweisen sollen, der dies bereits ein halbes Jahrhundert davor tat. In dem Beispiel, das ich gerade aus der Grammatica zitiert habe, handelt es sich um eine Randnote, in der er dem Leser (dem Lehrer des Lateinischen, der die Grammatica zu Hilfe nehmen will) zutraut, Schlüsselwörter für Namen selbst sonder Mühe zu erfinden.
Klaus Horsten
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Klaus Horsten »

Danke!
Ulrich Voigt hat geschrieben:Städtenamen: zu Narbo alle Leute Narben gehabt ...
Ja, das ist die Stelle, die auch ich gefunden habe. Sonst gibt es in dem ganzen Buch meines Wissens nach keine andere mit der Keyword-Methode.

Bei jeder Memo-Geschichte lässt sich eine Spiel- und eine Ernst-Ebene unterscheiden. Wer nur die Spiel-Ebene zu Gesicht bekommt, kann sie ablehnen wie das Gefasel eines Verrückten. Nur wer den Code entschlüsseln kann, gelangt auf die Ernst-Ebene. Ich glaube, viele, die die Mnemotechnik ablehnen, haben nur die Spiel-Ebene zu Gesicht bekommen.
Klaus Horsten
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Klaus Horsten »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Buno, Historische Bilder: darinnen Idea historiae universalis ...
Hier gibt es das Buch:
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de ... fo/4893559#
Oben links bei Download klicken ...
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Ulrich Voigt
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Ulrich Voigt »

Buno hatte einen grundsätzlichen Gedanken, der an die bekannte erkenntnistheoretische und lerntechnische Ansicht des Aristoteles anschließt, dass alles Einsehen und Verstehen von den Sinnen ausgehen müsse, weshalb wir für die abstrakten Dinge anschauliche Modelle entwickeln sollten. Buno begriff, dass die Struktur des Anschaulichen am besten nicht als Sinneseindruck, also als Bild oder Geräusch (oder gar, wie Nietzsche meinte, als Schmerz) genommen werden soll, sondern als Geschichte.

Auf Seite 0008 der Grammatica formuliert er diesen Gedanken:
Derentwegen dann die Grammatic,als welche keine Realia,viel weniger Singularia,sondern blose Notiones,Wörter/ihre flexiones und terminationes tradiret/real zumachen/und also einzurichten/daß sie den äußerlichen Sinnen könne fürgestellet werden/hat anfänglich sein Nachsinnen erfodert/bis man die natürliche inclination und Zuneigung/die ein jeder Mensch zu den Historien hat/beobachtet/welche eben darum/weil sie Singularia beschreiben/den äußerlichen Sinnen leicht vorzutragen/und ihren Zuhörer gleichsam an sich ziehen. Vor allen aber haben Kinder/als die nichts höhers begreifen mögen/in Anhörung der Geschichten/sie seyen war oder ertichtet/ein sonders Belieben/und werden darinnen nicht wenig ergetzet [usw. mit Verweis auf Plato, Aristoteles, Erasmus und Comenius]

Dieser Gedanke, dass die Gedächtniskunst danach streben solle, möglichst alles auf Geschichten zu gründen, wurde im 19. Jahrhundert, als die scheinbar überall untergegangene ars memoriae wieder entdeckt und neu begründet wurde, von den Mnemotechnikern nicht erfasst, weder von den fortschrittlichen (wie Aretin), noch von den traditionellen (wie Kästner). Die Gedächtniskunst der Antike, des Mittelalters und der Renaissance kannte diesen Gedanken nämlich nicht und auf das 17. Jahrhundert achteten die Mnemotechniker das 19. Jahrhunderts nicht mit dem gebührenden Respekt. Wurde das etwa im 20. Jahrhundert anders? Aber nein! Der erste Mnemotechniker, der diesen Gedanken Bunos wieder nach vorne brachte, war ich selbst, und das war bereits im 21. Jahrhundert: Theorie in Esels Welt Kap. 5 ("Esels Geschichten") und Praxis in Das Jahr im Kopf pass. Anders als Buno richte ich mich aber nicht an Kinder, was einen grundlegenden Unterschied im Stil nach sich zieht.

Natürlich spricht man dessen ungeachtet überall von mnemotechnischen "Geschichten" und gar von "Geschichtentechnik", jedoch handelt es sich dabei um Irreführung oder vielmehr um Selbsttäuschung, denn die dargebotenen "Geschichten" sind immer nur Fäden, leblose Gebilde ohne Seele. Wahre Geschichtentechnik ist Klumpentechnik.

Wenn man mich nun nach einer Geschichte bei Johannes Buno fragen würde, die als Modell für sein Können hervorsticht, so würde ich auf seine Geschichte vom Knecht Hans, der so gern das Lesen gelernt hätte, verweisen. Sie ist ein Meisterwerk, das ich nicht genügend bewundern kann. Es besitzt weder in den vielen Jahrhunderten davor, noch in den Jahrhunderten danach etwas auch nur annähernd Gleichwertiges: http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/lo ... DOC=660629, Seite 4 ff.
Klaus Horsten
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Klaus Horsten »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Klumpentechnik
Klumpen von Klumpen - die gibt es bei Buno nicht, so weit ich sehen kann.
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Ulrich Voigt
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Klumpen von Klumpen - die gibt es bei Buno nicht, so weit ich sehen kann.
Doch. "Der starke Mann Maas", "die noch viel stärkere Frau Femina" und "der Hermaphrodit Neuter, der sich aus allem heraushalten möchte", sind Klumpen und bilden ein Ensemble von Klumpen, das nicht geordnet ist, also selbst ein Klumpen ist.
Zuletzt geändert von Ulrich Voigt am Sa 04. Jan 2014, 18:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Ulrich Voigt
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben: "Der starke Mann Maas", "die noch viel stärkere Frau Femina" und "der Hermaphrodit Neuter, der sich aus allem heraushalten möchte", sind Klumpen
Bei näherer Betrachtung erweisen sich die drei Gestalten als Klumpen von Klumpen. Es gibt also bei Buno zumindest Klumpen dritter Ordnung.

Und woran liegt es wohl, dass die Klumpenmethode erst von mir überhaupt einen Namen bekommen hat und in der Praxis meiner lieben Zeitgenossen so gut wie keine Rolle spielt?
Klaus Horsten
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Klaus Horsten »

Danke! Ja, jetzt kann ich es nachvollziehen.

Ich betrachte den Kupferstich. Beim Mann (der ein Klumpen ist: nomina virorum): Der Berg ist ein Klumpen: nomina montium; der Windskopf: nomina ventorum; der Fluss ..., der Götze ... - und all das vereint in einem Bild: dem Kupferstich, vereint in einer Geschichte.

Geschichte und Bild!
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Ulrich Voigt
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Johannes Buno; Geschichte und Bild!
Das Kapitel 5 ("Esels Geschichten") in Esels Welt ist eine Hommage an Johannes Buno und seine wunderbare Handhabung dieser Dinge. "Die Geschichte vom Rebhuhn" ist eigentlich meine Antwort an Buno.
Dass aber seine Behandlung des lateinischen Vokabulars den Weg weist zur Didaktik des Vokabellernens jedweder Sprache, habe ich damals noch nicht begriffen, sondern erst jetzt. Dementsprechend beginne ich mit dem Chinesischen noch einmal ganz von vorn, "auf den Spuren Bunos" sozusagen, aber natürlich nicht sklavisch an ihn gekettet, sondern weitergeführt.
Erstens nämlich lehne ich die explizite Bildertechnik ab, zweitens arbeite ich mit einem dynamischen System, das sich während des Lernens aufbaut.
Klaus Horsten
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Klaus Horsten »

Buno musste sich mit den Künstlern auseinandersetzen, die seine
Bilder-Vorgaben in Kupfer stachen. Ich weiß jetzt nicht mehr an
welcher Stelle er sagt, wieviel Mühe das bereitet. Ich vermute,
dass die Auseinadersetzung mit diesen auch seine mnemonischen
Bilder verbessert hat: Welche Bilder sind leicht darstellbar,
welche nicht? Wieso versteht der Künstler sie nicht? Wie muss ich
sie ändern?

Mit welcher Liebe und mit welchem Aufwand die Kupferstiche
erstellt worden sind! Und mit welcher Komplexität. Auch mit
welchem Geldaufwand.

Ist es nicht so, dass wir selber nur in Ausnahmen zeichnen können
und deshalb nicht an den Bildern arbeiten? Und das Geld nicht
haben, jemand zu bezahlen? Und dass daher eine Ablehnung der
Bilder kommt?
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Ulrich Voigt
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Ist es nicht so, dass wir selber nur in Ausnahmen zeichnen können
und deshalb nicht an den Bildern arbeiten? Und das Geld nicht
haben, jemand zu bezahlen? Und dass daher eine Ablehnung der
Bilder kommt?
Das mag oft der Grund sein. Manchmal setzen sich moderne Autoren darüber hinweg und bringen selbstgemachte Zeichnungen, aber deren Qualität ist eigentlich immer recht mäßig, manchmal peinlich. Auch hier also wieder ein klarer Abstieg im Vergleich mit dem 17. Jahrhundert!

Der tiefere Grund, warum Buno überhaupt zu expliziten Bildern griff, war meines Erachtens der, dass er sich an Kinder wandte. Für Kinder wäre eine Mnemotechnik ohne anschauliche Stütze sehr schwierig: "and what is the use of a book," thought Alice, "without pictures or conversations?" - Für Erwachsene ist das aber anders; daher meine Ablehnung der Bilder!
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Klaus Horsten »

Buno verwendet die Bilder als Zusammeschau: Die Fabulen
"durch die angefügte[n] Bilder gleichsam in einem
Conspectu anschauen"
sagt Rauch, S. 18. Das ist
mnemotechnisch bisher noch nicht beachtet/analysiert worden: Das
Bild ist wie eine Zusammenfassung, die am Ende eines Kapitels
steht.

Wer heute die Bilder anschaut, versteht nichts. Sie sind
wesentlich unverständlich, sofern man die
Geschichten nicht kennt.

Es ist eine Fabular- und Bilder-Grammatik. Wenn man die
Bilder substrahiert, verliert man die Zusammenfassung,
die man sich mit einer Art "Foto-Gedächtnis" einprägen kann.

Comenius: omnes omnia omnino excoli "Alle alles in Rücksicht auf das Ganze lehren."
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Ulrich Voigt
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben: Das Bild ist wie eine Zusammenfassung, die am Ende eines Kapitels steht.
Wie mehrfach gesagt, ist "Die Geschichte vom Ende des Rebhuhns" (Esels Welt S. 163 ff.) meine Antwort an Buno. Nach seiner Methode hätte er ein großes Rebhuhn zeichnen lassen und auf das Rebhuhn hätte er dann für jedes der 56 Wörter, aus denen der Klumpen besteht, ein kleines Bildchen gesetzt.
Bei mir ist es aber so, dass die Geschichte, wenn man sie nach den Maßgaben lernt, die ich in Esels Welt dazu geschrieben habe, solche Bilder nicht mehr benötigt. Die 56 Wörter verwandeln sich dann nämlich im Kopf des Lernenden in ebenso viele imagines, und zwar in solche, die man schwerlich wird zeichnen können, weil sie in zu vielen Zusammenhängen stecken. Die Überschrift ("Die Geschichte vom Rebhuhn") erübrigt das gezeichnetes Rebhuhn als Repräsentant des Klumpens.

Für Buno ist meines Erachtens wesentlich, dass er ausschließlich für Schulkinder gearbeitet hat. Fällt dieser Rahmen weg, so verlieren die gemalten Bilder ihre Bedeutung.

Ich habe einmal versucht, auf den Spuren Bunos eine Mnemotechnik des ABC für Schulkinder zu schreiben, um damit der üblichen ABC-Didaktik entgegenzutreten; da war es für mich selbstverständlich, dass ich für jeden Buchstaben ein Bildchen benötige. Eben daran scheiterte der Plan dann allerdings auch, denn ich fand keinen geeigneten Künstler.
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Ulrich Voigt
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Re: Re:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Ich halte die Aufgabe, ein Wörterbuch "Seite für Seite" zu memorieren, für verfehlt. Sie ist nicht am Sprachverständnis orientiert, [...]
Die Aufgabe ist also, ein Wörterbuch so aufzubauen, dass (1) das Erlernen und Wiederholen desselben erstens möglichst leicht wird und dass (2) durch das Lesen des Wörterbuchs Sprachverständnis und Sprachkompetenz entsteht.
Johannes Buno hat diese Aufgabe für das lateinische Vokabular gelöst. Sein Ansatz war der, (A) Klumpen zu bilden, die grammatikalischen Gesichtspunkten folgen und damit entsprechende Kenntnisse ohne Lernanstrengung vermitteln, (B) die lateinischen Wörter in einen in deutscher Sprache formulierten bzw. gedachten phantasievollen Zusammenhang zu bringen.

Dieser Ansatz Bunos hatte meines Erachtens keine Nachfolger. Eine erstaunliche Tatsache! Eine überaus erstaunliche Tatsache!!

Ich bin aber gerade dabei, den Ansatz Bunos auf das chinesische Zeichenmaterial anzuwenden. Als "grammatikalische" Einteilung für die Klumpen nehme ich die sog. Tonhöhen, das gesamte Material verteilt sich damit auf 20 loci bzw. Klumpen. Das Erlernen von Tonhöhen für die Zeichen entfällt damit.

Ebenso wie Buno hinsichtlich der einzelnen Vokabeln verzichte ich hinsichtlich der einzelnen Schriftzeichen auf Eselsbrücken und setze statt dessen auf Verständnis.

Hinzufügen möchte ich noch, dass es, soweit ich das beurteilen kann, in China überhaupt keine Didaktik des Erlernens der Schriftzeichen gibt, die den Namen verdienen würde. Es geht also um Pionierarbeit, die, wenn sie gelingt, zum Ergebnis haben sollte, dass man die chinesische Schrift wesentlich schneller und besser wird erlernen können, als dies den Chinesen selbst möglich ist.
Hansolka
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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Hansolka »

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Re: Dr Yip Swee Chooi - Wörterbuchmethode - Fragen

Beitrag von Ulrich Voigt »

Hansolka hat geschrieben:Wie kann man diesen Versuch bewerten? http://chineasy.org/
ShaoLans Mnemotechnik ist so oder so ähnlich schon oft veröffentlicht worden und hilft in der Tat, sich für eine Reihe einfacher Grundzeichen die Beziehung Form / Bedeutung zu merken.
Dahinter steht der löbliche Gedanke, Menschen, denen die chinesische Schrift vollkommen fremd ist, einen ersten Zugang zu erleichtern bzw. zu ermöglichen.
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