Damit hat man zwar eine deutsche Liste, mit der man sich abfragen kann, aber noch lange keine Vokabel gemerkt:Ulrich Voigt hat geschrieben: Die Aufgabe ist also, ein Wörterbuch so aufzubauen, dass (1) das Erlernen und Wiederholen desselben erstens möglichst leicht wird und dass (2) durch das Lesen des Wörterbuchs Sprachverständnis und Sprachkompetenz entsteht.
Johannes Buno hat diese Aufgabe für das lateinische Vokabular gelöst. Sein Ansatz war der, (A) Klumpen zu bilden, die grammatikalischen Gesichtspunkten folgen und damit entsprechende Kenntnisse ohne Lernanstrengung vermitteln, (B) die lateinischen Wörter in einen in deutscher Sprache formulierten bzw. gedachten phantasievollen Zusammenhang zu bringen.
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Ebenso wie Buno hinsichtlich der einzelnen Vokabeln verzichte ich hinsichtlich der einzelnen Schriftzeichen auf Eselsbrücken und setze statt dessen auf Verständnis.
Auf der Wiese prater steht ein Stier taurus. Wieso sollte das helfen, die Vokabeln zu merken?
Das Verständnis ist da, aber das Problem ist ja hier nicht das Verständnis, sondern die Hemmungen und falschen Konditionierungen, die uns am Erinnern hindern. Eine ellenlange Auflistung macht es sogar schwieriger. Und aus einem Satz wie "Es war noch ein Haufe oder Trupp, in dem ein jeder ein Kropf einer Spannen lang hatte ..." Kann ich mir die Übersetzungen turma, Struma, spithama nicht besser merken als aus einer Vokabelliste. Und der komplette Satz enthält schon 8 Vokabeln. Er bietet keine Lernhilfe, keine vereinfachte oder verbesserte Assoziationsmöglichkeit. Oder anders ausgedrückt: Nimmt man die Eselsbrücke weg, ist es keine Mnemotechnik im engeren Sinne. So merkt man sich lediglich den Inhalt des zu erlernenden Wortschatzes in grammatischer Ordnung.
In meinen Augen hat man damit das Lernziel verkehrt. In erster Linie kommt es ja auf die Kenntnis der Übersetzung an, eine gezielte Zugriffsmöglichkeit ist doch allenfalls sekundär. Auch der Vorteil, dass man die Vokabeln durch die Geschichte und das Verständnis derselben gleich in beide Richtungen können sollte, hilft nichts, wenn man sie sich nicht merken kann.
Für Bunos Schüler mag es funktioniert haben. Sie mussten ja Vokabeln lernen und ganz einfache Sätze übersetzen, bevor der eigentliche Lateinunterricht begann. Für sie war hier also eine geniale Methode zu wiederholen, zu vertiefen und den passiven Wortschatz zu aktivieren.
Gerade im Lateinischen lernt man eine Menge Vokabeln sowieso als Ausnahme mit der Grammatik. Da ist es verlockend, gleich einen ganzen Wortschatz in die Mnemotechnik der Grammatik einzubinden. Dann muss man aber auch Lernhilfen dazu setzen, sonst verschleiert man nur den Blick auf die Grammatik.