Memotechnik gezielt einsetzen

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Hasem
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Memotechnik gezielt einsetzen

Beitrag von Hasem »

Da ich jetzt Humanmedizin studiere wollte ich nun auch die Techniken weiterhin erfolgreich nutzen. Natürlich ist der Stoff so viel, dass alles mit Memotechnik nicht funktioniert. Meine Frage wäre, inwiefern kann man Fächer wie Chemie gezielt mit Memotechnik lernen? Ich setzte im Grunde die Techniken seit 3. Jahren schon ein, nur denke ich manchmal, dass ich einfach hin und wieder zu wenig mit ihnen arbeite, obwohl sie so kostbar sind. Ich hab z.b. meine mündliche Testate teilweise mit der Loci-Methode gelernt und der Stoff prägt sich gut ein. Was ist so für ein kleines Problem habe ist, dass ich zur Zeit nur ca. 500 Routen habe. Ich muss schleinigst auf die 1000 kommen. Was würdet ihr als Tipps geben z.B. um Techniken für Fächer wie Chemie zu lernen?

mfg
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DocTiger
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Re: Memotechnik gezielt einsetzen

Beitrag von DocTiger »

Zitratzyklus in Minecraft: http://www.youtube.com/watch?v=XwVD8MYwlbA

Das große Geheimnis ist, keine Struktur in die Lociliste zu packen sondern nur eine sinnvolle Reihenfolge.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Horkas
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Re: Memotechnik gezielt einsetzen

Beitrag von Horkas »

Hasem hat geschrieben:Da ich jetzt Humanmedizin studiere wollte ich nun auch die Techniken weiterhin erfolgreich nutzen. Meine Frage wäre, inwiefern kann man Fächer wie Chemie gezielt mit Memotechnik lernen? Ich setzte im Grunde die Techniken seit 3. Jahren schon ein, nur denke ich manchmal, dass ich einfach hin und wieder zu wenig mit ihnen arbeite, obwohl sie so kostbar sind. Ich hab z.b. meine mündliche Testate teilweise mit der Loci-Methode gelernt und der Stoff prägt sich gut ein. Was ist so für ein kleines Problem habe ist, dass ich zur Zeit nur ca. 500 Routen habe. Ich muss schleinigst auf die 1000 kommen. Was würdet ihr als Tipps geben z.B. um Techniken für Fächer wie Chemie zu lernen?
Du hast ein großes Plus: Gute Erfahrungen mit der Loci-Technik. Darauf lässt sich aufbauen. Speziell für Chemie kann ich dir nicht raten, da sind andere hier, die das können. Aber grundsätzlich würde ich weiter auf Loci setzen. Wenn du zum Beispiel für das Fach Chemie das Flusssystem des Rheins nimmst, hast du eine Haupt- und viele Nebenlinien. Die bekannten Städte können als Routenpunkte dienen, an denen sich wiederum ganze Untersysteme andocken lassen (z.B. deine 100-Garderoben, die du auch anderswo wieder einsetzen kannst). Viele Städte am Rhein (und seinen Nebenflüssen) haben sogar sehr viel mit Chemie zu tun, was für das Lernen nur nützlich sein kann. Auf diese Weise lässt sich dein System mühelos multiplizieren. Dabei sind verschiedene Lerntechniken in Ergänzung zu deinem Loci-Grundsystem einsetzbar: Schlüsselwortmethode, Zahlbilder auf Loci-Basis oder nach dem Majorsystem, auch die Geschichtenmethode - ganz nach deinen Wünschen und Vorlieben beim Lernen.

Manche Leute schwören auf die Leitnersche Lernkartei (ich auch), andere können damit gar nichts anfangen. Ich fände sie zur Ergänzung gut und zwar speziell für das Lernen der vielen Fachbegriffe und Definitionen: eine Lernkartei für das Fach Chemie etwa.

Ich wünsche dir, dass du deinen Weg der persönlichen Lernentwicklung findest und erfolgreich die ungeheuren Stoffmengen in den Griff bekommst.
Zu allen wirklichen Abenteuern gehört, dass man einen Schatz sucht.
David Loye
Frederica
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Re: Memotechnik gezielt einsetzen

Beitrag von Frederica »

Hallo Hasem,
ich würde erst mal einen Selbsttest machen vor dem Lernen:
was weißt Du schon?
Und dann mal während des Lernens Fragen aufschreiben und nach dem Lernen/ ersten Durchlesen/ Zeichnen von Strukturformeln (das machst Du ja vermutlich, oder merkst Du die Dir so?) schon mal locker abtesten, was Du gut behalten hat und was Du behalten hättest, wenn Du eine kleine Merkhilfe (Anfangsbuhstabe, Themengebiet etc.) gehabt hättest und was Du immer wieder vergisst oder verwechselst.

Letzters wäre für mich der erste Kandidat für die Mnemotechniken.

Als nächstes würde ich nach Schlüsselkonzepten suchen und mir diese mnemotisch einprägen, so dass ich daran weitere Infos hängen kann.
Das wiederum würde ich nur sparsam machen, denn meist weiß man ja schon viel, weil man in der Vorlesung oder im Kurs war oder mehrfach darüber gelesen hat (viele Themen kommen ja mehrfach im Buch vor).

Also ich würde versuchen, möglichst sparsam Menmotechnik einzusetzen, nicht für jeden gelesen Satz, sondern für jedes verstandene Konzept und für jeden nicht verstanden Fakt (v.a. Zahlen, Konstanden etc., oder Gesetzte etc. die Du nicht verstanden hast, aber Dir merken musst).

Oberstes Gebot:
Nicht wild alles mit Mnemotechinken lernen, sondern erst mal lesen, darüber nachdenken, etwas machen (Formeln zeichnen), anwenden.
Und dann nur "das Große" (Verstandene, Schlüsselkonzepte) und "das Kleine" (nicht Verstandene, evtl. nicht zu Verstehende) mnemotisch lernen.

Strukturformeln kann man wohl mit viel Mühe in eine Geschichte oder gar Route packen (Christiane Stenger hat das mal anhand der PQ-Formel demonstriert, glaube ich), aber mMn lernt man die erst mal besser durch Zeichnen und Nachvollziehen (funktionelle Gruppen, welche Reaktion findet wo statt usw.).
Vielleicht kann man sich für jede funktionelle Gruppe einen Schlüsselbegriff basteln, der entweder direkt mit der Gruppe/ Formel zu tun hat, oder mit deren Bezeichnung, oder mit deren Funktion zu tun hat.

Das würde ich aber auch nur sparsam anwenden.

Der beste Weg ist immer noch als erstes das Verständnis des Stoffes, die Logik dahinter und dann, als Krüke, die Mnemotechnik für den Überblick über den Stoff und die "fiesen Details".

In Chemie kann man glaube ich viel mit Geschichten machen (ein Molekül-"Männchen" macht etwas mit einem anderen) und mit Schlüsselwörtern (für Fachbegriffe, Molekülbezeichnungen, Reaktionsnahmen usw.).

Möglicherweise kann man sich kleine Moleküle nachbauen oder vorstellen als Modell und dann für die einzelnen Farben der verschiedenen Atome Schlüsselbegriffe finden, um sich so den Aufbau des Moleküls zu merken, z.B. Sauerstoff rot = Zipfelmütze, oder rotes Ampellicht etc. in dem Modell sehen.
Das klappt aber m.E. nur, wenn man es sehr sparsam für Molekül(teile) einsetzt, die man immer wieder verwechselt.

LG
Frederica
Hasem
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Re: Memotechnik gezielt einsetzen

Beitrag von Hasem »

Wie ich letztendlich Strukturen gelernt habe in Chemie: Ich habe einzelnen Substituenten eine Zahl gegeben: CH=2 CH2= 3 CH3=4 NH2=5 OH=20 usw. Diese natürlich erstmal auswendig gelernt: Das waren ca. 15,also nicht viele. Z.B. die Aminosäure Lysin: COOH-CHNH2-CHNH2-CH2-CH2-CH2-CH2NH2. Da alle Aminsäuren mit COOH-CHNH2- beginnen, brauch ich dafür mir nichts zu merken, also nur noch den Rest. Meine Geschichte war dann hierzu: Meine Mutter(33) geht an einem schönen Mai(03)-Wetter hinaus, um ihr Mehl (35) ins Wasser zu werfen. Dabei löste(Lysin) sich das auf.


Was ich aber sonst mal fragen wollte, abgesehen von dem, was ich eben geschrieben habe: Manchmal lerne ich viel und genug und merke am Ende, dass zu wenig hängengeblieben ist, so ärgere ich mich total. Ich bin ein Typ von Lernenden, der mal gerne Nachts weiter lernt, dafür aber weniger Schlaf hat. Und ich überlege mir, ob sich das rentiert oder ob es nicht besser wäre, früher schlafen zu gehen und dafür das Gehirn verarbeiten zu lassen. Was ich auch denke ist, das Lernen wirklich nur effektiv ist, wenn man konzentriert ist. Ich steh gerne mal auf, fasse dieses und jenes an und denke mir dann "setzt dich JUNGE =)". Was macht ihr für Konzentrationsübungen vor dem Lernen?
Also ich hab mir sonst immer schnell ein ganzes oder halbes Kartenblatt gemerkt, nur damit mein Gehirn anfängt zu arbeiten. Ich habe auf den Bildern von Gedächtnismeisterschaften gesehen, dass fast alle Teilnehmer Schutzhörer tragen, was ich sehr gut finde. Ich dachte mir, dass ich mir auch welche zulege, um nicht von irgendwelchen Nebengeräuschen abgelenkt zu werden. Gut, in der Bücherei mit solchen Hörern sieht's komisch aus. Dr. Gunther Karsten hatte mal irgendwo erwähnt gehabt, dass er eine Brille hat, die quasi abgedunkelt ist und nur mittig, auf jedem Glas eins, ein Loch hat. Damit wird die Konzentration auf das zu Lernende konzentriert, wenn ich es mal so ausdrücken kann.
Ich ärgere mich nur, deshalb schreibe ich überhaupt =),dass ich manchmal beim Lernen nicht strukturiere. Quasi den Chaos, als die Ordnung beherrschen.
mfg
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