Mehrere Elemente pro Routenpunkt

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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DivineTraube
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Mehrere Elemente pro Routenpunkt

Beitrag von DivineTraube »

Jeder wird früher oder später die Erfahrung machen, dass Routenpunkte in Bezug auf Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit kaum zu übertreffen sind. Es gibt jedoch gute Gründe, nicht alle Stoffe zu linearisieren und sequentiell auf einer Route abzulegen:
  • Routenpunkte sind beschränkt
  • Nachträgliches Einfügen von neuen Inhalten ist schwer bis unmöglich (man kann später hinzugekommene Inhalte höchstens neben Routenpunkten ablegen oder eine Referenz auf eine Hilfsroute einfügen)
  • Geclusterte, d.h. zusammengehörige Informationen werden auseinandergerissen
Ich selbst habe deshalb immer wieder versucht, mehrere Informationen pro Routenpunkt abzulegen. Ich erläutere die entsprechenden Methoden am besten an einem Beispiel. Stellen wir uns vor, wir wollen das Periodensystem der Elemente memorieren. Wir möchten uns zu jedem Element die Ordnungszahl, Siedepunkt und Schmelzpunkt merken. Da diese Eigenschaften unleugbar zusammengehören, legen wir alles auf einem Routenpunkt ab (da wir andernfalls ohnehin kaum eine einzelne Route mit ausreichend Routenpunkten finden würden).

Beispielroutenpunkt: ein Esstisch
Element: Schwefel. Ordnungszahl 16 (Tasche), Schmelzpunkt 115 °C (Dudelsack), Siedepunkt 445 °C (Rührlöffel)

Jetzt die möglichen Techniken (die Namen habe ich mir ausgedacht, da es für sie soweit ich weiß keine einheitliche Bezeichnung gibt).

Positionsmuster:
Prinzip: Der zentrale Merkinhalt wird in der Mitte des Routenpunkts abgelegt, die assozierten Informationen werden nach einem feststehenden geometrischen Muster drum herum angeordnet.
Beispiel: (Positionsmuster: Mitte - links - rechts) Auf dem Esstisch liegt eine mit Schwefel gefüllte Handtasche. Etwas von dem gelblichen Pulver ist auf das Mundstück des schlaff links daneben liegenden Dudelsacks gefallen. Rechts neben der Handtasche liegt ein Rührlöffel, dessen gelbliche Verfärbung verrät, dass mit ihm der Schwefel in der Tasche umgerührt wurde.

Minigeschichte:
Prinzip: Die Information werden als Geschichte gemerkt und das erste Element der Geschichte auf dem Routenpunkt abgelegt.
Beispiel: Ein Frau greift sich ihre mit Schwefel gefüllt Handtasche vom Esstisch, legt sie sich über die Schulter und geht damit zur Straße hinaus. Sie passiert einen Straßenmusiker, der auf einem Dudelsack eine schottische Melodie spielt und angewidert das Gesicht verzieht als die Frau ihn passiert und dabei eine übelriechende Schwefelwolke hinter sich herzieht. Er unterbricht agitiert sein Spiel und wirft ihr schwungvoll einen Rührlöffel hinterher der sie dumpf am Kopf trifft und leblos zusammenbrechen lässt.

Mikroroute:
Prinzip: Man konstruiert ein Set aus überall einsetzbaren Mikrorouten (z.B. 10 Stück). Eine Mikroroute wird auf jeden Routenpunkt abgelegt und mit Informationen befüllt. Mikroroutenbeispiel: Motorrad - Vorderreifen, Lenkrad, Sitz, Heckstauraum.
Beispiel: Auf dem Esstisch brummt ein auf der Seite liegendes Motorrad. Auf dem Vorderreifen liegt eine schwefelgefüllte Handtasche. Das Lenkrad ziert ein eingebauter Dudelsack als Hupenersatz. Im Sitzpolster steckt ein hineingestochener Rührlöffel.

PVO:
Prinzip: Person, Verb, Objekt. Jeweils ein Wort aus dem Mastersystem.
Beispiel: Person = Tycho Brahe (16), Verb = Dudeln (115), Objekt = Rührlöffel (445). Ist wohl klar: Tycho Brahe thront in seiner adligen Sonntagsrobe auf dem schwefelbedeckten Esstisch und dudelt hingebungsvoll auf einem an den Mund gehaltenen Rührlöffel.

Das sind die vier Methoden mit denen ich gearbeitet habe. Nicht alle sind für jede Aufgabe gleich gut geeignet. Das PVO System eignet sich z.B. nur für numerische Werte, erfordert das Erlernen oder ad-hoc Bilden von neuen Masterworten und leidet häufig darunter, dass bestimmte Buchstabenkombinationen kaum geeignete Bilder zulassen. Mikrorouten haben den Nachteil, das es nicht leicht ist, die Mikroroute und die umgebende Routen gleichzeitig zu visualisieren. Gleichzeitig stellen sich schnell Interferenzeffekte ein, wenn man mehrfach hintereinander die selbe Mikroroute in unterschiedliche Routenpunkte einbettet und belegt. Minigeschichten erben alle Nachteile der Geschichtenmethode, insbesondere den fehlenden wahlfreien Zugriff, die explizite Verknüpfung zwischen Handlungspunkten und die fehlende generische Struktur die eine Route bietet. Positionsmuster haben den Nachteil, das Routenpunkte leicht unübersichtlich werden und die Position eines Element durch ein Verknüpfung gefestigt werden muss, da andernfalls bei der Wiedergabe leicht Vertauschungen entstehen können.

Doch nun zu dem eigentlichen Zweck dieses Posts: habt ihr ähnliche oder andere Techniken benutzt, um mehrere Elemente auf einem Routenpunkt abzulegen? Könnt ihr die Techniken an einem Beispiel erklären?
memorizeit
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Re: Mehrere Elemente pro Routenpunkt

Beitrag von memorizeit »

jap, Minigeschichten werden oft eingesetzt von mir, wobei die Punkte sich ungefähr nach der Millerschen Zahl richten, also eigentlich maximal 7 Chunks. Mit Zahlen hab ich noch keine Erfahrungen gemacht, musste ich mir nur wenige merken, da hat ein einfaches Zahlen-Baum system gereicht. Mikroroute hat bei mir nicht so gut funktioniert, da hab ich lieber geschaut, dass ich in der selben Zeit einfach neue Routen bastel.
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Sorenito
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Re: Mehrere Elemente pro Routenpunkt

Beitrag von Sorenito »

Schade, dass hier nicht mehr Antworten getätigt worden sind!
Bin ein relativer Neuling und habe noch einige Mängel in der Umsetzung der Loci-Methode!
Habt ihr eine bestimme Menge an Information pro Routenpunkt? Wie geht ihr im genauen vor? Lesen oder Rausschreiben, Wiederholung per Bild oder Text? Ich könnte ewig weiter Fragen...
Danke und besten Gruß

sorenito
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