lernen nur durch lesen, ohne selber abzuprüfen

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Hekate
Foren-Neuling
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Registriert: Sa 26. Apr 2014, 15:43

lernen nur durch lesen, ohne selber abzuprüfen

Beitrag von Hekate »

Ich hab an der Uni meine Schwierigkeite den groooooßen Lernstoff zu zähmen, vorallem das viele Auswendiglernen (natürlich sinngemäß) macht mir Probleme. Ich scheitere am meisten an Wiederholungen...deshalb suche ich Anregungen systematischer anzugehen, aber selbst erprobte Methoden abseits der "Lernen lernen" - Literatur, die ich meistens unrealistisch finde. Außerdem macht es mir Spaß neue Methoden auszuprobieren und das wichtigste...ich will bessere Noten haben.

Was versteht man unter "wiederholen"? Man liest ja immer, dass man beim Lernen immer wieder wiederholen muss.
Ist damit gemeint, dass man sich sozusagen selber abprüft? Also, dass man etwas liest, dann die Unterlagen/Bücher verdeckt und sich dann die Sachen lautlos innerlich erzählt (oder je nach Geschmack halt laut)?
Wie wichtig ist denn dieser Schritt beim Lernen? Reicht es denn nicht aus, wenn man etwas liest und dann mit den Unterlagen versucht, die Sätze in eigenen Worten zu formulieren, über das gelesene nachdenken und das immer wieder? Also sozusagen "lernen nur durch lesen/nachdenken", ohne dass man die Bücher zu macht und mit sich selber sozusagen eine mündliche Prüfung macht, nur ohne Stimme?

z.B: In den Zwischenräumen der Mureinhülle sammelt sich die Lugolsche Lösung an. Hier wirkt der Alkohol dehydratisierend und verringert den Abstand zwischen den Molekülen, so dass die Farbstoff-Komplexe nicht vom Alkohol ausgewaschen werden können. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gramnegative_Bakterien)

Da denk ich mir dann folgendes: "Aha, es gibt also eine Mureinhülle, die hat Zwischenräume. Die Lugolsche Lösung sammelt sich darin an. Der Alkohol wirkt dehydratisieren. Dadurch wird der Abstand der Moleküle kleiner, wodurch der Farbstoffkomplex nicht vom Alkohol ausgewaschen werden kann". Am nächsten Tag mach ich mir gedanklich nochmal so einen selbstfomulierten Lernsatz, noch immer mit den Unterlagen.

Mein Problem beim selber abprüfen ist es, dass es extremst demotivierend ist, bei vielem Stoff. Besonders bei den ersten Lesedurchgängen brauche ich ewig, bis ich was kann. Wenn man z.B. ein Lehrbuch mit Details können muss dann stelle ich es mir sehr mühsam vor, sich jedes mal selber abzuprüfen. Je öfter man einen komplizieren Text liest, desto mehr merkt man sich nach jedem Lesedurchgang. Nur wie oft lesen, nach wie vielen Tagen, bevor ich abprüfen kann, ohne dass es so demotivierend ist Das ist auch der Grund, warum ich die "PQRST" oder "SQ3R" Methode uni-untauglich finde. Auch wenn ich einen kurzen Textabschnitt 3x an einem Tag nach der PQRST Methode bearbeite, dann kann ich die Sachen noch immer nicht frei und das ist das demotivierende, und es zieht einem sehr tief runter, sodass das lernen nicht mehr Spaß machtm, voran komme ich auch nicht, weil ich dann kein Bock mehr habe aufs Abprüfen, von daher ist mein Hirn wenig willig, das ganze ein paar mal bis zur Prüfung zu machen. Und Studium ist weit mehr, als ein kurzer Textabschnitt. Dasselbe gilt auch jedesmal, wenn ich den Text "normal" lese und mitdenke und dann abprüfe.

Wenn man sich selber abprüft, wie oft sollte man den Text zuvor gelesen haben (also wie macht ihr es, ich hätte nur gern einen Richtwert zum Testen)? Reicht es auch nur zu lesen und nachdenken, ohne sich selber abzuprüfen? Macht des wer von euch? In welchen Intervallen wiederholt ihr die Sachen?

(in höheren Semestern lernen die meisten nur aus dem Buch ohne rauszuschreiben, so wie ich es in der Bib sehe. Ich persönlich halte auch nichts vom rausschreiben/exzerpieren, da man ja noch nicht werten kann, ob was wichtig ist oder nicht und Details so verloren gehen, die auch zur Prüfung kommen können. Bei Prüfungen schneide ich noch schlechter ab, wenn ich aus meinen Zusammenfassungen lerne. Ich werde 4 große Prüfungen haben, jedes der vier Fächer umfasst einen Stoff von 3 Semestern und da ist es einfach ineffizient.).

Ich hab mit der neuen Technik etwas rumgespielt, aber ich bräuchte weitere Anregungen, Meinungen und etwas Hilfe. Ich hoffe, ihr Lernprofis könnt mir helfen, denn in Laienforen a la Karteikärtchen vollmalen, sind einfach unmöglich und helfen mir gar nicht.
Willwissen09
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Re: lernen nur durch lesen, ohne selber abzuprüfen

Beitrag von Willwissen09 »

Hallo,

wenn lernen nur durch lesen klappen würde, wären wir alle Gebildete! ;-)

Thema Wiederholen.
Nur lesen ohne gedanklich das gelesene zu verarbeiten bringt nichts.

Gibt da eine schöne Metapher von einem Pfarrer, der Jahre lang bei seiner Messe aus der Bibel vorliest und als die Kirche abbrante er nichts von dem mehr wiedergeben konnte, was er gelesen hatte.
Ob echt oder unecht, egal, es gibt eine Tatsache wieder.

Bei Romanen geht es einfacher, weil Bilder und Stimmungen erzeugt werden, dadurch kann man sich da ganz gut erinnern.

Fachtexte sind davon weit entfernt.

Wiederhole, in dem Du Dir auf MP3 sprichst oder jemanden anders ein Kapitel vorträgst.
Wiederholen müsste man eher mit "ständig in eigenen Worten wiedergeben" übersetzten.

Viel Spaß beim Studieren!!!

Gruß
Will
Frederica
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Re: lernen nur durch lesen, ohne selber abzuprüfen

Beitrag von Frederica »

Mein Eindruck:
Sinnvolles Wiederholen ist alles, was einen vom wörtlichen Text wegbringt* und dazu führt, dass man sich mit dem Stoff auseinander setzt.
Dafür gibt es viele verschiedene Möglichkeiten:
Routentechnik etc. führt dazu, dass man passende Bilder für den Stoff finden muss, also sich ein wenig damit befasst und leicht zu merkende, da visuelle Merkhilfen, erstellt.

Dann gibt es noch die ganze bekannten Lernhilfen:
Fragen stellen und beantworten,
das Wichtigste in Merksätzen oder Schlüsselkonzepten formulieren,
sich eine Anwendungssituation vorstellen,
das Gelernte tatsächlich oder gedanklich auf eine andere, sinnvolle oder interessante/ wichtige Situation anwenden,
überlegen, wie man den Stoff jemand anderem erklären kann usw.

Was haben die alle gemeinsam?

1. Man befasst sich mit dem Stoff inhaltlich, versteht also im Verlauf des Lernens den Stoff oder findet seine Wissenslücken.

2. Man befasst sich mit der Relevanz des Stoffes, indem man nach Anwendungen sucht oder Aufgaben löst, in denen man das Gelernte anwenden muss. Alles, was man anwenden kann, ist schon mal besser verankert als etwas, das man nur wiedergeben kann.

3. Man befasst sich aktiv mit dem Inhalt, findet durch Fragen Aspekte, dei einen interessieren oder für das eigene Fach wichtig sind (oder für bestimmte Situationen), baut so ein größeres Verständnis für den Inhalt und seine Relevanz auf.

*Es gibt Menschen, die sich Texte nach intensivem Lesen, nicht zwingend nach mehrmaligem Lesen, auszugsweise wörtlich merken.
Das kann gut sein, wenn man den Stoff noch nicht verstanden hat und später das wörtliche Zitat erinnert, und so eine Verbindung des früher Gelesenen zum später Gelernten schafft und das früher Gelesene so versteht.
Es kann aber auch hinderlich sein, wenn man den Text nur auswendig kann, aber nicht genau weiß, was er bedeutet, oder sich z.B. die Situation nicht vorstellt. In dem Fall nur "Mureinhülle" lernt ohne zu wissen, was das genau ist, woraus es besteht und welche Funktion es hat.

Ich denke, man hat einen Text/ Inhalt gelernt, wenn man
- den Text in wenigen Worten zusammenfassen kann, aber auch

- zu einem einzigen Satz oder Wort längere Ausführungen machen kann, also erklären, was es ist, wo es herkommt, welche Aufgaben es hat, mit welchen anderen Themengebieten es zu tun hat, wo es wichtig ist usw.

Ich habe das immer so gemacht, dass ich mir die wichtigsten Begriffe aufgeschrieben und diese Liste ggf. gelernt habe und dann vor der Prüfung die Liste (auch nur mental) durchgegangen bin und überlegt habe, was jeder einzelne Begriff bedeutet und wo er eine Rolle spielt (Definition und Verknüpfung).
Das kann man wiederum sehr gut mit der Routenmethode verbinden....

LG
Frederica
Willwissen09
Superbrain
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Registriert: Do 05. Nov 2009, 6:06

Re: lernen nur durch lesen, ohne selber abzuprüfen

Beitrag von Willwissen09 »

Hi,

wie läuft es den in Deinem Studium?

Gruß
Will
Michael 1983
Einmal-Schreiber
Beiträge: 1
Registriert: Di 02. Dez 2014, 20:57

Re: lernen nur durch lesen, ohne selber abzuprüfen

Beitrag von Michael 1983 »

Hi,

hier auch ein neues Magazin, dass sich mit Intelligenz, Psyche und lernen auseinandersetzt ;-)
sehr interessante Artikel für Studenten.

http://www.potenzial-magazin.de/

Gruß
Michael
Memoria
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Re: lernen nur durch lesen, ohne selber abzuprüfen

Beitrag von Memoria »

Wie lange bleibt das Wissen abrufbereit, wenn man es nicht wiederholt?
Funktioniert lernen ohne Wiederholen überhaupt? Ich dachte immer jede Lernerfahrung wird durch Wiederholung gefestigt.
Schwimmen lernt man nur im Wasser.
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