Codierung von Zahlen / Major, Ben, Vokale

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Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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fips
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Codierung von Zahlen / Major, Ben, Vokale

Beitrag von fips »

Hallo zusammen,

ich arbeite gerade an einer Codierung für ein Zahlensystem, in dem ich ein klassisch phonetisches "Wörterbuch" erstellen möchte.

Für die Codierung kann man für die Umsetzung z.B. auf das Majorsystem (oder jegliche andere Zuordnung für Konsonanten) zurückgreifen.

Ich halte derzeit eine Mischung aus Konsonanten und Vokalen für griffig, da es damit möglich wäre (wie bereits an anderer Stelle im Forum diskutiert), Zahlen als Buchstaben zu lesen.

Verlässt man sich dabei nur auf ein konsonantenlastiges Majorsystem besteht das Problem, bei den ersten Lern- und Übungsrunden die Lücken noch mit Vokalen aufzufüllen und hat schlicht zu viele Kombinationsmöglichkeiten um eindeutig haftende Bilder (oder zumindest Worte) zu generieren.

Daher möchte ich gerne einen griffigeren Ben-System-ähnlichen Ansatz aufbauen.

Derzeit ist meine Überlegung:

1. Stelle: System aus Konsonanten
2. Stelle: System aus Vokalen
3. Stelle: System aus Konsonanten

Leider verfügt das deutsche Alphabet nur über 5 Vokale: a, e, i, o, u.
Zusammen mit Diphthong und Umlaut könnte man folgende Codierung aufbauen:

0: a
1: e
2: i
3: o
4: u
5: ah, aa, ä
6: ai, ei
7: ie, ih
8: oh, oo, ö
9: uh, uu, ü

Ich finde die Unterscheidung zwischen den ersten und letzten fünf leider noch nicht stark genug (z.B. i und ie).
Bei einem "Lesen" der bloßen Codierung ist es noch nicht möglich, eindeutig zu unterscheiden und schnell Worte zu bilden (z.B. habe ich ein gebildetes Wort jetzt als lang oder kurz ausgesprochenen "i" abgespeichert (unabhängig von der Rechtschreibung, da es um Laute geht)).

Daher überlege ich, ob es möglich ist, die regulären Umlaute doppelt zu belegen und z.B. ein weiteres Merkmal hinzuzufügen (z.B. gerade und ungerade Zahlen) - oder ob dies die Sache erschwert.

Wie entwickelt Ihr Ben- oder Simon-Systeme?
Ziel wäre es meines Erachtens, ein möglichst griffiges (d.h. lesbares) Zahlensystem zu entwickeln, welches intuitiv Unterscheidungen zulässt.

Beste Grüße,
fips
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Zylbath
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Re: Codierung von Zahlen / Major, Ben, Vokale

Beitrag von Zylbath »

Hallo,
ich würde die Aufteilung deiner Vokale vielleicht doch eher linguistisch angehen, das zur Zahl auch noch eine Ähnlichkeit aufweist, ähnlich wie im Majorsystem. Das Deutsche hat phonologisch ca. 16 Monophthongue und 3 Diphthongue, die durch ca. 9 Monographeme und 3 Digrapheme wiedergegeben werden. Das Problem sehe ich allerdings in der Umsetzung, mit Konsonanten ist es einfacher Wörter nachzubauen, weil deren Aussprache weniger positionsabhängig ist, während die Position des Vokals im Wort sehr wichtig für dessen Aussprache ist. Man müsste daher pro Zahl möglichst so viele "Synomneme" (menmotechnische Einheiten, die dasselbe kodieren ;)) finden, die alle Stellungen wiedergeben, dass sich dadurch die Stellungsabhängigkeit umgehen lässt. Hinzu kommt, dass die Flexionsparadigmen vor allem von Vokalen regiert werden. Es wird daher schwerer einen morpho-syntaktisch korrekten Satz zu erstellen, weil vor allem immer wieder Schwa-es vorkommen werden. Ein anderes Problem ist, dass Konsonanten in einem Wort häufiger vorkommen als Vokale, vor allem weil sie Konsonantencluster bilden können (Strumpf), sowohl im An- als auch im Auslaut einer Silbe, während die Vokale auf den Nukleus beschränkt sind und hier meist nur einmal vorkommen. Bei der Kodierung ist man daher bei längeren Zahlen auf mehrere Wörter angewiesen. Ich glaube, dass es hier schwerer ist, eine routinierte Natürlichkeit in dem System zu erlangen, wie es bei dem Major-System wäre.

0. u, uh, uu [ʊ, u, uː] (null)
1. ai, ei [aɪ̯] (eins)
2. o, oh, oo [ɔ, o, oː] (zwo)
3. ö, öh, öö [œ, ø, øː] (zwei und drei lautähnlich, o (hier: 2) und ö auch, daher 3=ö)
4. i, ie, ih [ɪ, i, iː] (vier)
5. ü, üh, üü, y [ʏ, y, yː] (fünf)
6. ä, äh [ɛ, ɛː] (sechs: ist ein ɛ. Unterscheidet sich von 7 fast nur durch die Schreibung. In 7 sind es alle Vokale mit "e", bei sechs mit "ä")
7. e, eh, ee [ə, ɛ, ɛː, e, eː] (sieben, einzige Zahl mit Schwa-e, Unterschied zu 6: s. dort)
8. a, ah, aa [a, aː] (acht)
9. oi, eu (ɔʏ̯) [neun]

Es werden nur Vokale genommen, die auch als Vokale geschrieben werden. Also kein silbenfinales 'r', das als /ɐ̯/ realisiert wird, oder 'l', das manchmal als /ɪ/ realisiert wird. Es wird die Standardaussprache als Norm genommen, daher gibt es einen Unterschied zwischen langem 'ä' und langem 'e' (ɛː und eː, Däne vs. ich dehne).
Jeder Vokal lässt sich also ähnlich wie im Majorsystem den einzelnen Zahlen durch das Wesen der Ähnlichkeit zuordnen, was das Erlernen stark vereinfacht.
Das Problem aber ist es weiterhin, wirkliche Wörter zu bilden, weil dies mit einem konsonantenbasierten System weitaus einfacher ist. Daher könnte man vielleicht eine Alternative machen, dass man immer nur den ersten Vokal eines Wortes nimmt und so einen Satz baut, weil es sonst zu viele Flexionsschwas gibt:
7345: Der schöne Hipster grüßt.
9025: Freunde ulken oft übermäßig.

Eine weitere vielleicht interessante Sache wäre das Übertragen auf das Sprachenlernen, vor allem in Verbindung mit dem Major-System. So könnte ich Vokale und Konsonanten getrennt zurückkodieren: Irisch: fuinneog (Fenster) --> Konsonanten: 8227: Fan + Honig, Vokale: 0472: Zorro, Kino. (Ich will durch ein Fenster klettern, weil ich ein stalkender Fan bin und trete dabei aus Versehen in Honig. Ich merke dann, dass ich im falschen Raum bin und gerade der Film Zorro läuft und ich in einem Kino bin. So oder so ähnlich.) Das ist zwar sehr umständlich und geht über viele Ecken, aber vielleicht kann man das irgendwo auch einmal gebrauchen.

Das waren ein paar meiner Gedanken dazu. Das System mit Vokalen ist auf jedenfall interessant, muss man schauen, ob das auch wirklich alltagstauglich ist.
Viele Grüße,
Kevin
Saor d'intinn.
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