Aufbau eines Gedächtnispalasts für das Jurastudium

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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DavidSchabany
Foren-Neuling
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Registriert: Mo 19. Jun 2017, 9:56

Aufbau eines Gedächtnispalasts für das Jurastudium

Beitrag von DavidSchabany »

Liebes Forum,

ich habe mich entschlossen einen (fiktiven) Gedächtnispalast für mein Jurastudium zu nutzen.

Meine bisherige Planung
Ich möchte einen Palast mit 3 Stockwerken (für die 3 Rechtsgebiete: Strafrecht, Zivilrecht und öffentliches Recht) bauen. Jedes Stockwerk soll aus Fluren bestehen (für die einzelnen Unterthemen; z.B. Tötungsdelikte) mit einzelnen Zimmern (für das jeweilige Thema; z.B. Mord, § 211 StGB).

Meine Probleme

(1) Es fällt mir schwer die einzelnen Räume zu schaffen.
Wie baue ich die Räume auf? Soll ich mir Räume mit markanten Stellen und Gegenständen ausdenken und den Lernstoff in Schlüsselwörter und dann auf diesen Routenpunkten ablegen (Loci-Methode)? Oder soll ich lieber (mir) bekannte Räume verwenden?

(2) Gewisser Lernstoff befindet sich bei mir bereits im Langzeitgedächtnis. Mir scheint es demnach sinnvoll, nur Lernstoff abzulegen, der noch neu ist oder zumindest nicht sicher beherrscht wird. Jedoch wird mir dies dann etwas unstrukturiert, wenn ich nur bestimmte rausgegriffene Punkte auf der Route ablege und nicht z.B. ein vollständiges Thema komplett mit den Routenpunkten verknüpfe.


Wie sollte ich da heran gehen? Gibt es Vorschläge/Ideen hierzu? Ggf. auch gute Quellenvorschläge, um mein Wissen zu diesem Thema auszubauen? Gerne auch von Juristen/Jurastudenten, welche die Methode ebenfalls verwenden.

Danke schon einmal.

LG David
FrASo
Stammgast
Beiträge: 59
Registriert: Do 03. Jan 2013, 18:24

Re: Aufbau eines Gedächtnispalasts für das Jurastudium

Beitrag von FrASo »

Das ist nicht so einfach zu beantworten.

Aber erst einmal die Standardantworten:

Zu 1: Ob fiktive oder reale Räumlichkeiten besser funktionieren ist schlicht und einfach individuell unterschiedlich.

Zu 2: Das Gehirn funktioniert nicht wie eine Festplatte, die Daten unabhängig voneinander ablegt. Das Gehirn verknüpft die gelernten Inhalte vielfältig miteinander und bereits gelerntes stützt das noch zu Lernende. Das kannst du ausnutzen. Wenn du z.B. die Mordmerkmale schon aus dem Eff-Eff kannst, hast du schon eine Struktur für den entsprechenden Raum.

Dann muss ich sagen, dass es nicht gut ist, gleich mit einem Gedächtnispalast zu beginnen. Erst ein paar Wochen mit der Loci-Methode, Römischen Räumen, Ketten und Geschichten zu üben ist durchaus lohnenswert, um zu wissen, was einem liegt.

Das führt zur Frage, wie weit du dich mit Mnemotechnik schon auskennst. Bei Paragraphen kann es sich anbieten mit dem Zahlencode nach Aimé Paris zu arbeiten. Bei §211 könntest du die Infos einfach mit einer Geschichte um oder einer Verknüpfung mit den Begriffen Untat oder Nahtod(-Erfahrung) merken. (n=2, t, d=1; h und Vokale zählen nicht.)

Nehmen wir hier nur mal die Fallgruppen:
Niedere Bewegründe hängt dann gleich mit am 'n'.
Verwerfliche Begehungsweise könnte man als 'terrible Tat' einhängen.
Deliktische Zielsetzung hängt dann gleich mit am 'd'.

Oder man beschreibt: Noah tot!
Es ging um ganz niedere Dinge. Die goldenen Schuhsohlen, auf denen er sich bewegte, gaben dem Täter den nah am Boden befindlichen, niederen Grund zur Tat. [Stell dir einen Täter vor, der der niedrig am Boden kauert und beobachtet, wie sich Noah auf den Schuhen bewegt. Bei goldenen Schuhen dürften Habgier, Befriedigung des Geschlechtstrieb und Mordlust recht gut einzufügen sein, sogar in der richtigen Reihenfolge: Bei dem Einblick, verspürt der Täter Lust zur Tat, weil er auf auf Schuhe steht, auch sexuell und die Habgier wegen des Goldes tritt fast in den Hintergrund.

Und wer die Hölle riskiert, weil er einen Propheten tötet, der will im Gedächtnis bleiben. Einfach hinzugehen, ihn schnell und einfach zu töten, verwirft der Täter also. Statt der verworfenen, offenen, schnellen und gezielten Begehung, sucht er nach einer anderen Weise, ihn ins jenseits zu befördern: Heimtückisch lauert er ihm auf, Grausam lässt er ihn langsam von einem Felsen zerquetschen und gleichzeitig ertränken. Er hat sich unter einem Vorwand den Stab des Mose ausgeliehen, um so Wasser aus dem Felsen zu locken. Und wie beim Zauberlehrling wird es gemeingefährlich: Er kann das Wasser nicht stoppen, es droht eine Überschwemmung.

Weil er gerne mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt, wählt er einen Engpass, indem der Fels den Weg versperrt und so einen Überfall, den er da begehen will, erleichtert. Und das Wasser soll das Blut des Wanderers, den er am Morgen erschlagen hat, wegspülen. Er ermöglicht und verdeckt also seine weiteren begangenen Delikte.

Das ist jetzt in ein paar Minuten zusammengeschrieben. Es ist immer so eine Sache, Bilder zu finden, die für andere funktionieren. Hier nutze ich Sachen, die allgemein bekannt sind oder zu verbreiteten Klischees passen. Daher habe ich mich nicht zu lange damit aufgehalten, da ist sicher mit wenig Überlegen eine bessere Geschichte zu finden.

Ähnlich kannst du dann auch Einzelprobleme, wie die Diskussion um die Verfassungsmäßigkeit der eintönigen Strafe einhängen.

Im Raum für Tötungsdelikte brauchst du dann nur den Verweis vom Mord auf Untat oder Nahtot oder zur Schlagzeile Noah tot!. Ob da nun ein Zeitungsjunge eine Zeitung verkauft, ein Bild den Titel 'Noah tot!' auf dem Rahmen trägt oder das ganz anders dargestellt ist, hängt von dir ab. Du könntest das in einer Nische unterbringen, in der ein Meuchelmörder den Dolch im Gewande versteckt trägt, oder gemalt ist, oder was du eben mit 'Mord' verbindest dargestellt ist oder sich befindet. Je nachdem, wie nah du Sachen platzieren kannst, was wieder individuell unterschiedlich ist, kannst du auch ein Bild links, eines rechts und eines in der Mitte haben und damit verschiedene Aspekte in verschiedenen Geschichten oder Bildern abbilden.

Solange du nur die als Haken benutzte Wörter mit Zahlenbedeutung belegst und in den Geschichten die Wörter für die anderen Paragraphen vermeidest, wird es keine Probleme geben.

Ich habe gerade nicht soviel Zeit und hoffe, dass das verständlich geschrieben ist.

Was sind bisher deine Grundlagen zur Mnemotechnik? Das könnte für Tipps hilfreich sein.
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