Spaced Repetition Papierversion

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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DerPAT
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Spaced Repetition Papierversion

Beitrag von DerPAT »

Aufgrund einer Anfrage in diesem Forum habe ich einen Blogartikel zum Thema "Spaced Repetition Papier Version" geschrieben. Ich wollte daher das Thema hier auch anschneiden und fragen ob es noch jemand umsetzt und wie?

Den Inhalt meines Blogposts wiederhole ich jetzt hier nicht, sondern verweise auf http://trick.email/spaced-repetition-papier-version/.

Ich würde mich über Rückmeldungen freuen.

Viele Grüße
Patrick
FrASo
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Re: Spaced Repetition Papierversion

Beitrag von FrASo »

Ich denke, dass diese Methode erst durch die Kombination mit der von Sebastian Leitner entwickelten Lernkartei-Methode das Maximum der Effektivität erreicht.

Das entscheidende Werk wird heute als "So lernt man lernen-Der Weg zum Erfolg" vermarktet. Das sollte wegen der großen Auflage, nicht, weil es ein Ladenhüter ist, für weniger als 10 Euronen zu finden sein. Im Gegensatz zu vielen Nachfolgern ist es verständlich und mit Humor geschrieben. Der Autor war Journalist, der über den Stand der Pädagogik berichten sollte und entsetzt den 'State of the Art' feststellte. Seine Methode düpierte die Wissenschaft und erregte in den 70ern ziemliches Aufsehen. Allerdings wurde er von Konservativen Kreisen abgelehnt, da er 1938 inhaftiert wurde, weil er sich gegen den Anschluss Österreichs aussprach (sic!). (Auch hier ist der Wikipedia-Artikelnicht wirklich gut.)

Diese Kombination macht sich zu nutze, dass bei der Vergessenskurve die 90% Marke immer langsamer erreicht wird, je öfter man wiederhohlt hat. Sprich: Man muss den Zeitpunkt nicht ganz genau treffen, da sich die Marke langsamer senkt. Das Problem der Lernkartei ist nämlich, dass man immer dieselbe Menge an Informationen lernen muss, um zum optimalen Zeitpunkt zu lernen. Also lernt man die ersten Wiederholungen nach Plan, um dann die Karten gleich in ein größeres Fach legen zu können. Was man vergessen hat muss natürlich wieder auf 'null' gesetzt werden und den Weg von vorn durchlaufen. Wieso? Steht bei Leitner.

Modernere Erkenntnisse ändern sonst eigentlich nichts an Leitners Methode. Mehr kann durch neue Technik, sprich Computerprogramme realisiert werden, wie schon Leitner beschreibt. Für 'Pen and Paper' aber ist die Lernkartei optimal. Um die Methode bewusster umzusetzen empfiehlt sich danach eine in Hinsicht auf neue Erkenntnisse Geschriebene Beschreibung zu lesen.

Außerdem sollte man dazu noch Mnemotechniken nutzen. Auch in dieser Hinsicht kann Pen and Paper mitunter mehr als Computer: Wo der Rechner Zahlen erwartet kann man sich einen Code nach Aime Paris notieren. In Lernprogrammen können mitunter auch keine längeren Fragen eingegeben werden. Schließlich hat man die Möglichkeit ohne weiteren Aufwand eine Kartei mit dem Gelernten zu erstellen. Ein Philologe z.B. kann dann etymologische Hinweise und besondere Verwendungen notieren, die des Lernens nicht bedürfen, so aber leicht zu sammeln sind. Ein großer Teil der Gelehrsamkeit des 19. und 20. Jh. basiert auf solchen Karteien.
DerPAT
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Re: Spaced Repetition Papierversion

Beitrag von DerPAT »

Diese Kombination macht sich zu nutze, dass bei der Vergessenskurve die 90% Marke immer langsamer erreicht wird, je öfter man wiederhohlt hat. Sprich: Man muss den Zeitpunkt nicht ganz genau treffen, da sich die Marke langsamer senkt. Das Problem der Lernkartei ist nämlich, dass man immer dieselbe Menge an Informationen lernen muss, um zum optimalen Zeitpunkt zu lernen. Also lernt man die ersten Wiederholungen nach Plan, um dann die Karten gleich in ein größeres Fach legen zu können.
Könntest du das etwas genauer erklären? Ich glaube ich verstehe nicht ganz was du meinst.
Was man vergessen hat muss natürlich wieder auf 'null' gesetzt werden und den Weg von vorn durchlaufen. Wieso? Steht bei Leitner.
Das ist praktikabel wenn man die Zeit hat für jede Informationseinheit eine eigene Karteikarte anzulegen. Wenn man aber 1000+ DINA4 Seiten lernen muss, dann hilft die Karteikarte nicht sehr weit. Hingegen die Informationseinheiten, die häufig vergessen wurden nach der 7+ Tage Review rauszuschreiben und wieder von vorne zu bearbeiten ist auch hier praktikabel.

Zur Lernkartei von Leitner:
Bei der typischen Lernkartei von Leitner fehlen mir die Zeiträume die zwischen den Wiederholungen liegen sollten. Ob sich Herr Leitner nun die Idee von dem 1932 erschienen Buch "Psychologie of Study" von C. A. Mace abgeschaut hat oder nicht, weiß ich nicht. In jedem fall, gab es andere vor ihm die bereits eine bessere Methode entwickelt hatten.
FrASo
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Re: Spaced Repetition Papierversion

Beitrag von FrASo »

Das Zitat bezieht sich auf die Wiederholungszeiträume. Schau Dir die Graphen an. Dann beurteile, welche Auswirkung es hat, wenn man die Wiederholungen nicht zu einem Zeitpunkt x vornimmt, sondern zwischen 2 Zeitpunkten y und z. Je öfter wiederholt wurde, desto mehr nehmen die negativen Auswirkungen ab.

Und natürlich berücksichtigt dies auch das System nach Leitner: Darum schreibt er ja gerade, dass man die breite der Fächer nach der Anzahl des regelmäßig gelernten einrichten sollte. Heute muss man das natürlich mit den neuen Erkenntnissen verbinden.

Und statt einer Informationseinheit, kannst du das ganze doch auch auf Wiederholungseinheiten einstellen. Das ist einfacher, als eine Listenprogrammierung. Bei der vorausgesetzten regelmäßigen Benutzung können die Karten, die auf Wiederholungseinheiten hinweisen auch zwischen Karten mit Informationseinheiten stehen.

Aber für schnelles Lernen sind beide Methoden ungeeignet, da sie erst nach längerer Zeit zum Erfolg führen und die Lernmenge pro Tag beschränkt ist. Daher müssen sie, wenn du wirklich viel lernen willst, mit Mnemotechnik ergänzt werden...

Zum Entwurf des Systems:
Leitner hatte Jura studiert. Unter Jurastudenten war es schon sehr lange üblich, Definitionen mit Kärtchen auswendig zu lernen. Leitner hat das nur etwas besser systematisiert. Sein großer Verdienst liegt darin, die Lernkartei nicht nur einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht, sondern auch allgemeinverständlich erklärt zu haben. Durch die erlangte Aufmerksamkeit wurden die Kultusminister bestimmt, die Lernkartei in die Lehrpläne aufzunehmen.
(Die Lernkärtchen werden, wenn ich mich recht erinnere schon bei Fontane erwähnt. Das kann auch ein anderer Autor gewesen sein. Als ich es las interessierte ich mich noch nicht für das Thema. Ich habe jedenfalls Lernkärtchen eines Großonkels, der in den 20er Jahren studierte, gesehen, also auch vor Mace.)
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