Lernstrategien in der Oberstufe

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

Moderatoren: Hannes, Boris

Antworten
brainiac19
Foren-Neuling
Beiträge: 3
Registriert: Do 24. Nov 2016, 17:50

Lernstrategien in der Oberstufe

Beitrag von brainiac19 »

Hi zusammen,

vor ein paar Monaten habe ich glücklicherweise dieses Forum entdeckt, und lese seitdem immer mal wieder still mit. Mich fasziniert das Thema Lerntechniken auch sehr.
Ich selbst tue mich leider sehr schwer, Stoff stur auswendig zu lernen. Dinge die man verstehen muss bzw. mich interessieren, lerne ich jedoch sehr leicht. Auch bin ich einer von der Sorte, die auf den allerletzten Drücker anfangen zu lernen.
Ich bin absoluter Neuling auf diesen Gebiet, jedoch schon oft über einige Begriffe hier gestolpert, da ich oft in Büchern aus der Bücherei nach Hilfe gesucht habe.
Meine Fragen sind nun:

1. Welche Literatur könnt ihr mir speziell zum Verbessern der Lernleistung in der Oberstufe d. Gymnasiums und Studium empfehlen?
2. Mit was/ wo sollte ich anfangen mich in die Thematik einzulesen? (Mir erscheint das alles wie ein riesiger Berg an Material)
3. Wie geht/würdet ihr vorgehen, wenn ihr für eine Klausur lernen müsst? Welche Techniken verwendet man am besten? Gehen wir von einer Menge von etwa 50 Buchseiten aus, die ich in etwa lernen muss.
Benutzeravatar
n'ass
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 16
Registriert: Mo 24. Nov 2008, 18:23
Wohnort: Braunschweig

Re: Lernstrategien in der Oberstufe

Beitrag von n'ass »

Hallo brainiac19, da ich die Lehrjahre schon (hinter) mir habe (man lernt ja bekanntlich nie aus), werde ich versuchen deine Fragen zu beantworten.

Zu1: Es gibt nicht das Buch, weil alle Bücher mehr oder weniger das Gleiche beschreiben.
Aber wenn du wills, google mal "30 min Zeitmanagement für chaoten" das hat sich für mich bewährt.

Zu2: Tja welche Thematik meinst du jetzt? Bezogen auf deinen Lernstoff oder das Lernmanagement an sich?

3: (siehe "30 min Zeitmanagement für chaoten")
Welche Aufgabe bringt denn die meisten Punkte in der Klausur, damit kann man 40% des Lernstoffs aussortieren.
(also Prioritäten setzten: wichtig/unwichtig zeitaufwendig/schnell gelernt)

Den gesammten Klausurstoff auf eine din A4 Seite zusammen strukturiert und verpackt. (Spicker machen)
Da gehören dann Zusammenhänge von Gedankenstrukturen, der den Stoff im Gehirn aktivieren also Anker.

Für 50 Seiten Stoff würde ich es in z.b. 10 Aufgaben unterteilen und vielleich für jede Aufgabe bis zu 5-10 Ankerpunkte verwenden.
also insgesamt für 10 Aufgaben 10 verschieden Routen mit je 5-10 TRoutenpunkten finden oder erfinden und die Anker anhängen.

Wichtig! Beim wiederholen ist ganz wichtig, dass man erstens überprüft das der Lernstoff über den Anker abrufbar ist.
Zweitens muss der Lernstoff eine Gewisse Tiefe aufweisen. (sonst erreicht man nicht die volle Punktzahl!)

Was nützt dir bei der Klausur der Anker den du wiedergibst, wenn du den Zusammenhang zu Lernstoff nicht findest.
oder nur 1 von 10 Punkten bekommst weil du nur den Ansatz gelernt hast. Du kannst ja nur das wiedergeben, was du auch an deinen Anker
angehängt hast.

z.B habe ich mir bildlich die Rechenschritte für die Extremwertberechnung eingeprägt indem ich mir ein Gesicht auf Papier aufmalte und in die Gesichtszüge die einzelnen
Rechenschritte eingesetzt hatte. Sah dann kommisch aus, aber das Gehirn hat es schnell aufgenommen.
Dieses Gesicht stand für eine von 10 Aufgaben, die ich auf meinem Spicker in der Mitte aufmalte 1 von 9 Aufgaben war ein Gesicht mit 5-10 Gesichtzügen unter denen ich die passenden Formeln
für die Extremwertanalyse abgelegt habe. Natürlich habe ich 2-3 Aufgaben nach dem Formelgesicht gelöst und es ergänzt und verbessert, bis ich die nötige Tiefe erreicht habe mit der ich die meisten Aufgabentypen bedienen konnte.
Damit hatte ich spaß beim Lernen, weil das Gesicht immer kommischer wurde gleichzeitig wurde mir klar, dass ich in kurzester Zeit mir eine Sttruktur geschaffen habe das Wissen was ich hatte wiederzugeben. Damit hatte ich Sicherheit in der Klausur.

Kurz vor der Klausur habe ich überprüft ob die Anker mit dem Stoff noch verbunden sind. (weil man ist ja unter Stress)

Generell finde ich MindMap-Methoden beim Studium sehr hilfreich.
Zuletzt geändert von n'ass am Mo 13. Feb 2017, 19:52, insgesamt 2-mal geändert.
Die Menschen sind wie Tiere, doch eins können die Tiere nicht, sich etwas vorstellen.
brainiac19
Foren-Neuling
Beiträge: 3
Registriert: Do 24. Nov 2016, 17:50

Re: Lernstrategien in der Oberstufe

Beitrag von brainiac19 »

Hi n'ass,

erst einmal möchte ich mich für deine ausführliche Antwort bedanken!
Dein Buchtipp werde ich mir sicherlich mal besorgen, da der Titel sehr treffend ist (bzgl. Chaot :D).

Die 2. Frage war tatsächlich auf das Lernmanagement bezogen. Ok scheinbar muss ich dieses Buch schnellstmöglich lesen, da ich es nicht schaffe den Stoff vernünftig zu selektieren.

Der Tipp mit Zusammenfassen des gesamten Stoffes auf eine DIN A4 Seite habe ich irgendwo schon einmal gelesen, diesen Ansatz werde ich definitiv ausprobieren. Könntest du mir noch etwas genauer erklären wie du das mit den Gedankengängen etc. dabei meinst?

Da du ja als Student quasi die gleichen Problem hast, würde ich gerne wissen, wie du damals (und auch heute) Stoff wie in Biologie gelernt hast. Konkret meine ich Abläufe, wie z.B die Entstehung eines Aktionspotenzials.
Benutzeravatar
n'ass
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 16
Registriert: Mo 24. Nov 2008, 18:23
Wohnort: Braunschweig

Re: Lernstrategien in der Oberstufe

Beitrag von n'ass »

hi übrigends jedes Buch aus der 30min Serie gibt es auch als .pdf an jeder Bibliothek zum runterladen. Damit geht das nachschlagen von Begriffen auch schneller.
Jetzt zu deinen Fragen
brainiac19 hat geschrieben: ........Gedankengängen etc. dabei meinst?
...................Konkret meine ich Abläufe, wie z.B die Entstehung eines Aktionspotenzials.
Ein Gedankengang wäre jetzt (auf Aktionspotential bezogen) für mich die innere Beschreibung der Reaktion einer Nervenzelle auf einen Reiz.
Dieser lässt sich ja bekanntlich in 4 oder 5 weitere Gedankengänge aufspalten.
1. Es passiert nichts
2. Es kommt zur Depolarisierung
3. es kommt zur Repolarisierung
4. es kommt kurzzeitig zur Hyperpolarisierung
5. Ausgangszustand oder Ruhezustand

Wohl bekannt ist auch diese Achterbahn Kurve. Daraus baue ich mir eine Achterbahn mit exakt diesen Gedankengängen als Streckenabschnitte.
Die milliVolt-Werte werden zu Höhenmetern usw. Das wäre kein großes Bild auf so einem DIN A4 Blatt würde aber schon 30-40% der Klausur abdecken.
Wichtig ist dabei das Ursprungsbild immer im Vordergrund zu haben und den Prozess mind 1 vorher verinnerlichen so dass die Logik mitspielt.
Denn was nützt dir so ein Bild wenn du zwar weist das ganz am Ende der Kurve der Ruhezustand kommt aber mit dem Begriff ATP oder Ionenpumpe nichts anfangen kannst.
Oder chemisches Potential vom elektrischen Potential nicht unterscheiden kannst. Diese Begriffe müssen sitzen, danach würde ich mit den Abläufen jonglieren.

Ok das wäre jetzt so das was mir auf Anhieb eingefallen ist (nach 4 Stunden Recherche versteht sich 8) )

Ich hoffe das hilft dir weiter.
Bis dann.
Die Menschen sind wie Tiere, doch eins können die Tiere nicht, sich etwas vorstellen.
brainiac19
Foren-Neuling
Beiträge: 3
Registriert: Do 24. Nov 2016, 17:50

Re: Lernstrategien in der Oberstufe

Beitrag von brainiac19 »

Abend,

sehr guter Tipp, ich bevorzuge es auch es als PDF unterwegs lesen zu können. Ich hoffe, ich habe dich dich zu sehr mit der Thematik des Neurons beschäftigt, krass, dass du dir das nochmal angetan hast :D Wobei man sagen muss, es ist ja auch interessant :)

Also nur das Verlaufsdiagramm einzuprägen ist nicht das Problem, ehr die vielen Fakten, die in den jeweiligen Phasen sich abspielen. Beispielsweise bei der Repolarisation: Anstieg der Permeabilität der Kalium-Ionen aufgr. spannungsabhängiger K-Ionenkanäle, gleichzeitiges Sinken d. Natrium-Ionen-Permeabilität, usw. und so fort (du weist ja mittlerweile von was ich spreche)

Ein großes Problem von mir ist auch, dass wenn ich mir Stoff per Assoziationen o.ä. merken will, ich mich extrem schwer tue. Das fasziniert mich selber, da ich mich sonst schon als kreativ bezeichnen würde. Vielleicht hast du ja auch dafür einen Tipp.

Vielen Dank jedenfalls für deine bisherigen Tipps, ich weis das sehr zu schätzen.
Benutzeravatar
n'ass
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 16
Registriert: Mo 24. Nov 2008, 18:23
Wohnort: Braunschweig

Re: Lernstrategien in der Oberstufe

Beitrag von n'ass »

Schön dass ich dir weiterhelfen konnte, ist ein gutes Gefühl.

Ja, ich habe mir die beiden Videos angeschaut, ich hatte es nur ansatzweise im Unterricht (damals Realschule)
Aber es interessierte mich jetzt wegen Leistungssport und allgemein auch wo das ATP herkommt und wie es im Körper z.B. bei Leistungssportlern extrahiert wird.

Einen Tip habe ich nicht. Damals habe ich mich selber schwer getan irgendwelche Methoden anzuwenden, die zu weitschweifig waren. Ich hatte damals bedenken ob ich danach noch klare Zusammenhänge in der Klausur erkennen kann. Der Reiz den Lernaufwand zu minimieren hat mich angetrieben.


Irgendwann habe ich mich doch überwunden mir den memoryxl-Trainer geholt und habe damit einfach zum Spaß trainiert. Habe mir eine Route aus dem Urlaub mit 70 Routenpunkten zusammengebastelt. Mit der konnte ich die Übung mit den 70 Begriffen abdecken. Im Trainingsmodus hat man exakt 70 Wörter zu merken lediglich die zeit kann man von 0 bis 99 Minuten einstellen. Ich habe bei 20-30 Minuten angefangen.
Die Motivation kam bei mir mit der Zeit ich habe verschiedene Dinge bei mir und der Umwelt bemerkt.
Es hebt einfach das Potential bestimmter Gehirnareale an. Z.B. konnte ich meine fixierten Emotionen damit abwimmeln, ich war auch nicht mehr so leicht beeinflussbar.
Jetzt warst du gestresst und angespannt und hast wie durch eine Röhre geschaut, danach hast du dir 70 Wörter in Bildern auf der Route abgespeichert und memoriert (20min) und warst auf einmal gut gelaunt und aus dem Tief rausgekommen und hast auf einmal viele Details auch warnehmen können, die vorher blockiert waren. Danach habe ich die Übung immer vor den Vorlesungen nach dem Aufstehen gemacht wenn es ging. Irgendwann wurde es zur Gewohnheit aber ich bin immer bei meiner 70ger route geblieben, weil schließlich musste ich auch noch andere Sachen lernen als nonsens Begriffe. Die Begriffe haben sich bei mir nach 1-2 Tagen verflühtigt so dass ich die gleiche Strecke neu für die nonsens-Begriffe verwenden konnte.
Ich kann mir nur Welten ausmalen was die Gedächtnissportler von high sind wenn sie erstmal 1000 oder mehr Einheiten als Übung mal eben so in 5-10 Minuten memorieren. Die können danach wahrscheinlich mit ihrem Gehirn den ganzen Tag Atome spalten.
Und das find ich als Elektrotechniker interessant wie man damit sein energetisches Potential im Gehirn beeinflussen kann indem man neue Verbindungen im Gehirn in kürzester Zeit durch diese Übungen schafft.
Für mich war es im Studium ein Werkzeug um high zu werden. :mrgreen:
So sehen das sicher viele, die den memoryxl Trainer über längere Zeit benutzen.

So!
Roman fertig, hoffentlich kannst du dir was drunter vorstellen.
Was ich dir geschildert habe sind meine Erfahrungen wieso ich damals am Thema drangeblieben und was mich angetrieben hat. Die sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Vielleicht gibt es ja noch andere Leute im Forum die dir Tips geben können.
Die Menschen sind wie Tiere, doch eins können die Tiere nicht, sich etwas vorstellen.
Antworten