Seite 1 von 1

Gedächtnispalast - Anfänger in der Praxis

Verfasst: Mi 26. Feb 2020, 13:34
von luzide
Ahoi allerseits,

über diesen Beitrag versuche ich ein wenig Inspiration und Verbesserungsvorschläge bzgl. der Anwendung verschiedener Mnemotechniken innerhalb eines Gedächtnispalasts zu erhalten.

Kurz zu mir: ich bin 36 Jahre alt, verheiratet, zwei kleine Mädels (1 & 3) und lege im November eine Externenprüfung zum Fachinformatiker im Bereich Anwendungsentwicklung ab. Zeit steht mir in sehr begrenztem Umfang zur Verfügung (glücklicherweise derzeit zumindest ca. 15-17 Std pro Woche).

Das Spektrum der zu lernenden Inhalte ist recht breit gefächert: Hardware, Netzwerk & Administration, Softwareentwicklung, Softwarequalität, Datenbanken, Internet, Medien, Umfeld Betrieb, Rechnungswesen, Marketing usw usf…

Vor drei Jahren habe ich einige Bücher zum Thema Mnemonik gelesen und herumexperimentiert, weil ich o.g. Vorhaben zuvor bereits anpeilte, aber dann doch nochmal auf Eis legte. Letztlich habe ich so die gängigen Techniken zum Laufen bekommen: Majorsystem (111 Zahlen), diverse Routen, Verbilderung von Informationen etc… Ob ich diese Techniken nun „richtig“ anwende, stelle ich teilweise infrage.

Meinen Gedächtnispalast habe ich damals bereits angefangen und habe dort Geburtstage und Handynummern gespeichert, aber die habe ich nach drei Jahren ohne Wiederholung größtenteils wieder vergessen. Aber er wurde reaktiviert und wird nun sukzessive auf einem neuen Stockwerk mit Infos, die ich in Form von 600 Karteikarten vorgefertigt zur Prüfung bestellen konnte, gespickt. Einerseits ist das ein wenig von Nachteil, weil die Reduktion und das Auseinandersetzen mit den Detailinhalten wegfällt, aber auf der anderen Seite spare ich Zeit. Diese Karten bilden auch nur eine gewisse Basis.

Bisher habe ich so ca. 60 Karten abgelegt (in vielleicht zwei Wochen – zu langsam). Ich bin momentan noch ziemlich in der Findungs- & Entwicklungsphase, deshalb hoffe ich, dass die kontinuierliche Übung die Effizienz steigert.

Als ich vor kurzem anfing, habe ich eine Treppe ins nächste Stockwerk im Kopf gebaut und davor Morpheus platziert, der eine Pille anbietet, um mir das Stockwerk mit „01“ zu kennzeichnen. Anschließend gings oben nach links. Ich stehe vor einem Tisch auf dem in einem Einkaufskorb einige rote Ziegelsteine angeboten werden (harte Ware = Hardware). Als Erinnerungsstütze kritzelte ich ein wenig auf Papier.
Nach der Tür in einem Gang angekommen, kamen dann die ersten Infos. Die Einheiten von Byte ( Kilo, Mega, Giga, Tera, Peta usw..), dann rechts ein Zimmer mit Infos zu Prozessoren. Im Zimmer Route --> Schreibtisch mit Bildschirm und kleinem PC (CPU/GPU-Bild Richter mit Fadenkreuz auf der Brust / bunter Richter). Der CPU-Richter sitzt im Rechner und schmeißt weiße Soldaten nacheinander im Rechner herum (universeller Befehlssatz, sequenzielle Abarbeitung). Der andere schmeißt mehrere Spezialeinheiten auf einmal im Bildschirm herum (spezialisierter Befehlssatz, Parallelisierung). Weiter, es folgt eine Bierbank für die MIPS (wie Mipa/Mittagspause - million instructions per second), ein Laufband auf dem am Fließband an Semikolons operiert wird (FLOPS – floating point operations per second), dann kommt das ALU-Werk und schließlich der Adress- und Datenbus.

Entschuldigt, wenn ich das so detailliert darstelle, aber ich versuche den Entwicklungsprozess darzustellen.

Hier habe ich nun einfach angefangen, die Karten eines Bereiches zu lernen. Ohne mir vorher großartig einen Überblick zu verschaffen und die Karten noch stärker zu kategorisieren. Diese Vorgehensweise habe ich dann schnell wieder verworfen, weil ständig Infos dazukamen, die ich einem Routenpunkt als zugehörig empfand, aber nicht mehr sinnvoll strukturiert unterbrachte.

Dann strukturierte ich ein wenig um. Treppe rauf, große, runde Eisentür, die mittels Knopfdruck in der Wand verschwand. Ich stehe in einem großen Raum. Links die CPU, rechts die GPU usw… ich fange wieder an die Räume mit den Infos zu spicken. Bisher und immer noch entstehen die Räume ganz konkret anhand der Informationen und deren Bilder – also es gibt in den Räumen keine Haken an denen ich gezielt Informationen anhänge, sondern die Bilder der Informationen sind quasi die Routenpunkte (macht man das so???).

Okay, so weit so gut, ich war einigermaßen zufrieden. Nun hatte ich aber die Befürchtung, ich könnte ein Bild vergessen und somit eine Information verlieren und es nicht einmal bemerken. Außerdem war ich unzufrieden mit der dürftigen Kritzelei nebenher. Also besorgte ich mir ein billiges Tool um 3d Häuser/Räume zu gestalten. So baute ich meinen bisherigen Palast nach und weiter aus.

Anmerken möchte ich ebenfalls noch, dass ich lediglich Informationen bebildert und geringfügig animiert (also sie bewegten sich ein kleinwenig -gedanklich). Bei Informationen, die eine einigermaßen komplexen Beschreibung wiedergeben sollte, funktionierte das dann aber auch nicht mehr.

Beispiel: Z-Buffering einer Graka, was dafür zuständig ist, welches Objekt in einem 3d Raum ein anderes Objekt überdeckt und welche Pixel somit angezeigt und welche nicht angezeigt werden müssen. Neben den Farbinformationen eines Pixels, gibt es dann eben noch die Tiefeninformation (in 8, 16, 24, 32-Bit).

Dem Problem, welchem ich gegenüberstehe, ist, dass ich teilweise Sachen lerne, zu denen ich keinen Bezug habe (o.s. war zumindest geringfügig ein Bezug da). Diese Informationen können willkürlich in der Prüfung auftauchen und müsste ich wohl auch eher in diesem kurzen prägnanten Stil beantworten, aber derlei gibt es eben recht viele. Neben dem Kerngeschäft, der Programmierung und Anwendungsentwicklung, was ich gerne mache und regelmäßig praktiziere (natürlich noch nicht hochprofessionell) und mir somit leichter fällt.

Aber zurück zum Thema:
Das obige Beispiel in eine Geschichte gepackt --> Zoro im Einsatz beim „Ermitteln“. „Reispuffer“ in der einen, „Lupe“ in der anderen Hand. Drei verdächtige, verschiedenfarbige „Pacman“ (Obejkte), hinter dem in der Mitte (Objekte verdecken einander) schauen Pixiflügel (welche Pixel sind sichtbar?) hervor. Werden gebeten Ihre Personalien (Farbinformationen) auszuhändigen, Sie holen ihre Brieftasche hervor und kramen tief (Tiefeninformation) nach den 8,16,24,32-Gelscheinen.

Hierzu existiert nun im GPU/Grafik-Raum ein Bild von Zorro und den drei Pacman als Routenpunkt. Sollte ich eventuell für einen Themenbereich, wie nun beispielweise der GPU/Grafik eine zusammenhängende Geschichte stricken und hangel mich dann durch ein paar wenige Bilder im Raum als Reize voran? Die Infos im Raum sind bisher bspw.: Spezialisierter Befehlssatz, hohes Maß an Parallelisierung, Full-HD (1920 x 1080) / Ultra-HD (3840 x 2160), Shutter-Technik (einigermaßen komplex), Polarisationstechnik (einigermaßen komplex).

Für die Shutter-Technik steht hinten links im Raum ein Schreibtisch (in meinem 3d Haus). Da habe ich im Kopf einfach eine LSD-Brille platziert. Wie sieht eine LSD-Brille aus? Keine Ahnung. In dem Fall tropft aus den Gläsern Flüssigkristalle und die Gläser wechseln abwechseln zwischen transparent und lichtundurchlässig synchron mit dem Bildschirm hin und her, so dass für jedes Auge ein anderes Halbbild entsteht.
Daneben liegt noch die Brille für Polarisationstechnologie, aber damit will ich nun nicht weiter langweilen, weil ichs ähnlich wie zuvor gemacht habe.

Ich sehe nur diese Brille mit den blauen Brillengläsern (im Kopf) und dem schließt sich eine Assoziation eines Kritzelbildes auf meinem Block an, über welches weitere Informationen nochmal deutlicher werden. Also keine Geschichte, nur ein Bild, welches eine Assoziationskette auslöst, was sicherlich nicht für langes Speichern geeignet ist.

Alles in allem merke ich, dass hier einige Dinge vor sich gehen, die das Vergessen begünstigen. Die vorgenannte Information ist wackelig

Im Hardwarebereich gibt es nun noch einige weitere Räume für Speichermedien, RAM etc… Bilder für lose Informationen und noch eine weitere kleine Geschichte für eine komplexe Information. Vieles ist eine Mischung aus Bild, kleinen Bewegungen, Assoziationsketten.

Jetzt geht’s weiter in den zweiten großen Abschnitt des Stockwerks – Netzwerk und Administration. Dieses Mal habe ich alle Karten vorher gesichtet und versucht zu gruppieren/kategorisieren und dann am Bildschirm eine Raumstruktur entworfen (mit Gängen, Zugängen, Raumketten). Das sieht im Gegensatz zu dem vorherigen Gebilde ein wenig „wuselig“ aus, aber birgt eine gewisse Struktur.

Zwischenzeitlich geht’s im Gedächtnispalast folgendermaßen voran: Palast wird betreten, ein gutes Stück geradeaus kommen wir zur Treppe und steigen ins 1 Stockwerk hinaus. Zur linken der Hardwareabschnitt und zur rechten der neue Abschnitt. Wir betreten einen längeren Gang mit den ersten Informationen:

Die wichtigsten Routingprotokolle --> BGP (Border Gateway Protocol), RIP (Routing Information Protocol), OSPF (Open Shortest Path First), IGRT (Interior Gateway Routing Protocol), EIGRT (Enhanced Interior Gateway Routing Protocol). Abkürzungen, davon viele und wie sie ausgeschrieben heißen. Da fehlen mir nun wieder größtenteils die Berührungspunkte.
Aber gut… joah, ich hab nun für jedes Protokoll ein kleines Bild/Objekt im Gang platziert. BGP (Steinblock mit einer Pfundnote), RIP (Grabstein), OSPF (O’zapft is bemalte, schräge Zwischenwand), IGRP (Rotes Kreuz Teppich + Tisch – Ihhh Grippe), EIGRP (Rotes Kreuz Teppich + Tisch – mit Eiertextur).
Blöderweise brauche ich nun einen Weg um die Abkürzungen und eben deren ausgeschriebene Bedeutung zu speichern.
Was mach ich nun mit den ausgeschriebenen Bedeutungen? Einige Buchstaben kürzen i.d.R. dasselbe Wort ab (aber nicht immer!). „P“ – Protocol; „R“ – Routing; „I“ – Information, „G“ – Gateway. An manchen Objekten führte ich noch Modifizierungen durch, bei denen ich es zum Lernzeitpunkt als nötig erachtete (späterhin stellte ich fest, dass es bei mehr Informationen nötig war, als ich ursprünglich annahm). Bei BGP brauche ich für Border ein Geländer am Stein und für Gateway dahinter eine Tür. Für OSPF brauche ich eine Öffnung in der Wand, durch die ein roter Teppich führt (weg von der eigentlichen Route). In dem Fall konnte ich das genauso in meinem 3D-Programm schnell basteln.

Es warten noch einige Abkürzungen und Bedeutungen mehr (in anderen Bereichen), wie bspw. RFC, FTP, SFTP, NFS, SMB, IMAP, POP3, SMTP, DNS, NNTP, NTP, http, HTTPS, HTML usw… Für viele davon habe ich bereits Objekte erzeugt, aber das gefällt mir nicht, weil ich mich bei vielen auf mein geringfügiges Wissen in dem Bereich verlasse und hoffe, die Abkürzungen & Bedeutung so rekonstruieren zu können. Also die Information hängt nicht eindeutig und präzise am Haken. Da bin ich wirklich unkreativ. Mir fällt es schwer diese Informationen geschickt umzubasteln.

Ein weiteres Beispiel für eine wohl unnötige und umständliche Bastelei:
Ein Ethernet-Paket besteht aus dem Paket und innerhalb dessen aus einem Abschnitt Frame. Das Paket/Frame besteht aus: Präambel, SFD (Start Frame Delimiter), Ziel-MAC-Adresse, Quell-MAC-Adresse, Typenfeld, Padding, Nutzdaten, CRC-Prüfsumme. Der Raum hierzu birgt erst den Aufbau eines Datenpakets ab (Header, Payload und Trailer) und rechts dann die genannten Information in Form folgender Bilder ein Kühlschrank (Ethernet), Mülleimer (Ziel-MAC-Adresse), Wasserspender (Quell-MAC-Adresse), Mann auf einem Feld (Typenfeld), Schaukelpferd in einer Truhe (Nutzdaten), Feuerstelle (CRC-Prüfsumme) – aus dem Kühlschrank wird ein Ampelsaft (Präambel) genommen, 100% Saft (SFD), der Mann paddelt (Padding) zum Schaukelpferd. Die Segmente, die im Frame stecken, sind eingerahmt. Das ist auch wirklich so (bis auf die Actionen) inkl. Rahmen im 3D-Programm visualisiert.

Ich bin einfach nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Viele Informationen sind im Kopf, aber leider merke ich, dass bestimmte Dinge nicht fest verankert sind.

Beispiel: Nach dem Gang mit den Routingprotokollen kommt ein Raum für „PPPoE“ – Protokoll f. die Verbindung vom Router zum Internetprovider. Dargestellt als ganz banales Bild Zwei Kugeln verbunden mit einem Rohr, welches wiederum auf einem Kühlschrank ruht --> Point to Point Protocol over Ethernet. Gestern musste ich wirklich nochmal auf die Karte schauen, weil ich wegen dem dritten „P“ unsicher wurde, denn auf meinem Bild im Kopf waren ja lediglich zwei Punkte (point to point) zu sehen.

Vorab möchte ich mich für das wirre überfliegen meiner Gedankenbilder entschuldigen und mir fällt es schwer gerade ganz konkrete Fragen zu formulieren. Ich hoffe, dass Ihr anhand meiner Beispiele vielleicht ein Problem in meiner Denkweise erkennt, die mich daran hindert, die Techniken gewinnbringender anzuwenden.
Sollte ich mit ausschweifenderen Geschichten dafür sorgen, dass die Informationen sich die Bälle zuwerfen oder interagieren? Aber da könnte es ggf. zu ungewollten Überlappungen kommen.
Sollte ich fixe Haken (Routenpunkte) unabhängig von den Informationen bereitstellen oder ist es okay einen Routenpunkt über die Information zu kreieren?
Mein System ist auch nicht so strukturiert, dass ich eine gewisse Anzahl an Informationen in einem Raum unterbringe, weil ich für einen Informationskomplex teils mehrere Objekte in den Raum stelle. Sollte ich eine Information (egal wie komplex) auf ein Bild/Objekt reduzieren?

Vielleicht habt ihr ja den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag.

Alle Lerninhalte hier, habe ich auch wirklich aus meinem Kopf heraus dargestellt – also könnten sich da auch bereits Fehler eingeschlichen haben.

Vielen Dank vorab!

Re: Gedächtnispalast - Anfänger in der Praxis

Verfasst: Di 10. Mär 2020, 15:23
von luzide
Ahoi,

hmm, mir habe mir wirklich erhofft, ein paar Anregungen zu erhalten. Leider kam es dazu bisher nicht.

Puuh, ich bin leider immer noch in der Findungsphase.

Zwischenzeitlich habe ich mein Konstrukt wieder umgebaut. Mir leuchtet der Vorteil einer ordentlichen Struktur mittlerweile ein. D.h. ich versuche ein System bei der Raumgestaltung zu etablieren – 10 Punkte pro Raum. Nach Möglichkeit aufgeteilt in verschiedene Kategorien.

Ich habe mir, was das Design der Räume betrifft, einigermaßen Mühe gegeben. Unter jeden Punkt platziere ich einen bestimmten Teppich. Die Wände sind je Kategorie andersfarbig oder bemustert. Andere Lampen, Fenster an der Eingangstür (mal rund, mal eckig, mal eine große Tür mit Scheibe). Die Idee dahinter, ist, dass ich beim Erinnern, die Teppiche, Wände und Details mit den Routenpunkten verschmelzen und miterinnert werden. Allerdings passiert das kaum automatisch.

Leider merke ich, dass dieses System anfällig ist für Überlappungen. D.h. es besteht die Gefahr, dass ich in einem bestimmten Raum, wegen der gleichen Anordnung der Routenpunkte, möglicherweise ein Bild assoziiere/sehe, welches in einen anderen Raum gehört. Das lässt sich dann im Kopf einigermaßen über die Kategorien zügig korrigieren, so dass ich schnell auf das korrekte Bild komme.

Was hilft, ist die Raumgeometrie zu verändern  also von quadratisch zu rechteckig.

Bei komplexen Themen trainiere ich weiter die „Geschichten“-Methode, wobei es sich dabei eher um eine Aneinanderreihung von Bildern handelt. Baue ich hier Gespräche ein oder eine zu komplexe Handlung, dann gehen die Informationen schnell flöten.

Interessant ist, dass ich viele Objekte und Informationen teils weiter drastisch komprimiert habe, aber neben dem neuen Objekt und dem neuen Standort, immer noch die alten Positionen und Darstellungen mitvisualisiere.

Im Beitrag obendrüber ging ich, meine ich zumindest, bereits darauf ein, dass ich Loci anwende. Allerdings sind meine Informationen / Bilder selbst die Routenpunkte und interagieren nicht mit einem fixen Element an diesem Ort.

Immer noch hoffe ich auf Ideen.

Danke ;)

Re: Gedächtnispalast - Anfänger in der Praxis

Verfasst: Di 10. Mär 2020, 18:15
von AndreasF
hmm, mir habe mir wirklich erhofft, ein paar Anregungen zu erhalten. Leider kam es dazu bisher nicht.
Das liegt vermutlich allein an der Länge deines Textes. Ich z.B. habe nicht die Zeit, derartig lange Texte zu lesen und inhaltlich nachzuvollziehen. Allerdings bin ich mir relativ sicher, dass sich Antworten auf deine Fragen bereits hier im Forum befinden. Im Grunde war alles hier schon mal Thema. Am besten nimmst du dir Zeit und liest dich in Ruhe ein. Wenn dann noch Fragen offen geblieben sind, formuliere sie bitte möglichst kurz und prägnant. Das läd eher dazu ein, dir zu antworten.

Re: Gedächtnispalast - Anfänger in der Praxis

Verfasst: Mi 11. Mär 2020, 7:25
von luzide
Guten Morgen Andreas,

Danke, allerdings habe ich das Forum bereits bis zum Erbrechen durchgestöbert und fand auch einige hilfreiche Anstöße. Der Text ist so ausschweifend, eben weil ich im Detail schildern wollte, wie der Kodierungsprozess bei mir vonstatten geht, so dass vielleicht präzise erkannt werden kann, woran es hapert. Nun gut.

Re: Gedächtnispalast - Anfänger in der Praxis

Verfasst: Di 05. Mai 2020, 14:25
von luzide
Ahoi nochmals,

ich warne direkt vor, sofern Sie auf lange Texte aus Zeitgründen nicht antworten möchten, dann lassen Sie es – kann ich nachvollziehen.

Meine Entwicklung bzgl. des Palastes schildere ich einerseits, weil es vielleicht jemanden interessiert, der Ähnliches vorhat oder immer noch um Denkanstöße zu erhalten.

Mittlerweile habe ich ein festes System. Es ist auf jeden Fall zu erwähnen, dass ich mit einem 3D Homedesign-Tool meinen Palast am Computer baue. D.h. ich habe eine riesige Fläche, die ich mit Bereichen, Räumen, Fluren, Türen und Fenstern ausstatte, um dann die Räume sukzessive mit Informationen zu füllen bzw. einzelne Bilder und Bildkompositionen aufzustellen, die als Anker für weitere Assoziationen oder Assoziationsketten dienen.

Wurde ein Raum fertiggestellt, versuche ich mehrmals die aufeinanderfolgenden Repräsentationen der Routenpunkte vor mein inneres Auge zu rufen. Sprich, ich gehe den Raum ab. Ich versuche hier auch immer mal die Perspektive zu wechseln.

Die Information habe ich zuvor mit der Repräsentation im Raum verknüpft. Das bedeutet, einerseits stellt das Bild ein Stichwort oder mehrere kleine Details der Information dar und andererseits setzt dieses Bild eine Assoziationskette im Geiste in Gang, welches mich dann zu allen Details führt.

Beispiel:
Bild – Propellerflugzeug vor einem Wasserfall, oberhalb des Wasserfalls ist der ab- und zunehmende Mond dargestellt (ein konkretes Gemälde im Raum).

Information: Benennen der Phasen des Wasserfallmodells

O.g. Flugzeug fliegt über ein Dörfchen (kleine Hütten) vor dem Wasserfall. Einige Esel sitzen bei den Hütten an Schreibtischen.

Bringt mich zum Merksatz „Alle einheimischen Entwickler sind Esel“.

A = Anfrageanalyse (Esel zieht sich Rohrpost aus dem Hintern)
E = Entwurf/Systemdesign (Esel wirft Rohrpost zu einer Metallkugel (System = Planet) mit Schal und Hut (Design))
E = Entwicklung/Implementation (ein Wollknäul fliegt zu einer Statue / der Fuß jener wird einbetoniert)
S = Systemtest (Chang (Test) rollt Kugel (System) in den Beton)
E = Einsatz (Chang springt über ein Buch auf dem ein Teebeutel liegt (eben ein Satz))

Diese Art der Kodierung von Informationen funktioniert bei mir ganz gut.

Im Grunde handelt es sich hierbei um die Geschichtenmethode – glaube ich – obwohl es keine Geschichte darstellt, sondern lediglich eine handlungslose Aneinanderreihung von Bildern/Sequenzen.

Ebenso (von der Kodierung her) gehe ich an Erklärungen wie „wobei handelt es sich bei XYZ“ ran. Ich arbeite signifikante Stichpunkte heraus und bastel daraus eine Bildabfolge.

Beispiel:
Bild – Freiheitsstatue, darüber liegt ein Barcode, statt Fackel trägt sie einen Programmierer am Schreibtisch

Information: Erläutere den Begriff Pseudocode

Programmiersprachen unabhängige (Programmierer + Statue) Formulierung (Formel1 Auto fährt Statue hinab) eines Algorithmus/Funktionsweise (Bild f. Algorithmus + Funkmast und weißer Zauberer) angelehnt an die natürliche Sprache (Funkmast wird von einem Tier an der Spitze gehalten, während es ein Buch liest) . Einfach in Programmiersprache umzusetzen (Programmierer v. d. Statue wird von einer Hand am Kragen gepackt und in einen Bildschirm abgesetzt, der wiederum auf einem Schreibtisch mit einer offenen Schublade steht).

Ich wiederhole diese Dinge ein paar Tage hintereinander immer mal wieder und erkenne recht zügig schlecht kodierte Details.

Dadurch, dass ich mir auch die Räume genau einpräge, kann ich eigentlich zu jedem Zeitpunkt überprüfen, ob ich Informationen verloren habe. Das passiert Stichprobenartig.

Mittlerweile bin ich bei 200+ recht detaillierten Informationen, die memoriert wurden. Ich wiederhole, je nachdem, wie gut die Information sitzt, in bestimmten Rhythmen. Hierzu habe ich eine Excel gebastelt, die mich beim Fortschritt bzgl. der Lernerei unterstützt (wann wiederholt, Selbsteinschätzung, nächste Wiederholung, was vergessen, wie verbessern usw…).

Der Vorteil von meinem Palast ist, dass ich keine Routen mehrfach belegen muss und die Routenpunkte an sich schon Hinweise auf die Information darstellen, statt sie an einen realen Routenpunkt imaginieren zu müssen (vermutlich macht das aber wohl keinen allzu großen Unterschied). Mittels der Erzeugung eines 3D-Palastes kann ich Videos drehen bzw. Bildschirmfotos machen und die Routen so überprüfen. Denselben Weg gibt es ja über Minecraft, aber ich bin wesentlich flexibler und aufgrund der Mannigfaltigkeit der Informationen ist das sicherlich auch nicht zu verachten. Bilder können schnell über einzelne Pics zusammengesetzt werden.

Die Notwendigkeit für den Palast sehe ich, weil ich jetzt bereits lerne und das Wissen noch Monate einigermaßen verlässlich abrufbar behalten muss.

Reale Routen würden es sicherlich auch tun. Aber ich denke, dass ich so einfach flexibler bin und ich Routen nicht mehrfach belegen muss. Was ja, nach Recherche des Forums, problematisch sein kann, wenn die Route nicht fest genug sitzt.

Der Nachteil ist, dass viel Zeit aufgebracht werden muss, um die einzelnen Räume zu gestalten und aufzubauen, anstatt die ganze Zeit zu lernen bzw. zu kodieren.

Was mich momentan m.M.n. verwundert, ist, dass ich fürs Kodieren so lange brauche und für 10 umfangreiche Informationen mehrere Stunden Lernzeit benötige.

Gruß an alle :)