Chinesisch lernen (Vokabeln + Tonhöhe)

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Alexa
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Chinesisch lernen (Vokabeln + Tonhöhe)

Beitrag von Alexa »

Hallo,

mit der Schlüsselwortmethode kann man sich die gängigen
Sprachen sehr leicht einprägen.

Nach längerer Pause hab ich jetzt wieder mit Chinesisch (genauer: Kantonesisch, welches im Süden und in Hong Kong gesprochen wird und schwieriger als Mandarin ist, da 6 Tonhöhen, statt 4, wie bei Mandarin ) angefangen.

ich habe gehofft, dass einige Buchautoren, wie Dr. Karsten oder Beyer
in ihren Bücher nicht nur auf die einfachen Sprachen wie Englisch und Italienisch ( für die braucht man nun wirklich keine Mnemotechnik) eingehen, sondern auf schwierigere, wie Chinesisch, Thai ....
aber leider gehen die nur auf die 08/15 Sprachen ein.
Tony Buzan hat in seinem Buch Power Brain zwar eine Vokabelliste
für Mandarin- Chinesisch , aber auch er umgeht die Problematik, sich die dazu gehörige Tonhöhen zu merken ....

Die Schlüsselwort- Methode stösst hier – meiner Meinung nach- an ihre Grenzen:

- es handelt sich zum Grossteil um abstrakte Informationseinheiten
Optische und akustische Übereinstimmungen mit deutschen oder europäischen (Englisch, Italienisch ) Wörtern sind sehr selten zu finden

- jedes Wort muss mit mindestens 1 Tonhöhe in Verbindung gebracht werden.
Es gibt sogar einige Wörter, die haben 4 Silben, jede eine andere Tonhöhe .

Die Tonhöhen werden je nach Lehrbuch verschieden dargestellt.
Für mich ist die Darstellung mit Ziffern am einfachsten
( andere arbeiten mit Apostrophen ....) :

Tonhöhe 1: hoch; 2 : vom Mitte ansteigend,; 3: mittel; 4: von Mitte absteigend; 5: von tief aufsteigen; 6: tief


Hier ein paar Bespiele:

Do1 dze6 = Danke

Mm4 goi1= Danke

Yi4 ga1 = jetzt

Heung1 dziu1 = Banane

Ngo5 = ich

Nei5 = Du

Hou2 = gut

Es gibt noch schwierigere, mit 3 oder mehr Silben:

Pou4 tai4 dzi2 = Weintrauben

Fa3 dzong1 ban2 = Kosmetik

Si6 do1 be1 lei2 = Erdbeere

Ja, hier ist die Erdbeere erheblich schwieriger zu merken, als im Englischen ( Stroh/Bär).


Bei einigen Wörter finde ich ja noch Ersatzbegriffe:

ZB Yi4 ga 1 : Jäger; aber die Tonhöhen fehlen noch.

Sogar bei dem langen Wort für Weintraube ist mir eine Geschichte eingefallen:

(Edgar Allan) POE trägt eine Krawatte (englisch: TIE ), ZIEHT wie wild daran, bis eine Weintraube nach der anderen rausfällt ( seine Krawatte ist natürlich dann klitsch nass, vom Ziehen und den zerquetschten Trauben )

somit hab ich schon die Wörter und die richtige Reihenfolge Pou Tai Dzi, aber die Tonhöhen fehlen noch.....

ich könnte natürlich das Zahlform- System hernehmen, oder neue Umwandlungen erfinden. Aber dann müsste ich für nur eine Vokabel bei 4 Silbenwörtern, sowohl die Bilder
für die Laute, wie auch für die 4 Tonhöhen + richtige Reihenfolge merken ....

während bei anderen Sprachen nur bei Substantiven noch der/die/ das hinzu kommt, muss
man sich hier bei ALLEN Wörtern, auch Verben, Adverben, Adjektiven .... eine irrsinnige Menge merken.
Zudem kommen bei allen Wörtern immer dieselben Umwandlungswörter für die 6 Tonhöhen vor: Schwäne, Golfschläger, Bleistifte ......

Kann man sich nicht für jede Zahl verschiedene Umwandlungswörter merken, dann wäre
die Verwechslungsgefahr schon etwas kleiner ....

Gibt es da nicht ein einfacheres System ???????

Wie gesagt, Hauptproblem ist sicher, sich die Tonhöhen bei jedem einzelnen Wort zu merken ( dass sind dann ein paar Tausend, wenn man gut sprechen möchte ), aber
schwierig ist auch, dass es sich meistens um sehr kurze, abstrakte Buchstaben ( „Wörter“ wäre hier übertrieben) handelt.

Wie kann man sich Wörter wie
Si-do-heung- fa-dzoong- dzap- dze-goi ......... einprägen ?

Das Problem der Interferenz ist bei diesen kurzen Wörtern auch gegeben ....


ich hoffe, dass mir hier der ein oder andere ein paar Tips geben kann, wie
ich mir insbesondere die schwierigen 4 silbrigen Wörter einprägen kann.

Danke schon mal !!!

PS:

wen es interessiert:

Das deutsche Wort Taifun kommt aus dem Kantonesischen ( nicht aus dem Mandarin, denn diese Winde gibt es nur an der Südküste, wo man Kantonesisch spricht , nicht im Norden (Mandarin)) :

Daai 6 Fung1 = grosser Wind

das kann man sich natürlich mit TAIFUN leicht merken...
( nur die Tonhöhen sind schwierig ...)
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AlterSchlapfen
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Re: Chinesisch lernen (Vokabeln + Tonhöhe)

Beitrag von AlterSchlapfen »

Alexa hat geschrieben: mit der Schlüsselwortmethode kann man sich die gängigen
Sprachen sehr leicht einprägen.
Entschuldige bitte dass ich mich einmische, aber was ist die Schlüsselwortmethode?
Ich lerne grade Französisch und interessiere mich deshalb für alles was mir beim Vokabel lernen hilft.
Mehdi
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Chinesisch lernen - Tonhöhen

Beitrag von Mehdi »

Hallo Alexa,

Ich fand deinen Beitrag sehr interessant.
Ich lerne seit 1 Jahr Mandarin. Auch wenn Kantonesisch eine unterschiedliche Aussprache hat, sind die Sprachen dennoch in verschiedener Hinsicht sehr ähnlich glaube ich.
Auf dem Gebiet Mnemotechniken bin ich kein Experte aber ein experimentierfreudiger Amateur.

Leider kenne ich mich kaum mit der Schlüsselmethode aus. Ich kann mir aber aus dem,was du schilderst vorstellen, dass es schwierig ist, sich mit dieser Methode solch viele Wörter zu merken. Ich glaube, man würde einfach viel zu viel Aufwand treiben müssen, um sich die Abfolge der Akzente von 4-silbrigen Wörtern zu merken. Daher ist es wahrscheinlich einfacher sich alle Akzente nur für einsilbrige Wörter zu lernen. Die lassen sich ja dann auf mehrsilbrige anwenden. Lautverschiebungen kann man dann als Ausnahmen hinzulernen.

Mir persönlich macht es sehr viel Spaß, die chinesische Aussprache und Schrift mit der Routenmethode zu lernen und daher möchte ich dir das Lernschema kurz beschreiben.

Alle Schriftzeichen und deren Aussprache, die ich erlernen möchte, setze ich in Gruppen von jeweils einer Aussprache hintereinander und merke mir mittels eines konkret existierenden Weges und erfundenen Dingen, die mir unterwegs geschehen die Position.

Die Aussprache kann man anhand verschiedener Kriterien besser behalten:
- Reim (Wörter an bestimmten Positionen müssen sich reimen , z.B. nei mit lei,
- an anderen Stellen müssen Wörter mit gleichen Buchstaben anfangen, z.B. ming und mang.
- An einigen Stellen ist es möglich etwas Ähnliches wie die Schlüsselmethode einzusetzen, in dem man die Geschehnisse und Orte zu den zu lernenden Wörtern so auswählt, das beispielsweise wenn jemand dich auf der Route erschreckt, du dort die Silbe bu ablegst.)

Die Tonhöhen merke ich mir, indem ich jeweils eine bestimmte Anzahl von Silben auf der Route zu Einheiten zusammenfasse, die um ein zentrales Thema kreisen, z.B. ma3 Pferd. Alle Buchstaben im Alfabet representieren dabei eine bestimmte Nummer zwischen 1 und 4 (da das Mandarin 4 Tonhöhen hat, bei dir sollte dies also 1-6 bedeuten).
m bedeutet für mich eine 3, daher weiß ich , dass ma den dritten Akzent trägt. Alle anderen Wörter, die ich um den zentralen Begriff ma=Pferd angeordnet habe, tragen daher ebenfalls den 3. Akzent.

Diese Methode gefällt mir auch dahingehend, dass man in chronologischer Reihenfolge alle erlernten Silben (mit ihren Bedeutungen Aussprache und Tonalität) aneinanderreihen kann und wenn man sich die Frage stellt, wieviel Schriftzeichen man denn inzwischen erlernt hat, kann man diese sehr genau angeben. Ich weiß daher das kou3=Mund an Stelle 17 auf meiner Route liegt und ke1=Abteilung, Wissenschaft an Stelle 597.

Im Anschluß daran ist es möglich, auf der Route noch vollwertige Wörter bestehend aus mehreren Silben aufzunehmen. Da man die Betonungen der Einzelsilben schon gelernt hat, kennt man die der mehrsilbigen bereits wenn sie aus nur bereits bekannten Silben bestehen.
Ansonsten gibt es aber auch da Möglichkeiten z.B zweisilbige Wörter so einzupflegen, dass in bestimmten Regionen der Route nur Wörter mit der Akzentfolge 1-1 (wie Heung1 dziu1 = Banane), in anderen 1-2,...bis hin zu 6-6 gelernt werden.

Was die Schrift anbetrifft, versuche ich derzeit noch ein Lernschema zu erfinden, um Wörter nach ihren Wurzeln in Gruppen einzuordnen. Habe aber noch kein vernünftiges System gefunden.

Auch weiterhin viel Spaß mit der chinesischen Sprache,

Gruß
Mehdi
Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

Zuletzt geändert von Ulysses am Di 13. Dez 2005, 14:06, insgesamt 1-mal geändert.
Alexa
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Beitrag von Alexa »

@ Mehdi


interessant, deine Methode.

hab aber nicht alles verstanden, hab ein paar Fragen:

- wieviel Routen und R.punkte/proRoute hast du ?

- jede Route hat gleiche Tonhöhe und gleichen Themenreis, richtig ?

- sind Akzente = Tonhöhen ?

- lernst du nach einem Lehrbuch ?
denn in einem Lehrbuch sind die Vokabeln ja nicht nach Themenkreise
geordnet, sonder durcheinander.

- Themenkreise: hast du dann Wörter, die zB mit ma3= pferd
verwandt sind, auf einer Route ?
dh, Hafer, Gras, essen, reiten, springen .... ?
zusätzich sollen diese Wörter ja auch noch die gleiche Tonhöhe haben, hier also 3, richtig ?
was machst du, wenn die Wörter eine andere haben ?

- alle Buchstaben haben eine Zahl zw. 1-4 ?
wie legst du die an ? A1 B2 C3 D4, E1 F2 .... ?
wie kommt du auf m=3?

- warum merkst du dir auch noch die Routennummern ?
ist doch eigentlich unwichtig, ebenso die Reihenfolge.

- wieviel Vokabeln kannst du jetzt schon , dh bei welcher nr. bist du gerade ?

- du merkst dir ja auch noch die Schriftzeichen.
spezielle Methode ?


Danke !


Tip: http://groups.yahoo.com/group/art_of_memory/messages

gib mal message # 1295 - 1298 in !

hier beschreibt Dr. Voigt (Autor von Eselsbrücke) wie er sich
Mandarin Vokabeln + Tonhöhe merkt (#1295).

loci methode, ohne Route, nur Plätze ( Reihenfolge ist ja egal).

er verbindet normales Lernen (Vokabel an sich) mit loci für die Tonhöhe !

beim normalen lernen der Vokabel wie zB ma= pferd kann
man ja die Schlüsselwort methode verwenden.
Voigt lernt normal, dh sprechen, lesen, glaub ich.
die Tonhöhe weiss man dann automatisch aus dem jeweiligen
Platz.

sehr interessant ...
Mehdi
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Chinesisch - Routenmethode

Beitrag von Mehdi »

Hallo Alexa,

vielen Dank für den Hinweis auf #1295-1298 Hab ich gerade erst gelesen und finde es sehr interessant. Werde noch in Ruhe darüber nachdenken.
Mit Akzenten meinte ich Tonhöhen. Du hast recht, ich lerne nach einem normalen Lehrbuch. Und in der Reihenfolge flossen auch die Vokabeln in die Routen ein. D.h. auf der ersten Route finden sich all die grundlegenden Schriftzeichen für Sonne, Mond, Mensch, gut, schlecht, gehen, sagen,...
Daher sind die Themenkreise nur insofern kohärent insofern sie zu einer Szene oder Orten gehören: verlasse die wohnung durch die Tür , vom Fenster winkt meine Frau mit der Hand, auf der Parterre des Parkhauses steig ich ins Auto, fahre an der Schule vorbei, wo die Kinder schreiben lernen, komme an der Schneiderei vorbei, wo die Schneiderin die Kleider passend macht.
Hier lernte ich (Tür/Mund,Hand, Boden,schreiben, passend/geeignet)
Da ich Reimregeln (s.u. verwende bedeutete dies für mich allerdings, dass ich zusätzlich zu den im Unterricht gelernten Vokabeln oft zusätzlich völlig fremde aus dem Wörterbuch oder Internet hinzugefügt habe). Kennst du wahrscheinlich schon, falls aber nicht, echt lohnenswert sowohl für Mandarin als auch Kantonesisch: http://www.mandarintools.com/chardict.html

siehe Fortsetzung ->->->
Mehdi
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Chinesich Routenmethode

Beitrag von Mehdi »

->->->Fortsetzung

Bisher habe ich 7 Routen fertiggestellt. Auf jeder Route habe ich 100 Routenpunkte untergebracht. Das heißt, dort sind bisher 700 Schriftzeichen eingebunden.
Die Routen können beliebig sein: Meine erste läuft von meiner Wohnung bis zur Arbeit und zurück; die zweite von meiner Wohnung bis zum Haus meiner Eltern;...;die 6. von der Wohnung, in der ich als kleines Kind lebte bis in einen nahegelegenen Wald-auf dieser Route sehe und erlebe ich übrigens ausschließlich Dinge aus meiner Kindheit; die 7. Route läßt mich einen wunderschönen Urlaub in Brasilien und die dort erlebten Dinge wiedererleben.

Jede Route besteht wiederum aus 20 Einheiten von je 5 Schriftzeichen, die den gleichen Akzent haben.
Persönlich finde ich 5 Schriftzeichen als eine Lerneinheit sehr praktisch. Das ist übersichtlich und als Mini-Einheit leicht zu lernen.
Hier ein Beispiel:
ma1 ka1 ba1 xiang1 hua1 (Mutter Kaffee Sehnsucht_haben Duft Blume)
Diese Einheit liegt auf meiner Route an einem Blumengeschäft, wo ich meine Schwiegermutter treffe, die 2 Dinge mehr liebt als alles andere: Kaffee und Blumen)
Noch ein Beispiel:
bi3 jia3 ma3 ji3 li3 (vergleichen Fingernagel Achatstein Finger chinesische_Meile)
mao1 tong1 gong1 jiao1 chuan1 (Katze durchschreiten Palast sich_kreuzen Fluss)

Bei "bi jia ma ji li" habe ich kurz vorher auf meiner Route die schöne Hochzeit meines Schwagers wiedererlebt auf einem Reitturnierplatz (da fand sie nicht wirklich statt, aber ich fand den Ort einfach passend für eine solch festliche Veranstaltung). Dann denke ich an seine Frau, die sehr schöne Finger hat (vergleichbar sind ihre roten Fingernägel mit leuchtendem Achatstein und ihre Finger sind schön lang [wie eine chinesische Meile]). Dann denke ich auch an deren kleine süße ganz weiße Katze (mao), die jetzt gerade an mir vorbeiläuft. Sie durchschreitet (tong) das Holiday Inn Hotel. Dann gehen wir zusammen vorbei an einer Schlittschuhhalle, den ich mir als Eispalast (gong) vorstelle. Schließlich erreichen wir weiter oben auf der Straße das Restaurant "Zweistromland" (jiao chuan, die sich kreuzenden Flüsse).

->->-> siehe Fortsetzung2
Mehdi
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Chinesisch Routenmethode

Beitrag von Mehdi »

->->-> Fortsetzung 2

Die Fünfereinheiten find ich sehr einprägsam, insbesondere weil sie sich immer reimen. Manchmal finde ich sie schon von allein so "wohlklingend" , dass ich sie mir direkt als Fünfer merken kann (z.B ma ka ba xiang hua). Wenn ich es mehrmals hintereinander gesprochen habe, ist es für mich schon zu einer Einheit, praktisch wie zu einem wort verschmolzen. Bei anderen Einheiten (z.B bi jia ma ji li finde ich es schwieriger, in solchen Fällen nehme ich Lieder zu Hilfe. In dieser Einheit kommt Finger und Fingernagel vor. Also suche ich nach einem Lied, das davon spricht... und finde das Lied "Lass die Finger von Emanuela" von der Gruppe Fettes Brot- praktisch zu jeder schwer zu merkenden Einheit, habe ich inzwischen ein Lied gefunden (Pop, Rock, Volkslieder, Schlager,...) und wenn ich "bi jia ma ji li" im Takt zu "Lass die Finger von Emanuela" pfeife, dann verschmilzt auch diese Einheit zu einer gut zu merkenden Strophe.

Für die Reime kann man sich ebenfalls beliebige Regeln ausdenken. Meine lautet: Entweder müssen sich die 3 ersten Silben alle reimen oder die erste mit einer der beiden letzten und darüberhinaus die 2. mit der 3. Silbe.

Der Anfangsbuchstabe der jeweils folgenden Einheit muss dann auch noch mit dem gleichen Buchstaben beginnen, wie die mittlere Silbe der vorhergehenden Einheit. Somit hat auf bi jia ma ji li unbedingt eine Silbe mit m (z.B. mao) zu folgen. Diese Regel hilft sehr, wenn man mal nicht mehr weiß, wie die folgende Einheit lautet. das kann man sich dann rekonstruieren.

Die mittlere Silbe ist immer das Zentrum der Fünfereinheit und gibt den Akzent an. weshalb sollte m = 3 sein und b,g =1?
Ich habe einfach die Anfangsbuchstaben nach ihrer Häufigkeit im Chinesischen gezählt und dann 4 Schnitte gemacht. "a,b,c,ch,d,e,f,g" kommen ähnlich häufig vor wie "h,j,k,l" bzw. "m,n,o,p,q,r,s,sh" oder "t,u,w,x,y,z,zh". a-g ist daher Akzent 1, h-l Akzent2,... .

Farben können auch hilfreich sein für das erlernen der Akzente - so ist Akzent 1 für mich weiß, z.B die weiße katze, die mich in obiger sequenz begleitet, Akzent 2 ist hellblau/hellgrün, Akzent 3 ist rot (z.B rotlackierte Fingernägel der Frau meines Schwagers), Akzent 4 ist dunkelblau. Akzentfestlegungen über Positionen unterstützen das Lernen mittels Logik wohingegen die Farben ein spontanes Lernen verbunden mit Eindrücken und Empfindungen unterstützen.

Das Merken der Routennummern macht mir unheimlichen Spaß und ich finde es nützlich. Oft befinde ich mich vor einer roten Ampel oder im zähflüssigen Verkehr. Anstatt mich zu ärgern schau ich mir die Autokennzeichen und bei 314 denke ich an ji1=Finger. Solche "Leerzeiten" sind die Zeiten, in denen ich am meisten wiederhole.
Zum Merken der Position verwende ich eine wiederum andere Methode, bei denen ich ausgewählte Elemente der Routen in Geschichten einbinde. Die Geschichten sind z.B Schneewittchen für die ersten 100, Herr der ringe für 100-400, Ali Baba für 500-600 und Goethes Zauberlehrling für 600-700. Diese Geschichten teile ich genau wie die Routen in 20 Teile, die aber nicht aus Fünfereinheiten sondern jeweils nur aus einem Schriftzeichen bestehen. Das erlaubt es mir recht schnell an die gewünschte Stelle zu springen.

Was Mnemonische Stützen für Schriftzeichen angeht, gibt es einige sehr gute Bücher, aber ich habe bisher nicht die Zeit und Idee gehabt, wie man dies in die Routenmethode einbauen kann. Allerdings beziehen sich die meisten dieser Bücher, die ich kenne auf das Japanische. Dass bedeutet vornehmlich auf chinesische Langzeichen. Lernst du Kurz- oder Langzeichen?

Ich bastle derzeit an einem Spiel zum mnemonischen Erlernen chinesischer Schriftzeichen. Sobald ich damit weiter bin, stelle ich es gerne einmal vor.

Gruß
Mehdi
stefan_w
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Registriert: Do 24. Nov 2005, 12:50

Beitrag von stefan_w »

Hallo Mehdi,

deine Beschreibung klingt sehr interessant. Ich habe an der Uni auch mal zwei Chinesisch-Kurse (Mandarin) besucht und mir hat es sehr gut gefallen. Seitdem habe ich allerdings nicht mehr weitergemacht (weil mir auch irgendwie die Motivation fehlt, d.h. ein richtiger Grund), aber vielleicht beginne ich irgendwann mal wieder damit.

Mit der Routenmethode habe ich so meine Probleme, weil ich das einfach als zu aufwendig empfinde. Ich muss sagen, ich habe ein recht gutes Gedächtnis, kann mir Vokabeln (der europäischen Umschreibung) auch so gut merken, auch mit den unterschiedlichen Tonhöhen.

Das schwierige an der Chinesischen Sprache habe ich in der Betonung und der Schriftzeichen empfunden, weil wir, glaube ich, nicht gewohnt sind uns solche Zeichen zu merken. Teilweise ist nämlich auch die europäische Umschreibung nicht einheitlich und in China kommt man damit ja nicht weit. Die Betonung der unterschiedlichen Tonhöhen muss man wirklich auch üben, d.h. man muss es hören und nachsprechen, weil es wirklich Nuancen sind, die man oft gar nicht so einfach raushört, jedenfalls geht es mir so.

Die Schriftzeichen muss man auch können (nicht nur lesen, sondern auch schreiben, damit man sie im Wörterbuch findet). Das Problem dabei ist, wenn man ein Zeichen das erste Mal sieht, weiss man nicht nur nicht was es auf deutsch heisst, sondern auch nicht wie man es ausspricht inkl. der Tonhöhe. Dazu kommt, auch wenn man ein Zeichen kennt, in Kombination mit anderen hilft das nichts, weil man alle Silben können muss um ein Wort zu verstehen, bzw. teilweise ändert sich ja dann auch die Tonhöhe

Weil das so ist, glaube ich, dass man viel über hören lernen kann/sollte. Kurze Rede langer Sinn, die Methode von Vera F. Birkenbihl, Sprachen leichter lernen, kann dafür auch recht gut geeignet sein.
Dabei wird der fremdsprachige Text dekodiert, d.h. Wort für Wort ins deutsche übersetzt, nicht sinngemäss. Man stellt sich ausserdem den Text bildlich vor. Dann hört man sich den fremdsprachigen Text an und liest gleichzeitig den dekodierten deutschen Text.

@DaVinci: soweit ich weiss ist Mandarin das "Hoch-chinesisch", die im Norden Chinas gesprochen wird (und vom Regime wohl auch unterstützt wird), Kantonesisch ist glaube ich eine eigenständige Sprache, die auch ihre Berechtigung hat. In China gibt es sowieso sehr viele Dialekte auch, sodass teilweise die Menschen in Peking die Leute, die ganz im Westen, an der russischen Grenze oder im Süden wohnen, kaum verstehen. Daneben gibt es auch noch das was in Taiwan gesprochen wird... So gross wie die Schere zwischen Arm und Reich ist in diesem Land, so ähnlich ist glaube ich auch der Sprachunterschied.

Grüsse
Stefan
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Hallo Alexa, hallo Mehdi, hallo Stefan,
ich finde eure Diskussion sehr interessant und vielversprechend. Ich würde mich freuen, wenn sie noch nicht zu Ende wäre.
:!:
Ulrich
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Sinologe hat geschrieben:Ich bin jetzt dabei die 214 Radikale der chinesischen Sprache, die ich bereits vorher gelernt habe, mit ihren Nummern zu verbinden [...] Ich will sehen, ob ich von dort aus einen Bogen zu den etwa 600 gebräuchlichen Komponenten der Zeichen [...] schlagen kann um mein Wissen weiter zu systematisieren. Erst mit den Komponenten hat man nämlich eine Art komplettes Alphabet für alle Zeichen. (ein Zeichen d.h. ein oder mehrere Komponenten)
Könntest Du uns kurz erklären, was Du unter den 600 Komponenten verstehst? Ich kenne den Ausdruck nicht.
U.V.
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