Schrift, Text selbst memorieren?

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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purpled-youth
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Schrift, Text selbst memorieren?

Beitrag von purpled-youth »

hallo brainboard!

Vor einiger Zeit ist mir der Gedanke gekommen einfach die Schrift des Wortes selbst auf eine Route zu legen.
Das wäre vorallem für abstrakte Wörter eine Riesenmöglichkeit diese zu festigen. Leider hat das nicht geklappt.
Der Text verschwindet einfach so wieder als wenn er nie da gestanden wäre. Ich versuchte viele unterschiedliche Farben , ich probierte es mit Rahmen um den Text, klappte alles nicht.
Nun bin ich ratlos, hoffe jemand hat hier einen Tipp wie so etwas trotzdem funktioniert?

mit freundlichen Grüßen,

purpled-youth
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Boris
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Beitrag von Boris »

Ich denke, dass das sehr schwer ist, weil die Routenmethode ja deshalb funktioniert, dass man sich etwas bildlich vorstellt, weil unser Hirn mit abstrakter Informatik = Schrift halt viel schlechter umgehen kann.
purpled-youth
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Beitrag von purpled-youth »

ja da hast du recht Boris. Es ist schwer eine Assoziation zu bilden mit der Schrift und der Route wo man diese ablegt.
Man müsste irgendwie die Schrift zu keinem Symbol machen da die linke Gehirnhälfte das Symbol "Schrift" erkennt. Aber wie soll das gehen.
Pat
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Beitrag von Pat »

1. Wieviel Text hast Du denn versucht unterzubringen?

2. Hast Du das Ganze unter Zeitdruck gemacht oder mit sorgfältiger Ausgestaltung der Schrift?


Für aussichtslos halte ich das nicht, Schrift wird vom Gehirn ja nicht nur als 'Schrift' im Sinne codierter Information wahrgenommen. Schrift ist zuerst immer Bild, dem eine automatisierte Bedeutung zugeordnet wird. Man greift bei gelernter Information im Rahmen des Erinnerungsvorgangs nahezu immer (Zumindest geht es mir so) wenigstens andeutungsweise angeboren auf Folgendes zurück: Man erinnert sich, wo auf der Seite die Information stand und versucht, Teile des Schriftbildes oder Worte vor dem inneren Auge erscheinen zu lassen.
Natürlich kann man so nicht in übermenschlicher Art die gesamte Seite erstehen lassen, aber anders gehe ich nie vor, wenn ich mich an gelesene Information erinnern will (Ich glaube, ich könnte es auch gar nicht anders.).
Und da die Seite letztlich auch nichts anderes ist als ein, wenn auch im Vergleich zu den angrenzenden Seiten sehr gleichförmiger, Ort ist, der durch Kapiteleinteilungen, Überschriften usw. in Unterorte aufgespalten wird, sehe ich keinen Grund, wieso man sich geschriebene Worte nicht auch auf diskret angeordneten, selbst gefertigten Orten merken können sollte.

Und das mit den Gehirnhälften: Mach Dir da keinen Kopf, welche Hälfte jetzt wofür zuständig ist etc... Was da, besonders populärwissenschaftlich, für Unsinn erzählt wird, wird nicht einmal von den besten Esoterikern übertroffen. So eindeutig, wie es immer dargestellt wird, ist die Zuordnung und Funktionszuweisung bei Weitem nicht, und mit übervereinfachten Modellen, aus denen manche Autoren auch noch wirkliche Lernratschläge komplexerer Art oder sogar Erkenntnisse (Erkenntnisse aus vereinfachenden Modellen sind letztlich wie 'Stille Post': Mit jeder Vergröberung erhöht sich das Risiko, vollkommen neben der Spur zu liegen.) extrahieren, ist es schwer, sinnvoll (Besonders für sich selbst) zu arbeiten.

Versuch es doch weiter, lass Dir mehr Zeit, gestalte vielleicht einzelne Buchstaben besser aus, mach aus einigen Buchstaben angedeutete
Gesichter, usw... Zum Teil liegt es auch, wie ich es bei mir gemerkt habe, nicht an der Schwäche der Methode, sondern an der Ungeübtheit des eigenen räumlichen Vorstellungsvermögens. Als sich das durch das ständige Visualisieren der Routen und Bilder bei der Übung mit dem MemoryXL-Trainer verbessert hatte, ließen sich auch einige Ideen plötzlich umsetzen.

Schöne Grüße,

Simon

P.S.: Ich hatte diese Methodenidee auch schon einmal, bei Words. Vielleicht werde da heute einmal ein bißchen experimentieren :).
Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Zu Hirnforschung:

Gegenwärtig gehört die Neurologie zu einer der am schnellsten wachsenden Wissenschaften. So weit ich weiß, ist dies neuen Scanner-Methoden zu verdanken. Wer sich ernsthaft mit dem Hirn beschäftigen will, liest am besten die neuesten Artikel in Fachmagazinen (Psychologie, Scientific American oder whatever ...). Ansonsten läuft man Gefahr, sich obsolete Theorien anzueignen und in ihnen zu denken.

Ich persönlich überblättere immer die Kapitel über das Hirn, die notorisch am Anfang von Mnemo- und Mindmap-Büchern stehen.
Simon hat geschrieben:Mit jeder Vergröberung erhöht sich das Risiko, vollkommen neben der Spur zu liegen
Sehr schön! Habe ich gleich memoriert.

Klaus
purpled-youth
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Beitrag von purpled-youth »

well hier gehts ja nicht nur um mich, anscheinend lesen viele leute hier die themen nur durch und wollen oder können nicht antworten weil sie es einfach nicht wissen. eigentlich sollte das die meisten hier interessieren wie sowas geht. egal ich frage mich nur wieso schrift im gedächtnis immer so schnell verschwindet und aber ein bild man sich einfach merken kann. dann habe ich überlegt ja es muss so sein weil der mensch sich ja orientieren muss, also merkt man sich bilder (orte) besser als wörter, denn in der natur findet man keine wörter, oder sehe ich einen baum wo draufsteht baum? nein. eigentlich hatte ich nur überlegt rechte gehirnhälfte + gedächtnis wegen den bilder wo wir ja eher rechte kreative hälfte benutzen, aber sogar wenn man sich einen sonnenuntergang anschaut sind im gehirn viele areale gleichzeitig aktiv so ist es mit dem lernen sicher auch, schwamm drüber. wichtig ist jedoch, kann man schrift nun memorieren und als ganzes wort wie ein bild erfassen? Nein, oder?
Der Max
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Beitrag von Der Max »

Ich denke schon, dass das möglich ist, aber das Visualisieren würde viel länger dauern als bei gehirn-gerechten Bildern. Außerdem wird es schneller wieder erlischen als bei lebhaften Bilder, da praktisch kaum Assoziationen zustande kommen. Deswegen wird sich das wohl nicht lohnen. Allerdings sehe ich auch keinen Bedarf, Wörter auf die Weise abzuspeichern. Abstrakte Wörter kann man ja einfach transformieren.

Bei "Pedanterie" kann man sich beispielsweise einen deutschen Beamten vorstellen oder bei desavouieren jemand, der einen Anderen gerade foltert...
Bild
Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

purpled-youth hat geschrieben:kann man schrift nun memorieren und als ganzes wort wie ein bild erfassen? Yes -no?
Nimm ein Wort und versuche es mit einer Feder zu kalligrafieren. Versuche es in einer bestimmten Schriftart zu malen. Verbringe Stunden damit. Sei perfektionistisch und verwirf die Versuche. Sei lange unzufrieden. Versuche am nächsten Tag wieder, am übernächsten wieder. Nimm immer dasselbe Wort. - Du wirst es dir lange merken.

Nimm den Gegenfall: Du überfliegst nur kurz ein Wort, siehst es dir im Innern nur kurz an, und huschst weiter ... Es verwschwindet.

Klaus
purpled-youth
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Beitrag von purpled-youth »

max hester du schreibst genau das , was schon erwähnt wurde.

klaus horsten machst du das wirklich?
Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

purpled-youth hat geschrieben:klaus horsten machst du das wirklich?
Die Mnemotechnik arbeitet mit Extension anstelle von Konzentrations-Intensität.

Antwort: Nein.

Ich deduziere nur aus dieser Regel.
Pat
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Beitrag von Pat »

Lustigerweise gibt Schenckel (1610) gerade das Memorieren von vergrößerter Schrift an bestimmten Orten als gängige (Und seiner Meinung nach nicht unterlegene) Methode an.
Und der Mann war durchaus mit der Materie vertraut :).
Pat
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Beitrag von Pat »

Gerade in einer verschriftlichten Welt haben die Worte als Zugang zur Bedeutung, zum Bild, doch gerade eine 'beschwörende Macht' als Schlüssel zur Idee.

Die Worte selbst lösen ja schon beinahe das mit dem Bild verbundene Gefühl aus, wie schon der Schlüssel einen daran denken lässt, wie es ist, beim Goldschatz zu sein.

Wenn Du die Worte beim Plazieren auf die Orte als das betrachtest, was sie sind, als Symbole der Idee, als Dinge, die Du schon von kleinauf kennst, und dies mit den entsprechenden Gefühlen verbindest, dann sollte es eigentlich funktionieren.

Bei der Disziplin Words präge ich mir zwar Bilder an Orten ein, kurz nach dem Bild erscheint aber immer vor meinem geistigen Auge das geschriebene Wort, so wie ich es im XL-Trainer während der Memorierphase gelesen habe (Also eher im oberen Teil der Spalte oder unten, ...). Man schreibt dann nur noch ab, was oft Unsicherheiten über die genaue Ausprägung des Wortes beseitigt.

Schönen Gruß

Simon
Klaus Horsten
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Chinesische Schriftzeichen

Beitrag von Klaus Horsten »

Ich muss mich korrigieren: Im Deutschen mache ich das nicht.

Ich habe aber die chinesischen Schriftzeichen so gelernt, dass ich sie dauernd geschrieben habe. Also: ein Schriftzeichen - und ein Blatt vollgesudelt, dann das nächste ... Damit das Bild sich mir einprägt. Aber vor allem auch, damit ich nicht nur deklarativ lerne, sondern auch prozedural, es sich also gleichsam in das Bewegungsgedächtnis meines Körpers einprägt. Und immer versucht, auch das Schriftzeichen schöner und genauer zu schreiben=zeichnen.

Wenn ich ein chinesisches Wort höre, dann muss es auch möglich sein, dass seine Schriftzeichen vor meinem geistigen Auge erscheinen - die ja, im Gegensatz zu unserer Schrift, die Aussprache überhaupt nicht wiedergeben, also völlig gesondert gelernt werden müssen.

Tatsächlich habe ich auch etwas Kalligraphieren gelernt (vor allem Grasschrift) (- und nebenbei: seltsamerweise habe ich im Deutschen eine furchtbar unleserliche Klaue und im Chinesischen wurde ich immer wieder gelobt [die Motorik: meine passt für das Chinesische, aber nicht für das Deutsche -- und das mag uns allen Mut geben, dass das, was in dem einen Zusammenhang als falsch gilt, in einem anderen gelobt wird ...].

Und nun ergänzend zu Simons Bemerkung: Wenn ich eine chinesische Kalligrafie in meinem Zimmer hängen habe, sagen wir nur mit einem oder nur 4 Schriftzeichen, dann merke ich mir diese sicherlich. Tatsächlich habe ich das gemacht: ich habe ein Schriftzeichen gemalt und aufgehängt und an das erinnere ich mich heute noch.

In diesem Zusammenhang ist vielleicht die Kalligrafie wichtig: im Chinesischen gibt es sie, im Arabischen - im Deutschen sagen die meisten: wäh.
purpled-youth
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Beitrag von purpled-youth »

pat danke dass du einen autor erwähnst, was schreibt scheckel genau über diese methode?

klaus horsten im chinesischen hat jedes symbol eine bedeutung hier hilft sicher deine methode und hier siehst du ja auch jedes als einziges symbol,
wie willst du dir komplette wörter als ein einziges symbol memorieren - hier ist das problem im deutschen.

das was ich immer noch nicht verstanden habe ist wieso schrift so schnell verschwimmt und das bild nicht.
bei einem wort was man sich memorieren will muss man blöderweise jeden buchstaben einzeln abgehen in gedanken.

hat sich sonst noch jemand gedanken gemacht?
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