SpeedReading eine Problemlösung für Legastheniker ?

Wie funktioniert Schnelllesen? Welche Techniken gibt es? Wie kann man es erlernen?

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TheRetarded
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SpeedReading eine Problemlösung für Legastheniker ?

Beitrag von TheRetarded »

Das Problem:

Ich habe 2 Neffen (10 und 15 Jahre), die beide Probleme mit Lesen und Schreiben haben. Bei dem jüngeren ist auch Legasthenie diagnostiziert worden, bei dem älteren bisher nicht.

Ich gebe dem älteren nun seit ein paar Wochen Nachhilfe in Englisch und dabei ist mir halt aufgefallen, dass er schon große Schwierigkeiten hat die Wörter auf Deutsch zu lesen und natürlich auch zu schreiben.

Beide lesen auch nicht gerne, besonders der älter nicht. Ich vermutet, dass es daran liegt, dass es einfach zu anstrengen ist. Ich hab zwar noch keinen Test mit den beiden gemacht, aber ich denke nicht, dass der große mehr als 150 Wörter pro Minute liest, eher noch weniger.

Natürlich möchte ich den beiden helfen und hab da an SpeedReading gedacht. Einige Aussage im Internet deuten auch darauf hin, dass SpeedReading helfen kann und das die erkannte Legasthenie häufig gar keine Legasthenie ist.

Was haltet ihr davon? Können die Kinder damit besser lesen lernen? Wenn ja: Wirkt sich das auch auf die Rechtschreiung aus?

Und wie gehe ich die Sache an? Ich selbst hab mich nur kurz eingelesen in SpeedReading (Hab aber das Buch "Visual Reading" gekauft).

Also konkret suche ich Tipps, wie ICH als "Nachhilfelehrer" den Kindern da helfen kann und wie sich diese Hilfe gestalten sollte.
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Sersch
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Beitrag von Sersch »

Was hier vorherrscht ist ein Problem, welches nicht mit SpeedReading zu bewältigen ist.

Das Prinzip SpeedReading: Das Gehirn ist in der Lage bereits bekannte Wörter zu erfassen, ohne diese Buchstabe für Buchstabe zu lesen. Das sieht man vor allem daran, dass lediglich der erste und der letzte Buchstabe eines Wortes richtig stehen müssen, während die anderen vertauscht sein können. Das Gehirn erkennt das Wort trotzdem. Der berühmteste Beispieltext dazu:
Luat enier sidtue an eienr elgnhcsien uvrsnäiett, ist es eagl in wcheler rhnfgeeloie die bstuchbaen in eniem wrot snid. das eniizg whictgie ist, dsas der etrse und der lztete bstuchbae am rtigeichn paltz snid. der rset knan tatol deiuranchnedr sien und man knan es ienrmomch onhe porbelm lseen. das legit daarn, dsas wir nhcit jeedn bstuchbaen aeilln lseen, srednon das wrot als gzanes.
Bei SpeedReading ist es also NOTWENDIG das Schriftbild sehr gut zu kennen, damit das Gehirn unbewusst die Wörter erkennt.

Die Legasthenie ist, wie du es schon geschrieben hast, eine Schwäche, bei der die Betroffenen ungern bzw. schlecht lesen und somit einen weniger stark ausgeprägten Wortschatz haben. Somit führt SpeedReading hier zu nichts anderem als Verwirrung und weiterer Frustration.

Wie du hier anpacken kannst: Es gilt in erster Linie das Interesse am Lesen zu wecken! Es muss ein natürlich Neugier-Lesesog enstehen, der die beiden Jungs zum Lesen praktisch zwingt.
Eine Möglichkeit sind die Hobbys. Wofür interessieren sich die Jungs? Egal was es ist, es gibt immer die Möglichkeit über diesen Weg den Beiden ein Buch insofern schmackhaft zu machen, dass die dort etwas wichtiges erfahren.
Du hast die Information X in diesem Buch gefunden, die non-plus-ultra wichtig für ihr Hobby wäre. Leider hattest du nicht genug Zeit, diese vollständig zu lesen.
Oder wenn die Jungs Interesse zum Beispiel am Fliegen haben: Einen kleinen, weniger intensiven Probeflug mit denen machen und anschließend sagen, dass es noch besser geht. Sie können zum Beispiel selbst so einen Segelflieger steuern! Dafür benötigen diese allerdings das Wissen, wie es geht. Und das können sich beide aus dem Buch Y ziehen.

Das zweite Beispiel war etwas groß aufgezogen, sollte allerdings verdeutlichen worauf ich hinaus will. Wichtig ist für dich, wenn du dich stark auseinander setzen willst, dass du die Jungs beim Lesen unterstützt. Frage im Buchhandel deines Vertrauens nach einem altersgerechten Buch nach. Lies es dir selbst durch (!), so dass du Fragen zu dem Buch stellen kannst. Das sorgt vor allem dafür, dass die Jungs merken, dass das, was gelesen wurde, auch tatsächlich nützlich ist. Schließlich fragt ja jemand danach! Und zur Not kann man es noch immer nachlesen ;)
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TheRetarded
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Beitrag von TheRetarded »

Sersch hat geschrieben:Was hier vorherrscht ist ein Problem, welches nicht mit SpeedReading zu bewältigen ist.
Wie sicher bist du dir bei dieser Aussage? Ich hab da nun schon andere Meinungen (per Google) gefunden. Leider alles nur sehr kurz und nicht weiterführend.
Sersch hat geschrieben:Das Prinzip SpeedReading: Das Gehirn ist in der Lage bereits bekannte Wörter zu erfassen, ohne diese Buchstabe für Buchstabe zu lesen. Das sieht man vor allem daran, dass lediglich der erste und der letzte Buchstabe eines Wortes richtig stehen müssen, während die anderen vertauscht sein können.
Aber ist dies dann nicht ein Argument DAFÜR, dass Speed Reading bei Leseschwächen helfen kann? Sie können ja lesen, aber halt nur sehr sehr langsam und mit viel Anstrengung. So wie ich das beobachtet habe, ist das Problem ja genau das, dass die Kinder die Wörter praktisch Buchstabe für Buchstabe lesen, statt als ganzes Wort oder sogar als Sequenzen von Wörtern, dazu natürlich noch Subvokalisierung.
Sersch hat geschrieben:Wie du hier anpacken kannst: Es gilt in erster Linie das Interesse am Lesen zu wecken! Es muss ein natürlich Neugier-Lesesog enstehen, der die beiden Jungs zum Lesen praktisch zwingt.
Genau hier liegt das Problem. Hättest du Lust ein Buch etc. zu lesen wenn du mit 100 - 150 wpm lesen würdest? Ich kann die Unlust der Kinder da absolut verstehen, da helfen dann auch kaum themenbezogene Bücher, die sie interessieren könnten.

Daher war meine Idee ja das Speed Reading, damit das lesen dann auch Spaß machen könnte.
Sersch hat geschrieben:Eine Möglichkeit sind die Hobbys. Wofür interessieren sich die Jungs?
Ein weiteres Problem, zumindest beim älteren. Der kleine interessiert sich immerhin noch für Fussball und seinen geliebten FC Köln, sowie seine Haustiere (Geckos, Bathagame), der ältere aber interessiert sich für nichts, außer rumhängen mit Freunden und seine XBOX.

Ich muss dazu sagen, dass die ersten 12 Jahre seines lebens als Katastrophe bezeichnen könnte, was seine Bildung angeht. Er wohnt nun seit 3 Jahren bei seiner Tante und kam erst da langsam auf einen normalen Bildungsweg. Vorher musste er 2 Schuljahre wiederholen, Bücher kannte er nur aus dem Fernsehen :). Also ein "Problemkind". Ich denke meine Schwester hat gute Arbeit geleistet in den letzten 3 Jahren um ihn auch eine halbwegs gerade Bahn zu lenken, aber sie ist nun am Ende mit ihrem Latein und die Zeit wird knapp. Er hängt auch jetzt wieder an der Grenze zur Versetzung in die nächste Jahrgangsstufe und wenn er das nicht schafft will die Schule ihn von der Schule gehen lassen. Uns läuft also etwas die Zeit davon.
Sersch hat geschrieben:Wichtig ist für dich, wenn du dich stark auseinander setzen willst, dass du die Jungs beim Lesen unterstützt.
Ich hab selbst nicht so viel Zeit, bisher mach ich ca 2 1/2 Stunden die Woche Englisch-Nachhilfe mit dem älteren. Viel mehr Zeit kann ich da eigentlich kaum investieren, obwohl beides es sicher bräuchten.
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Sutanimulli
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Beitrag von Sutanimulli »

Also zur aufklärung. ich hab lrs und das lesen von einzelnen buchstaben nach einander ist alles andere als das was ich als lrs kenne. normaler weise wir das ganze wort aufgenommen, ohne auf die anordnung oder sogar die art der buchstaben zu achten. das hat zur volge, das selbst viel lesen nicht zu einer besseren rechtschreibung führt, da egal wie oft das wort gesehen wird wird nur der "grobe umriss" wahrgenommen und verarbeitet wird. ich würde sogar behaupten, das das symptom ein vorteil zum schnellen lesen sein kann. es treten zwar öfters fehler auf, also es werden falsche worte erkannt, aber wenn man sich die wörter nicht so genau anschaut geht das halt einfach schneller als das normale lesen.
den
das beispiel für den durcheinander gewürfelten fließtext kann sicher jeder lrs lesen. liegt ein schwerer fall vor und ein etwas geordneterer text, fällt die unordnung nicht mal auf. ich habe mich bei meinen ersten solchen texten echt gewundert, wie ich sooo viele fehler überlesen konnte. selbst heute sehe ich keine fehler, wenn ich einen text durchlese.

mfg

ps sorry für rechtschreibfehler ;)
pps ich glaube eine hilfreiche übung zum erkennen von einzelnen buchstaben gefunden zu haben...aber wer weiß
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TheRetarded
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Beitrag von TheRetarded »

Danke für deine Erfahrungen, Sutanimulli. Wenn du jetzt oder in Zukunft noch Tipps haben solltest, was man tun kann um die LRS zu milden, wäre ich dir dankbar, wenn du die hier bekanntgeben würdest.

Hast du selbst denn schonmal Erfahrungen mit Speed Reading gemacht?
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Sutanimulli
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Beitrag von Sutanimulli »

zur zweiten frag:
ja habe ich. bin aber nicht so weit gekommen. das thempo war nicht das problem, nur habe ich dann öfters falsche wörter gelesen. dies verbunden mit dem üblichen verlust an text verständniss hat mich von intensiverem training abgehalten. ich halte das auch nur für eine möglichkeit sich schnell über viel stoff einen überblick zu verschaffen, aber ich bin eher der typ wenn ich etwas mir anschaue dann richtig.

zu den tips:
es gibt extra ausgebildete lrs-hilfen. die haben dann aufgaben, schauen sich an welche fehler man besonders oft macht und gehen dann darauf ein. eig ne ganz gute sache, aber für mich persönlich war das absolut nichts.
was mir geholfen hat ist das abfinden mit der tatsache, dass ich immer viele fehler machen werde (war dafür im rest der fäche um so besser). ich würds sonst auch einfach mit fehlerlesen versuchen.
wovon ich persönlich überzeugt bin, dass mir die übung geholfen hat, wofür ich aber keine grundlage habe ist die übung "Ungerschiede suchen" auf folgender Seite
http://www.gedaechtnistraining.com/
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TheRetarded
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Beitrag von TheRetarded »

Danke. Der Link ist in meinen Favoriten. Was die LRS-Hilfen angeht: Für meinen jüngeren Neffen ist schon spezielle Förderung beantragt, aber die Mühlen mahlen langsam.
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Sersch
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Beitrag von Sersch »

Bei der Aussage bin ich mir ziemlich sicher. Zumindest ist es die Erfahrung, die ich bisher gemacht habe.

Wenn du allerdings sagst, dass ihr Wortschatz bereits sehr gut ausgeprägt ist, dann kannst du dich mit beiden an SpeedReading ran wagen. Wie gesagt, der zentrale Punkt ist hier der vorhandene Wortschatz!

Die Lust hätte ich, wenn ich genau wüsste, dass in dem Buch Infos stehen, welche für mich sehr wichtig sind.

Für welche Spiele interessiert er sich denn? Gibt es auch auf der XBox irgendwelche "textintensive" Spiele, die ihn interessieren?

Wer ausser dir und deiner Schwester beschäftigt sich mit den Jungs? Gibt es irgendwelche Kurse/Orte/Gruppen, an denen diese teilnehmen?

Das mit deinem älteren Neffen ist natürlich auch ungünstig, vor allem das "entgegen kommen" der Schule. Wie gesagt, du kannst es mit den Jungs mit dem SpeedReading wagen, bedenke jedoch:
- auch SpeedReading kostet Konzentration
- Es ist Erstmal ein "unangenehmer" Prozess, das Ganze zu üben (so zumindest meine Erfahrung)

Ich drücke dir die Daumen :)
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TheRetarded
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Beitrag von TheRetarded »

Sersch hat geschrieben:Die Lust hätte ich, wenn ich genau wüsste, dass in dem Buch Infos stehen, welche für mich sehr wichtig sind.
Ich denke mal, abgesehen vom Playboy, wird es nix wichtiges geben, zumindest für den Großen ;). Ich konnte jedenfalls noch nichts entdecken, was sie so sehr interessiert, dass sie diese Hürde freiwillig meistern.
Sersch hat geschrieben:Für welche Spiele interessiert er sich denn? Gibt es auch auf der XBox irgendwelche "textintensive" Spiele, die ihn interessieren?
Leider ist er einer der typischen "Zocker". Am liebsten Ballerspiele oder auch Fußball. Was anderes hab ich in seiner Sammlung nicht gesehen.
Sersch hat geschrieben:Wer ausser dir und deiner Schwester beschäftigt sich mit den Jungs? Gibt es irgendwelche Kurse/Orte/Gruppen, an denen diese teilnehmen?
Für den kleinen gibt es eine Nachhilfelehrerin, aber auf freundschaftlicher Basis, die 1x die Woche vorbei kommt und mit ihm liest. Sonst beschäftigt sich keiner mit den beiden, zumindest nicht auf intellektuelle Weise.
Sersch hat geschrieben:Ich drücke dir die Daumen :)
Danke!
Toscuran
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Beitrag von Toscuran »

Gerade George Stancliffe ist der Meinung, dass man Kindern
1. sehr leicht und schnell speed-reading beibringen kann
2. Dass speed-reading gerade Kindern mit lese/schreib-Schwierigkeiten helfen kann.

Er ist ein Trainer in den USA und hat sich quasi darauf spezialisiert, Kinder zu trainieren und seine Trainerkompetenzen an möglichst viele Leute weiterzugeben.
Auf der im anderen Thread geposteten Seite: http://www.speedreading4kids.com/SchnellLesen.htm (speed reading 4 kids ist von ihm) ist eine zusammenfassung seiner Anleitung drauf, wie man Kindern das schnell-lesen beibringen kann.

Wenn du dir die Zeit nimmst, glaube ich ist es schon einen Versuch wert den beiden schnell-lesen beizubringen
mfg
Toscuran
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TheRetarded
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Beitrag von TheRetarded »

Also die Versprechungen sind mir wieder zu hoch gegriffen, dass ist ja Photo Reading und kein Speed Reading und dazu hab ich noch keine richtigen Beweise gesehen, dass das auch funktioniert, im Gegensatz zu konventionellem Speed Reading.
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