Hier wird einfach behauptet, dass das nicht funktioniert. Und ich weiß, dass es funktioniert. Stell dir mal vor, jemand sagt dir "Mnemotechniken sind quatsch, die funktionieren nicht". Wo du genau weißt, dass die funktionieren.
Das würde mich kalt lassen, weil ich ja weiß, dass es funktioniert, und weil viele Leute es schon öffentlich und nachvollziehbar bewiesen haben.
Das hat nichts mit Schnelllesen zu tun, sondern generell mit der Tatsache, dass ich es nicht leiden kann, wenn Menschen sagen XY funktioniert nicht, wenn Sie es selbst nicht getestet haben. Und im Falle von Speed Reading ist das auch mal eben nicht an einem Tag getestet.
Wieso stört Dich das denn, wenn Du weißt, dass es funktioniert und dass Du es belegen kannst?
Skepsis ist gut! Aber hier geht es nicht um Skepsis, hier wird klar behauptet "Das funktioniert nicht".
Hier wird es interessant. Da muss man auf die feinen Unterschiede achten: Wer sagt, etwas funktioniert nicht, egal was kommt (sieht man in der Psychologie zuweilen), der handelt natürlich unwissenschaftlich und naiv.
Hier wird aber gesagt: "Ich räume allen Dingen, die derart unscharf geschildert werden und bei denen sich jeder "Experte" einer Nachprüfung zu entziehen scheint, nicht den 'benefit of the doubt' ein, sondern sage: Kann schon sein, dass das funktioniert, aber solange hier keine Belege vorliegen, ist der gegenwärtige Stand: Nein, es funktioniert nicht." Der Unterschied ist, dass sich diese Bewertung auch ändern kann. Nur zu.
Wie sollte sowas denn aussehen? Man könnte ja mal über die Anforderungen reden.
Na also, schlag was vor.
Ich erwarte:
- Klare Definitionen verschiedener Textkategorien nach Schwierigkeitsgrad, Zahlenlastigkeit etc..
- Keine bloßen Multiple-Choice-Fragen
- Ausreichende Zahl von Fragen
- Nachvollziehbares Punktesystem bei den Fragen (Fragen, die ein vertieftes Textverständnis und ein Herstellen von textinternen Sinnbeziehungen voraussetzen, geben weit mehr Punkte als die Kenntnis, wie der Autor heißt). Es muss klargestellt werden, welches Textverständnis als Mindestgrenze nötig ist. Bei einem wissenschaftlichen Text ist ein Textverständnis von 50 % der Punkte wohl unzureichend, aber auch bei einem Trivialtext sollte dies als eher enttäuschend gelten. Letztlich wird man, um die Ergebnisse zu skalieren, immer vom Normergebnis der jeweiligen Person bei normaler Lesegeschwindigkeit ausgehen müssen.
- Vergleich des Textverständnisses beim Lesen in üblicher, angemessener Geschwindigkeit bei voller Konzentration auf das Thema mit dem Textverständnis bei Schnelllesen mit 600, 1000, 1500 etc...
- Einigung über das zu erwartende Ergebnis, damit man nachprüfen kann, wer recht hat: Welchen Prozentsatz erwartest Du/erwarten wohl Schnellleseautoren/Kursleiter bei der jeweiligen Textkategorie und Lesegeschwindigkeit; diese Erwartung ist jeweils anzugeben für einen durchschnittlichen Schnellleseschüler mit geringer, gewisser, längerer Erfahrung und für einen Experten.
Werden diese Erwartungen nicht erfüllt, dann kann man natürlich immer noch ad hominem argumentieren: Die Person war doch nicht so erfahren, sie war nervös, ... Aber irgendwann wirds dann doch schwierig.
Gegen die Aufgabenstellung selbst sollte man jedenfalls bei einem schlechten Ergebnis nicht mehr argumentieren können, weil man sich ja davor darauf geeinigt hat.
Solange ein solcher Test nicht erfolgreich von mehreren Personen abgelegt wurde, bleibt es bei der Grundthese.
Problem: Einen solchen Test wird es nicht geben, weil kein Schnelllesetrainer sich darauf einlassen wird. Zudem: Wer soll ihn erstellen? Ich mach es sicher nicht, aber ich habe ja auch nicht die Bringschuld. Wie gesagt, ich lasse mich gern überzeugen, dies hier nur als Anregung.