Neuigkeiten zu Schnell-Lesen

Wie funktioniert Schnelllesen? Welche Techniken gibt es? Wie kann man es erlernen?

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Peter Rösler
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Neuigkeiten zu Schnell-Lesen

Beitrag von Peter Rösler »

In diesem Thread will ich in den nächsten Monaten immer wieder Neuigkeiten zu Schnell-Lesen bringen, die mir so über den Weg gelaufen sind. Das Wissensgebiet Schnell-Lesen ist weiterhin sehr dynamisch und der heutige Erkenntnisstand weicht schon etwas ab von demjenigen aus "Grundlagen des Schnell-Lesens" (Rösler, 2016) (bzw. "Principles of Speed Reading", Roesler, 2021). Dieser Thread hat also den Charakter einer Themenliste, was in einer neuen Auflage zu ergänzen oder zu korrigieren ist.
http://www.grundlagen-des-schnell-lesen ... r_2016.pdf
http://www.speed-reading-teacher.com/Pr ... r_2021.pdf
Peter Rösler
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Klimovich et al. (2023)

Beitrag von Peter Rösler »

Hier eine nagelneue Studie zu Schnell-Lesen, die unter https://doi.org/10.1111/1467-9817.12417 frei zugreifbar ist:
Klimovich, M., Tiffin-Richards, S. P., & Richter, T. (2023). Does speed-reading training work, and if so, why? Effects of speed-reading training and metacognitive training on reading speed, comprehension, and eye-movements. Journal of Research in Reading, 64 (2), 123–142.

Die methodische Qualität dieser Studie ist beeindruckend. Wir haben seit 2006 versucht, möglichst alle Publikationen zu Schnell-Lesen zu beschaffen und haben bis jetzt nur ca. 120 wissenschaftliche Publikationen mit direktem Bezug zu Schnell-Lesen gefunden (ca. 110 davon sind gelistet auf S. 277-281 in Roesler, 2021, Link siehe erster Post im Thread). Nach meiner Erinnerung zeigt keine dieser Publikationen eine ähnlich gründliche Versuchsplanung und Dokumentation der Ergebnisse.

Klimovich et al. schreiben auf S. 124: "Participants in the training conditions showed slightly increased reading speed (~35 wpm) compared with the control condition without comprehension being affected." Die Steigerung um 35 wpm ist natürlich einigermaßen ernüchternd, da üblicherweise die Seminar- bzw. App-Anbieter eine Verdopplung oder Verdreifachung des Lesetempos versprechen, also beispielweise vom durchschnittlichen Startwert 250 wpm aus eine Erhöhung um weitere 250 bis 500 wpm. (Mich überraschen die 35 wpm trotzdem nicht, denn fast alle Trainings sind "unterdosiert". Sie dauern in Tagen oder Wochen gerechnet zu kurz und die Nettoübungszeit ist zu gering.)
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Neues Trainingsformat von 2022 weniger gut als berichtet

Beitrag von Peter Rösler »

Im Jahr 2022 ist ein neues Trainingsformat für das große Schnell-Lesen entstanden, das im Vergleich zum bisher besten Trainingsformat (dem fingerschwungbasierten "Hochgeschwindigkeitstraining von Anfang an" in der Tradition von Wood/Michelmann) einige Verbesserungen bietet: u.a. doppelte Erfolgsquote (ca. 90% statt 50%) und 3,5 Mal weniger Aufwand). So zumindest habe ich es am 21.01.2023 auf der Mitgliederversammlung der DGfSL (Deutsche Gesellschaft für Schnell-Lesen) berichtet (Folien 18 ff., pptx, pdf und mp4 siehe www.dgfsl.de/konferenzen.html). Leider muss ich etwas "zurückrudern". Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Jahr 2023 mussten mehr als die berichteten 15 bis 25 Stunden in das Training investieren und bei einigen hat der Übergang ins optische Zeilenlesen nicht funktioniert. Die Erfolgsquote liegt nach heutigem Stand unter 90%, ob eher bei 70% oder 80%, muss ich noch auswerten. Die aktuellen Daten will ich am 24.02.2024 bei der nächsten Mitgliederversammlung der DGfSL vorstellen.

Trotzdem bleibt das neue Trainingsformat erkennbar besser als das fingerschwungbasierte "Hochgeschwindigkeitstraining von Anfang an". U.a. wird der Fingerschwung nicht mehr gebraucht. Der Fingerschwung ist für mich inzwischen kein schützenswertes "Trainergeheimnis" mehr. Möglicherweise werde ich in einem zukünftigen Post einen mp4-Mitschnitt eines Fingerschwungs veröffentlichen. Beim neuen Trainingsformat werden auch keine echten Bücher mehr verwendet, sondern Texte in einer Excel-Datei. Damit ist das "Buch 22a", das in Rösler (2016, S. 104-105) als bewährtes Übungsbuch gelobt und dessen Identität absichtlich verschwiegen wurde, auch kein schützenswertes Trainergeheimnis mehr: Es handelt sich um das Buch "Der Teufel in der Wissenschaft" von Gerhard Prause und Thomas von Randow, Rasch und Röhring Verlag, 1985 (ISBN 3891360347). Ablenkende Kapitelüberschriften kommen nur sehr selten vor, etwa alle 20 Seiten. Das Buch ist ziemlich umfangreich und auch nicht so schnell zu Ende gelesen wie das ebenfalls gut geeignete Buch "Herbstmilch" (in der Taschenbuchausgabe des Piper Verlags, 2007, ISBN 9783492207409).
Peter Rösler
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Neues Trainingsformat von 2022: Erfolgsquote ca. 75%

Beitrag von Peter Rösler »

Eine vorläufige Analyse mit Stand 24.02.2024 hat ergeben, dass die Erfolgsquote des neuen Trainingsformats von 2022 ungefähr 74% beträgt. Die Erfolgsquote ist damit ungefähr 1,5 Mal besser als die Erfolgsquote des "fingerschwungbasierten Hochgeschwindigkeitstrainings von Anfang an", die 50% betrug. Der Aufwand des Trainigsformats von 2022 beträgt durchschnittlich 25 Stunden und ist damit ungefähr dreimal niedriger als die 70 Stunden des fingerschwungbasierten Trainingsformats.
Details und neue Erfahrungen siehe www.dgfsl.de/konferenzen.html unter "18:25-19:00 h Peter Rösler: Neues Trainingsformat von 2022 ist zwar gut, aber weniger gut als am 21.01.2023 berichtet".
pptx http://www.schnell-leser.de/Neues_Train ... _v1.0.pptx
pdf http://www.schnell-leser.de/Neues_Train ... 4_v1.0.pdf
mp4 http://www.dgfsl.de/DGfSL-MV-2024-02-24 ... oesler.mp4
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