Lesefaul hat geschrieben:Hi,
mich interessiert Punkt 3. Immer ein bisschen mehr.
Ist das nicht sehr, sehr aufwändig? Oder sollte man das nur bei bestimmten Themen/Gebieten nutzen?
Wer hat Erfahrung damit und kann mal aus dem Nähkästchen plaudern?
Hallo
Weil ich mich ein wenig angesprochen fühle, plaudere ich mal ein wenig aus dem Nähkästchen.
Es ist ein wenig wie Pflanzen in einem Garten züchten. Anfangs betreibt man einen sehr umfangreichen Aufwand, dennoch merkt man schnell was mit dem ge"l"ernten möglich ist.
Ich habe schon als Kind ein sehr gutes Gedächtnis für Daten und Fakten gehabt. Vor ca. zwei Jahren habe ich dann einen Bericht über Rüdiger Gamm gelesen. Das mit dem Rückwertssprechen und Problemfall in der Schule hat mich sehr an mich selbst erinnert. Es ging mir weniger darum nur etwas nachzuahmen, sondern eher um meine eigenen Grenzen auszutesten. Das mir das ganze soviel Spaß bereitet hätte ich bei weiten nicht geahnt.
Meine derzeitige Liste an auswendig gelernten Zahlen (zeitlich absteigend geordnet).
Primzahlen bis 997 (damit habe ich vermutlich angefangen ^^)
Quadratzahlen bis 999²
Kubikzahlen bis 99³
Fakultätszahlen bis 100!
Pi auf 1008 stellen
Kalenderjahresdaten (Kalenderrechnen)
Alle Sinus, Cosinus, Tangens und Cotangenswerte (1° Schritte) auf 12 stellen genau.
Potenzen zweistelliger Zahlen bis zur 11. Potenz (Werde ich wohl nicht weiter fortsetzen.)
Fast alle Primzahlstammbrüche von 1/13 bis 1/997 (Aufgrund von Zeitmangel fehlen mir noch 8 Stammbrüche.)
Viele ln (Logarithmus Naturalis) Werte um aus bis zu vierstelligen Zahlen bis zur 1000. Wurzel auf 5 stellen ziehen zu können.
Nebenbei fordere ich natürlich nicht nur den Gedächtnis sondern auch die "Rechenmaschine". Ich kann jetzt so gut wie alle Techniken die man für Grundrechenarten sowie Wurzelziehen, Kalenderrechnen, logarithmen benötigt.
Aufgrund meiner bisher memorierten Zahlen habe ich jede Kombination einer dreistelligen Zahl natürlich schon mehrfach vergeben.
Das kommt daher weil ich jede Zahl in dreier Gruppen einteile.
Wenn ich jetzt neue lange Zahlen lerne kommt mir jede dreistellige Einteilung schon bekannt vor. Deshalb kann ich jetzt noch schneller und mit weniger Aufwandt Zahlen behalten. Praktisch ist es z.B. wenn ich Aufgaben sehe oder nur gesagt bekomme wie 758769*776532. Ich berechne natürlich wie die meisten über Kreuz von rechts nach links. Durch die "Überlistung" des "normalen" Kurzzeitgedächtnisses kann ich mir die Zwischenergebnisse einfach so merken auch wenn sie 30 Stellen und mehr haben. Die Richtung in der ich Ergebnisse angeben muss ist auch ziemlich irrelevant. Ich merke mir Zahlen einfach so wie sie aussehen und als ob ich sie vor meinem inneren Auge niederschreiben würde.
Um mir jetzt hunderte von Ziffern auf Geschwindigkeit einzuprägen ist meine Methode allerdings nur bedingt geeignet (ist auch gar nicht meine Absicht).
Als Kind ist mir schon aufgefallen das ich recht Bildhaft dinge lerne. Selbst beim sprechen habe ich immer eine bildhafte Vorstellung von dem gesprochenen Wort/Satz/Inhalt. Anfangs habe ich die Zahlen noch in Notizbücher eingetragen und in Gedanken habe ich dann auch immer umgeblättert. Früher fand ich das immer eher störend aber jetzt scheint es doch eher nützlich zu sein.
Zum eigentlichen lernen dieser Zahlen:
Ich "muss" in regelmäßigen Abständen diese Zahlen wiederholen. Ich habe immer eine gewisse Reihenfolge mit was ich beginne. Alles an einem normalen Tag ist eigentlich nicht mehr möglich. Ältere Zahlenreihen gehe ich nur noch einmal pro Woche durch (eigentlich nur ein reibungsloses durchziehen der Zahlengruppen). Im Prinzip ist es wie Schnürsenkelbinden, dass geht auch automatisch. Neue Zahlen gehe ich jeden Morgen einmal durch. Nachmittags nach Uni oder Arbeit wenn ich mit dem Hund draußen bin lerne ich meistens neue oder gehe manche Zahlen noch einmal durch. Warum tut man das so gerne? Es ist ein wunderschönes Gefühl wenn man diese Zahlen schon fast durchrauschen lässt und dennoch alles bewusst Wahrnimmt. Gleichzeitig ist die Wahrnehmung um einen herum sehr gedämpft, ich kann total in die Konzentration versinken.
Geholfen haben mir diese Fähigkeiten übrigens beim bewältigen meiner Prüfungsängste die mich zeitweise Blockiert haben.
Im Prinzip habe ich erst damit begonnen gewisse Algorithmen zu ersinnen. Danach habe ich die Zahlen dazu auswendig gelernt und dann erst damit begonnen mit diesen zu rechnen.
Bei langen Periodischen Brüchen war das genauso. 133446/149= 895 r=91 ==>214 765 1 *91 = ...5436241
006 711 409 395 973
1
54 362 416 107 382
550 335 570 469 798
657 718 120 805 369
127 516 778 523 489
932 885 906 040 268
456 375 838 926 174
496 644 295 302 013
422 818 791 946 308
724 832 214 765 1
Ergebnis also 895, 6 107 382 550 335 570 469 798 ... usw. geht auch von rechts nach links oder wenn man nur eine bestimmte Stelle/Auszug wissen möchte.
Alles ist eine Sache der Übung, Willensstärke, Ehrgeiz und eine rege Freude an Zahlen dann ist fast alles möglich.
Talent, Veranlagung, IQ (Ob der wirklich im Zusammenhang für Gedächtnis und Rechenleistung gezogen werden kann ist eher reine Spekulation.) sind vielleicht auch Faktoren aber höchstens ein guter Nährboden.
Wie gesagt ich habe schon vorher ein relativ gutes Gedächtnis gehabt. Das ich nicht ganz normal Ticke muss wohl auch daran liegen das man sowas überhaupt tut^^. Ich bin übrigens auch nicht Links- oder Rechtshändig festgelegt. Ich kann mit links und rechts alles gleichermaßen gut. Rückwertssprechen und lesen hat mir auch immer große freude bereitet. Einige Verwandte von mir haben ein "besonderes Gedächtnis" für bestimmte Daten, nach einmaligen hören, lesen. Vielleicht sind das eben auch Faktoren die dazu beitragen das mir allgemein mathematische Dinge sehr leicht fallen.
Mit freundlichen Grüßen
Ynnad