Frei im Internet: Winkelmann, J. J.: Von der Gedächtniskunst

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Helmuth Alexander
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Frei im Internet: Winkelmann, J. J.: Von der Gedächtniskunst

Beitrag von Helmuth Alexander »

Habe es selbst nur mal überflogen. Der Link:

http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke ... &pointer=2

Gruß

Helmuth
Martin
Stammgast
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Beitrag von Martin »

Hallo Helmuth,

ganz herzlichen Dank für den tollen Link!
Da hast Du ja eine absolute Mnemotechnik- Größe "an Land gezogen"; zusammen mit Johannes Buno ist JJW sicher einer der herausragenden Mnemotechniker seiner Zeit wie auch der Mnemotechnik-Historie schlechthin.

Viele Grüße,
Martin
Klaus Horsten
Superbrain
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Beitrag von Klaus Horsten »

Auch von mir vielen herzlichen Dank für den Link!

Ich begeistere mich immer wieder für diese alten Schriften. Da geht es mir nicht nur um Mnemotechnik. Diese "edle Kunst" (Winkelmann) hat den Vorteil, wenn man sich sachlich auskennt, Sprünge in der Geschichte zu ermöglichen, mit dem Ziel, zu sehen wie dieser und jener in welcher neuen Weise die gleiche Sache abhandelt. Das ist eine Geschichte von innen. Ganz anders als in einer Kirche oder einem Museum.
Klaus Horsten
Superbrain
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Beitrag von Klaus Horsten »

Das Buch ist 1648 geschrieben. Wenn man nichts gegen Kategorisierungen hat, dann gehört es der Zeit des Barock an.

Am Anfang und Ende wird Martin Opitz angeführt, dem sich Winkelmann offensichtlich verpflichtet fühlt. Es ist eine Zeit, in der Opitz um die Eigenständigkeit des Deutschen kämpft. Überall wird Lateinisch geschrieben und das Griechische angeführt und das Deutsche muss demgegenüber emanzipiert werden. Tradition und Emanzipation - deshalb auch der Wechsel vom Deutschen ins Lateinische in diesem Buch von Winkelmann.

Der erste Teil, die erste Hälfte des Buchs hat nichts mit Mnemotechnik zu tun. Es ist eine Lust am Fantasieren. Die fiktive Figur Stanislaus geht auf den Parnass, ein Berg in Griechenland, auf dem Mnemosyne und die Musen leben. Dorthin bricht Stanislaus auf ...

Wer nur an der Mnemotechnik interessiert ist, kann getrost bis Blatt 55 überblättern. Dann allerdings wird es spannend.

Wer aus Gießen kommt: Auf Blatt 59 beschreibt Winkelmann Gießen als Gedächtnisstadt. Wenn man Gießen kennt, ist das eine schöne Zeitreise ins 17. Jahrhundert.

Schöne Veranschaulichungen von Abstrakta mittels konkreter Symbole findet man auf Blatt 61.

Wichtig das Schaubild auf Blatt 63: Hier werden die Zahlen den Buchstaben zugeordnet.

Gibt es Lateiner unter euch? Wie knackt man die drei Kategorien auf Blatt 66?

Kann das jemand übersetzen:

Otto (Name) Securi (Werkzeug) Secat (Verb).
Das wäre die Zahl: 876.

Oder:
Johannes (Name) Zelo (Werkzeug) Triturat (Verb).
Das wäre die Zahl: 123.

Ich springe da willkürlich zwischen den Ebenen, aber immer in der Reihenfolge Name - Werkzeug - Verb herum. Ich weiß nicht, ob das Sinn macht.

Man sieht aus dem Buch, wieiviel schon in der damaligen Zeit bekannt war. Es war einem kleinen Kreis schon sehr viel bekannt darüber, wie man Zahlen und Buchstaben zu einem Code verbindet.
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