Frederica, die meisten deiner Gegenargumente basieren auf den Technologien, mit denen du es bislang zu tun hattest. Selbst moderne TFT Bildschirme ab einer gewissen Größe lassen jede Abbildung in einem Buch alt aussehen. Alles vergleichbare in "ausgedruckter" Form würde Unsummen verschlingen und eh unhandlich sein.
Die neuen "Bildschirm" Technologien wie E-Ink, die schon in gewissem Maße beim Kindle benutzt werden, machen für die Augen keinen Unterschied mehr. Auch muss ich feststellen, dass ich überhaupt keine Probleme habe mich am Computer zu konzentrieren oder das meine Augen Probleme bekommen, selbst wenn ich mal den ganzen Tag am Computer arbeite... Ich glaube das liegt daran dass meine Augen fauler sind, sich wenig bewegen und ich den Text auf dem Bildschirm ähnlich wie Speedreading "überfliege". Außerdem, wenn ich zum Beispiel die Romane der Honor Harrington Serie (gibts im Internet für umsonst, gute Übung für Englisch) lese, dann stelle ich die Schriftgröße auf riesig ein. Auf die Art muss ich meine Augen fast nicht mehr bewegen oder anstrengen.
Ich weigere mich meistens, längere Texte im Internet in kleiner Schrift zu lesen. Mit Strg+Mausrad ändere ich die Grösse dann so, dass sie angenehmer ist. Außerdem passt man im Idealfall den Text an den Monitor an: Kurze Abschnitte, ausführliche Markierungen, allgemein stärkere Struktur. Im Print verpönt, im Internet unerlässlich solange man es nicht wie Frau Birkenbihl übertreibt
Wenn jetzt natürlich ein Buch eingescannt als PDF vorliegt, dann fallen die meisten Vorteile weg... keine Bilder mit höchster Auflösung und schon gar nicht Unmengen davon für ungefähr 0€ Druck- oder Vertriebskosten, keine Bildschirmgestaltung des Materials, und meistens wird auch das Inhaltsverzeichnis nicht so digitalisiert, dass man es links vom Text sieht. Dann ist das Blättern in einem Buch in der Tat schneller.
Meine Erfahrung ist, dass ich in längeren Internetseiten oder PDF Dokumenten mir entweder Lesezeichen setze, oder mit Strg+F zu einem markanten Stichwort springe, oder ich benutze direkt Google. In jedem Falle habe ich gelernt, mondänes "Suchen/Nachschlagen" den Computern zu überlassen.
Mit klassischen E-Books habe ich also garnicht so viel am Hut. Bin auch kein so großer Fan von, weil die Verlage auf dem Weg zum E Book die Sache mit der kostenlosen Bibliotheksausleihe gekillt haben, ohne die Kosten für den Kunden zu senken, den Gewinn für Autoren zu erhöhen oder den Wert der Produkte zu steigern. Es gibt positive Ansätze aus dieser Situation herauszukommen, und der Wettbewerb wird denke ich diese Lösungen fördern. Allein wie oft wurden E-Books als Technologie totgesagt? Ich setze auf das Pferd....
Dann gibt es noch PDF Dateien von Vorlesungen... teilweise sind die absolut nicht geeignet für irgendeine Form von Nachbereitung oder Prüfungsvorbereitungen. Meistens sind sie gedacht gewesen als Powerpoint zur Vorlesung, und als ich selbst vor ein paar Wochen einen längeren Vortrag über Bioinformatik bzw. GWA Studien gehalten habe, stellte ich wieder fest: Eine gute Präsentation ist ein miserables "Handout".
Diskussionen über E-Learning verzetteln sich in Diskussionen um Hypertext und die Gestaltung der ersten E-Learning Materialien von vor 15 Jahren im "Multimedia" Zeitalter. Bildschirme heutzutage haben mehr als 640x480 Punkte mit 15Mhz Frequenz. Heutzutage wertet man selbst Röntgenbilder an Bildschirmen aus, die nicht von wenigen auch zu Hause verwendet werden.
Dann noch zum Argument mit der Orientierung: Ich kann mich perfekt in einem Buch orientieren. Aber das kann ich auch wenn ich ein vernünftiges Inhaltsverzeichnis in einem PDF habe oder eine gut gestaltete Internetseite. Wenn das auch nicht geht, dann neige ich dazu mich im Stoff zu orientieren. Die Art der Orientierung ist also nicht dieselbe wie in einem Buch mit "physikalischen" Seiten, aber nicht notwendigerweise schlechter.
Bücher erfüllen zur Zeit den Hauptzweck, das Verlage damit Geld verdienen können. Für die Leser hat diese Technologie keinerlei Vorteil mehr, außer dass die Alternativen kaum produziert werden und er vielleicht Angst hat vor einer neuen Technologie. Für Autoren scheinen Bücher den Vorteil zu haben, dass sie wenigstens noch eine kleine Chance haben, mit ihren Werken Geld zu verdienen. Aber der Markt auch für gedruckte Bücher ist nun wirklich keine Goldgrube.