Luis Sebastián Pascual, HISTORIA DEL CÓDIGO FONÉTICO

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Ulrich Voigt
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Luis Sebastián Pascual, HISTORIA DEL CÓDIGO FONÉTICO

Beitrag von Ulrich Voigt »

Luis Sebastián Pascual, HISTORIA DEL CÓDIGO FONÉTICO, apuntes sobre el arte della memoria en los siglos XVII, XVIII y XIX, 2010

e-book (EUR 12,59) / paperback (18,50 + Versand) auf www.memotecnia.es/hsf

Geordnet nach den drei Jahrhunderten behandelt das Buch die Geschichte des major codes. Der Autor, der sich selbst als Mnemotechniker und Nicht-Historiker bezeichnet - und sich damit von Frances Yates abgrenzt - hat eine Menge Quellen ermittelt und danach befragt, welche Version des Zifferncodes jeweils benutzt wird. Berücksichtigt werden spanische, italienische, französische, englische und deutsche Quellen, wobei die deutschen allerdings zu kurz kommen.
Ich habe nach dem Buch gegriffen, weil ich allmählich eine zweite Auflage von Esels Welt vorbereiten muss und hoffte, hier eine Meinung über den Ursprung des Codes zu finden, insbes. zu der (von mir vertretenen) Ansicht, dass er ursprünglich aus Indien importiert wurde. Jedoch wird diese Frage von Pascual nicht gestellt. Für ihn kam Pierre Hérigone irgendwie auf die Idee, Buchstaben mit Ziffern zu assoziieren und basta.
Überhaupt verzichtet Pascual auf tiefere Analysen und begnügt sich weitgehend damit, die verschiedenen Versionen des Codes mitzuteilen. So kommt er kaum über eine Stoffsammlung hinaus.
Aber auch diese hat ja ihren Wert! Viele seiner Quellen sind mir neu. Interessant ist auch sein Versuch, den spanischen Beitrag zur Mnemotechnik zu betonen. Das Fazit ist aber dann doch bescheiden. Spanien war zumindest in dem von Pascual beleuchteten Zeitraum gewiss kein Zentrum der Mnemotechnik.
Da sich der Autor als Pionier sieht, denn es gibt ja noch keine Monographie zu seinem Thema, allerdings eben auch weil er nun einmal kein Historiker ist, verzichtet er fast gänzlich auf Sekundärliteratur und schöpft frei aus den Quellen. Schade, denn so wirkt das Ganze dann doch arg dilettantisch.
Warum Pascual das 20. (und natürlich auch das 21.) Jahrhundert ausklammert, kann ich nicht ermessen. Es ist dies aber ein großes Manko, denn so wirkt seine Sammlung wie ein Antiquitätenkabinett, dessen eventuelle praktische Bedeutung sich der Leser erst selbst erarbeiten müsste.
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