Die Mutter des Erfolgs

Hier findet man Rezensionen über Bücher (und teilweise andere Medien), welche die Thematik des Boards betreffen.

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Andi
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Die Mutter des Erfolgs

Beitrag von Andi »

Hat von euch schon jemand: „Die Mutter des Erfolgs: Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte“ von Amy Chua (Jura-Professorin an der Eliteuniversität Yale) gelesen?
(http://www.amazon.de/Die-Mutter-Erfolgs ... 060&sr=8-1)

Wird in den Medien ja gerade kontrovers diskutiert:
Vgl. http://www.google.de/search?q=Amy+Chua& ... CCkQ_AUoAw

Wie würden sich Mnemotechniken bzw. der Gedächtnissport hier in Deutschland entwickeln, wenn nach der „chinesischen Erziehungsmethode“ – also früher Start, Drill, äußerste Disziplin – vorgegangen/erzogen würde.

Mir kam natürlich gleich in den Sinn, der amtierende Gedächtnisweltmeister Wang Feng ist ebenfalls Chinese. Hier hat sich wohl die „chinesische Methode“ bewährt: üben, üben und nochmals üben:
„Wie er vom Chinesen Wang Feng erfahren habe, konnte dieser in den letzten acht Monaten jeden Tag sechs Stunden für den Gedächtnissport trainieren“
(Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... eugen.html)

Wahrscheinlich muss sich die westliche Welt (v.a. die USA und Deutschland) damit abfinden, das China (nicht nur in Bezug auf geistige Höchstleistungen) weiterhin und zukünftig die Weltspitze anführen wird.

China, ein Produzent von Wunderkinder, Genies aber auch von Kindern/Jugendlicher mit höchster Suizidrate bedingt durch dessen Erziehungsmethoden, bleibt wohl weiter ein kontroverses Thema.

Ich persönlich finde: Ein wenig mehr Disziplin, Leistungswille … würde westlichen Jugendlichen nicht schaden.

Somit unterstütze ich Chuas Aussage voll und ganz: „Um auf irgendeinem Gebiet gut zu werden, muss man sich anstrengen … Chinesische Eltern wissen, dass nichts Spaß macht, solange man nicht gut darin ist. Um gut in etwas zu werden, muss man arbeiten …“

Schone Artikel zu Chinas kontroversem Erziehungsstiel: http://www.faz.net/s/RubBE163169B4324E2 ... ntent.html
http://www.sueddeutsche.de/karriere/bes ... -1.1047489
Zuletzt geändert von Andi am So 06. Feb 2011, 11:05, insgesamt 1-mal geändert.
„Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.“
Alfred Herrhausen (1930-1989), dt. Bankier
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Chinesen sind anders... Von allen halbwegs größeren Völkern sind sie für uns "Westliche" das, was einem Alien am Nähesten kommt. Nicht nur von der Sprache her, sie haben auch eine völlig andere Körpersprache und Einstellungen, über die wir nie nachgedacht haben.

Aber China ist und wird in naher Zukunft keine Supermacht sein. Sowohl das GDP als auch das Militärbudget beträgt einen kleinen Bruchteil des US-Amerikanischen, geschweige denn USA+EU etc.

Dann die Geschichte mit der Bildung... da wird auch vieles missverstanden. Durch den Komunismus und die höllisch komplizierte Schriftsprache starten die Chinesen mit einem Klotz am Bein. Was für einen Effekt hat es, wenn Schüler erst nach 12 oder 13 Jahren so 95% der gebräuchlichen Schriftsprache drauf haben? Wieviel Zeit haben sie darauf verwendet, schreiben zu lernen, anstatt für andere Fähigkeiten?

Disziplin in der Erziehung kommt und geht. In den letzten hundert Jahren haben wir das in Deutschland gesehen. Man kann sich gut vorstellen, dass ein China mit mehr Wohlstand anders aussehen wird, als es heute aussehen muss.

Die Idee, als Eltern sich überhaupt am Erfolg der Kinder aktiv zu beteiligen ist weder neu, noch schlecht noch ohne Gefahren. Wenn man Kinder zur Freiheit erziehen will, dann hat man als Eltern nicht die Optionen, die chinesische Eltern haben mit der kulturellen Programmierung, das Eltern und Vorgesetzte mehr oder weniger "heilig" sind.

Also muss man damit rechnen, das wenn die Chinesen allgemein wohlhabender werden, sich die Erziehung und der Bildungssektor grundlegend ändern wird.
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Boris
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Beitrag von Boris »

Interessantes Thema sicherlich, aber die Schlussfolgerung, dass die Chinesen dann die Weltspitze in allem darstellen werden, sehe ich auch nicht.

Dass sie in vielen Dingen die besten haben liegt nun auch daran, dass jeder fünfte Mensch Chinese ist und inzwischen China auch massiv aufgeholt hat, was zumindest die Sicherung des Lebensunterhalts für alle Bürger angeht und darum auch mehr Chinesen an ungewöhnlicheren Dingen arbeiten können.

Die "Erziehung" die auch in dem Buch beschrieben wird führt zu hohen Fähigkeiten. Aber nicht zu Kreativität und Innovation. Das sind aber Dinge die gerade in Sachen Wissenschaft und Wirtschaft von enormer Bedeutung sind. Wenn ich alle gängigen Wirtschaftstheorien auswendig kann und gut in Mathe bin, führt das dazu, dass ich die Standard-Tests super bestehe (das "Problem" haben ja die US-Unis, dass immer mehr Chinesen die komplette Notenspitze im Bewerberfeld einnehmen und die US-Schüler da weit hinter liegen - man aber trotzdem nicht nur Chinesen aufnehmen kann und will). Aber ob ich dann im Studium Erfolg habe, wo ich eigene neue Leistungen vollbringen muss, ist eine andere Frage.

Hier wiederum ist aus "westlicher" Sicht aber eben oft das andere Extrem zu sehen, was genauso schlecht sein kann: Die armen Kinder bloß nichts auswendig lernen lassen oder zu etwas "zwingen", weil das ja die Kreativität und Selbstentwicklung hemmt. Wenn dann am Ende aber kein Grundwissen mehr da ist, auf dem aufbauend ich dann kreative Lösungen und neue Ideen finden kann, nützt das alles nichts...
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