Kriterien

Hier findet man Rezensionen über Bücher (und teilweise andere Medien), welche die Thematik des Boards betreffen.

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Ulrich Voigt
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Kriterien

Beitrag von Ulrich Voigt »

Zur Bewertung von Sachbüchern gibt es bewährte Kriterien.

Hier nenne ich einmal ein paar sonst in den Wissenschaften übliche und verbindliche Kriterien, die in unserem Zusammenhang häufig unbeachtet bleiben.


1.1. Besitzt das Buch ein integriertes Literaturverzeichnis?

1.2. Ist die einschlägige Literatur vollständig recherchiert?


2.1. Stellt das Buch klar, wo die eigene Leistung des Autors liegt?

2.2. Stellt das Buch fest, wo fertige Lösungen übernommen wurden?


Ich würde es begrüßen, wenn bei Rezensionen auf diesem Forum solche Kriterien beachtet würden.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Um mir nun gleich selbst zu antworten, nehme ich einmal als Beispiel

Harry Lorayne
How to develop a super-power Memory
Preston 1961

Das Buch ist bekannt. In vielen Auflagen und vielen Sprachen ist es eine der Säulen zeitgenössischer Mnemotechnik geworden. Ein lebendiges und anregendes Buch. Eine ganze Generation von Gedächtnissportlern, Gedächtnisakrobaten und Gedächtnistechnikern zehrte von ihm. Nicht von ungefähr benutzt ESELS WELT den Namen "Harry Lorayne" als Repräsentanten für zeitgenössiche Mnemotechnik.

Also ein Buch außerhalb oder oberhalb der Kritik!?

Jetzt wende ich die genannten Kriterien an und erhalte in allen Punkten eine Absage, bis auf den Punkt (1.2.), der aber nicht leicht zu beurteilen ist, da das Buch keinerlei direkte Hilfe gibt.

Was bedeutet das?

Erstens meine ich, daß Lorayne seine Leser nicht ernst nimmt. Er behandelt sie wie Kinder, die froh sein sollen, wenn man ihnen was Nettes und Nützliches zeigt.
Zweitens meine ich, daß Lorayne die Mnemotechnik nicht ernst genug nimmt. Er hält sie für so etwas wie "Kochen", nicht aber für so etwas wie "Wissenschaft". Von Fortschritt ist keine Rede, nur von Sich-Auskennen.

Neben aller Qualität, die sich aus den hervorragenden persönlichen Fähigkeiten des Autors ergeben, ist das Buch auch Ausdruck einer tiefen Desorientierung.
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isegrim
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Beitrag von isegrim »

An den genannten Kriterien sollte man die Bücher von Harry Lorayne meiner Ansicht nach nicht messen.

Ein integriertes Literaturverzeichnis und systematische Literaturrecherche sind Merkmale wissenschaftlicher Arbeiten. Eine wissenschaftliche Monographie wollte Lorayne aber sicherlich erklärtermaßen nicht abliefern.

Seine Bücher stehen in amerikanischen Buchhandlungen in der Abteilung "self improvement" (mein erstes Exemplar des Memory Book habe ich bei Barnes & Noble in New York City gekauft). Die Leser dieser Bücher erwarten schnelle, unmittelbar im täglichen Leben verwertbare Ratschläge: Geschäftsleute wollen sich Gesichter und Namen ihrer Geschäftspartner merken (einer der vielen Titel von Lorayne heißt deswegen auch folgerichtig: "Memory makes Money"), andere wollen einen Vorteil im Spielcasino erzielen (beim Black Jack, dem einzigen Glücksspiel, bei dem man mit viel Übung, mathematischen Kenntnissen und einem guten Gedächtnis dauerhaft zumindest nicht verliert).

Es ist also ein sehr pragmatischer Ansatz. Ich könnte mir denken, dass ein wissenschaftlicher Apparat in den Augen der Marketingabteilungen der Verlage sogar als kontraproduktiv im Hinblick auf den ins Auge gefassten Kundenkreis angesehen wird.

Man darf auch nicht vergessen, dass Lorayne im bürgerlichen Beruf, wenn man so sagen darf, Zauberer, also Unterhaltungskünstler, ist. Er ist mit dem "Magic Book" auch der Autor eines der führenden Titel in diesem Genre. Lorayne befasste sich zunächst deshalb mit Mnemotechnik, um diese für seine Zauberkünststücke zu verwenden.

Dass ihm die ältere Literatur, sogar die antiken Klassiker, nicht unbekannt waren, lässt sich etwa dem Memory Book gut entnehmen. Er behauptet jedenfalls nicht, dass er die Mnemotechnik erfunden hätte.

Seine eigene Leistung besteht darin, dass er für eine Vielzahl von Gedächtnisproblemen des Alltags auf den konkreten Fall zugeschnittene Mnemotechniken anbietet. Man müsste das mal recherchieren, aber ich meine, dass etwa das System zum Memorieren von Spielkarten so erstmals von Lorayne vorgestellt wurde (ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren).

Sein euphorischer, überdrehter Ton mag einem europäischen Leser leicht reißerisch und möglicherweise "kindisch" vorkommen, das ist aber nuneinmal seine Art, er kann seine Verwurzelung im Showbusiness nicht verleugnen. Und im "self improvement" Genre ist dieser Stil durchaus üblich, auch bei deutschsprachigen Titeln.
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Boris
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Beitrag von Boris »

isegrim hat geschrieben: Er behauptet jedenfalls nicht, dass er die Mnemotechnik erfunden hätte.
Ich habe ihm mal ne E-Mail geschrieben.
Die erste Antwort kam von nem Mitarbeiter von ihm, die zweite von ihm selber (angeblich) die dritte und vierte wieder vom Mitarbeiter.

Ich habe wirklich selten so viel Arroganz erlebt. Ich habe nur sehr höfliche Fragen gestellt. In den Antworten stellt er sich als den Gott der Mnemotechnik dar. Buzan und co. seien Betrüger und Diebe die von ihm abgeguckt haben, er hätte ein viel besseres Gedächtnis als alle Menschen auf der Erde und wen er trainiert, der könnte locker Gedächtnisweltmeister werden, aber die Leute die er trainiet seien zu gut als, dass sie an bescheuerten Wettbewerben teilnehmen würden. Alle die heute Bücher über die Thematik schrieben, hätten nur von ihm kopiert.

Das sind alles Aussagen, die so von ihm gekommen sind. Und sowas kotzt mich an. Vor meiner ersten Mail hielt ich ihn für einen genialen Zauberkünstler und einen der Weiterentwickler moderner Mnemotechniken. Heute denke ich, dass er das sein mag, aber dass ihm sein Erfolg so zu Kopf gestiegen ist, dass er total übergeschnappt ist. Respekt kann ich vor seinen Leistungen nicht mehr haben.
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isegrim
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Beitrag von isegrim »

Ich kann und will Lorayne hier nicht verteidigen, ich kenne ihn auch nur aus seinen Büchern und habe auch sonst im wesentichen nur die Informationen über ihn, die im Web verfügbar sind.

Ich gebe allerdings folgendes zu bedenken:

Der Mann müsste mittlerweile deutlich über 80 Jahre alt sein. Ich tippe mal darauf, dass seine Website und die Kontakte nach außen von seinem Verlag oder irgendeiner Verwertungsfirma gemanagt werden und er im einzelnen gar nicht beeinflusst bzw. beeinflussen kann, was da in seinem Namen geäußert wird. Letztlich dürfte er seinen Namen zur Verwertung hergegeben haben (was nichts ehrenrühriges ist, denn von irgendwas muss der Mensch schließlich leben).

Das ganze ist wie gesagt auch eine hochkommerzielle Angelegenheit, da gehört mächtiges Klappern zum Handwerk. Bisweilen schließt das auch abfällige Bemerkungen über die Konkurrenz ein, was übrigens in den USA nicht unüblich ist, im Gegensatz zu Deutschland, wo man Probleme mit dem Wettbewerbsrecht bekäme. Auch hinter Tony Buzan steckt eine lange Verwertungskette, zu den Produkten gehören Bücher, Videos, Software und Kurse.

Ich gebe aber zu: Die Aussagen auf seiner Website klingen bisweilen wirklich großmäulig:

"There is no better way for you to acquire a great memory. If there was a better way, I'd know it, I'd use it, I would teach it. This is it."

"One testament to the success of Harry Lorayne's memory training systems is the number of imitators who've tried to peddle imitations of his methods.[...]"

Aber das ist eben Amerika...

Wie dem auch sei. Lorayne ist kein wissenschaftlicher Autor, und er hat die Mnemotechnik auch nicht erfunden. Aber er hat die Techniken für viele moderne Gedächtnisanforderungen adaptiert und gut fasslich erläutert. Nicht umsonst hat er damit Millionenauflagen erzielt.

Voigts "Esels Welt" heißt im Untertitel "Mnemotechnik zwischen Simonides und Harry Lorayne"; ich halte diese Einordnung für durchaus gerechtfertigt.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Zu Isegrims Antwort:
Ich stimme seiner Darstellung zu. Sie widerspricht mir nur scheinbar, tatsächlich untermauert sie eher meine Einschätzung.
Das Problem ist, daß die mnemotechnische Literatur der "Gegenwart" (die ich einmal großzügig mit dem Ende des ersten Weltkrieges beginnen lasse), den lebendigen Bezug zur Geschichte weitgehend eingebüßt hat. Von den guten alten Gewohnheiten früherer Zeiten ist da nicht viel übrig geblieben. Das betrifft nicht allein die Darstellungsweise, sondern nach meiner Einschätzung das Selbstverständnis.
Wenn man "historische Hinweise" betrachtet, wie sie z.B. in Loraynes Memory Book zu finden sind, sieht man sofort, daß sie nur ganz künstlich und oberflächlich aufgesetzt sind. Man benutzt hier und da historische Krümel, um damit seinen Text zu schmücken.
Der Verlust an Geschichte hindert tatsächlich den geordneten Fortschritt. Manchmal habe ich den Eindruck, daß kaum jemand noch an die Möglichkeit von technischem Fortschritt glaubt, da ja scheinbar "alles schon bekannt ist". Mit ESELS WELT wollte ich da eigentlich mal ganz klare Maßstäbe setzen.

Zur Einschätzung Loraynes:
Mir ist die hochspurige Art und Weise seiner Selbstdarstellung gleichgültig. Er ist ein entscheidend wichtiger Mann hinsichtlich der Belebung bzw. Wiederbelebung mnemotechnischer Aktivitäten, eine historische Figur sozusagen. Leider verkörpert er auch das Triviale.
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isegrim
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Beitrag von isegrim »

Überhaupt wird man sagen müssen, dass es nicht viele mnemotechnische Werke gibt, die sich bewusst in die historische Tradition stellen. Dort wo die Mnemotechnik aus der Warte des Geisteswissenschaftlers beleuchtet wird, wird sie oft nur als kulturelles und geschichtliches Phänomen wahrgenommen, das es zu erforschen gilt.

Ich denke dazu z. B. an Frances Yates, die zwar eine sehr lesenswerte Darstellung schrieb, anderseits aber im Vorwort zu "The Art of Memory" freimütig zugibt, Mnemotechnik selbst nicht zu praktizieren, aber einen Hochschulkollegen kenne, der damit auf Partys die Gäste unterhält.

"Esels Welt" kommt insofern eine Sonderstellung zu, als der Auto zum einen die Geschichte und den kulturellen Kontext der Mnemotechnik genau kennt und darstellt, zum anderen aber, und das ist das entscheidende, selbst praktizierender Mnemotechniker ist.

Wenn man also aktuelle wissenschaftliche Literatur zur Mnemotechnik sucht, wird man sich vor allen Dingen bei der Psychologie und der Pädagogik umsehen müssen. Es wird dort viel publiziert. Bei deutschsprachigen Titeln denke ich z. B. an "Lernen zu lernen" von Metzig/Schuster, oder ganz besonders an Kenneth Higbee "Your Memory: How It Works & How to Improve It" (beide mit umfangreichem Literaturnachweis). Während sich Metzig/Schuster in zwei Kapiteln ihres Buchs mit Mnemotechnik beschäftigen, liegt bei Higbee ein deutlicher Schwerpunkt auf "memory improvement". Er ist Psychologe und hat an der Brigham Young University Kurse in Mnemotechnik gegeben (seit über 30 Jahren!).
(vgl. http://www.byu.edu/~psychweb/Faculty%20 ... igbee.html und http://tinyurl.com/22czg)
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Mir geht es um die Mnemotechnik selbst. Was ich mir wünsche ist eine Art wissenschaftlicher Geist innerhalb der Mnemotechnik. Nur das habe ich mit meinen "Kriterien" andeuten wollen.

Historiker und Mnemoniker und Psychologen und überhaupt alle scheinen sich heutzutage darin einig zu sein, daß Mnemotechnik im wesentlichen fertig sei. So wie "Pfannkuchen Backen": Man kann das lernen, beherrscht es dann mehr oder weniger perfekt, manche haben auch ein paar trickreiche Sonderrezepte, vielleicht kann man sogar Rekorde aufstellen, z.B. "wieviele Pfannkuchen in 5 Minuten?", - aber: na ja. Harry Lorayne und Toni Buzan sind eigentlich supergewaltige Pfannkuchen-Bäcker.

Aber ich habe da einen anderen Standpunkt, und den gedenke ich zur Geltung zu bringen.

Das ist der Grund, weshalb DAS JAHR IM KOPF so wichtig ist; es beansprucht nämlich, einen mnemotechnischen Fortschritt herzustellen: Ein großes Thema, dem die Mnemotechnik des 19. Jahrhunderts nicht gewachsen war und an dem sich die Mnemotechnik des 20. Jahrhunderts (wen wundert`s) gar nicht erst ernsthaft versucht hat, vollständig zu verarbeiten und gleichzeitig Relevanz für das Sachthema selbst zu erweisen.
olmu
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Beitrag von olmu »

isegrim hat geschrieben: Ich denke dazu z. B. an Frances Yates, die zwar eine sehr lesenswerte Darstellung schrieb, anderseits aber im Vorwort zu "The Art of Memory" freimütig zugibt, Mnemotechnik selbst nicht zu praktizieren, aber einen Hochschulkollegen kenne, der damit auf Partys die Gäste unterhält.

Die Darstellung ist höchst mißlungen, was zeigt, daß der Autor keine
sinnvollen Plan hatte. Meine von Ausgabe von 1990 zeigt dies recht
deutlich, da einer der Vorausleiher es recht stark mit Bleistift kommentiert
hat. Überall finden sich die relevanten Stellen markiert ("Vorbereitung",
"Auswahl der loci", "Fazit" etc.), so daß man in dem Wust von Wieder-
holungen, Vermischung von Kommentar von klassischen Zitaten,
eigenen Anmerkungen relevante Stellen findet. Bezeichnenderweise
werden diese Markierung mit fortschreitendem Buch immer weniger,
was offenbar zeigt, daß er an der Beschreibung des Theatersystem
- wie ich - gänzlich gescheitert ist und wovon die Autorin auch
behauptet, daß man darin keinen Sinn mehr erkennen könne.

Da ist wohl die Lektüre von "De oratore" oder "Ad Herennium"
wesentlich furchtbarer.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Zu Frances Yates, The Art of Memory
olmu hat geschrieben: Die Darstellung ist höchst mißlungen, ... Da ist wohl die Lektüre von "De oratore" oder "Ad Herennium" wesentlich fruchtbarer.
Ich meine nicht, daß man ein Buch von diesem Kaliber so einfach abtun kann. Yates hat eine Menge ernsthafter Forschung geleistet. Tatsächlich hat sie eine ganze Generation von Historikern geleitet und aus ihrem Buch wird man immer Nutzen ziehen können.
Daß in ihrem Denkansatz etwas sehr Grundsätzliches schief liegt, ist die andere Seite der Medaille. In Esels Welt polemisiere ich gegen Yates und "die Historiker", ja, ich mache mich sogar manchmal lustig. Aber das soll man doch immer vor dem Hintergrund des Respekts vor der bedeutenden Arbeit dieser Frau und ihrer Schüler sehen. Ich dachte, das versteht sich so von allein.

Cicero und der Auctor ad Herenniom sind grundsätzlich keine Alternativen zu Yates. Yates wäre recht verwundert gewesen, wenn jemand ihr Buch hätte lesen wollen, um Mnemotechnik zu lernen. Sie schrieb über die Geschichte und die kulturelle Relevanz von Mnemotechnik. Und das tat sie mit breiter Kenntnis und großer Sorgfalt und nicht ohne Intuition; - wiewohl leider in einigen wesentlichen Belangen (nach meinem Dafürhalten) verkehrt.

U.V.
Hansolka
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Re:

Beitrag von Hansolka »

isegrim hat geschrieben: Mi 11. Feb 2004, 19:14An den genannten Kriterien sollte man die Bücher von Harry Lorayne meiner Ansicht nach nicht messen.

Ein integriertes Literaturverzeichnis und systematische Literaturrecherche sind Merkmale wissenschaftlicher Arbeiten. Eine wissenschaftliche Monographie wollte Lorayne aber sicherlich erklärtermaßen nicht abliefern. ...
Man darf auch nicht vergessen, dass Lorayne im bürgerlichen Beruf, wenn man so sagen darf, Zauberer, also Unterhaltungskünstler, ist. Er ist mit dem "Magic Book" auch der Autor eines der führenden Titel in diesem Genre. Lorayne befasste sich zunächst deshalb mit Mnemotechnik, um diese für seine Zauberkünststücke zu verwenden. ...
Man müsste das mal recherchieren, aber ich meine, dass etwa das System zum Memorieren von Spielkarten so erstmals von Lorayne vorgestellt wurde (ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren). ...
Ich bin über diesen Thread beim Sinnieren über Kartensysteme gestolpert.
Auch wenn man über Harry Lorayne nichts schlechtes sagen sollte (1926-2023), so war er bei informierten Konsumenten seiner Magic- und Memorywerke und Videos (d. h., einer klaren Minderheit) nicht gerade für seine Quellenangaben und das Geben von Herkunftsnachweisen bekannt. Ein bekannter Spott war: "Larry Horrayne - He knows all your secrets. He invented them."

So hat HL z.B. nie David Roth oder Bernard Zufall in seinen Büchern erwähnt, bei denen er sich (nicht nur bei bei seinem System zum Memorieren von Spielkarten) nachweislich kräftig bediente. Ihm ging es immer nur um den Verkauf.

Ich zitiere dazu meinen Wortwechsel mit HL aus einem anderen Forum:
Harry Lorayne wrote:
... Most of my books teach how to remember cards much, much, better than the rip-offs do!!! (Not taught in SUPER MEMORY-SUPER STUDENT!) Just go to harryloraynemagic.com , click on Store and then on Memory Books. Easy.
I agree, your course is not bad.
But I'm a little confused. Roth Memory Course of 1918, Lesson 7 "A Wonderful Card Feat" or Bernard Zufall's Memory Tricks No. 4, 1935 are rip-offs of you?
Harry Lorayne wrote:
Of course not. Love your sarcasm. More to the point...if you prefer to use their ideas instead of mine; your choice, your call. But...even David Roth, who died at 96, and became a personal friend, admitted that his, and whatever else was available then, didn't come anywhere near the method(s) taught in my books. Still confused?
No!
Thank you for that clarification. I appreciate that.
I clearly did not want to be sarcastic - never! Rather ironic.
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