Kann man ein schlechtes Gedächtniss trainieren?

Mnemotechnik als Mentalsport. Hier dreht sich alles um Meisterschaften, mentale Höchstleistungen, neue sowie alte Rekorde im Bereich des Gedächtnissports.

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Pferd
Foren-Neuling
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Registriert: Mo 15. Mär 2010, 21:30

Kann man ein schlechtes Gedächtniss trainieren?

Beitrag von Pferd »

Hallo,

ich hab irgendwie ein Problem mit meinem Gedächtniss. Keine Krankheit oder so. Es läuft nur nicht so gut wie ich das gerne hätte.

Und zwar geht es um einfache Dinge wie zB. was ich vor drei Tagen gemacht habe, seit wann ich meinen Führerschein, mein Auto oder meine Zahnspange habe.
Wenn mich jemand nach solchen Sachen fragt und ich eine ernsthafte Antwort geben will muss ich das Gespräch unterbrechen und ne Weile nachdenken.
In solchen Momenten steh ich irgendwie ziemlich lächerlich da, das geht mir schon ewig auf die Nüsse :/
Ich lese auch des öfteren Interessante Bücher oder schau mir Dokumentationen an deren Inhalt ich gerne Freunden erzählen würde, aber bereits kurz nachdem ich fertiggelesen bzw. geschaut hab ist die hälfte schonwieder vergessen..

Deshalb hab ich mir gedacht da muss es doch irgendwelche Übungen geben um das zu trainieren..
Jetzt hab ich einiges gefunden um sich zB. Zahlen oder Namenslisten zu merken, aber gibt es sowas auch für ganz allgemeine Dinge?

Ich möchte mich nicht jeden Tag hinsetzen und reinlernen was ich die letzten Tage gemacht hab. Ich will einfach mein Hirn trainieren damit solche Dinge automatisch im abgespeichert werden und dort auch eine gewisse Zeit lang bleiben.

Gibt es da irgendwas oder muss ich mich mit meinem schlechten Gedächtniss abfinden?

Vielen Dank und freundliche Grüße,
Pferd
Sersch
Stammgast
Beiträge: 79
Registriert: Fr 13. Jun 2008, 18:13

Beitrag von Sersch »

Hallo Pferd,

grundsätzlich würde ich sagen, dass es nicht daran liegt, dass du dir Dinge und Ereignisse nicht merken kannst. Es liegt eher daran, dass du dich daran nicht erinnern kannst.

Gründe könnten sein, dass die Ereignisse für dich keine Besonderheiten waren bzw. du dem Ganzen nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt hast. Das wäre nämlich eine der Grundlagen, die für das bewusste Erinnern wichtig wären. Vor allem die emotionale Verbindung mit dem Erlebten würde dich dazu bringen diese Erlebnisse gut abrufen zu können bzw. besser speichern zu können.

Dein Gedächtnis kannst du natürlich trainieren. Die Lerntechniken werden ja hier in zahlreichen Threads näher erläutert und die Gemeinschaft ist auch ziemlich aufgeschlossen. Ausserdem empfehle ich dir auch die Bücher von Gunther Karsten, denn dort wird ebenfalls genau auf die Grundlagen eingegangen.

Was du allerdings unter anderem brauchst, ist die Überzeugung, dass es dir damit gelingt. Wenn du nämlich von vornherein fest davon überzeugt bist ein schlechtes Gedächtnis zu haben, dann wird es sich auch bewahrheiten. Selbst erfüllende Prophezeiung sagt dir sicherlich was.

Das Trainieren von Zahlen und Namen etc. hat ja noch den positiven Effekt, dass du nebenbei dein Gedächtnis grundsätzlich auch in anderen Bereichen verbesserst. Aber auch hier gilt es, dass der riesengroße Erfolg nicht von heute auf morgen kommt.

Selbstmotivation, -überzeugung und Ausdauer bringen dich aber definitiv dem Ziel!
EmoScreamo
Superbrain
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Registriert: Di 05. Jan 2010, 14:54

Beitrag von EmoScreamo »

Hi,
Schaden kann es auf keinen Fall, deswegen mal einen Arzt zu konsultieren und gegebenenfalls in die Röhre zu gehen.

Das ist etwas, was ich auch schon ewig vor mir herschiebe.

In Verbindung mit Kopfschmerzen würde ich es sicherheitshalber machen.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Mehr visualisieren... und da hilft dann Memotechnik als Training. Auf Dauer musst du eine intensivere Vorstellungskraft entwickeln, dann klappt's auch besser mit dem Merken.

Erst passt man den Stoff ans Hirn an und dann passt das Hirn sich an den Stoff an.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Frederica
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Beitrag von Frederica »

Hallo Pferd,
das Problem mit den Daten kann auch daran liegen, dass Du Dir die Daten anders als in Jahreszahlen merkst.
Ich merke erinnere mich an alles, was ich in meiner Schulzeit erlebt habe, in Klassenstufen, also z. B. das und das war in der 7. Klasse.
Das Jahr müsst ich auch mühsam ausrechnen - da war ich 13 oder 14, also müsste das 19xy sein.

Wenn es immer wiederkehrende Daten sind, die Du wissen musst, kannst Du Dir eine Liste machen und die mal lernen.

Manchmal wird man auch überrumpelt.
Als ich das erste mal wegen der Versichertenkarte, die über meinen Vater lief, beim Zahnarzt das Geburtsdatum meines Vaters nennen sollte, hatte ich einen peinlichen Balckout! :oops:

An Alltägliches erinnert man sich durch bewusstes Wahrnehmen: "Ich_esse_gerade_Spaghetti!" - daran erinnert man sich auch nach 3 Tagen noch.
Wenn man aber beim Spaghettiessen daran denkt, was man wohl Martin nächste Woche zum Geburtstag schenlt und das man die TV Sendung um 18 h nicht verpassen will, wird man sich schwerlich an die Spaghetti erinnern können.

Ich übe Memorieren gern beim Rumlaufen, also wenn ich eh nichts zu tun habe und zum Supermarkt, zum Sport etc. laufe oder an der Haltestelle, Kasse oder beim Arzt warte.
Dort kann man, wenn man regelmäßig an den gleichen Orten warten muss, auch prima Routen aufbauen.

Wenn Du Gedächtnistrainings-Übungen verwenden möchstes, empfehle ich Dir, Dir erst mal unwichtige Sachen zu merken wie eine Einkaufsliste oder den Inhalt der Tagesnachrichten.

Dabei kannst Du stressfrei die Methoden üben.
Du kannst auch mal versuchen, nur durch Aufmekrksamkeit z. B. Dir Inhalte von youtube-Videos zu merken.
Die Videos kannst Du ja als Kontrolle jederzeit wieder abspielen.
Die zweite Schwierigkeitsstufe wären dann geliehene DVDs, bei denen Du den Inhalt ganzer Mono- oder Dialoge sinngemäß zu lernen versuchst oder Dir merkst, was in einer Szene wo stand.

Das kannst Du dann später auf die von Dir gesehenen Dokus und filme und Bücher und auch Gespräche mit anderen anwenden.

Als erste Hilfe:

Versuche, Inhalte von Büchern, Filmen und Gesprächen
- in Kategorien zu ordnen (z. B. Küche: Rezept, Hygiene, Kochutensilien etc; Bücher: Wert, Alter, Sammlung, Schreiben etc.; Märchen: für Kinder, Erwachsene, Bedeutung, Geschichte, Beliebheit etc.).
Dadurch hältst Du die Informationen schon mal fester, als wenn Du Dir sofort den konkreten Inhalt merken willst.
Dann aktiviere Dein Vorwissen, bilde Assoziationen:
Z. B. Küche: Kochdokus, Omas Lieblingsrezept, das Gericht, das Du am besten kochen kannst und wie es geht, Hygieneregeln im letzten Kochkurs usw.; Bücher: was ist Dein wertvollstes Buch und warum, hattest Du schon mal ein richtig wertvolles/ altes Buch in der Hand, kennst Du einen Büchersammler; welches System hat der; hast Du schon mal selbst GEschichten geschreiben und wie schwierig war das usw; Märchen: Dein Lieblingsmärchen aus der Kinderzeit, Merkmale von Märchen, was Dich immer an Deinem Lieblingsmärchen gewundert hat, Märchen, dass Du mal selbst geschrieben oder Kindern vorgelesen hast usw.).

Vorwissen das beim Aufnehmen neuer Informationen aktiviert wurde, integriert diese meist in das schon gewusste.

auch Fragen sind hilfreich:
Was findest Du an dem TV-Beitrag/ Buch seltsam, was verstehst Du nicht, was kennst Du etwas anders, was hättest Du ganz anders erwartet, was wusstest Du schon, was erscheint Dir besonders (un-) passend formuliert oder bebildert, was wurde vergessen, was berührt Dich besonders, worüber würdest Du gern mehr wissen...?

Wenn Du etwas nachschlagen oder erzählen willst, kannst Du, wie DocTiger schon sagte, die Info am besten behalten, indem Du sie visualisiertst, am besten skurril: Märchen bedeutet im Mittelhochdeutschen "Kunde, Bericht" - da stellst Du Dir einen Reiter vor, der mit Grimms gesammelten Märchen auf einer (Schind-)Mähre, einer alten klapperigen Stute zu seinem Kunden reitet, um ihm einen Bericht darüber zu erstatten, was in dem Buch steht.
Der Kunde könnte mit Einkaufstüten (Kunde) bepackt auf ihn warten.

Im Laufe der Zeit konstruiert man solche Bilder immer schnelle, am Anfang ist es schwer und dauert lange.

Besonders am Anfang reicht eine Übung von ca. 2 bis 5 Minuten am Tag:

Etwas finden, das man sich merken will, ein Bild dazu konstruieren, am Anfang: aufschreiben, noch mal gut in Gedanken vor sich sehen und dann am nächsten Tag abrufen und ein paar Tage später wieder.

LG,
Frederica
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