... ziemlich phantasielos ...
Nun ja, man sollte die leicht einzusetzenden Grundfähigkeiten des menschlichen Geistes nicht unterschätzen.
Phantasie als problemlösende Phantasie ist doch nur dort lebensnotwendig, wo die bekannten Gegebenheiten keine befriedigenden Lösungen bereithalten.
Sie haben natürlich in der Hinsicht recht, daß ich vor meiner Nachricht nicht intensiv erforscht habe, ob es mnemotechnische Verfahren geben könnte, die noch schneller sind.
Möglichkeiten könnten sein:
1. 'Kleine Wegweiser'
Unterstützende Verfahren für das Erstellen der Verknüpfung:
Laute oder Buchstaben der genannten Stelle (
Fünfzigste Stelle:
Entweder führt uns der Laut 'fü' oder das f selbst irgendwie und schnell
zur Zahl.
2. Geordnete Farben
Eine Farbenmatrix (10x10 etc ...), bei der man nur schnell hinsehen
muß. Die einzelnen Punkte der Matrix sollten möglichst platzsparend geordnet sein, damit das geistige Auge sehr schnell springen kann und irgendwann idealerweise auch die gesamte Matrix auf einmal im Blick des Geistes besteht.
Natürlich kann man auch die Farben nicht bloß auf Matrixpunkten plazieren, sondern auf Plätzen, die sich 'Orten' annähern.
Die Stelle des Ortes ist verinnerlicht, der Ort selbst gibt als Thema die Farbe vor (Wilder Bewuchs = grün).
Vorteil der Farbenmatrix ist wohl die angeborene Verknüpfung von Farbe mit Gefühl. Genau wie verschiedene Farben verschiedene Charaktere haben, so gilt dies auch für die Zahlen.
3. Sinnvolle Einezahl-Bilder (Räume und Orte; Komplexbilder)
Die Zuordnung je eines Bildes zu einer Zahl nach Art der Systeme,
die nach sinngegründeten Zusammenhängen zwischen Zahl und Bild suchen:
1 = Punkt (= Stern)
2 = Linie (= Wanderstab)
3 = Dreieck (= Pyramide)
4 = Quadrat (= Acker)
5 = Hand
etc...
a. Einzelzahlbilder in Räumen
Diese stellt man sich nun in gepackter räumlicher Ordnung vor,
jeweils in Zehneranordnungen (Siehe Feinaigles Räume mit einer einbeschriebenen Zehnerfolge).
Dadurch, daß die Dinge in den Räumen in verschiedener Abfolge auftreten, erhält jeder Raum auch seinen eigenen Charakter.
Zehn Räume sind ja leicht zu behalten, man lernt sie immer besser kennen.
Wer um das Auseinanderhalten der Räume besorgt ist, kann sich ja jeden Raum thematisch (und morphologisch) entsprechend der Zahlthemata modifizieren (Der 'Stern'-Raum, der 'Stab'-Raum, der 'Pyramiden'-Raum, etc ...).
Auch die Dinge bauen untereinander stärkere Beziehungen auf und leiten mich schnell, auch wenn mir in ersten Sekundenbruchteil nur ein Ausschnitt des Raumes einfällt, aneinander weiter bis zum Gesuchten.
Es entsteht etwas, das man einen 'Hologramm'-Effekt nennen könnte,
weil schon eine kleine Teilinformation die Möglichkeit in sich trägt, zum Ganzen zu führen.
b. Verbundene Komplexbilder
Man nimmt keine Räume, sondern klebt einfach die jeweiligen Bilder in bestimmter Anzahl (10 wäre wohl sinnvoll) räumlich geordnet zusammen.
Es entstehen Bilderkomplexe, die möglichst nicht linear verlaufen sollten,
sie sollten vielmehr so gestaltet sein, daß das geistige Auge den gesamten Komplex in einem Blick auch aus der Nähe erfassen kann (Das meine ich mit 'gepackt': Eine räumliche, effiziente Krümmung).
Auch das geistige Auge hat nämlich eine Blickspanne:
Es will so nah sein, daß es die einzelnen Teile erkennen kann, wenn es aber aus dieser Nähe nicht mehr den gesamten Gegenstand aufnehmen kann, so führt dies wohl zu einer Verlangsamung des natürlichen Suchalgorithmus.
Wie man diese zehn zusammengefügten Komplexbilder dann anordnet,
als 'Metaball', in einem Netz oder in Räumen, bleibt dem Einzelnen überlassen.
Räume dürften bei der Anzahl zehn aber am geeignetsten sein, besonders wenn man sie ebenfalls gepackt ordnet.
4. Beschriftete Bilder des Zahlbildersystems
Das Zahlbildersystem (Majorsystem) ist hier wohl nur deshalb ungeeignet, weil die Rückübersetzung zu lange dauert.
Man kann dies aber umgehen, indem man vorgeht wie man es klassisch machen würde:
-Orte
-Die Bilder (2:1 = 50 Bilder; 3:1 = 33 Bilder, die erste Stelle spart man
sich) an die Orte (50, 25, ...) setzen
Nun erhält aber jedes Bild die Zahl, die es codiert, aufgeschrieben (Wortwörtlich), so daß zum Beispiel auf dem Arm der 'Muse' die 3 steht,
auf ihrer Schulter dann die 5 (Bzw. die 0).
So kann man, wenn man das Bild hat, nur noch ablesen
(Es erinnert mich an Metrodorus.).
Die eigentliche Schwierigkeit dürfte aber sein, das richtige Bild zu finden und den Blick automatisiert auf die richtige Stelle zu lenken.
Dies erfordert wieder Arbeit, wohl mehr als die Arbeit für das bloße Lernen.
5. Eine Ergänzung zum bloßen Lernen mit dem natürlichen Gedächtnis:
Zehnerblöcke, Fünferblöcke
Wenn man anders vorgeht, nämlich sich einfach Zehnerblöcke, eventuell unterteilt in zweimal fünf (Übereinander, nebeneinander) so merkt, daß sie vor dem geistigen Auge auftauchen (Hierzu eignet sich wohl übereinander besser, siehe 'gepackt'), dann kann man die Zahl so schnell bestimmen, als würde sie vor einem liegen.
(Rüdiger Gamm macht das wohl so, für ihn sind alle Zahlen alte Bekannte, deren Eigenschaften er dahingehend kennt, wie sie zerlegbar sind und was mit ihnen möglich ist. Dies folgere ich jedenfalls aus der Bemerkung des Psychologen, er benutze auch Bereiche, die sonst für die Identifizierung bekannter Personen zuständig sind.)
Ich bedanke mich sehr bei Ihnen, es hat Spaß gemacht, meine Phantasie zu gebrauchen. Zuvor habe ich es mir wirklich zu leicht gemacht.
Ich weiß aber nicht, ob die Methoden 1 - 4 (Und selbst 5) wegen des nötigen Aufwands bei Vorstellung und Verarbeitung selbst bei optimaler Automatisierung geeignet sind, die sich auf wesentliche, einfache und damit schnelle Verknüpfungen konzentrierende, in meiner letzten Anregung geschilderte Methode zu übertreffen.
(Zur Zeit:
Die Verknüpfungszeit bei Karten könnte wohl noch unterboten werden, weil die verbundenen Elemente von einfacherer Natur sind.
Ich halte es für möglich, unter eine Minute zu kommen.)
P.S.:
Eine Methode, die mir gerade noch eingefallen ist (Es ist genaugenommen nur eine Ausformung von Vorschlag 1):
100er-1000er-Ergänzung:
Ich verwende ja ein 1000er-System.
Es wäre mir also möglich, zu jeder Zweierpositionsstelle 01 - 99 (Hundert merke ich mir) einfach festzulegen, welches meiner Dreierbilder diese wird. Die Zahl, die als Ergänzung nötig ist, ist die gesuchte Zahl.
Ich schalte also geistig auf den Dreiermodus, und lege innerhalb der Umgebung Pi-100 fest, welches meiner Bilder aus dem Zweierpaar wird.
Beispiel:
76 wird zu 762 = Lanze.
Die Lanze ist zwar Bild, aber auch gleichzeitig wegen ihrer alleinigen früheren Aktivierung in diesem Kontext auch der Weg, der mich führt.
Ich gelange gleich zu 762 und weiß sofort die 2.
Ob diese Art der Verknüpfung einem bloßen Lernen überlegen ist, ist wegen der vielen Variablen des Denkens und Verarbeitens ohne Test hier nur schwer zu entscheiden.
Ich freue mich auf weitere Vorschläge und auch auf experimentelle Rückmeldungen.
Simon Reinhard
P.P.S:
Ich denke, daß es auch diese Methodenfindung bezogen auf spezifische Probleme ist, an der wir unsere mnemotechnischen Zähne wetzen können.
Aus den so gefundenen Methoden sind wieder Generalisierungen möglich,
weil das Funktionierende uns als Erscheinungsform Hinweise auf größere Zusammenhänge geben kann.