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Techniken für duie Schule..?

Verfasst: Sa 13. Mär 2010, 0:46
von Frederica
Hallo,
wann würdet Ihr mit Mnemotechniken in der Schule anfangen (wollen)?

Und welche Techniken würdet Ihr unterrichten; welche könnten vielleicht auch hinderlich sein?

( Z. B. Schnell-Rechentechniken könnten beim Erlernen der "normalen" Grundrechenarten stören; Schnell-Lesetechniken könnten beim Lesenlernen stören?)

Ich mache ja gerade mein GS-Praktikum und habe 2 Stunden Mnemotechnik (Deutsch - Routenmethode; Englisch - Schlüsselwortmethode) unterrichtet.

Dabei fiel mir auf, dass die Kinder zum großen Teil wenig(er) kreativ sind (als ich dachte); Denken und Kreativität wird nicht unbedingt gefördert.

Jetzt überlege ich, ob ich noch mal einen Überblick über Kreativitätstechniken (nach Birkenbihl und die allg. bekannten nach deBono etc.) verteilen soll, als Anregung.
Die Kinder, um die es geht, sind 8 bis 9 Jahre alt.

Erstaunlicherweise haben sie die Techniken fast genauso gelernt, wie eine Gruppe von Studenten, mit denen ich das mal ausprobiert hatte, und die vorher auch noch nie von irgendwelchen Kreativitäts- oder Gedächtnistechniken gehört hatten.

Deshalb bin ich jetzt etwas unschlüssig, was meine momentane Situation angeht (schütte ich die Kids mit Stoff zu oder gebe ich ihnen Informationen, die sie verwenden können), aber auch, wann allgemein Schülern wie viel und welche Art von Lern-, Denk- und Kreativitätsstrategien zugemutet werden kann.+
Ich habe das in der Schule gar nicht gelernt und kann es deshalb vielleicht schwer abschätzen.

Kennt Ihr ein gutes Buch über Kreativitätstechniken, dass man GS-Kindern empfehlen könnte?
Das beste Buch, das ich kenne, istV olker Bugdahls "Kreatives Problemelösen im Unterricht", das auch schön geschrieben ist, aber vielleicht nicht unbedingt als erste Wahl für das Thema für Grundschulkinder zu empfehlen ist.



LG,
Frederica

Verfasst: Sa 13. Mär 2010, 8:24
von DocTiger
Ja, wenn du den Kindern die Trachtenbergmethoden für die Multiplikation mit vier bis 12 beibringst stört es definitiv das "normale" Rechnen: Es ist ein unfairer Vorteil, viel einfacher, schneller und sicherer. Wenn das einmal sitzt hat man keine Lust mehr auf die normale Methode!

Ein Zugang zur Kreativität den die meisten Kinder (leider) verstehen: Beleidigende Spitznamen erfinden für Wörter/Begriffe.

Verfasst: Di 08. Nov 2011, 21:52
von fluffiness
Die Erfahrung habe ich auch gemacht, wobei ich gemerkt habe das Kinder einfach etwas Übung brauchen bevor sie mit der Mnemo-Technik kreativ werden.
Meinem Sohn hat die Körperliste von Gregor Staub sehr geholfen, um sich Listen zu Merken. Sie mussten z.B. die "8 Gesprächsregeln der Klasse" in der 4. Klasse auswendig lernen. Das ging in 10 Minuten und war lustig: die 1. Regel war "Ich höre immer gut zu und bin Aufmerksam". Also wachsen aus seinen Füssen 2 riesige Ohren, denn die braucht man zum zuhören. Damit hatte er eine Reihenfolge und konnte damit auch keine Regel vergessen.

Wenn man es mit den Kindern zusammen macht, werden sie auch kreativer und erfinden eigene lustige Bilder. Aber sie brauchen da Unterstützung. Auf jeden Fall macht es ihm Spass und spart Zeit...

Liebe Grüsse,
Fluffiness

Wachstum

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 20:04
von f.j.neffe
Naja, unsere Schulen sind Lehrplanvollzugsanstalten auf der Basis von Druck. Von Druck wird die Seele nicht satt. Von Techniken auch nicht.
Interesssante Techniken könnten natürlich SOG-Kraft entwickeln, wenn erst mal jemand daran denkt, die genialen benötigten Talente wenigstens soweit zu stärken, dass sie noch bis zu den tollen Techniken hin kommen.
Damit die Schüler ihren Aufgaben gewachsen werden, muss man ihnen was fürs Wachsen geben. Ich frag in meinen Ich-kann-Schule-Vorträgen öfters, was es zum Frühstück gab. Dann stellt sich heraus, dass wir immer nur den Körper füttern und Geist und Seele verkommen lassen. Sorge also fürPersönlichkeitswachstum, dann entsteht ganz von selbst ein Bedürfnis nach "schweren Aufgaben", mit denen man sich beweisen kann.
Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe

Re: Techniken für die Schule..?

Verfasst: Di 15. Nov 2011, 20:48
von Horkas
Frederica hat geschrieben:Hallo,
wann würdet Ihr mit Mnemotechniken in der Schule anfangen (wollen)?

Kennt Ihr ein gutes Buch über Kreativitätstechniken, das man GS-Kindern empfehlen könnte?
Dieses Jahr erschien bei AOL in Buxtehude das Buch "Mnemotechniken im Unterricht - Mit cleveren Lernstrategien zum großen Lernerfolg" von Horst Kasper (mein alter ego), das Lehrern aller Schularten (ab der letzten Grundschulphase) eine Menge konkreter Vorschläge bietet, die bekannten Mnemotechniken einzuführen und laufend mit allen Kindern der Klasse erfolgreich zu üben, damit sie diese allmählich auch selbstständig anwenden können.

Ulrich Voigt hat das Buch in diesem Forum (neue Bücher) kürzlich freundlicherweise vorgestellt.[/i]

Verfasst: Mi 16. Nov 2011, 1:52
von DocTiger
Ich weiß nicht, was an "Druck" in der Schule grundsätzlich falsch sein soll. Um zu wachsen muss man sich immer einen Tick überfordern. Bei Schülern ist es sinnvoll, wenn das die Lehrer machen.

Ansonsten verdummen wir unsere Schulen nur auf der Suche nach kreativer Selbstfindung. Wir brauchen nicht nur Absolventen, die sich selbst gefunden haben (und wer schafft das schon in der Schule?), sondern vor allem welche, die in der Lage sind, in Naturwissenschaften mitzuhalten.

Natürlich muss man auf individuelle Schwächen eingehen. Natürlich muss man unterstützen und helfen, wenn der Druck zu groß wird. Natürlich muss man das beobachten.

Aber bitte nicht mit der ganzen Kreativitätsrethorik die Lehrpläne und Lernziele verwässern.

Sorgfalt

Verfasst: Mi 16. Nov 2011, 10:46
von f.j.neffe
An Druck ist gar nichts falsch. Falsch ist nur unser Umgang damit. Und der beginnt mit einem drastischen Mangel an sorgfältiger Wahrnehmung.
Dass man Schüler immer überfordern muss, mag dem ungenauen Beobachter so erscheinen. Wenn alle diesen Blödsinn machen, dann hat natürlich der die Nase vorn, der am meisten nach vorne getrieben wird. Aber wie sieht das Endergebnis aus? Das ist doch geradezu erbärmlich. Schon bei den "Besten". Die werden dabei solche Schmalspurstrategen, dass sie später vor allem eines können: Probleme produzieren. Das wenige, was sie "können" machen sie immer perfekter, ohne irgendeine Ahnung, wie die dabei vermehrt anfallenden "Nebenwirkungen" bewältigt werden sollen.
Ganz richtig fragst Du: Wer schafft das schon, in dieser "Schule" sich selbst zu finden? Oder wenigstens nicht zu verlieren!
Ich meine nicht, dass wir noch mehr Trottel produzieren sollten, die nichts anderes können als den vorgegebenen Trott mithalten zu können.
Was soll denn an dem kleinkarierten Sammelsurium von sog. Lehr- und Lernzielen, Stoff und sonstigen Bemerkungen, die wir hochtrabend "Lehrplan" nennen, Gefahr laufen, verwässert zu werden? Das muss doch erst mal ein LEHRplan werden! LEHREN bedeutet übrigens ein Vorbild im LERNEN sein.
Wie nur konnte sich das Chaos, der Misserfolg, die Verdefektisierung und Symptomüberwucherung nur gegen die immer noch bessere Pädagogik der vergangenen Jahrzehnte durchsetzen?
Wir müssen endlich mal konkret werden und die Mittel und Methoden beenden, mit denen regelmäßig ein Misserfolg nach dem anderen eingefahren wird. Das kann man ganz einfach überprüfen. Was mich interessiert, sind konkrete Ergebnisse. Ich nehme an, dass Du "Kreativitätsrhetorik" als Variante von Ablenkungsmanövern von Nichtkönnern kennst. Das sagt aber weder was gegen Rhetorik noch gegen Kreativität. Wenn schon, dann sollten wir nicht wieder das verkehrte Problem lösen wollen.
Ich grüße freundlich.
Franz Josef Neffe

Verfasst: Mi 16. Nov 2011, 11:04
von Horkas
DocTiger hat geschrieben:Ich weiß nicht, was an "Druck" in der Schule grundsätzlich falsch sein soll. Um zu wachsen muss man sich immer einen Tick überfordern. Bei Schülern ist es sinnvoll, wenn das die Lehrer machen.
So lange du unter Druck das gute Gefühl behältst "ich kann es", ist dieser nicht schädlich. Wenn aber der Druck Angst erzeugt, hört das Lernen auf. Das immer noch verbreitete Versagen (jährlich 80000 Schulabgänger ohne Abschluss in Deutschland usw.) ist die Folge davon. Du hast Recht mit der Feststellung, dass (in anderen Worten) Wellnesspädagogik keine Alternative ist. Am besten lernen ganze Schulklassen (nicht nur einzelne Individuen), wenn das richtige Klima herrscht, also eine gute Lernatmosphäre mit hoher Motivation, in der die Starken gefordert und die Schwachen ermutigt werden. Gute Lerntechniken gehören dazu, weshalb ich der Meinung bin, Lehrer sollten sich selbst auf breiter Front mit ihnen beschäftigen. Und die Mnemotechniken könnten dabei überaus segensreich sein. Sie fördern die Motivation und vermitteln jedem Erfolgserlebnisse, was wiederum die Erfrolgszuversicht (das Gegenteil von Versagensangst) fördert.

In welchem Geiste wir es tun

Verfasst: Mi 16. Nov 2011, 12:03
von f.j.neffe
Wenn Druck Angst erzeugt, hört Lernen nicht auf. Man lernt dann ALLES MIT ANGST. Das Gedächtnis kann ja nicht auswählen. Es muss die Angst mitspeichern. In der Erinnerung triffst Du dann jedesmal die Angst in dir wieder. Wer will sich da ab einem gewissen Ausmaß an Angst noch an was erinnern? Wer will da noch in sich gehen? So schneiden wir uns selbst von unseren wichtigsten Kräften und Möglichkeiten ab.
Unter Druck wird es schnell ENG und und ENGER, bis es am AENGSTEN ist.
Ich finde das super, wenn jemand die Erfolgszuversicht als Gegenteil der Versagensangst entdeckt. Gute Lerntechniken sind ja auch einmal von jemand, der genau hingeschaut hat, als natürlicher Lebensvorgang erkannt und infolgedessen verständig genutzt worden. Das verkehrt sich aber wieder ins Gegenteil, wenn wir das Verstehen übergehen und und es als sterilen Vorgang weitergeben. Die Effizienz dieser Hilfen beginnt und steigt mit der SOGwirkung, die der Gebende dabei entfacht.
Es ist SOGwirkung, die aufrichtet und wachsen macht.
Es ist SOGwirkung, mit der man die Kräfte motiviert und punktgenau lenken kann. Darum spannt der Bauer die Pferde ja VOR den Wagen.
Das Gefühl "Ich kann es" entsteht nicht durch Druck, es entsteht und wächst dann, wenn dich etwas ZIEHT. Drum ist der Sog ja auch das Grundprinzip der Ich-kann-Schule.
Es ist oberflächliche Pädagogik jeder Art, die "keine Alternative" ist. Die Tiefenwirkung zeigt uns sofort und genau, ob wir mit unserer Pädagogik auf dem Weg noch tiefer ins Problem hinein oder auf dem Lösungsweg sind. Wenn sich nichts löst, ist es nicht der Lösungsweg, und dann sollte man umkehren.
Mnemotechniken können wirklich eine segensreiche Hilfe sein - wenn sie der Lehrer selbst als solches erlebt und ndavon lebhaft Zeugnis geben kann. Letztlich entscheidet immer alles, IN WELCHEM GEISTE wir es tun.
Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe

Verfasst: Mi 16. Nov 2011, 14:06
von DocTiger
Meines Wissens nach sind die "Schulversager" nicht diejenigen, die durch zu viel Leistungsdruck sich selbst verlieren, sondern entweder welche, die nicht genug gefördert werden und dann gibt es noch welche, die aus welchen Gründen auch immer keine Leistung bringen wollen.

Ich halte Lehrer für unterbezahlt und durchschnittlich für zu wenig ausgebildet. Und nein, ich glaube nicht dass ich für den Job geeignet wäre. Ein Problem scheint zu sein, dass Lehrer sich nicht durchsetzen können. Das wird aber anscheinend in der Lehrerschaft als Charaktermangel gedeutet und nicht als erlernbare Fähigkeit. Anstatt in taktischen Situationen den längeren Hebel auszupacken, versuchen sie Authorität auszustrahlen was dann natürlich nicht mehr klappt - Bluffen klappt halt nicht immer.

Die Schule hat keinen Platz mehr in der Selbstfindung eines heranwachsenden Menschen. Eltern, Medien, Vereine und Freunde übernehmen das bereits. Das ist auch gut so, denn wie will man sich in einer immer gleichen Klassenzusammensetzung mit überschaubar wenig Lehrern individuell absetzen? Das kann doch nur nach hinten losgehen, wenn dabei auch noch das Gehirn auf Technologie und Wissenschaft trainiert werden soll.

Da sollten wir lieber die Schule auf die Vermittlung von Wissen optimieren und den Schülern bei der "Selbstfindung" die Freiheit lassen, die sie sich zur Not mit Gewalt nehmen.

Re: Techniken für die Schule..?

Verfasst: Mi 16. Nov 2011, 19:10
von Horkas
DocTiger hat geschrieben:Meines Wissens nach sind die "Schulversager" nicht diejenigen, die durch zu viel Leistungsdruck sich selbst verlieren, sondern entweder welche, die nicht genug gefördert werden und dann gibt es noch welche, die aus welchen Gründen auch immer keine Leistung bringen wollen.
Sehr locker! Das Thema ist zu komplex für einfache Urteile. Außerdem geht es hier doch um etwas ganz anderes.
DocTiger hat geschrieben:Da sollten wir lieber die Schule auf die Vermittlung von Wissen optimieren.
Genau das ist hier das Anliegen. In einem Unterforum der "Lerntechniken" (langfristiges Behalten) gab es dazu neulich - auch dank deiner Beteiligung - konkrete Beispiele.