IX hat geschrieben:
vielen Dank für Deine Antwort.
Ich habe mir diese L-(+)Glutaminsäure gekauft(in Österreich heißt es Dr. Fischer Neuroglutamin(R) ) und es hat sehr wohl eine Wirkung, die nicht nur reine Einbildung ist.
Prima! Als alter "Kaffee-Junkie" habe ich meine Freunde vor ein paar Jahren auf meine Erfahrung mit L-Glu hingewiesen und einige sind mit Erfolg umgestiegen (bis auf den Genuß-Mokka nach dem Essen). Das ist sicher mehr als ein Placebo-Effekt.
Dazu mehr im folgenden.
IX hat gesxhrieben:
Ich weiß, daß das eine Aminosäure ist, ich habe nur deswegen gefragt, weil es auf irgendsoeiner unseriösen Homepage als Anabolikum propagiert wird.
Mit Deiner Einschätzung hast Du fraglos recht: Jeder, der den Unterschied zwischen dem Adjektiv "anabol" = aufbauend ( wie z.B. auch Insulin, IGF,...) und "Anabolika" = verbotene Steroidhormone nicht kennt, dürfte seriöserweise nicht über dieses Thema schreiben.
L-Glutaminsäure ist von seiner chemischen Struktur, seiner Wirkung und per definitionem kein Anabolikum.
Allerdings kann es - besonders, wenn im Übermaß genommen, wovon ich dringend abrate - bei ansonsten ungünstiger Stoffwechsellage durchaus anabole Wirkung zeigen.
Fairerweise muß man sagen, daß es auch hier eine Ausnahme gibt. Bei intensivem Ausdauersport ist eine hohe Dosis (6 g) durchaus sinnvoll. Es gibt eine inzwischen schon ältere Studie mit (professionellen) Marathonläufern. Innerhalb von 2 Wochen nach dem Boston Marathon waren etwa 1/3 erkrankt (überwiegend Erkältungen). Durch Gabe von 6 g L-Glu innerhalb von einigen Stunden nach dem Rennen konnte diese Quote auf 8 - 12 % gesenkt werden.
Meine Interpretation: Um den Pool an freiem Glutamiin kämpfen die Muskelmasse, das Immunsystem und das Gehirn. Nach einem Marathon im Bereich von 2H:10 gewinnt die Anforderung durch die Muskelmasse zu Lasten von Immunsystem (sic!) und Gehirn (in diesem Zusammenhang wohl weniger gefordert). Die zusätzliche Gabe schützt das Immunsystem. Es gibt weitere Beispiele von Schwimmern. Biathleten, etc.
L-Glu wirkt in diesem Fall auch "anti-katabol", d.h. es fördert die Regenerierung, ohne unter diesen Umständen "anabol", also aufbauend zu wirken.
"Der Mensch ist ein kompliziertes Tier".... (Dr. Malnig)
Doch das weißt Du als angehender Mediziner selbst am besten.
IX hat geschrieben:
Übrigens hat eine Kapsel 500mg und in der Packungsbeilage steht man darf 1-4 Tabletten nehmen, was ja laut Deiner Aussage eine Überdosis sein sollte.? In meinem Pharmakologie und Toxikologie Buch steht auch, daß im Gegensatz zu früher, wo man annahm, daß keine Nebenwirkungen existierten, sehr wohl NW existieren: einzigartig im Guten, was lernen, konzentrieren usw betrifft, einzigartig im Schlechten, was die Neurotoxizität(Krämpfe usw.) betrifft, ich nehme an NMDA-Rezeptorvermittelt. Also ist jetzt die Dosis von 500mgx4 zu hoch oder ist es egal?
Auf Dauer würde ich sagen: Ja, zu viel. Allerdings ohne kurzfristig viel Böses zu erwarten und ich könnte ich Dir ad hoc keine entsprechende Studie zu adversen. kurzfristigen Effekten nennen. Ich selbst würde eher versuchen, die Kapsel zu teilen und so bei 2 - 4 x 250 mg bleiben, denn es gibt keine dokumentierten Erfahrungen über Langzeiteinnahme. Du hast übrigens ein gutes Buch! Die meisten älteren Ärzte wissen nämlich kaum etwas über diese Themen.
IX hat geschrieben:
Es kann auch zu Schäden der Nervenzellen kommen, deswegen frage ich.
Ja, und dieser Preis wäre viel zu hoch. Deshalb bleibe ich im getesteten, sicheren Rahmen.
IX hat geschrieben:
Laut Autoren sollte man bei Genuß von Maggi, Worcestersoße etc. keine Bedenken haben.
Feine Autoren hast Du da! Ich habe die allergrößten Bedenken. Damit ruinierst Du Dir die Geschmacksknospen.
Großer Gott! Was ist aus der Wiener Küche geworden?
Okay, jetzt ganz im Ernst: Das Phänomen ist noch besser bekannt, fast schon berühmt-berüchtigt geworden als "China-Restaurant-Allergie", da in der asiatischen Küche recht großzügig mit Glutamat (Salz der Glutaminsäure) als Geschmacksverstärker umgegangen wird. Die vielen berichteten, zum Teil massiven Allergiefälle haben entgegen dem Volksglauben aber nichts damit zu tun. Ein ursächlicher Zusammenhang mit L-GLu konnte lustigerweise nämlich niemals bewiesen werden. Jedenfalls nicht bis vor ein paar Jahren, wo ich aus unserem Anlaß eine große Literaturrecherche gemacht hatte.
IX hat geschrieben:
Aber der konzentrations- und lernfördernde Effekt is eindeutig! Früher verwendete man L-(+)Glutaminsäure bei Schwachsinn und Konzentrationsschwäche.
Inwiefern Modafinil gefährlich ist, da gehen die Expertenmeinungen auseinander. Mich würde Deine "chemische" Meinung dazu interessieren. Auch über Methylphenidat. Du kennst Dich da sicher besser aus, als wir Medizinstudenten.
Als Chemiker mit großem Respekt vor der Komplexität der menschlichen Physiologie halte ich für ein intellektuell und körperlich anstrengendes Leben ein Gramm L-Glu extra für eine ausgezeichnete Idee. Beim Bergsteigen verputze ich auch 2 - 4 g, doch das als meine persönliche Interpretation der Ausdauerstudien und auf eigenes Risiko.
Übrigens nehme ich für diese Zwecke neben den Dragees auch noch kostengünstiere 1-Pfund-Packungen aus Amerika, die ich mit ein paar Freunden teile.
IX hat geschrieben:
Übrigens hat eine Kapsel 500mg und in der Packungsbeilage steht man darf 1-4 Tabletten nehmen, was ja laut Deiner Aussage eine Überdosis sein sollte.?
Wenn es die Packungsbeilage vorschlägt oder zuläßt, muß ich das nicht besser wissen. Das Risiko dürfte nicht allzu groß sein. Mein Detailwissen ist hier 5 oder 6 Jahre alt. Damals hatte ich aber wirklich "jeden Stein umgedreht".
Ich möchte Dir raten, zusätzlich in Dich hineinzuhören. (Thema: "Somatische Intelligenz").
Man hat mir schon mehrmals entkoffeinierten Kaffee untergejubelt. Ich gestehe, ich habe es am Geschmack nicht bemerkt *), doch bin dann nach dem Mittagessen mitten in der Konferenz in Tiefschlaf gefallen. Unwiderstehlich. Also, Ich liebe Kaffee, benutze aber auch die "Droge" Koffein und bin mir sicher, daß ich den Unterschied zu einer gelben Plazebeo-Gabe statt L-Glu bemerken würde.
*) Zu meiner Rechtfertigung sei gesagt: Es war kein österreichischer Kaffee...
IX hat geschrieben:
Inwiefern Modafinil gefährlich ist, da gehen die Expertenmeinungen auseinander. Mich würde Deine "chemische" Meinung dazu interessieren.
Klare Meinung: Seit meinem 17. Lebensjahr war ich nicht mehr krank (Sportverletzungen sind ein anderes Kapitel) und nehme auch keinerlei Medikamente. Ich will, daß das möglichst lange so bleibt. Ich verfolge den Markt an Nootropika zwar, doch eher peripher als in der Tiefe. Zu den von Dir genannten Medikamenten habe ich im einzelnen keine fundierte Meinung.
Allerdings eine grundsätzliche Meinung. Das Problem ist das: Auch wenn bei gewissen Mitteln gegen neurologische Störungen zum Teil Jahrzehnte Erfahrungen vorliegen, ist es doch so, daß man nach heutigen Standards erst recht kurz beobachtet. Das Risiko:Nutzen Verhältnis erscheint mir ungünstig. (Denke nur an die traurigen Geschichten mit dem Effedra officinalis, Kava Kava, etc.
)
Ich hoffe, Du kannst was mit den Antworten anfangen. Ich muß jetzt dringend arbeiten spielen...
Bleib´ gesund! Herzliche Grüße,
Mephisto