Sport stärkt Fähigkeiten durch neue Hirnnerven

Hier wird über das Gedächtnis und Gehirn aus der Perspektive der Medizin und Wissenschaft diskutiert incl. Thematiken rund um Altersdemenz, Alzheimer aber auch Hochbegabung bei Kindern etc.

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Andi
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Sport stärkt Fähigkeiten durch neue Hirnnerven

Beitrag von Andi »

Ist ja schon lange bekannt, dennoch immer wieder lesenswert.
Quelle: http://www.wissenschaft-online.de/artikel/1019089

Seit längerem beweist sich, dass Sport positiv auf die Gesundheit wirkt: Regelmäßiges Ausdauertraining verbessert etwa das Gedächtnis und die Stimmung; im Gehirn steigert sich währenddessen die Durchblutung, es entstehen neue neuronale Verknüpfungen, neue Hirnnerven und verschiedene Botenstoffe und Wachstumsfaktoren werden in veränderten Mengen produziert. Weniger gut verstehen Neurologen, wie genau und welche dieser Veränderungen zu verbesserten Leistungen führen. Henriette van Praag vom National Institute on Aging und ihre Kollegen vermuten nach Untersuchungen an dauerlaufenden Mäusen nun, dass vor allem ein Ausbau der Nervennetze in den auf die erlernten Fähigkeiten spezialisierten Hirnarealen dafür verantwortlich ist, dass sich die Leistung des Gehirns verbessert.

Die Wissenschaftler haben ältere und jüngere Versuchsnager untersucht, die ohne Zwang täglich stundenlang in Laufrädern trainiert hatten. Über eine längere Spanne testeten van Praag und Kollegen dann die Fähigkeit der Nager, in Belohnungsexperimenten zu erlernen, zwischen zwei nahe nebeneinander liegenden optischen Markierungen unterscheiden zu können. Zugleich analysierten sie die Entwicklungen im Gyrus dentatus der Tiere, in dem genau solche Differenzierungsleistungen verarbeitet werden.

Der Gyrus, ein Teil des Hippocampus, ist ein bekannter Ort der Neurogenese, also der Bildung neuer Nervenzellen auch bei Erwachsenen, und besorgt die ersten Verarbeitungsschritte für einlaufende Umweltsignale im Hippocampus. Die so genannten Körnerzellen des Gyrus leiten gängiger Theorien zufolge Signale dann an Nervenareale wie die CA1- und CA3-Region weiter, wo Gedächtnisinhalte kodiert und Muster nach vorgespeicherten Rastern vervollständigt werden.

Wie sich zeigte, lernten nur die ausdauertrainierten Tiere in den Versuch immer besser, zwei optische Reize zu trennen. Im gleichen Maße wie die Leistungssteigerung einzelner Nager bildeten sich dabei in ihrem Gyrus neue Nerven in der Körnerzellenschicht des Gyrus dentatus - also dort, wo die verbesserten Fähigkeiten der Mäuse nach gängigen Hirnmodellen und Experimenten tatsächlich verarbeitet wird.

Bei alten Tieren wirkte das Ausdauertraining allerdings nicht ebenso gut. Zwar verbesserten die Tiere ihre Fähigkeiten sporadisch bei leichteren Aufgaben, gleichzeitig aber bildeten sich keine Neurone. Dies liege offenbar daran, dass bei den Nagersenioren kaum noch Basalzellen im Inneren des Gyrus enstehen, die dann zu Nerven heranwachsen könnten, spekulieren van Praag und Co. Womöglich spiele aber auch eine Rolle, dass die älteren Tiere zudem auch keine neuen Gefäße in den Hirnbereichen bildeten. Eine verbesserte Blutversorgung könnte neben der spezifischen Neurogenese eine weitere Voraussetzung für die Verbesserung der Leistungen sein, so die Forscher. Die durchblutungsförderde Wirkung von Sport war schon früher als Grund für seine positiven gesundheitlichen Folgen vermutet worden. (jo)
„Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.“
Alfred Herrhausen (1930-1989), dt. Bankier
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