Bewegung macht Kinder auch geistig leistungsstark

Hier wird über das Gedächtnis und Gehirn aus der Perspektive der Medizin und Wissenschaft diskutiert incl. Thematiken rund um Altersdemenz, Alzheimer aber auch Hochbegabung bei Kindern etc.

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Andi
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Bewegung macht Kinder auch geistig leistungsstark

Beitrag von Andi »

Fit macht clever

Bewegung macht Kinder auch geistig leistungsstark
Körperlich leistungsfähige Kinder schneiden in Gedächtnistests besser ab und haben stärker entwickelte Gehirne als ihre Altersgenossen mit geringerer Fitness. Das hat ein Forscherteam um Art Kramer von der University of Illinois und dem Beckman Institute in Champaign (USA) erstmals gezeigt. Der Zusammenhang, der kürzlich auch bei älteren Erwachsenen gefunden wurde, konnte nun erstmals bei neun- und zehnjährigen Kindern nachgewiesen werden. Demnach könne mehr körperliche Aktivität nicht nur die geistige Fitness der Kinder verbessern, sondern auch ihre Gehirnentwicklung fördern.

Immer mehr Kinder sind übergewichtig und bewegen sich zu wenig. Kramer und sein Team beschäftigten sich nun zum ersten Mal mit der Frage, welche Auswirkungen die mangelnde Fitness auf die Gedächtnisleistungen der Heranwachsenden hat. Dabei interessierte sie vor allem das Volumen des Hippocampus, einer tief im Gehirn liegenden Struktur, die wichtig für Lernen und Gedächtnis ist.

Bereits frühere Untersuchungen hatten ergeben, dass körperlich fitte ältere Erwachsene einen größeren Hippocampus haben und bei Gedächtnistests besser abschneiden als ihre weniger trainierten Altersgenossen. Tierstudien zufolge führt körperliche Aktivität dazu, dass sich im Hippocampus mehr neue Zellen bilden und diese auch länger überleben.

Kramer und sein Team untersuchten nun 49 neun und zehn Jahre alte Kinder. Zunächst maßen die Forscher, wie gut die Kleinen Sauerstoff verwerten konnten, während sie auf einem Laufband liefen. Fitte Kinder können dabei Sauerstoff wesentlich besser verwerten als Kinder, die weniger gut in Form sind.

Anschließend nahmen die Wissenschaftler mit einem Magnet-Resonanz-Tomographen die Gehirnaktivität der Kinder auf, während sie verschiedene Gedächtnisaufgaben lösten. Bei der Analyse der Hirnbilder stellten die Forscher fest, dass körperlich fitte Kinder einen etwa zwölf Prozent größeren Hippocampus haben als ihre untrainierten Altersgenossen. Außerdem schnitten sie in einem Test für das so genannte relationale Gedächtnis besser ab – einer Aufgabe, bei der man sich verschiedene Informationen merken und diese miteinander in Verbindung bringen muss.

Die Ergebnisse legen nahe, dass sich Maßnahmen, die körperliche Aktivität fördern, auch positiv auf die Gehirnentwicklung auswirken können. „Wir wissen, dass Veranlagung, Erfahrung, Umweltfaktoren und sozioökonomische Faktoren die Gehirnentwicklung beeinflussen“, sagt Art Kramer. "Im Gegensatz zu diesen Faktoren kann man an seiner Fitness vergleichsweise leicht etwas verändern."

B. Raine (University of Illinois) et al.: Brain Research, Onlineveröffentlichung, doi:10.1016/j.brainres.2010.08.049

dapd/wissenschaft.de – Christine Amrhein

Quelle: http://www.wissenschaft.de/wissenschaft ... 11964.html
„Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.“
Alfred Herrhausen (1930-1989), dt. Bankier
CREativBRAinSOLution
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fitte Kinder denken besser?

Beitrag von CREativBRAinSOLution »

A neuroimaging investigation of the association between aerobic fitness, hippocampal volume, and memory performance in preadolescent children (Laura Chaddock, Kirk I. Erickson, …)

Hallo Andy,

Interessant ist, dass das paper auf sciencedirect für 35,95 Dollar/Euro? verkauft wird. Schon ein erquicklicher Preis von 4xElse.

Im Paper wird dargestellt, dass ein Zusammenhang von Fitness (VO2 max), der Größe des Hippocampus und dem Abschneiden in einem Wiedererkennungstest (relational) besteht.
Der Korrelationskoeffizient liegt bei 0,362. Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage gelangt man aber zu der Ansicht, dass wirklich „je mehr …, desto mehr …“ gegeben ist. Sprich, dass der Koeffizient ausreichend groß ist?
Wie ist die Begründung, dass die Korrelation kausal ist?

Für den anderen Test (item) wird r = -0,027 angegeben. Daher postulieren die Wissenschaftler keinen Zusammenhang zwischen Fitness, Hippocampus und Testaufgabe.

Erstaunlich, da item und relationale Aufgabe im wieder erkennen von computergenerierten Bildern besteht. Beim Test (item) muss der Proband entscheiden, ob er das Bild in der Einprägephase gesehen hat und beim Test (relational), ob er die Bilder in einer 3-Reihe präsentiert bekam.
Dies lässt mich zu der Annahme gelangen, dass der Hippocampus zum Abspeichern von Gruppenereignissen wichtig ist, jedoch nicht dafür, ob ein Bild (Einzelereignis) gemerkt wird.
Ist meine Aussage richtig und wenn ja, warum?

Zudem geben die Autoren an, dass die relationale Aufgabe im gesamten Durchschnitt (lower and higher-fit) schlechter bewältigt wurde als die item-Aufgabe. Was aber nicht verwunderlich ist, da die Kombintationsaufgabe schwieriger ist (erstens muss man sich merken, ob man etwas gesehen hat und zweitens ob diese Bilder in einer Reihenfolge waren).

liebe Grüße

p.s.: Meine Intention ist es nicht, die Ergebnisse in Zweifel zu ziehen, sondern mein Verständnis der Bewertung von Ergebnissen zu verbreitern. Ich finde es faszinierend und bewunderungswürdig, wenn Wissenschaftler sich unvoreingenommen daran machen (das Risiko auf sich nehmen) und die Wirkmechanismen in der Welt aufdecken.
Dieser eine Artikel (11 Seiten) enthält sicherlich mehr fundierte Information als das (Hör-)Buch von John Ratey, der zwar zum Beispiel von Naperville schwadroniert, jedoch dafür (von mir auffindbar) keinerlei (wissenschaftliche) Fakten/Daten dafür aufzeigt (hatte auch schon per Email über das Naperville“wunder“ an Herrn Ratey geschrieben, aber leider keine Antwort erhalten).
Kevin
Superbrain
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Registriert: Sa 18. Aug 2007, 19:01

Beitrag von Kevin »

nicht nur Kinder, auch die geistige Leistungsfähigkeit älterer Menschen profitiert von körperlicher Aktivität!

http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news. ... ch+geistig

http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news. ... er+geistig

ttp://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.as ... g&id=41076
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