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Tagträume und schweifende Gedanken machen unglücklich

Verfasst: Fr 12. Nov 2010, 17:12
von Andi
Tagträume und schweifende Gedanken machen unglücklich
Das Leben im Hier und Jetzt macht glücklicher als ständiges Tagträumen, haben zwei US-Forscher nachgewiesen. Trotzdem verbringt der Mensch nur etwa die Hälfte seiner wachen Stunden damit, sich auf seine aktuelle Aufgabe zu konzentrieren - die andere Hälfte lässt er seine Gedanken schweifen und grübelt über Erlebnisse aus der Vergangenheit nach, denkt an die Zukunft oder sinniert über Dinge, die nie passieren werden. Entdeckt haben das die Wissenschaftler mit Hilfe eines kleinen Programms für Mobiltelefone, mit dem sie wiederholt das aktuelle emotionale und geistige Befinden einer Gruppe von Probanden registrierten. Überraschend sei nicht nur die Häufigkeit gewesen, mit der die Teilnehmer ihre Gedanken wandern ließen, sondern auch die Entdeckung, dass dieses Tagträumen eindeutig unglücklich macht, schreiben Matthew Killingsworth und Daniel Gilbert von der Harvard University.

Die Wissenschaftler benutzten für ihre Studie ein eigens entwickeltes Programm, mit dem sie per Mobiltelefon mit Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und aus verschiedenen Altersgruppen zu willkürlichen Zeitpunkten Kontakt aufnehmen können. Die Probanden müssen bei jedem Anruf drei Fragen beantworten: "Wie fühlen Sie sich?", "Was machen Sie gerade?" und "Denken Sie gerade an etwas anderes als an das, was Sie tun?". Die Antworten werden in eine Datenbank überführt, in der momentan insgesamt über 250.000 Datensätze gespeichert sind. Für die aktuelle Untersuchung werteten die Wissenschaftler daraus nun die Informationen von 2.250 Erwachsenen zwischen 18 und 88 Jahren aus.

Die Studie zeigt deutlich, dass der menschliche Geist sehr unstet ist: Fast die Hälfte des Tages verbrachten die Probanden damit, an Dinge zu denken, die gar nichts mit dem zu tun haben, was sie gerade taten. Dabei hat die Art der Tätigkeit so gut wie keinen Einfluss darauf, wie viel oder wohin die Gedanken schweifen. Zudem macht der wandernde Geist eindeutig unglücklich, entdeckten die Wissenschaftler: Menschen, deren Gedanken abdriften, sind weniger zufrieden als solche, die sich konzentrieren - ganz egal, welcher Art die Tätigkeit ist. Somit können selbst angenehme Beschäftigungen die Laune verderben, wenn man nicht bei der Sache ist. Zwar neige man eher dazu, sich in angenehme Tagträume zu katapultieren statt unangenehmen Gedanken nachzuhängen. Doch auch wenn die Gedankenwelt noch so anziehend scheint, macht sie nicht glücklicher, berichten die Wissenschaftler.

Im Gegensatz zu Tieren hat der Mensch die Fähigkeit, über vergangene Ereignisse zu brüten und an die Zukunft zu denken. Das macht ihn nicht nur äußerst lernfähig, sondern befähigt ihn auch dazu, Pläne zu schmieden. Obwohl diese Fertigkeit eine bemerkenswerte Leistung ist, geht sie offenbar auf Kosten des Wohlbefindens - man bezahlt für den kognitiven Fortschritt also einen emotionalen Preis, schreiben die Forscher.

Das Projekt "Track your Happiness", in dem die Forscher der Frage nachgehen, was Menschen glücklich macht, wird fortgesetzt. Wer teilnehmen möchte, kann sich die Anwendung für sein Smartphone unter trackyourhappiness.org herunterladen.

Matthew Killingsworth und Daniel Gilbert (Harvard University, Cambridge):Science, Bd. 330, S. 932

dapd/wissenschaft.de – Peggy Freede

Verfasst: So 14. Nov 2010, 0:33
von µBx
zu diesem Thema passt das Buch "Fuck it" ziemlich gut. Als ich anfing es zu lesen hat mir dieses Buch absolut nicht gefallen aber ich dachte mir ich sollte es dennoch durchlesen... Zum Glück, im nachhinein stelle ich fest das sich der "Fuck it - trigger" echt gut eingestellt hat und ich in vielen Situationen glücklicher bin da ich einfach den Gedanken habe "Fuck it, ich kann eh nix mehr dran ändern und mache jetzt einfach weiter."

Verfasst: So 14. Nov 2010, 21:11
von captchris
Danke für das ausführliche Beschreiben der Studie.
Passt sehr gut zum Buch "Jetzt" von Tolle.
Bestätigt meine Ansichten zu vielen Dingen nach dem Lesen des Buches.


Gruß Chris

Verfasst: Do 18. Nov 2010, 13:26
von Larkem
Machen Tagträume unglücklich oder haben Unglückliche mehr Tagträume?

Verfasst: Fr 19. Nov 2010, 0:05
von Kevin
Machen Tagträume unglücklich oder haben Unglückliche mehr Tagträume?
genau es könnte genau so gut umgekehrt sein.

Da ist sie wieder die Frage, was zuerst da war: die Henne oder das Ei?

Verfasst: Di 30. Nov 2010, 22:13
von DocTiger
Wenn man buddhistische Mönche sieht dann sind die meistens non-stop happy, und sie sind idealerweise, zumindest nach Jahren der intensiven Meditation nie abgelenkt oder schweifen ab.