funktioniert passives / unbewusstes lernen?

Hier wird über das Gedächtnis und Gehirn aus der Perspektive der Medizin und Wissenschaft diskutiert incl. Thematiken rund um Altersdemenz, Alzheimer aber auch Hochbegabung bei Kindern etc.

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FreeBrain
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funktioniert passives / unbewusstes lernen?

Beitrag von FreeBrain »

Dabei geht es darum sich einfach nur berieseln zu lassen. Z.B. beim Sprachen lernen.

Man macht etwas an, z.B. englische Sender und lässt es nebenbei laufen, während dessen man sich mit etwas ganz anderem beschäftigt und nicht darüber nachdenkt.

Kinder lernen angeblich auf diese Art das Verstehen und Sprechen. Also ich erinnre mich dran, dass meine Eltern immer auf ein Objekt gezeigt haben und mir dann langsam und deutlich vorgesprochen haben wie es ausgesprochen wird. Ich habe es dann freiwillig versucht zu imitieren, natürlich habe ich das als Kleinkind oft nicht hinbekommen, aber da ich nie gezwungen wurde und da wir das jeden Tag gemacht haben, habe ich recht schnell sprechen gelernt. Aber das zähle ich definitiv zum aktiven lernen... Und zuhören? Das werde ich wohl auch bewusst gemacht haben, es sei denn ich hatte noch kein Bewusstsein, ob ich da auch unbewusst gelernt habe?

Wenn meine Eltern einfach nur den Fernseher laufen lassen hätten ohne den Bezug darauf mit den Fingern zu zeigen "G--AAA---B--EL" hätte ich es wohl nicht gelernt?

Gibt es irgendwelche Studien die den Nachweis erbracht haben in denen festgestellt wurde, dass es positive Effekte durch passives Lernen bei Erwachsenen gab? Oder ist die Debatte mit dem passiven Lernen nur Hokuspokus?
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Schwer zu sagen. Ich denke schon das Berieselung dafür sorgt, einen Teil des neuronalen Netzwerks vorzubereiten für die notwendige Musterverarbeitung, ich glaube aber nicht dass Berieselung dafür effektiver ist als aktives lernen.

Wenn du eine völlig fremde Sprache immer wieder hörst, würdest du mit der Zeit mehr und mehr Fetzen wiedererkennen. Aber das geht deutlich schneller wenn du direkt die Bedeutung lernst und die korrekte Aussprache übst.
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Andi
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Beitrag von Andi »

Damit arbeitet auch die Birkenbihl-Fremdsprachenlernmethode. Vor dem passiv Hören folgen jedoch zwei weitere Schritte: Dekodieren, aktiv Hören, passiv Hören, Interaktionen (i.F.v. Lückentexten, Kreuzworträtsel etc.).
Birkenbihl behauptet immer es gäbe zur Wirkungsweise des Passivhörens Studien. Ich habe mal selbst recherchiert, aber leider keine gefunden.
Kurz ein Begriff aus der Lernpsychologie „Tiefe der Verarbeitung“, der in etwa so zu definieren ist: Ein Lerninhalt kann nur behalten werden, wenn er zuvor aktiv verarbeitet wurde. Also setzt das Behalten eine aktive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff voraus und nicht eine passive Berieselung.
„Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.“
Alfred Herrhausen (1930-1989), dt. Bankier
FreeBrain
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Beitrag von FreeBrain »

Birkenbihl...

Hat schon mal jemand Birkenbihl fließend Englisch oder eine andere Sprache sprechen hören?
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Andi
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Beitrag von Andi »

FreeBrain hat geschrieben:Hat schon mal jemand Birkenbihl fließend Englisch oder eine andere Sprache sprechen hören?
---> Also Englisch kann sie, das hat sie schon in Vorträgen unter Beweis gestellt. Zwar mit einigen eklatanten Aussprachepatzern, aber fließend. Ihre Englischkenntnisse resultieren bestimmt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht aus der angewandten Birkenbihl-Fremdsprachenlernmethode, sondern sie war, wie sie immer betont, für längere Zeit in den USA. (Glaub mit ca. 20 ausgewandert und mit ca. 30 wieder zurückemigriert, Daten aber ohne Gewähr).
Weitere Sprachen soll sie, nach eigenen Angaben können, aber wohl nur Grundwortschatz. Sie bringt auch in Büchern, Seminaren, Vorträgen immer die gleichen Japanisch-Sprachbeispiele, dafür muss man die Sprache nicht können.
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einauge
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Beitrag von einauge »

ich denke auch, das "nur berieseln lassen" nur ein Umfeld (zB. Sprachmelodie) zur Verfügung stellt in die harte Fakten aufgenommen werden können (Vokabular,Formeln etc.).
Allerdings würde mich interessieren ob jemand von euch Erfahrungen mit Suggestopädie und Hypermnesie hat.
..ich sehe den Schatten...
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Habe noch nichts glaubhaft positives über "Suggestopädie" oder "Hypmnesie" gehört. Grundsätzlich geht es um das versetzen in einen "aufnahmefähigen Zustand" aber auch das ist nicht belegt. Für mich klingen die Worte danach als wollte da jemand mit ein paar Brocken Griechisch einfach nur schlauer klingen...
Matti
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Beitrag von Matti »

Hi,

das berieseln ist nett für nebenher hören, um die Melodien "mitzubekommen".

Die suggestopädie ist eine interessante Möglichkeit.

Ich habe etwas Englisch damit gelernt: Superlearning von PLS.

Der Unterschied ist der, das ich, was ich per Superlearning gelernt habe, schneller anwenden kann, als was ich in der Schule gelernt hatte.
Ist zwar jetzt nicht soooo viel, was ich damit gelernt hatte, aber das sitzt, auch nach längerer Zeit nicht sprechens, was ich von meinem Schulenglisch nicht behaupten kann.

Allerdings muss ich auch sagen, mit Superlearning hatte ich auch mehr interesse und Spaß am Englsich lernen. In der Schule hatte ich keinen Bock!!! (Leider !!! Blöder Fehler !!!)

Ich denke, da man diese Kurse auch per Fernleihe bekommt, kann man sie mal austesten.

Ich hatte eine Kollegin, die hatte Italienisch per Superlearning gelernt.

Bei der Birkenbihl-Methode "funktioniert" bei mir das Dekodieren nicht so wirklich. Das nervt mich ziemlich.

Bin da eher von den Sprachkursen von Hueber begeistert, auch diese "lernen ohne Buch". Da geht es "nur" ums sprechen. Aber ein kleines Booklet mit den Texten ist auch dabei. Die machen mir jedenfalls sehr viel Spaß.
Speziel diese Drei/Vier-Phasen-Drills. Hören, nachsprechen, richtig gesprochenes hören, nochmal nachsprechen.

Aber letztendlich muss das jeder für sich ausprobieren.

Gruß
Matti
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