Kampfsport - Gehirnschäden - Intelligenz

Hier wird über das Gedächtnis und Gehirn aus der Perspektive der Medizin und Wissenschaft diskutiert incl. Thematiken rund um Altersdemenz, Alzheimer aber auch Hochbegabung bei Kindern etc.

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Larkem
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Kampfsport - Gehirnschäden - Intelligenz

Beitrag von Larkem »

Hallo liebe Forummitglieder,

ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dem oben Thema. Es betrifft dabei wirklich Vollkontakt- Kampfsportarten, also inbegriffen Schläge/Tritte auf den Kopf.

Bisher habe ich noch nichts aussagekräftiges gefunden. Es gab mal eine Studie, dass die Schäden im Amateursport viel niedriger sind als im Profisport. Das habe ich mir gedacht.

Ich kann mir vorstellen, dass das erlernen von Bewegungsabläufen, die Erhöhung der Ausdauer, Verbesserung der Fokusierung/Konzentration sind zunächst positiv auf die kognitiven Leistungen auswirken.
Wie negativ wirken sich aber die Schlageinwirkungen auf das Gehirn aus? Mit Sicherheit werden dabei Zellen zerstört. Aber geht dies automatisch mit einer Verringerung der kognitiven Leistungen einher?

Freue mich auf Meinungen, Studien, Erfahrungen usw.

Beste Grüße
Hansolka
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Re: Kampfsport - Gehirnschäden - Intelligenz

Beitrag von Hansolka »

Schläge/Tritte auf den Kopf
... und an bzw. gegen den Kopf.

Im Wettkampfsport der Amateure werden zumeist Schützer für die beteiligten Körperteile Kopf, Fäuste, Schienenbein und Fuß getragen. Dazu kommen Tief-, Mund-, Brustschutz bzw. Schutzweste.

In einigen Kontaktdisziplinen werden im Wettkampf unabhängig von Schützern/Helmen Techniken gegen den Kopf nicht voll durchgezogen, sie müssen nur treffen oder sie sind im Wettkampf sogar verboten, da zu gefährlich. Ko's kommen hier eher selten vor.
Würden bestimmte Techniken voll durchgezogen, könnten sie u.U. trotz Schutzes böse Schäden anrichten! (Z.B. Ellbogen gegen Kehlkopf).

Zumindest die Kampfsportarten mit Katas erfordern ein intellektuelles Minimum, sonst kommt man nicht voran. Und wenn ich mir deren alte Shihans (Großmeister) ansehe, so sind diese mit zumeist über 70 Jahren physisch und psychisch noch mehr als fit.

Bei Ko-fixierten Kampfsportarten, die im Wettkampf nur (leichte oder keine) Handschuhe tragen, bin ich skeptischer. Eine fundierte Aussage vermag ich aber zur Fragestellung nicht zu treffen.
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DocTiger
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Re: Kampfsport - Gehirnschäden - Intelligenz

Beitrag von DocTiger »

Bei der These mit den alten Meistern gibt es einen sogenannten "survivorship bias". Also diejenigen Kampfsportler die bis 70 überleben und mental und geistig fit bleiben, die sitzen dann da, aber alle anderen sieht man natürlich nicht ;-)

Ansonsten denke ich ist Kampfsport eher vorteilhaft. Natürlich gibt es offensichtliche Gegenbeispiele. Aber es scheint so zu sein, dass Kinder und Jugendliche, die Kampfsport betreiben, eher weniger in Schlägereien und Dummheiten verwickelt sind. Die Kampfsportarten fördern vermutlich die Entwicklung des "präfrontalen Kortex", der für Konzentration und Beherrschung von Gefühlen zuständig ist. Sich in einer - auch sportlichen - Kampfsituation einigermaßen besonnen zu verhalten erfordert dieses mentale Training, und diese Kinder sind dann auch auf dem Schulhof eher in der Lage, einen aggressiven Impuls verstreichen zu lassen.
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csp
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Re: Kampfsport - Gehirnschäden - Intelligenz

Beitrag von csp »

Ich betreibe Karate und bin derselben Meinung. Außerdem ist es auch für "schüchterne" Leute hilfreich. Wenn man solch eine Kampfsportart betreibt, weiß man einfach, dass man sich im Ernstfall verteidigen könnte. Das stärkt also auch das eigene Selbstbewusstsein. Natürlich braucht das seine Zeit. Karate ist eine Kampfkunst, bei der man sehr viel Geduld haben muss.

Es heißt: Karate gibt es keinen ersten Angriff.

Wenn man Karate-do richtig betreibt, verändert es das ganze Leben, da jeder Tag "Karate" ist. (Denke nicht, dass Karate nur im Dōjō stattfindet.)
Logischerweise wird man auch konzentrierter, weil das Training einer Art Konzentrationsmeditation ähnelt. Du musst auf extrem viele Dinge bei jeder einzelnen Technik achten. Zwar trifft das für Anfänger noch nicht so stark zu, aber wenn man mal fortgeschritten ist (Erster Schwarzgurt) dann wird das ganze nicht mehr so leicht...

Ich denke, dass Karate auch gut für die Kommunikation beider Gehirnhälften ist. Ich bin zwar nicht vom Fach, aber so weit ich weiß, übernimmt die linke Gehirnhälfte die Motorik, der rechten Körperhälfte et vice versa. Im Training üben wir z.B. eine Technikkombination und machen später eine Kombination, die so aufgebaut ist, dass es den Karateka "extra" verwirrt, weil die Hände bei einem Teil gewechselt wurden oder ähnliches ... Ich weiß, es hört sich nicht so an, aber das macht eine Menge aus, wenn man eine bestimmte Gewohnheit hat, mit der man diese vielen Punkte, die man beachten muss, auf die Reihe kriegt, und diese oder auch nur einen Teil davon genau spiegelverkehrt ausführen muss.... Atmung, Stärke, Kiai, Kime, Fußstellung, Armstellung, Winkel wärend der Bewegung der Hände, Gleichzeitigkeit und Blick, auf all das muss man achten!

mfg csp7
When a true genius appears in the world, you may know him by this sign, that the dunces are all in confederacy against him.
Larkem
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Re: Kampfsport - Gehirnschäden - Intelligenz

Beitrag von Larkem »

Danke für die Meinungen.

Ich wollte erst mit Muay Thai anfangen, denke aber, dass ich zunächst reines Boxen trainieren werde. Jedoch ohne Wettkampfambitionen, sondern nur das Training. Ist sicher nicht so edel wie eine fernöstliche Kampfkunst, dennoch reizt mich das momentan mehr. Karate habe ich auch schonmal 4 Jahre betrieben.
Larkem
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Re: Kampfsport - Gehirnschäden - Intelligenz

Beitrag von Larkem »

http://media.dgkjp.de/mediadb/media/dgk ... -boxen.pdf

Das klingt natürlich sehr negativ!
Larkem
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Re: Kampfsport - Gehirnschäden - Intelligenz

Beitrag von Larkem »

http://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=79371

Hieraus geht hervor, dass bei Amateursport keine Langzeitfolgen gefunden wurden.
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