Lesen oder Vorlesen-lassen

Hier wird über das Gedächtnis und Gehirn aus der Perspektive der Medizin und Wissenschaft diskutiert incl. Thematiken rund um Altersdemenz, Alzheimer aber auch Hochbegabung bei Kindern etc.

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kephisos
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Lesen oder Vorlesen-lassen

Beitrag von kephisos »

Mich interessiert welchen Unterschied es macht, ob man sich den Inhalt einer Lektüre durch Lesen oder Sich-Vorlesen aneignet im Hinblick auf den kognitiven Prozeß im Gehirn. Sprich welche Erfassungsmethode ist "effektiver", "nützlicher" oder "wertvoller", wenn man es so nennen will? Was spielt sich dabei auf neurolischer Ebene ab? Kennt jemand Links, wissenschaftliche Abhandlungen, Essays usw. zu diesem Thema?
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Sergio69
Superbrain
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Beitrag von Sergio69 »

ich kenn zwar keine links dazu, aber grundsätzlich ist es so dass für einige lesen effektiver ist, und für andere wiederrum zuhören.

das hängt davon ab ob du eher visuell oder akkustisch veranlagt bist. ich kenn leute die hören sich einmal was an und verstehen/merken es sofort, im gegensatz dazu gibt es leute wie mich bei denen ohne lesen nix weitergeht. ich verstehe zwar alles, aber vom zuhören allein bleibt bei mir nur wenig hängen.

was für dich besser ist kannst nur durch ausprobieren herausfinden.

edit: lesen ist meinerseits effektiver, da bilder (zahlen wörter) besser hängen bleiben
Synapse
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Beitrag von Synapse »

Hallo!

Da läuft so viel ab, ich glaub das willst du gar nicht alles wissen. Außerdem weiß man das selbst noch nicht ganz genau auf molekularer Ebene wie das genau abläuft. Wie tief willst du das denn wissen? Fakt ist, dass der Mensch ein visueller Typ ist und sich Informationen in Form von visuellen Ereignissen besser aneignen kann als in Form von etwas hören. Aber es gibt auch hier Ausnahmen. Am Besten ist es wenn man beides machen würde. Auf neuronaler Ebene gelangen sowohl Informationen über Gehörtes wie auch über Gesehenes ins Gehirn und wenn der Reiz stark genug ist (wenn Neuronenverbände möglichst gleichzeitig feuern) wird ein Aktionspotenzial ausgelöst und der Reiz wird weitergeleitet, von höheren Zentren des Gehirns bewertet und verarbeitet. Der Verarbeitungsprozess hängt von verschiedenen Faktoren ab wie Transmitter, PH-Wert, usw. Der Unterschied ist, dass der Mensch visuell um einiges besser verschaltet ist als wenn er zuhört. Von dem her wird der Reiz wahrscheinlicher weitergeleitet weil man besser verschaltet ist. Aber so ganz pauschal kann man das auch nicht sagen, weil es individuelle Unterschiede gibt und die Informationsaufnahme noch von anderen Faktoren abhängt. Bewusstsein kann ganz spontan (man weiß nicht woher der Input kommt) an mehreren Zentren stattfinden und es müssen nicht immer dieselben sein. Ständig konkurrieren neuronale Verbände bei der Aufnahme von Reizen miteinander und so kann es auch sein, dass man konzentrierter sein kann, wenn man nur zuhört und der Fokus nur auf die Verarbeitung der Information basiert. Man kann ja verschieden Lesen, indem man den Text praktisch nicht wahrnimmt oder obeflächlicher indem man den Text wahrnimmt und sich mit der Lage und Struktur des Textes befasst um das Ganze in einem sinnvollen Rahmen zu bringen. Das geschieht meist bei komplizierten Texten. Beim Zuhören ist zu bedenken, dass die Sprechgeschwindigkeit nicht immer der idealen Geschwindigkeit entspricht den Reiz möglichst effektiv zu verarbeiten und meist zu schnell oder zu langsam gelesen werden kann... Fakt ist, dass das Gehirn für visuelle Informationsaufnahme besser verschaltet ist. Ist aber eine komplizierte Frage, die nicht so leicht zu beantworten ist...
Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

Beim Lesen bleiben dauerhaft circa 10% hängen, beim Zuhören 20%.

Jedoch ist die Lesegeschwindigkeit meistens höher als die Sprechgeschwindigkeit.
Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

Nach Edgar Dale erinnern wir uns an
10% dessen, was wir lesen
20% dessen, was wir hören
30% dessen, was wir sehen
50% dessen, was wir sehen und hören
70% dessen, was wir mit Anderen bereden
80% dessen, was wir persönlich erfahren
95% dessen, was wir Anderen erklären


Es spielen zwar noch viele weitere Faktoren wie beispielsweise Interesse oder Konzentration für das Behalten eine Rolle, weswegen man solche Prozentwerte sicherlich nicht angeben kann, aber diese Liste sollte doch als Orientierungshilfe dienen, was die Bedeutung und die Effizienz der einzelnen Prozesse angeht.

Desweiteren gibt es einige Leute, die sagen, dass jeder ein spezieller Lerntyp(auditiv, visuell, motorisch, kinestäthisch) ist, aber das ist auch umstritten...

Dann gibt es ja noch Lern- und Gedächtnistechniken....

Mal ganz abgesehen vom Vergessen oder den Wiederholungszeiten, die das verhindern sollen....
gimgim
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Beitrag von gimgim »

DaVinci hat geschrieben:N
50% dessen, was wir sehen und hören
dann müsste ich mich ja an vieles, was ich im Fernseher sehe, erinnern.
Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

DaVinci hat geschrieben:...weswegen man solche Prozentwerte sicherlich nicht angeben kann, aber diese Liste sollte doch als Orientierungshilfe dienen, was die Bedeutung und die Effizienz der einzelnen Prozesse angeht....
heddesheimer
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Beitrag von heddesheimer »

Es kommt sicher darauf an, welcher Lerntyp du bist. Näheres dazu findest du hier:

http://www.lernpilot.de/blog/index.php/ ... eigentlich

oder als Podcast zum hören: ;-)

http://www.lernpilot.de/blog/index.php/ ... -lerntypen

Gruß

Marian
Lernpilot-Blog zum Thema Lernen: http://www.lernpilot.de/blog/
Lernpilot Podcast: http://www.podster.de/view/972
Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

Dass manche Menschen sich besser an Erfahrungen aus bestimmten Sinnen erinnern können, liegt ja nur daran, dass sie in diesem Sinnessystem einfach mehr Erinnerungen haben, wo sie neues Wissen einhaken können.

Ein Koch kann sich an einen Geschmack oder einen Geruch sicherlich besser erinnern als ich, da er mehr Geschmäcker und ihre Namen kennt.

Aber gewisse Aufgaben sind nunmal an bestimmte Sinne gebunden oder nur in diesem Represäntationssystem effektiv. An die Rechtschreibung eines Wortes kann man sich auf kinestäthischem Wege eher schlecht erinnern, während die Menschen mit einer mit einer sehr guten Orthographie sich an Wörter dabei visuell arbeiten.

Das Gedächtnis beruht auf der Assoziation von Neuem mit Altem. Und dann nur noch einen Sinn für einen Lernvorgang zu benutzen, anstatt einfach die Assoziationen zu verwenden, die im Kopf vorhanden sind, ist eifnach nur borniert.

Und in Anbetracht von Gedächtnistechniken sind diese Geschichten um den Lerntyp sowieso nur ein Witz.
heddesheimer
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Beitrag von heddesheimer »

DaVinci hat geschrieben:An die Rechtschreibung eines Wortes kann man sich auf kinestäthischem Wege eher schlecht erinnern,
... es sei denn, man malt die Worte in die Luft. Ich glaube mich an solche Techniken (war es im Zusammenhang mit Waldorf-Schulen?) erinnern zu können.
Und in Anbetracht von Gedächtnistechniken sind diese Geschichten um den Lerntyp sowieso nur ein Witz.
Kannst du das näher erläutern? Ich würde auch gerne mitlachen.

Gruß

Marian
Lernpilot-Blog zum Thema Lernen: http://www.lernpilot.de/blog/
Lernpilot Podcast: http://www.podster.de/view/972
Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

heddesheimer hat geschrieben:... es sei denn, man malt die Worte in die Luft. Ich glaube mich an solche Techniken (war es im Zusammenhang mit Waldorf-Schulen?) erinnern zu können.
Macht es das effizient? Ich denke eher, dass sich das an Kinder und ein anthroposophisches Erziehungskonzept richtet.

Gerade Rechtschreibprobleme beruhen oft darauf, dass sich die jeweilige Person auf kinestäthischem Wege zu erinnern versucht.
heddesheimer hat geschrieben:
Und in Anbetracht von Gedächtnistechniken sind diese Geschichten um den Lerntyp sowieso nur ein Witz.
Kannst du das näher erläutern? Ich würde auch gerne mitlachen.
Ein üblicher Test für den "Lern-Typ" ist besteht beispielsweise daraus, dass dem Probanden erst eine Liste mit Wörtern vorgelegt wird, er sich in 30 Sekunden dann so viele Wörter wie möglich einprägt und man anschließend einen Erinnerungstest macht. Dasselbe geschieht dann mit Vorlesen und Schreiben.

Überraschenderweise habe ich mich als Mnemotechniker bei einem solchen Test in der Schule als Einziger an alle 12 Wörter erinnert. Und das auch noch bei allen drei Tests, wobei es bei dem Visuellen am einfachsten von Statten ging.
Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

Nichts mehr zu sagen?

Nun gut, in diesen Zeiten hysterisch-demokratischer Streitkultur muss man über jede ausgefallene Debatte dankbar sein.
heddesheimer
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Beitrag von heddesheimer »

DaVinci hat geschrieben:Überraschenderweise habe ich mich als Mnemotechniker bei einem solchen Test in der Schule als Einziger an alle 12 Wörter erinnert. Und das auch noch bei allen drei Tests, wobei es bei dem Visuellen am einfachsten von Statten ging.
Du bist der Größte und der Beste!

Natürlich gelten für dich als brillianter Mnemotechniker und Naturtalent die gesammelten Erkenntnisse der wissenschaftlichen Gehirnforschung nicht. Tut mir leid, dass ich dich (und vielleicht alle anderen) in diesem Forum mit meinen kleinkarrierten Erkenntnissen unnötig gelangweilt habe.
Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

DaVinci hat geschrieben:Überraschenderweise habe ich mich als Mnemotechniker bei einem solchen Test in der Schule als Einziger an alle 12 Wörter erinnert. Und das auch noch bei allen drei Tests, wobei es bei dem Visuellen am einfachsten von Statten ging.
Das war keineswegs prahlerisch gemeint.
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