Angst-/Schmerzbewältigung durch "Gedächtnissport"

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maddog
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Angst-/Schmerzbewältigung durch "Gedächtnissport"

Beitrag von maddog »

Hallo,

Ich war heute beim Zahnarzt zu einer mehrstündigen, relativ unangenehmen Behandlung und habe dabei eine super Beschäftigung gefunden: Routen durchgehen!

Ich bin im Kopf viele meiner Routen abgegangen und hab mir an jedem Punkt Zeit genommen, ihn genau von allen Seiten zu betrachten und zu befühlen. Damit hab ich praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Meine Routen gefestigt und die Behandlung entspannt über mich ergehen lassen.

Ich war dann geistig völlig "weg" auf meinen Routen und bin erst wieder "aufgewacht", als die Zahnärztin mich angesprochen hat. Auf jeden Fall eine schöne Erfahrung und jedem zu empfehlen :wink:

mfg, Robert
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Andi
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Beitrag von Andi »

Hallo Robert,

ich habe auch schon öfter von diesem „Phänomen“ gehört, auch Dr. Lehrl hat darüber eine Studie verfasst, jedoch unter Einsatz von Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging:
http://www.naanoo.com/live/dr-kawashima ... ei-heilung
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14799620.html

Vera Birkenbihl hat darüber schon bereichtet:
Beschwerdefrei durch lernen? 4.6.09
Sehr geehrte Frau Birkenbihl Ich leide seit etwa 15 Jahren an Neurodermitis und vielen Allergien. Außerdem bin ich eine Massenkreative Person,(sagt mein Umfeld) d.h ich fange viele Sachen an. Wenn ich dann einmal zu einem guten Ergebnis gekommen bin, verliere ich das Interesse es auch weiter fortzuführen nutze es nur noch gelegentlich um anderen eine Freude zu bereiten. Wenn ich im Prozess des "Mir beibringens" bin wird meine Neurod. und die damit verbunde schlechte Haut, deutlich besser und ich nehme die Symptome kaum war. Nun meine Frage, gibt es dafür eine Erklärung oder ist es nur schiere Einbildung oder liegt es an der Ablenkung da ich mich dann weniger mit meinen "Problemen" beschäftigen kann ;-)
BIRKENBIHL:======= beides: wenn wir lernen, aktivieren wir besonders den prozess der NEURO-GENESE (nerven-neu-schöpfung) im gehirn. dies geht einher mit wohlbefinden, ende derselben mit depression und bei viel testosteron, aggression. zum anderen ist der faktor, daß Sie sich von sich ablenken sicher auch hilfreich. ich lerne prinzipiell, wenn ich mich mies fühle, physisch oder psychisch. damit komme ich am besten wieder raus und gleichzeitig schaffe ich etwas, das wert hat. nach meiner kiefern-operation war es chinesisch. daraus kam später die DVD „von null ahnung zu etwas chinesisch“, und, nach weiteren 1 1/2 jahren das buch: Was Sie unbedingt über China / Asien wissen müssen. also, bleiben Sie ruhig am balll, wenn Sie die anfänge gemeistert haben, man kann immer weiterlernen...
vfb
Vielen Dank für Ihre Antwort
E. Wagemann
Lernen mit Depression 29.4.09
Sehr geehrte Frau Birkenbihl, Ich bin seit einem Jahr zur "Insiderin" geworden. Ihre Bücher haben mir beim Lernen sehr viel geholfen. Ich leide unter Depression und würde gerne wissen ob irgendwelche spezielle Lernmethoden für Depressive existieren.
BIRKENBIHL:========= erstens nehme ich an, daß sie in behandlung sind? zweitens gibt es ein interessantes paradox: solange wir viel lernen, produzieren wir neue nervenzellen und es geht und gut. wenn wir nicht lernen, hört diese sog. NEUROGENESE auf, eines der symptome ist DEPRESSION. deshalb hole ich mich aus solchen gefühlen immer durch LERN-AKTIVITÄTEN heraus (z.b. nach meiner kiefern-OP vor 2 jahren. ich habe eine woche chinesisch gemacht und brauchte nur die hälfte der vorgesehenen schmerzmittel. wenn Sie probieren, gehirn-gerecht vorzugehen, z.b. sprachen oder was immer, könnte das Ihre depression aufhellen. vielleicht lohnt es sich, das zu probieren, nur PAUKEN bringt nichts, weil es nicht gehirn-gerecht ist. deshalb sagen schülerInnen oft: ich lerne andauernd, bin aber deprimiert. wer paukt, lernt nicht, und produziert auch keine neurogenese.
vfb
Ich freue mich auf Ihre Antwort
Inna
BIRKENBIHL: Es gibt drei strategien, wobei die ersten beiden durch ein minimum an BEWEGUNG ange-reichtert werden müssen, z.b. zweimal pro woche strammes gehen/walking etc., weil das gehirn auch auf BEWEGUNG angewiesen ist, um die neurogenese aufrecht zu erhalten. bei der dritten strategie ist das bereits enthalten.
1. sprachen lernen: wenn immer ich ernsthaft krank bin (zh.b. nach einer kiefern-op) lerne ich sprachen, entweder lerne ich eine WEITER, für die mir schon lange die zeit gefehlt hatte oder ich beginne eine neue. das bedeutet; ich benötige nur die hälfte der verschriebenen schmerzmittel, komme relativ gut durch die ersten 8 tage und produziere großen mengen an DOPAMIN (beim lernen) und SEROTONIN (wg. erfolgserlebnissen), was den heilungsprozess auch noch fördert und das immumsystem stärkt!
Quellen: Alle erschienen in der Birkenbihl Wandzeitung auf http://www.birkenbihl-insider.de/

Ich glaube eher dass man sich durch die Betätigung mit Mnemotechniken, Gehirnjogging u. dergleichen von den Schmerzen ablenkt. Der Schmerz ist zwar immer noch da, nur wird er durch eine Bewusstseinssteuerung nicht wahrgenommen. Mit Neurogenese, höhere Serotonin- und Dopaminausschüttung hat das wohl nicht viel zu tun.
Ich bin jedoch Fachfremd auf diesem Gebiet und daher sollte man einen Experten damit konsultieren.
BWLer haben einfach keine Kenntnisse in Medizin. :lol:
„Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.“
Alfred Herrhausen (1930-1989), dt. Bankier
maddog
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Beitrag von maddog »

Hallo Andi,

schonmal danke für deine Antwort. Ich hab auch keine Ahnung :D , aber ich würde mal denken, dass das Gehirn sich auf wesentliche Sachen konzentriert.
Wenn man also z.B. durch das konzentrierte Abgehen von Routen dieser Aktivität Bedeutung beimisst, wird Schmerz/Stress ausgeblendet. Wär schön, wenn sich hier jemand von wissenschaftlicher Seite äußert und uns Laien mit etwas fundierteren Äußerungen ergänzt. :wink:

mfg, Robert
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µBx
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Beitrag von µBx »

Naja, Schmerz ist ja bloß ein Reiz den wir durch die Nozizeptoren wahrnehmen (wobei es auch anders aufgenommen werden kann), wenn das geschieht bewerten wir den Reiz im limbischen system. Bei einer Überreizung der Nozizeptoren bewerten wir diesen Reiz negativ => Wir empfinden das Gefühl welches wir Schmerzen nennen.
Übrigens funktioniert die analgesierende Wirkung von Opioiden ebenfalls so, der Reiz wird weiterhin wahrgenommen aber nicht als negativ bewertet. Weitaus faszinierender finde ich aber dass es Neurophysiologisch keinen Unterschied macht ob jemand eine physische oder psychische Verletzung erleidet die Hirnaktivität ist bei beiden Verarbeitungsprozessen absolut identisch, damit erklärt sich auch die 'alles-egal' machende Wirkung bei Opioiden wie z.b. Heroin.

Wenn man sich nun auf innere geistige Anstrengungen konzentriert rückt die Bedeutsamkeit des Reizes in den Hintergrund.

PS: Ausserdem spielen die Nozizeptoren eine wichtige Rolle beim empfinden von Wärme :)

(hätte ich nicht mein Abi versaut würde ich Medizin studieren, naja jetzt muss ich zur Wirtschaftsinformatik, ist auch nett :))

Mfg, µBx
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