Psychologische Theorien die Mnemotechniken erklären

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Andy2011
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Psychologische Theorien die Mnemotechniken erklären

Beitrag von Andy2011 »

Hallo liebe Brainboard-Gemeinde,

gibt es psychologische Theorien die erklären weshalb Mnemotechnik (so gut) funktioniert?
Was für Studien gibt es dazu?

Vielen Dank für eure Antworten.
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µBx
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Beitrag von µBx »

Ich kenne keine _spezielle_ Theorie aber naja ich versuche es mal so gut zu erläutern wie ich kann.

Bei der Loci-Methode verwenden wir unser "Ortsgedächtnis" , Orte sowie einzelne Fakten werden im Hippocampus abgespeichert. Wenn wir nun einen Ort in unserem Langzeitgedächtnis haben (eine Route) und ihn für die Loci-Methode abrufen um einzelne Informationen darauf zu speichern erweitern wir diese Route um Einzelfakten. Wenn wir nun wieder diesen Ort besuchen (mental) erkennt unser Gehirn den Ort und die Asoziiationen die damit verbunden sind => Der Hippoampus "feuert" (um mal das Vokabular von Spitzer zu benutzen) Impulse aus wodurch wir uns an den eigentlichen Inhalt der Information erinnern.

Ganz offen und ehrlich, ich bin einfach schlecht darin dinge zu erklären, wollte dir eigl einen Link zu einer Folge von "Geist&Gehirn" von Spitzer schicken , lief in der 1-3 Staffel aber ich kann die Folge leider nicht finden, da wurde das Ortsgedächtnis erklärt. Ansonsten Buchempfehlungen dazu:

EDIT: Link gefunden: http://www.youtube.com/watch?v=eD1xNnzu ... re=related

Ich finde man braucht bei Mnemonik nicht zu sehr ins Detail zu gehen, das liegt daran dass das Gedächtnis noch unfassbar viele Geheimnisse aufweist.

-Gehirnforschund und die Schule des Lebens von Manfred Spitzer (da ist auch das Ratten experiment aus dem Video erklärt)
-Philip Zimbard "Psychologie" auch bekannt als "Zimbardo" , tolles Buch aber ehrlich gesagt noch sehr auf Grundlagen bedacht (dennoch gut für dich wenn du Mnemonik auf Psychologischer Eben verstehen möchtest)

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PS: Ich schreibe grad ne Art "Facharbeit" oder "Abhandlung" über Mnemonik von allem was ich darüber weiss, eine großer Teil dieser Arbeit betrachtet Mnemonik auf biologischer Ebene , es ist ne freiwillige Arbeit von mir die ich gerne meinem ehemaligen Biolehrer präsentieren würde (habe ja keine Schule mehr, abi 2011 <3) . Bis das fertig ist dauert es allerdings bestimmt noch ~2 Monate, falls du dann immernoch interesse hast kann ichs dir gerne zukommen lassen.

MfG, µBx (evtl. editiere ich den Post nochmal, bin grad etwas schreibfaul zu diesem Thema)
Zuletzt geändert von µBx am Do 28. Apr 2011, 9:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Andi
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Re: Psychologische Theorien die Mnemotechniken erklären

Beitrag von Andi »

Andy2011 hat geschrieben: Was für Studien gibt es dazu?
Konrad B.N., Dresler M.: Außergewöhnliche Gedächtnisleistungen und Mnemotechniken. In M. Dresler (Hrsg.): Wissenschaft an den Grenzen des Verstandes. Stuttgart: Hirzel (2007).

Massig findet sich etwa in
Wilding, J. & Valentine, E.: Superior Memory. Psychology Press: Hove (1997).

Wichtig und aktuell ist auch:
Maguire, E.A.; Valentine, E.R.; Wilding, J.M. & Kapur, N.: Routes to remembering: the brains behind superior memory. Nature Neuroscience 6, 90-95 (2003).

Ebenso aus psychologischer Sicht die Arbeiten von Ericcson die zu einer ziemlich verbeiteten Theorie (Long-term working-memory) geführt haben:

Ericsson, K. A., Chase, W. G., & Faloon, S.: Acquisition of a memory skill. Science 208, 1181-1182 (1980).

Ericsson K.A. & Chase W.G.: Exceptional memory. American Scientist 1982, 70: 607-615.

Ericsson, K.A., Kintsch, W.: Long-term working memory. Psychological Review 102, 211-245 (1995).

Neuester Beitrag:
Hu, Y., Ericsson, K.A., Yang, D. & Lu C.: Superior self-paced memorization of digits in spite of a normal digit span: The structure of a memorist’s skill. Journal of Exp. Psychology: Learning, Memory, and Cognition 35(6), 1426-1442 (2009).

Mehr aus den Behavioral Sciences:

Bower, G.H.: Analysis of a mnemonic device. American Scientist, 58, 496-510 (1970).

Brown, E. & Deffenbacher, K.: Forgotten Mnemonists. Journal of the History of the Behavioral Sciences 11, 342-349 (1975).

Zur Geschichte, aber auch Studien die Ergebnisse belegen:
Patten, B.M.: The history of memory arts. Neurology 40, 346-352 (1990).
Yates, F. A.: The Art of Memory. London: Routledge & Kegan Paul (1966).

Einzelfallstudien, wo aber auch meist auf Mnemotechniken abgestellt wird sind z.B.:
Takahashi, M., Shimizu, H., Saito, S., & Tomoyori, H.: One percent ability and ninety-nine percent perspiration: A study of a Japanese memorist. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 32, 1195–1200 (2006).

Thompson, C.P., Cowan, T., Frieman, J., Mahadevan, R.S. & Vogl, R.J.: Rajan: A study of a memorist. Journal of Memory and Language, 30, 702–724 (1991).

Buch dazu: Thompson, C.P., Cowan, T.M., & Frieman, J.: Memory search by a memorist. Hillsdale, NJ: Erlbaum (1993).

Oder auch was älteres:
Binet, A.: Psychologie des grands calculateurs et jouers d'echecs. Hachette: Paris (1894).

Jones, H.: Phenomenal memorizing as a special ability: J. Applied Psychology 10, 367-376 (1926).

Müller, G.E.: Zur Analyse der Gedächtnistätigkeit und des Vorstellungsverlaufes, I-III. Barth: Leipzig (1911,1913,1917).

Luria, A.:The mind of a mnemonist. New York, NY: Basic Books (1968).

Entnommen aus:
http://www.brainboard.eu/phpbb/viewtopi ... nrad+boris
Ein wahrer Schatz an wissenschaftlicher Literatur, Danke Boris
:P :P
„Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.“
Alfred Herrhausen (1930-1989), dt. Bankier
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Boris
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Beitrag von Boris »

Kondo, Y., Suzuki, M., Mugikura, S., Abe, N., Takahashi, S., Iijima, T., & Fujii, T. (2005). Changes in brain activation associated with use of a memory strategy: a functional MRI study. NeuroImage.

Engvig, A., Fjell, A. M., Westlye, L. T., Moberget, T., Sundseth, Ø., Larsen, V. A., & Walhovd, K. B. (2010). Effects of memory training on cortical thickness in the elderly. NeuroImage, 52(4), 1667-1676.

Roediger, Henry L. "The effectiveness of four mnemonics in ordering
recall." (1980) Journal of Experimental Psychology: Human Learning and Memory, Vol 6(5), Sep 1980, 558-567.

Massen, Cristina, Vaterrodt-Plünnecke, Bianca, Krings, Lucia and Hilbig, Benjamin E.(2009) 'Effects of instruction on learners' ability to generate an effective pathway in the method of loci', Memory, 17: 7, 724 — 731,

Sara Bottiroli, Elena Cavallini, Tomaso Vecchi. "Long-term effects of memory training in the elderly: A longitudinal study" Archives of Gerontology and Geriatrics, Volume 47, Issue 2, September-October 2008

Verhaeghen, P., & Marcoen, A. (1996). "On the mechanisms of plasticity in young and older adults after instruction in the method of loci: evidence for an amplification model." Psychology and Aging, 11(1), 164-78.
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Beitrag von Boris »

Hierzu ist ein neues Buch erschienen. Genau zu dem Thema + umfassende Literaturangabe (über 300 Artikel).

Siehe: Thread zum Buch Mnemonology
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