Keine Routen, kein Master-System

Alles was sonst nirgendwo hineinpasst, inkl. Feedback & Probleme, gehört hier rein.

Moderatoren: Hannes, Boris, Der Max, daywalker

Antworten
ostfriese

Keine Routen, kein Master-System

Beitrag von ostfriese »

Guten Tag, liebe Memo-Profis, hier spricht ein Amateur!

Über die Mensa-HP und von dort über die Seite von Steffen Bütow bin ich Anfang 2004 rein zufällig auf memoryxl.de gestoßen und habe mir mal den Gedächtnistrainer herunter geladen.

Das "Spielen" damit hat richtig Spaß gemacht (z.B. die fantasievollen Namen und historischen Ereignisse :) ), und es ging auch fix voran, aber nach ca. 3 Wochen kam ich an meine natürlichen Grenzen. In den nächsten Ferien wollte ich mir dann eigentlich Routen und Master-Systeme ausdenken, habe diesen Plan aber längst zu den Akten gelegt.

Abgesehen davon, dass ich als Lehrer jedes Jahr vor der Aufgabe stehe, neue Namen und Gesichter einander zuzuordnen, haben doch sehr wenige der Gedächtnissportdisziplinen praktische Relevanz. Kellner bin ich nicht, meine Einkaufslisten sind eher kurz, mit Telefonnummern hatte ich nie Probleme, und alle Prüfungen habe ich hinter mir. Memory, Skat und DoKo machen außerdem nur dann wirklich Spaß, wenn man sich gerade nicht alles merken kann.

Ich hab mal mit meiner Oma einen sehr schönen Abend verbracht, als wir zusammen Gedichte (z.B. den "Revoluzzer" von Erich Mühsam) auswändig lernten und dann im Chor rezitierten. Text war folgerichtig sofort meine Lieblingsdisziplin, während ich bei Speed Cards nicht den Hauch einer Chance hatte.

Vielleicht schaut hier ja auch mal einer vorbei, der ebenso wie ich in Bezug auf Mnemo-Techniken völlig unbedarft ist. Mich würde z.B. mal interessieren, ob mein "Performance-Profil" beim Gedächtnistrainer typisch ist für Anfänger. Oder verfüge ich einfach über eine Textlern-Stärke und eine Kartenmerk-Schwäche?? (Und obendrein über eine an Dyskalkulie grenzende Zahlen-Memorier-Behinderung, die für einen Mathe-Lehrer erstaunlich ist... :oops: :wink: )

Mein Verdacht ist ja, dass sich gerade bei den unnützesten Disziplinen, nämlich Karten und Ziffern, die Gedächtnisleistung am extremsten steigern lässt, während dies bei wirklich praktischen Gedächtnisinhalten eher in bescheidenem Maße möglich ist...

Aber, nicht dass mich jetzt jemand missversteht: Gedächtnissport ist bestimmt genau so sinnvoll wie jede andere gesunde Sportart. Und vielleicht erlebt ja der eine oder andere von euch durch die zusätzliche Geistes-Gymnastik ware Kreativitätsschübe!?

Beste Grüße,

ostfriese (Henning Busboom)
Brainrunning
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 11
Registriert: Mi 04. Aug 2004, 8:51
Wohnort: Enge-Sande
Kontaktdaten:

Praktischer Nutzen

Beitrag von Brainrunning »

Hallo Ostfriese,

ich bin Nordfriese und schon etwas Gedächtnissportverseucht!

Der praktische Nutzen des Gedächtnissports ist meiner Ansicht nach wesentlich höher als beim Bodybuildin. 48 cm Bizeps sind eher hinderlich, aber die Technik und der Fleiss, dahin zu kommen ist durchaus erstrebenswert. Denn wer in einer Disziplin konsequent ist, kann das auch auf andere Bereiche des Lebens übertragen.

Mir ist z.B. aufgefallen, dass sehr wenige Gedächtnissportler übergewichtig sind!

Die Routenmethode für Schüler ist ein Traum! Meiner Meinung nach ist es ein Skandal, dass den Kindern diese simple Technik (Meistens) vorenthalten wird.
Ich war mal für 2 Tage Lehrer einer Grundschulklasse (eigentlich bin ich Bauer) und die Schüler haben mit Begeisterung die 16 Bundesländer inkl. Hauptstädte in 15 Minuten gelernt. Da würde ich jede Wette eingehen, dass die Routenmethode alle anderen Lerntechniken in Punkto Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit schlägt.

Ich habe oft mit Älteren zu tun. Die PIN-Nummern kann man mit der Routenmethode so verschlüsseln, dass man sie getrost auf die EC-Karte schreiben kann!

Mit den Binärzahlen stimme ich zu!
Kompletter Blödsinn, ist aber irre beeindruckend für Außenstehende!

Schöne Grüße aus Nordfriesland

Brainrunning (Jürgen Petersen)
Benutzeravatar
ostfriese
Stammgast
Beiträge: 59
Registriert: So 25. Jul 2004, 12:07
Wohnort: Eisenach
Kontaktdaten:

Beitrag von ostfriese »

Danke für die Friesland-internen Grüße!

Die These, dass Routen und andere Mnemotechniken auch beim schulischen Lernen helfen können, habe ich in diesem Forum nun schon mehrfach gelesen.

Wenn dem so ist, wäre es natürlich gut, wenn sich die Experten bei den entsprechenden Stellen (z.B. Kultusministerkonferenz) bemerkbar machten und für ihre Sache kämpften. Und wenn dann baldmöglichst Mnemotechnik-Seminare in den Kreis staatlich geförderter Fortbildungsmaßnahmen für Lehrer aufrückten.

Aber vorher muss wahrscheinlich die übliche Mühle durchlaufen werden: Auswahl und Einrichtung von Modellschulen, Operationalisierung der Tstvariablen, statistische Auswertung, ...

Also, wenn Ihr wirklich überzeugt seid, dass "es wirkt", dann tretet hinaus in die Bildungswüste und ruft im Chor!
Benutzeravatar
Thor Kaufman
Stammgast
Beiträge: 73
Registriert: Mi 09. Feb 2005, 5:26
Kontaktdaten:

Beitrag von Thor Kaufman »

Hallo ostfriese

Bist du Lehrer an einer normalen staatlichen Schule?
Bring' deinen Schülern doch einfach ein paar Mnemo- und Lerntechniken bei, dazu brauchst du doch keine Kultusministerkonferenz.

Mir hätte das damals auch gutgetan, glaube ich (wenn ich's nicht abgekanzelt hätte wie so vieles, das einem beigebracht werden sollte ;)). So habe ich im Grunde alles erst im Studium nachgeholt bzw bin immer noch dabei.

Stattdessen hab' ich mich früher wie jeder anständige Schüler (;)) meist durchgemogelt. Statt zu lernen, habe ich mit Fehlstunden geglänzt und gar keinen Sinn im Lernen gesehen, wozu auch, mein analytischer und logischer Verstand haben ja gereicht. ( :roll: )

Aber wenn man seinen Schülern den Sinn des Lernens näher bringt und ihnen die richtigen Methoden an die Hand gibt (!), ist das eine exzellente und auch wichtige Sache mMn, zumal solche Lerntechniken Spaß machen, was ja das Wichtigste am Lernen ist!

Wenn ich dran denke, wie ich mich stattdessen mit beknacktem und sinnlosem Vokabellernen geärgert habe, statt brauchbarer Lerntechniken. Da braucht man sich auch nicht wundern, wenn alle sagen, in der Schule lernt man nix und ich war auch einer davon. ;)


Davon abgesehen, entgeht den Schülern auch auf "kognitiver Ebene" einiges, Synthese, Kreativität ua werden bei der klassischen "Methode" des Paukens auch nicht gerade gefördert.

meine 2 Eurocent
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo,
ich bin Lehrer an einer E-Schule. Dort habe ich in Klasse 9/10 die Mnemotechnik in Geschichte eingeführt. Meine Schüler haben in weniger als 10 Minuten alle Bundespräsidenten und Bundeskanzler perfekt gelernt.
Die Schüler waren von sich selber überrascht. Gerade die Schüler sind schwer zu motivieren. Deshalb denk ich, dass es an einer Regelschule hervorragend klappen müsste. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man den Schülern selber beweisen muss, dass es klappt. Ich habe mir 20 Dinge nenne lassen und diese memoriert (Ein Kleinigkeit, da ich bis 100 null Probleme habe). Das war für sie beeindruckend und sie konnten sich darauf einlassen. Es gibt ein gutes Buch von Roland Geisselhart zum Thema Schule.
Gute Noten mit legalen Spickzetteln.

Gruß aus Münster
Frank
Antworten