Erinnerung

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Willwissen09
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Beiträge: 174
Registriert: Do 05. Nov 2009, 6:06

Erinnerung

Beitrag von Willwissen09 »

Hallo,

es wird ja immer wieder bei Erinnerungen der 11.Sep.2001 erwähnt, an den sich ja angeblich jeder erinnern kann.

Aber warum eigentlich? Klar, es war eine Katastrophe!!! Das meine ich jetzt nicht.
Das Ereignis war weit von uns in Deutschland entfernt. Kein Effekt wie beim Säbelzahntiger, der vor uns steht, trotzdem eine heftige Erinnerung.

Die in unmittelbarer Nähe und im Umkreis waren, kann ich mir schon eher vorstellen, das es bei Ihnen "hängen" geblieben ist.

Bei uns denke ich eher, durch das ständige sehen und hören durch die Medien hat es sich verstärkt verankert.

Warum ich auf sowas komme.
Bei einer Zugfahrt habe ich einen Herren kennen gelernt, der gezielt seine Infos beschafft, liest und auch fern sieht. Nun, er hatte keine Erinnerung an den 11.Sep. War ein Tag für ihn wie jeder andere.

Sicher reagiert man emotional bei sowas. Was beim Speichern im Gehirn ja förderlich sein soll.

Nun, wenn ich meinen Lernstoff durchgehe und auch da emotional reagiere (positiv oder negativ) ist es meinem Gehirn relativ egal. Ich brauche bei einigen Themen sehr viele (wie ich finde) Wiederholungen.

Finde ich sehr erstaunlich.

Viele Grüße
Will
Frederica
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Beiträge: 314
Registriert: Mi 24. Jun 2009, 14:53
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Re: Erinnerung

Beitrag von Frederica »

Ich denke mal, der 11. September ist deshalb vielen Menschen in Erinnerung geblieben, weil etwas für sie völlig Unvorstellbares passierte - in einer Welt, in der eigentlich "Frieden" herrschte, war plötzlich "Krieg".


Dem Mann ist das vielleicht nicht in Erinnerung geblieben, weil er vielleicht erst abends von dem Anschlag gehört hat und tagsüber seine ganz normale Routine hatte. Vielleicht hat die ersten Bilder nicht selbst gesehen.
Wenn er vielleicht zu Hause gearbeitet hat ohne TV oder Radio an zu haben und erst abends oder am nächsten Tag davon gehört hat, hat er natürlich vergessen, was er so tagsüber getan hat - das gleiche wie immer.

Die Emotion beim Lernen sollte auch mit dem Stoff verknüft sein, sonst kann man sich nur erinnern, dass man "gelernt" hat, nicht was (wenn beim Lernen ein Einbrecher in die Wohnung kam oder man einen Anruf bekam, dass der Partner im Krankenhaus liegt etc.).

An einschneidende Ereignisse erinnert man sich normalerweise - entweder, weil man sie selbst so erlebt oder weil einem jemand sagt, warum das Ereignis so einschneidend ist (wenn man noch zu jung ist, um es zu verstehen oder es um etwas geht, das einem nicht so nahe ist).

Die meisten wissen sicher, was sie nach der Geburt ihrer Kinder getan haben, wo sie ihr erstes Auto gekauft haben, wo sie ihrem Partner den Antrag gemacht haben, wo sie ggf. ihren Führerschein verloren haben oder wo sie waren, bevor/ als bei ihnen eingebrochen wurde (oder danach).

Beim Lernen hilft das alles nicht, im Gegenteil, es würde noch weiter ablenken.
Dort sollte die Verknüpfung mit dem Stoff selbst stattfinden. Das kann man durch seine Vorstellungskraft mittels Mnemotechniken oder einfach durch besonders lebhafte Vorstellung der Inhalte auf eine für einen selbst relevante Art erreichen. Oder, indem man sich bewusst in Erwartungshaltung versetzt und etwas Spannendes erwartet (etwas wirklich wissen will aus einem bestimmten Grund).
Ich vermute mal, dass man nicht weiß, was man gelernt hat, wenn man - als Vater - unmittelbar vor der Geburt des ersten Kindes gelernt hat oder wenn unmittelbar beim Lernen etwas Bedrohliches passierte. Dann bleibt doch eher dieses Ereignis im Gedächtnis hängen.

Normalerweise erinnert man sich aber an einschneidenden Erlebnisse.
Als Hilfe kann man nur versuchen, dieses Gefühl teilweise auf den Lernstoff zu übertragen, z.B. wenn man sich an die erste Erforschung des Lernstoffes erinnert (wer hat das wann wie zuerst erforscht, warum, wie fühlte er sich dabei usw.).

LG
Frederica

PS
Es gibt genügend Europäer, die diesen "11. September-Effekt" nicht haben.
Das mag an ihrem Tagesablauf liegen, aber vielleicht auch daran, dass sie emotional nicht so betroffen waren, etwas anderes in ihrem Leben interessanter war oder sie sich schlicht nicht an viel erinnern. Ich kenne Leute, die mit 20 nichts mehr aus ihrer Grundschulzeit erzählen konnten. Andere können mit 60 noch jeden Klassenkameraden nennen und Persönliches von ihm erzählen. Das hat vermutlich viele verschiedne Gründe, von der Art, sich zu erinnern über die persönliche Bedeutung bis hin zu der Anzahl an Wiederholungen: Wie oft man noch in welcher Weise über dieses Ereignis nachgedacht hat.
Malte
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Beiträge: 282
Registriert: Di 27. Dez 2011, 15:19
Wohnort: Humptrup

Re: Erinnerung

Beitrag von Malte »

Der 11.09.2001 ist ja auch nur ein solches Datum woran sich viele erinnern können(das wohl bisher letzte in dem Ausmaß). Andere sind 09.11.1989(Mauerfall), aber eher auf Deutschland und Europa beschränkt, oder 22.11.1963(Attentat auf Kennedy), aber eher auf die USA beschränkt und da schon lange her sind viele schon tot. Sicherlich gab es auch solche Daten im Dritten Reich.

Ich denke das es aufgrund der Unfassbarkeit in Erinnerung geblieben ist und aufgrund des Ereignisses ist es kein normaler Tag und durch ständiges daran erinnert werden vergisst man es nur schwer.
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