PI-Permutation

Mnemotechnik als Mentalsport. Hier dreht sich alles um Meisterschaften, mentale Höchstleistungen, neue sowie alte Rekorde im Bereich des Gedächtnissports.

Moderatoren: Hannes, Boris, Marlo

Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:"Multiple-Choice".
Meines Erachtens ist das alles in Esels Welt klar und deutlich beschrieben. Die Schwierigkeit besteht nur darin, dass man in der Regel keine eigene Erfahrung hat, die dem entspräche. Daher mag das dortige Beispiel abstrakt und schwer verständlich wirken.
Ich habe aber in Das Jahr im Kopf durchgehend auf dieser Linie gearbeitet: 12 Monate aus trägt 5 unterschiedliche Informationsebenen: Frühlingsvollmond - Wochentag - 100-Garderobe - Monatskennzahlen für das einzelne Datum und für den Monat. 21 Jahrhunderte trägt 7 unterschiedliche Informationsebenen: Jahrhundertkennzahl gregorianisch / julianisch - Silberzahl - Kritische Silberzahl - Grenzzahl - Datumskorektur - Grenzzahlkorrektur. 12 Jahrhunderte trägt 3 unterschiedliche Informationsebenen: Passa, Mond und Typ des Jahrhunderts.

Keine einzige dieser Geschichten ließe sich improvisieren.
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Pat hat geschrieben:Für die Schriftzeichen fehlt immer noch die Methode
Das ist nicht richtig. Die Methode ist da. Ein Beispiel ist die Geschichte vom Schoschonen Haupt in Esels Welt.
Ulrich Voigt hat geschrieben:Meines Erachtens ist das alles in Esels Welt klar und deutlich beschrieben.
Die chinesischen Schriftzeichen leider nicht. Die Codes, die in der Geschichte vom Schoschonen Haupt verwendet werden, werden nur angedeutet, aber nicht im Einzelnen erklärt.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Pat hat geschrieben:Der Aufwand [der MikeMechtnon Methode ] ist aber für 25 100er-Sets auch nicht zu verachten.
Das ist wahr. Aber erstens handelt es sich um eine einmalige Investition, zweitens ist es gar nicht notwendig, diese sets zu beherrschen. Eigentlich braucht man nicht einmal einen einzigen 100-set wirklich zu beherrschen um die Methode anzuwenden.
Erst dann wäre es geboten, die 2500 Wörter zu beherrschen, wenn man die MikeMechtnon Methode aus dem Stand per Improvisation anwenden möchte.
Eine Dreier- oder Zweiergeschichte als abgeschlossenes Kontinuum erreicht eine sehr hohe Stabilität. / (Bei Benutzung eines PVO-Systems liegt der Unterschied aber schon nur noch in der Zahl der Kategorien und es liegt im Übrigen Strukturgleichheit vor.)
Die Strukturgleichheit ist gegeben, jedoch ist der Unterschied zwischen den Zahlen 3 und 25 enorm. PVO führt zu einem zwar bewegten, aber einfachen Bild. 25 Aspekte führen zu einem Komplex, den man nur bewältigen wird, wenn man sich viel mehr Zeit lässt.
[10.000 Stellen per MikeMechtnon Methode gelernt] Es sind, denke ich, erst 5000 Informationen.
Meines Erachtens sind es entweder 10.000 Informationen oder 200. Ich neige entschieden zu letzterem: 200 Häuser mit je 25 Aspekten. Um also 10.000 Informationen zu rekapitulieren muss ich hinreichend langsam bis 200 zählen. Da die Gegebenheiten innerhalb der Häuser verknäult sind, muss ich keineswegs innerhalb der Häuser jeweils bis 25 zählen.
Das Einprägen von 10000 Schriftzeichen unterscheidet sich doch strukturell vollkommen von der Mechtnon-Methode mit ihren Sets. Für die Schriftzeichen fehlt immer noch die Methode
Tatsächlich ist die MikeMechtnon Methode ein byproduct der in Esels Welt S. 128 angedeuteten Methode, chinesische Zeichen zu lernen.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Die Codes, die in der Geschichte vom Schoschonen Haupt verwendet werden, werden nur angedeutet, aber nicht im Einzelnen erklärt.
Um das im Einzelnen zu erklären, bedarf es eines Buches.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Ich glaube, dass zum Gedächtnis-Sport nur das tauglich ist, was nicht vorbereitet werden kann und bald wieder aus dem Gedächtnis verschwindet.
Pi-Permutation widerspricht dem: Man kann das Memorieren lange vorher vorbereiten bevor es zu einem Wettbewerb kommt. Der Unterschied liegt dann nur noch in der Zeit des Wiedererinnerns.
Auch das "Berechnen" der Wochentage widerspricht dem. Auch das bloße Memorieren der Zahl Pi widerspricht dem. Aber dort sticht es niemandem ins Auge.
Klaus Horsten hat geschrieben: Genauso gut könnte man 1000 Gedichte hernehmen und den zum Sieger erklären, der sie schneller aus dem Gedächtnis hervorholt.
Und warum wäre das so abwegig? Man nehme 1000 Gedichte und mache einen Sport daraus, sie nach ihren Strophen zu wissen, also z.B. "Gedicht Nr. 18, Strophe 4 = ...".
Oder "Die Bibel", die ja bereits eingeteilt ist in Bücher, Abschnitte, Sätze. "Bibelfestigkeit" ist immer schon ein interner Sport unter Theologen gewesen. Ein netter Sport im übrigen und nicht ohne Nutzen! Von Johannes Buno (17. Jh.) gibt es dazu sogar bereits ein Handbuch fürs Training. Buno wollte demonstrieren, dass mnemotechnisches Wissen normalem Wissen überlegen ist: "Schneller" - "Genauer" - "Vollständiger" - Sicherer" - Dauerhafter" - "Leichter" - "Vergnüglicher" usw. Das Sachinteresse ist selbstverständlich vorausgesetzt; Buno war Theologe (Domprediger in Lüneburg).
Nach meiner Auffassung tendiert Mnemotechnik grundsätzlich dazu, die Lernobjekte sportlich anzugehen. In der Vorrede zu Esels Welt lese ich dazu: "Und wir [Mnemotechniker] haben Ansprüche. Die einzelnen Artikel der Liste sollen vollständig und gegebenenfalls in der richtigen Reihenfolge, Gruppierung und Numerierung gewußt werden, und alles stellen wir noch unter Zeitdruck." Man beachte das unscheinbare Wörtchen "alles"!
Der Grund, weshalb ich überhaupt Pi-Permutationen vorschlage, ist nur der, dass ich zeigen möchte, dass fachmännisches mnemotechnisches Vorgehen zu einer überlegenen Art des Wissens führt. Das Interesse am Memorieren der Zahl Pi ist nicht meine Erfindung, vielmehr passe ich mich einem vorliegenden Bestreben an.
Ähnliches würde für das Erlernen der chinesischen Zeichen mittels Mnemotechnik gelten. Es geht nicht einfach nur darum, die Zeichen im normalen Sinne zu verstehen, sondern darum, sie in einem überlegenen Sinne zu beherrschen. Natürlich wäre auch daraus ein Sport denkbar. Die Geschichte der Mnemotechnik chinesischer Schriftzeichen begann 1595 mit einer sportlichen Darbietung Matteo Riccis: 500 Zeichen, die ihm der Reihe nach vorgelegt wurden, nach einmaligem Durchlesen wiederzugeben, vorwärts oder rückwärts (leider noch nicht: in beliebiger Reihenfolge, denn dazu besaß Ricci keine Methode). Natürlich kannte Ricci die 500 Zeichen bereits vorher, denn er hatte ja das gesamte Wörterbuch im Kopf. Man kann das mit den sog. speed-numbers vergleichen, die ja auch nur der Reihe nach memoriert werden müssen. Und wieviel spannender und nützlicher war doch der Sport des Matteo Ricci!
Klaus Horsten hat geschrieben: Man könnte jedes Allgemeinwissen hernehmen, immer bestünde der Unterschied nur darin, wer schneller im Wiedererinnern ist, vorausgesetzt selbstverständlich, es ist fehlerlos.
Richtig. Und auf diese Weise würde nützliche Wissensaneignung zum spannenden Spiel.
Klaus Horsten hat geschrieben: Offensichtlich gibt es dafür keine breite Akzeptanz.
Das stimmt. Man verfolgt die Illusion, "Gedächtnis" sei eine Größe, die unabhängig von ihrem Inhalt Wert hätte.
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Es gibt 2 Arten des Gedächtnis-Sports:
1. Während des Wettbewerbs wird etwas memoriert und im Wettbewerb wieder gegeben.
2. Vor dem Wettbewerb wird etwas memoriert und im Wettbewerb wieder gegeben.

Die zweite Möglichkeit ist denkbar, aber sie wird nicht veranstaltet.

Wochentagsberechnung ist eine Berechung und kein Memorieren und Wiedergeben von Merkinhalten, gleichwohl natürlich memorierte Merkinhalte Voraussetzung für die Berechnung sind.

Pi-Memorisation, wenn es rein darum geht, Pi zu memorieren, kann nicht während eines Wettbewebs gemacht werden, weil man schwindeln könnte. Man könnte sagen, ich habe mich nicht vorbereitet und hat sich doch vorbereitet.

Pi-Permutation muss vor dem Wettbewerb erlernt und geübt werden.

Es gibt keine andere Gedächtnissportart, die unter 2 fällt, obwohl alle Wissensgebiete dafür in Betracht kämen. Ja, etwa das Bibelwissen oder die chinesischen Schriftzeichen. Aber hier schon macht sich etwas bemerkbar: die einen wollen die Bibel nicht lernen, die anderen interessieren sich nicht für Chinesisch. Gibt es also eine Schnittmenge zwischen allen Interessensgebieten? Wenn ja, dann könnte jeder sich dafür interessieren. Die Antwort: Allgemeinwissen. Das Allgemeinwissen ist am ehesten dazu geeignet, allgemeines Interesse zu finden. Die Frage ist allerdings, ob es das wirklich gibt, so ein Allgemeinwissen, das jeden wirklich interessiert. Ich vermute eher, dass das Allgemeinwissen etwas ist, das jeder haben sollte, das also eine Norm darstellt, aber das bedeutet nicht zugleich, dass es alle angeht und wirklich interessiert. Also: selbst das Allgemeinwissen ist nicht geeignet, vor allem deshalb, weil es in sich vielfach unterteilt und spezialisiert ist, so dass sich der eine für etwas interessiert, das einer anderen gleichgültig ist.

Es gibt nichts, was alle interessiert und alle lernen möchten. Deshalb setzt sich 2 nicht durch.

Dem könnte man aber durch Konvention begegenen: Man könnte sagen "Gut, ihr interessiert euch nicht sonderlich für das Gebiet Y, aber for the sake of Memorisation, lasst uns doch das Gebiet Y nehmen. Lernt es alle und sehen wir, wer schneller ist."

Dann müsste es etwas sein, das am ehesten alle interessiert. Kochrezepte zum Beispiel. 10000 Kochrezepte. Wer schneller ist bei der fehlerfreien Angabe der Mengen und der Schritte, der hat gewonnen. Das wäre ein praktisches Wissen!

Ich persönlich sehe mehr und mehr die Schönheit und den Grund, so eine völlig sinnlose und zwecklose Zahl wie Pi für das Memorieren zu nehmen. Wenn ich nämlich, sagen wir, 10000 spanische Vokabeln hersage, dann wird man sagen: gut, Du kannst Spanisch, schön, das können abertausende andere auch. Bei Pi aber tritt die Mnemotechnik rein hervor. Der Inhalt muss ein völlig nutzloser sein, damit sich die Technik davon deutlich davon abhebt.

Vielleicht ist es schön, in seinem Leben mit 10.000 Merkeinheiten herum zu rennen, die die Provokation an sich haben, in einer Nutz-Gesellschaft völlig unnütz zu sein, die zweitens den Vorteil haben, die Leistungsmöglichkeit der Mnemorisationstechnik rein hervor treten zu lassen, und die drittens zudem ermöglichen, einen selbst als mit einer besonderen Fähigkeit ausgestattet bewunderungswert erscheinen zu lassen.
Ulrich Voigt hat geschrieben:Matteo Riccis: 500 Zeichen
Ich habe mir einmal in einem Gedankenspiel überlegt, das nachzumachen.

Ich halte es für möglich.

Man muss kein Lexikon dafür auswendig können. Welches Lexikon soll Ricci auswendig gekonnt haben? Das Kangxi Zidian? Gibt es dafür einen Beleg? Das ist in meinen Augen keine Voraussetzung. Voraussetzung ist, die chinesischen Schriftzeichen zu können. Aber selbst wenn man eines nicht kann, dann kann man es sich zusammen setzen.

Ich würde so vorgehen:
* Route mit 500 Stellen.
* Den "1000 Zeichen Klassiker" (qian zi wen) hernehmen, und die erste Hälfte lernen. Sehen, welche Schwierigkeiten sich ergeben. Daraus eine Methode entwickeln. Dann die zweite Hälfte. Sind je 500 Zeichen, die die Schwierigkeit besitzen, alle verschieden zu sein, denn alle Zeichen im "1000 Zeichen Klassiker" sind verschieden. Dieser Text wurde im alten China zum Erlernen der Schriftzeichen memoriert.
* Dann würde ich versuchen, etwa eine chinesische Zeitung zu memorieren, 500 Schriftzeichen und immer wieder mit einer Zeitung üben.

Was hätte man für eine Vorteil damit?
* Man könnte beweisen, dass es prinzipiell und historisch möglich ist, das, was Matteo Ricci getan hat, zu machen.
* Man würde eine gewissen Bekanntheit erreichen und damit sein Ego und seinen Narzissmus befriedigen, was ja nicht unwichtig ist.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Arten des Gedächtnis-Sports
Wir reden etwas an einander vorbei. Die Pi-Permutation ist ein Insidersport, interessant für diejenigen, die sich sozusagen professionell für Methoden interessieren.
Klaus Horsten hat geschrieben: Man muss kein Lexikon dafür auswendig können. Welches Lexikon soll Ricci auswendig gekonnt haben? Das Kangxi Zidian?
Das Kangxi Zidian stammt meines Wissens erst aus dem 18. Jahrhundert. Ricci besaß ein eigenes Wörterbuch, das er zusammen mit seinem italienischen Kollegen Michele Ruggiero in Macao erstellt hatte. Dort bereitete sich Ricci jahrelang auf seinen Auftritt in China vor: Die gebildeten Chinesen so zu beeindrucken, dass sie die Überlegenheit der Westlichen Kultur erkennen müssen und sich damit auch dem Christentum öffnen würden. Ein Element dieser Überlegenheit war eben die Beherrschung von Mnemotechnik. Der Auftritt 1595 in Shaozhou war gewiss nicht improvisiert, sondern bereits in Macao trainiert worden.
Das Wörterbuch Riccis (Chinesisch - Portugiesisch) ist als Handschrift in einem einzigen Exemplar erhalten und befindet sich heute in der Bibliothek der Jesuiten in Rom. Ich gehe davon aus, dass Ricci dieses Buch komplett "im Kopf" hatte.
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Für den Trick mit den 500 Zeichen würde ich eher die Majortechnik empfehlen. Moment... Major ist für Zahlen... wie kommt man von einer Zahl auf ein Zeichen? Nun... es gibt den "Four Corner Code" der in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts in China sehr beliebt war zum Nachschlagen von Zeichen. Da aber dieses System eng verknüpft war mit der KuoMinTang Partei haben die Komunisten sich wieder auf das Kangxi Radikal System besonnen.

Wie dem auch sei, ordnet man im Four Corner System den Zeichen jeweils einen vierstelligen Code zu. Es gibt Erweiterungen mit 5 Ziffern, etc.
Meine statistischen Auswertungen aufgrund der unihan.txt des Unicode Standards haben ergeben, das bei über 7000 Vokabeln (single character und compound) der knapp über 8000 Vokabeln sich überhaupt keine Mehrdeutigkeiten ergeben.

Also ein gutes System, um Vokabeln zu "erkennen". Der umgekehrte Schritt ist mit dieser Variante ebenfalls nur durch Übung möglich, wobei man mit Computereingabesystemen trotzdem mit 4 Cournercode und/oder pinyin bestens zurande kommt.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Es wurde ein grundlegender Unterschied zwischen A Wochentagsberechnung und B Pi-Permutation gemacht, indem A dem "Rechnen" und B dem "vorbereiteten Wissen" zugeordnet wurde.

Ich versuche das einmal, konkret zu analysieren, indem ich in beiden Disziplinen meine eigene Technik zu Grunde lege. Das dürfte aber auf die vorliegende Frage kaum Einfluss haben.

A Wochentagsberechnung.

Ich nehme W (So) = 1 usw.

Zu bestimmen sei der Wochentag W des gregor. Datums Jahr J, Monat M, Tag T.

Beispiel T = 18, M = 10, J = 2008, also W (18. Okt. 2008).

Schritt 1 Wissen

a = T mod 7, wobei T zwischen 1 und 31 den Tag im Monat angibt,
im Beispiel: a = 4.

b = 1 4 4 0 2 5 0 3 6 1 4 6 für M = 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
im Beispiel: b = 1.

c = (6 - 2 x H mod 4)) mod 7, wobei H = J div 100
im Beispiel: c = 6

d = (E + E div 4) mod 7, wobei E = J mod 100
im Beispiel: c = 3

Im Sport geht es darum, diese vier Zahlen möglichst schnell, mühelos und sicher zu produzieren.
Bei entsprechender Übung geht a = T mod 7 bald in ein reflexartiges Wissen über, das man kaum noch als Rechnen bezeichnen kann.
b ließe sich auch berechnen, aber niemand tut das.
Dasselbe gilt für c.
Bleibt also d als einziges Rechenobjekt. Manche können das sehr schnell mit dieser oder einer etwas besseren Formel bewältigen. Jedoch ist es am schnellsten, auch diese Zahlen zu wissen. Ich kann d etwa so schnell und sicher bestimmen wie eine der ersten 100 Stellen von Pi.

Schritt 2 Rechnen

W = (a + b + c + d) mod 7
Dabei sind a, b, c und d ganze Zahlen zwischen 0 und 6.
im Beispiel: (4 + 1 + 6 + 3) mod 7 = 0 Samstag: Heute, am 18. Okt. 2008, ist Samstag.

Ja, hier wird gerechnet. Aber ist es das, was man gemeint hat mit "Wochentagsberechnung ist eine Berechung"? Die Addition mod 7 von vier kleinen Zahlen?


B Pi-Permutation.

Zu bestimmen sei die N. Nachkommastelle von Pi

Beispiel N = 7372

Schritt 1 Rechnen
Zu berechnen ist n = ( N - 1 ) div 2, im Beispiel: n = (7370 : 2) = 3685

Schritt 2 Interpretieren
Aspekt Nr. (( n div 100) mod 25) im Distrikt Nr. (N div 5000) Haus Nr. (n mod 100),
im Beispiel: Aspekt Nr. (36 mod 25), also Aspekt Nr. 11, in Distrikt Nr. 1 Haus Nr. 85 = Eine Pflanze in diesem Haus.

Schritt 3 Wissen
"Im Garten des besagten Hauses wachsen Schlüsselblumen" .

Schritt 4 Interpretieren
7372 mod 2 = 0 und "Schlüsselblume = 65" => N = 5: Die 7372. Nachkommastelle ist eine 5.

Fazit:
A und B beruhen vor allem auf gut vorbereitetem und sauber eingeübtem Wissen. Die Rechnungen, die sie dazu verlangen, stellen den harmloseren Teil der Übung dar, den Teil nämlich, den jeder ohne irgendwelche Vorübungen leisten könnte. Gleichwohl dürfte es für den sportlichen Erfolg vor allem darauf ankommen, wie schnell und wie sicher die Rechnungen durchgeführt werden können. Dabei ist die Division einer vierstelligen Zahl durch 2 im Vergleich zur Addition mod 7 von vier kleinen Zahlen sogar die etwas heiklere Aufgabe.
Ergebnis: Die vorgelegte Beurteilung von A und B hat keine Grundlage in der Sache.
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Es wurde ein grundlegender Unterschied zwischen A Wochentagsberechnung und B Pi-Permutation gemacht, indem A dem "Rechnen" und B dem "vorbereiteten Wissen" zugeordnet wurde.

Ergebnis: Die vorgelegte Beurteilung von A und B hat keine Grundlage in der Sache.
Ja, das stimmt natürlich! Das ist meine oberflächliche Sicht gewesen.

Ich bitte um etwas Geduld, ich möchte noch näher auf Ricci eingehen - dann auch auf die Bemerkung von doctiger, die in meinen Augen gültig ist -, habe aber gemerkt, dass ich das nicht kann, ohne auf gewisse konkrete chinesische Beispiele zu verweisen, die ich eben anderorts vorbereite.
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Ich habe hier einen eigenen Thread zu Matteo Ricci eröffnet: http://www.brainboard.eu/phpbb/viewtopic.php?t=1530
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Auf der MEMORIAD 2008 in ISTANBUL habe ich bei meinem Auftritt am 1. Nov. die Pi-Permutiaton von 100 Einzelstellen (N=100, n = 1, k = 100) nicht wie geplant, etwas unter 48 Sek. gebracht, sondern nur etwas unter 50 Sek: statt "etwas schneller" im Vergleich zu meinem letzten Auftritt vor zwei Jahren in Gießen, war ich "etwas langsamer". Wenn das so weiter geht ...
An der Reaktion der Zuschauer konnte man immerhin sehen, dass solch eine Darbietung durchaus publikumswirksam ist.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Wenn das so weiter geht ...
Am Samstag 1. August auf der Abschlussveranstaltung der deutschen Gedächtnismeisterschaft 2009 in Hamburg (Universität Hauptgebäude Hörsaal B) will ich versuchen, in derselben Sache etwas schneller zu sein als 48 s.

U.V.
Benutzeravatar
Calla
Superbrain
Beiträge: 143
Registriert: Mi 25. Mär 2009, 20:57
Wohnort: Kamen (NRW)
Kontaktdaten:

Beitrag von Calla »

Hallo Ulrich,

da ich auch bei der DM teilnehme (Neuling) freue ich mich schon auf die Abendveranstaltung und natürlich besonders auf die Darbietung eines "Brainborders". Viel Glück für dein Vorhaben.

Gruß Calla
Wer etwas erreichen will, das er noch nie hatte, wird etwas tun müssen, das er noch nie getan hat
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Wenn das so weiter geht ...
Die Darbietung wurde verschoben auf Freitag 31. Juli ab 18:30. Siehe http://www.memoriade.net/
Ich werde versuchen, nur wenig schneller zu sein als 48 s.

U.V.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Wenn das so weiter geht ...
Neue Zeit: 44,25 s.

U.V.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Wenn das so weiter geht ...
Alte Zeit (Juli 2009): 44,25 s.

Seitdem hat sich hier nichts weiter getan. Die beste Zeit, die ich von einem Konkurrenten bislang vernommen habe, steht immer noch bei ca. 50 Sek (Rüdiger Gamm). Konkurrenz ist also nicht in Sicht.
Am anstehenden "pi-day" (= 14. März) will ich versuchen, die Zeit zu unterbieten.
RetoCH
Superbrain
Beiträge: 229
Registriert: Sa 18. Dez 2010, 14:37

Beitrag von RetoCH »

Entweder stehe ich völlig auf dem Schlauch oder der Begriff "Permutation" ist nicht ganz korrekt: du gibst ja jeweils die Zahlen an einer gewissen Stelle von Pi an, oder?

Was dabei ensteht, ist durchaus eine der unzähligen Permutationen der Stellen.

Wie vergleichst du das Lernen von Pi mit der anderen Stärke von Rüdiger Gamm, dem Potenzieren? Dies sind ebenfalls sehr grosse Zahlen"würmer", wie weit kämst du da mit deiner gewaltigen Erfahrung im Memorieren?

Sehr beeindruckend!
:x
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

RetoCH hat geschrieben:"Permutation"
"Permutation" heißt "Änderung der Reihenfolge". Permutiert werden die 100 ersten Nachkommastellen und müssen dann entsprechend angegeben werden. Die software, mit der das geschieht, ist freeware auf http://www.piworld.de/jvs/jvs_soft.htm (PI CONTEST).
RetoCH hat geschrieben:Wie vergleichst du das Lernen von Pi mit der anderen Stärke von Rüdiger Gamm, dem Potenzieren? Dies sind ebenfalls sehr grosse Zahlen"würmer"
Bei der Pi-Permutation geht es nicht um einen 100-stelligen Zahlenwurm, sondern um 100 einzelne Stellen.

Die Potenzen bilden allerdings Zahlenwürmer unterschiedlicher Länge, die man auswendig lernen muss. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, wie ich dieser Sache mittels Mnemotechnik Herr werden könnte. Es ist aber sonnenklar, dass ich das niemals auch nur annähernd so schnell könnte wie Rüdiger, der die Zahlen mit natürlichem Gedächtnis (kraft Sonderbegabung + Fleiß) beherrscht. Ich bliebe neben ihm eine Schnecke neben einem Düsenjäger.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:44,25 s.
Mein erklärtes Ziel ist es, am pi-day unter 43 Sek zu bleiben und dann weiterhin zu versuchen, über eine Periode von Jahren pro Jahr 1 Sek. schneller zu werden. Auf diese Weise hoffe ich, den "Seniorensport" würdig zu vertreten.
Antworten