Brauche Hilfe für langfristigen Lehrplan

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

Moderatoren: Hannes, Boris

Antworten
Benutzeravatar
Guluar
Foren-Neuling
Beiträge: 5
Registriert: Sa 06. Feb 2010, 14:21
Wohnort: Bodensee

Brauche Hilfe für langfristigen Lehrplan

Beitrag von Guluar »

Hallo zusammen, ab Mai nächsten Jahres fallen bei mir die Abschlussprüfungen an, was bedeutet den kompletten Stoff von 3 jahren aufzuarbeiten und die Lücken zu schliessen. Nun zu meinem Problem, ich stehe täglich um 05:15 Uhr auf und bin um 17:45 Uhr zu Hause. Nach der Arbeit bin ich immer sehr erschöpft, und auch die Motivation neigt sich gegen 0. Des weiteren bin ich mir auch nicht sicher für wie effektiv sich das Lernen in diesem Zustand erweist.

Nun, vielleicht könnt ihr mir Ratschläge geben wie das Lernen unter diesen Umständen am effektivsten ist ? Ich möchte eine Art Konzept erstellen, doch leider fehlen mir die Ideen, Erfahrungen.

Über Vorschläge würde ich mich sehr freuen.

Guluar
Kevin
Superbrain
Beiträge: 146
Registriert: Sa 18. Aug 2007, 19:01

Beitrag von Kevin »

die Homepage von DocTiger ist eigentlich sehr hilfreich und gut gemacht http://andreasklostermann.de/lerntechnik/lernplanung/


1. Motivation brauchst Du ohne die geht es nicht, gerade wenn du viel Lernstoff vorbereiten muss. Der beste Lernplan bringt nichts, wenn du dich nicht daran hälst!
2. Was musst du Lernen? Gibt es Themen die nicht oder nur selten abgefragt werden? Welche Themen sind besonders wichtig, weil sie häufig gefragt werden oder besonders viele Punkte geben. Mit welchen Lernmitteln solltest Du lernen (Skripte, Bücher, Aufzeichnungen) Sind Sie vollständig? Mache dir einen Überblick und versuche den Lernstoff zu strukturieren..
3. In welcher Form wird der Lernstoff abgefragt? Schriftlich (frei formulieren, multiple-choice), mündlich, praktisch… Wie viel Zeit hast du für welche Prüfung? Mache dich damit vertraut. Kommst du an Altklausuren oder Prüfungsprotokolle? Teste das Gelernte in der Form, in der es in den Prüfungen abgefragt wird, z.B. wenn du dich für eine mündliche Prüfung vorbereitest, solltest du den Lernstoff laut und flüssig vortragen.
4. Wenn du dir einen Überblick verschafft hast und du den Lernstoff strukturiert hast, teile ihn in sinnvolle Portionen ein, die du pro Tag lernen kannst. Lasse dir genug Luft für Wiederholungen, das ist extrem wichtig bei Lernstoff von großem Umfang.


Beispiel Facharzt Prüfung Neurologie

Die Einteilung könnte wie folgt aussehen:
1. Neuroanatomie und Neurophysiologie, 2. neurologische Syndromatologie, 3. Schmerz- und kopfschmerzsyndrome, 4. Schwindel- und Hirnnervensyndrome, 5. vaskuläre Erkrankungen, 6. Epilepsie, 7. degenerative Erkrankungen, 8. extrapyramidale Erkrankungen, 8. entzündliche Erkrankungen, 9. Erkrankungen des peripheren Nervensystems, 10. Muskelerkrankungen und Erkrankungen der neuromuskulären Übertragung, 11 neoplastische und paraneoplastische Erkranlunkungen, 12. Neurotraumatologie, 13. metabolische Erkrankungen, 14. psychiatrische Erkrankungen, 15. neurologische Intensivmedizin und Management relevanter internistischer Erkrankungen, 16. Diagnostische Verfahren in der Neurologie (EEG, Elektrophysiologie, Sonographie, CT, MRT, nuklearmedizinische Verfahren)

Mit Pech bekommt man 3 Monate vorher erst den Prüfungstermin mitgeteilt (Also mindestens 3 Monate Lernzeit). Je nach Vorwissen, sollte man deutlich mehr Zeit einplanen und daher vorher anfangen.

Art der Prüfung
Ca. 45 minütige Einzelprüfung durch 3 Prüfer. Leider erfährt man vorher nicht welche Prüfer man zugewiesen bekommt. Folglich hat man keine spezifischen Prüfungsprotokolle zu Verfügung. In 45 Minuten können auch nur wenige Themengebiete abgefragt werden, diese aber detailliert.

Prüfungstil und –inhalt
Geprüft werden einschlägiges Grundlagenwissen, ausreichende Kenntnis der Fachliteratur, Kenntnisse ärztlicher Arbeitsweisen, Anamnese, Wertung von Untersuchungsbefunden, Differentialdiagnosen inklusives eines differentialdiagnostischen Approaches (welche Untersuchungen in welcher Reihenfolge und aus welchem Grund).

Die Abfrage geschieht in der Regel über mehrere Fallbeispiele. Die Wichtigkeit eines Themengebiet richtet sich in der Regel nach der alltäglichen Relevanz. Also Schlaganfälle sind häufig und wichtig, ein M. Moschcowitz selten und nicht so wichtig.

hieraus ergibt sich z.B. die Konsequenz, dass man einige Prüfer lenken kann. Z.b. sollte man dem Prüfer nicht eine sehr seltene Differentialdiagnose, die man nicht so gut kennt, von sich aus nennen, weil man sonst Gefahr läuft, dass er im Anschluss diesbezüglich detailliert Hintergrundwissen fragt.

Beispiel:
Prüfer: Der Notarzt bringt einen älteren bewusstseinsgestörten Mann in die Notaufnahme. Welche Art der Bewusstseinstörung kennen Sie?

Prüfling: Man unterscheidet qualitative und quantitative Bewusstseinsstörungen. Bei der Qualitativen sind die Patienten wach, aber z.B. desorientiert oder z.B. haben Halluzinationen. Bei quantitativen sind die Patienten nicht wach. Sie können somnolent, soporös oder komatös sein.

Prüfer: Was unterscheidet denn einen somnolenten von einem soporösen P.?

Prüfling: der somnolente Patient ist jederzeit durch schwach äußere Reize (z.B. Ansprechen) weckbar. Er bleibt in der Regel für einige Zeit wach und kann einfache Aufforderungen befolgen. Der soporöse Patient wird nur durch starke Reize geweckt (z.B. Schmerzreize) und schläft sofort danach wieder ein.

Prüfer: Der Patient ist soporös. Was unternehmen Sie?

Prüfling: zuerst untersuche ich Atmung- und Kreislauf. Sind diese stabil werde ich kurz eine Fremdanamnese einholen, den Patienten orientierend untersuchen, Blut abnehmen und ihn auf eine Überwachungsstation bringen.

Prüfer: der Patient ist atem- und kreislaufstabil. Er wurde in seiner Wohnung vom Rettungsdienst aufgefunden. Er wohne alleine. Vor ein paar Tage habe der Nachbar mit ihm gesprochen. Der Mann sei etwas verwirrt gewesen und habe versucht am Sonntag einkaufen zu gehen. Nachdem er ihn in den letzten drei Tage gar nicht zu Gesicht bekommen habe, sei er vorbei gegangen und habe mehrfach geklingelt, ohne dass jemand die Tür aufgemacht hätte. Die Feuerwehr habe die Wohnungstür aufgebrochen. Die Sanitäter habe eine Liste mit Medikamenten gefunden. Während Sie ihn auf die Intensivstation schieben, überlegen Sie sich mögliche Differentialdiagnosen?

Prüfling: unklare Anamnese, bietet ein Breitesspektrum an möglichen Diagnosen. Es könnte eine medikamentöse/toxische Ursache zu Grunde liegen. Ich überfliege den Medikamentenplan. Sind dort Medikamente mit sedierenden Wirkungen aufgeführt? Oder eine metabolische Erkrankung, Was ist mit Antidiabetika?

Prüfer: keines der Medikamente ist sedierend, aber der Patient nimmt Metformin.

Prüfling: aha wie war der Blutzucker?

Prüfer: 120 mg/dl. Ihnen fällt auf, dass der Patient fiebrig ist.

Prüfling: ah, dass spricht für eine entzündliche Erkrankung z.B. könnte eine Vaskultis so etwas hervorrufen. …

Hier begeht der Prüfling eine schweren Fehler, in einem einfachen Fallbeispiel bringt er unnötig eine komplizierte Erkrankung ins Spiel.


PS: damit dir mehrere Mitglieder antworten empfehle ich dir, deine Prüfung näher zu beschreiben (Welche Fächer? Wie laufen die Abschlussprüfungen ab? etc...) und einen Vorschlag für deine Vorgehensweise aufzuführen? Dann sind die Tipps vielleicht spezifischer und zahlreicher, weil man merkt, dass du dir selber schon Gedanken gemacht hat.
Benutzeravatar
Guluar
Foren-Neuling
Beiträge: 5
Registriert: Sa 06. Feb 2010, 14:21
Wohnort: Bodensee

Beitrag von Guluar »

Hallo zusammen,


nach Rücksprache mit meinem Lehrer empfiehlt er mir,worüber ich sehr erstaunt war, pro Woche "nur" 2-3 Std zu lernen. Ich habe geplant bis Februar den Stoff zu lernen, und im März, April ausschließlich für die im Mai stattfindenden Prüfungen zu wiederholen, um die Abrufgeschwindigkeit zu steigern. Um den gelernten Stoff zu festigen, möchte ich wöchentlich zusätzlich 1-2 Std investieren.

Nun, ein paar Eckdaten zu meiner gegenwärtigen Situation:

Ich absolviere zur Zeit eine Ausbildung zum Informatikkaufmann.
Prüfungsfächer sind: Informationstechnik, Softwareanwendungsentwicklung, AWL, BWL, GK/DEU.

Die Prüfungen sind zusammengefasst in Ganzheitliche Aufgaben jeweils GA1 und GA2.

Diese umfassen Softwareanwendungsentwicklung, Informationstechnik und BWL.

Für AWL und DEU/GK findet eine eigene Prüfung statt.

Wichtig ist bei den Ganzheitliche Aufgaben 1+2 beträgt die Prüfungszeit nur 30 Min/Teil. Das heißt, eine sehr hohe Abrufgeschwindigkeit ist hier gefordert , da die Aufaben sehr umfangreich sind, und es kein Freiraum für Überlegungen gibt.

Auf der Homepage von doctiger habe ich gelesen, dass langfristiges lernen 6 mal so viel Zeit beansprucht. Hier wäre ich über ein Statement in Bezug zu meiner Situation sehr dankbar. Auch darüber, ob der geplante Aufwand in Stunden ausreicht, um Stoff von 3 Jahren zu lernen, aufzufrischen und zu wiederholen, denn ich bin mir diesbezüglich noch sehr unsicher.

Guluar
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Wir können dir leider keine Aussage geben ob die Zeit für dich ausreicht. Jeder ist anders. Für dich ist die Priorität, dass du den gesamten Stoff mindestens einmal, eher zweimal durchlesen musst. Wenn du ihn dabei nicht auswendiglernen kannst, ist das eben so, wahrscheinlich auch nicht notwendig. Ich kenn mich nicht aus mit Softwaretechnik aber so wie ich solchen Stoff kenne ist er doch an sich sehr logisch. Ansonsten ist ein regelmäßiges Lernen wichtig. Natürlich je mehr je besser, aber wir alle haben Grenzen der Disziplin.

Meine Aussage mit dem langfristigen Lernen beruht darauf, dass man Stoff wiederholen muss, damit er Wochen und Monate oder gar Jahre "hält" ohne Wiederholung. Aber du wärest überrascht was du in einer Woche (vor der Prüfung) alles wiederholen kannst. Dabei opfert man zwar etwas vom langfristigen Behalten, aber bekommt eine bessere Erinnerung für die jeweilige Prüfung.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Antworten