Garderoben

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


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Ulrich Voigt
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Garderoben

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ich habe noch einmal über den Umgang mit Garderoben nachgedacht.
Eine meiner wichtigen Garderoben besteht aus den 214 Radikalen des chines. Wörterbuchs. Mein ältester Ansatz dazu war der, eine Assoziation herzustellen zur römischen Geschichte der Jahre 214 - 1 v. Chr. (z.B. Rad. 100 = Leben = Geburt Caesars, Rad 44 = Leiche = Tod Caesars; zwei Glückstreffer!) ein malerischer Ansatz, der die einzelnen Bedeutungen intensiv macht, aber insgesamt eine ziemlich lange Strecke abverlangt.
Dann kam ich auf die Idee, die Radikale modulo 100 zusammenzufalten und ihnen eine Nummer hinzuzufügen, so dass ich eine einzige 100-Garderobe erhalte mit jeweils zwei (z.B. Nr 18 "taiwanesisches Bambus-Messer", Nr. 19 "äthiopischer Kraftreis"), bei den ersten 14 sogar mit drei Bedeutungen (z.B. Nr. 8 "sowjetische Ratte mit Baskenmütze auf einem Teller", Nr. 9 "männliches Nasenauge aus Sparta"). Dadurch gelingt das Memorieren in der Hälfte der Zeit und immer noch habe ich damit zwei komplette 100-Garderoben und eine 14-Garderobe zur Verfügung.
Jetzt habe ich die Radikale noch vernetzt mit den beiden 100-Garderoben, die ich für Pessach- und Mondbestimmung benötige. Jetzt ist z.B. Nr. 8 "die (sowjetische) Ratte mit der Baskenmütze und einer C-Flöte nebst Sowjetstern auf einem Teller", Nr. 9 "der (spartanische) Mann mit Nasenauge und Säbel-Zepter", Nr. 18 "das Teufels-Weihwasserbecken mit dem (taiwanesischen) Bambus-Messer", Nr. 19 "der Tapir-Dobermann, der mit (äthiopischem) Kraft-Reis gefüttert wird".
Mit einem einzigen Durchgang durch 100 Bilder wiederhole ich jetzt vier 100-Garderoben und eine 14-Garderobe und halte damit zugleich meine Kenntnis der Kalenderrechnung und des chines. Zeichenlexikons lebendig.
Diese vier Garderoben sind gemischte Garderoben, d.h. nicht an jeweils ein einziges Thema gebinden. Jede für sich ist für die Konstruktion irgendwelcher Klumpen geeignet. Mit den Radikalen betreibe ich immer schon Wochentagsbestimmung.
Da meine Mnemotechnik auf die Aneignung von dauerhaftem Wissen aus ist, macht es mir nichts aus, ein Objekt, das ich mir schon zweimal komplett angeeignet habe, ein drittes Mal zu erlernen. Der Vorteil rechtfertigt den Aufwand. Kumulatives und konzentriertes Wissen ist allemal besser als isoliertes und diffus versprenkeltes.
Martin
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Registriert: Mo 04. Apr 2005, 20:48

Re: Garderoben

Beitrag von Martin »

Klasse, Ulrich, solche Gedankenspiele und Überlegungen wie im obigen Beitrag darfst Du gern des öfteren anstellen und in Beitragsform hier zum Besten geben. Es ist sicher für alle User ein Gewinn, Deine Ausführungen lesen zu dürfen und das Ganze damit immer willkommen.
Ulrich Voigt hat geschrieben:Dann kam ich auf die Idee, die Radikale modulo 100 zusammenzufalten...
Das ist ein nahezu genialer „Kniff“ und verdient hier wirklich noch einmal anerkennend hervorgehoben zu werden! Ich hoffe, alle weiteren Leser sehen das genauso...
Diese vier Garderoben sind gemischte Garderoben,...
Mit den vier Garderoben meinst Du zweifelsohne die vier genannten 100- Garderoben, wobei sich noch die 14- Garderobe hinzugesellt. Liegt denn der Radikalengarderobe aber nicht als Basis, d.h. als erste 100- Garderobe sozusagen, eine rein geographische Garderobe zugrunde und damit eben gerade eine nicht gemischte? Denn erst durch die an ihr aufgehängten Mäntel, die dann für sich genommen die zweite 100- Garderobe (eine gemischte!) bilden, erhält sie doch erst den gemischten Charakter.
Jede für sich ist für die Konstruktion irgendwelcher Klumpen geeignet.
Ohne besserwisserisch sein zu wollen: Genau genommen meinst Du sog. Scheinklumpen, oder liege ich da falsch?
Da meine Mnemotechnik auf die Aneignung von dauerhaftem Wissen aus ist...
Dies müsste eigentlich im Forum ganz oben als Kernstatement bzw. "Likanas- Werbung" dauerhaft fixiert werden. ;-)
Kumulatives und konzentriertes Wissen ist allemal besser als isoliertes und diffus versprenkeltes.
Dem ist gewiss so, obgleich ich gestehe, dass mir persönlich (leider) immer noch die Neigung zu eigen ist, eher zu isolieren als zu kumulieren. Einschränkend gilt jedoch ebenfalls: Auch das Separieren, so es nicht auf diffuse Art erfolgt, ist durchaus nützlich und wird bei bestimmten Anwendungen natürlich unumgänglich, denn wie Du ja in Esels Welt schon schreibst, sind z.B. Garderoben mit mehr als 25 oder 30 Aspekten bzw. Mänteln kaum noch praktikabel.
Büggi

Beitrag von Büggi »

Nur als kurze Zwischenfrage - ich habe jetzt öfters die Begriffe "Garderobe" und "Gedächtnispalast" gehört...

Was nun genau eine Garderobe ist, habe ich bis jetzt noch nirgends nachlesen können.
Bei der Methode mit dem Gedächtnispalast bin ich auf die Idee gestossen, einen Fiktiven Palast zu erzeugen und sich in diesem mit Hilfe der Loci-Methode Informationen einzuprägen, allerdings habe ich mehr Kritik als Lob über diese Methode gelesen.


Könnt ihr mir mehr darüber erzählen?

Cu,
Christopher
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Mindman
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Beitrag von Mindman »

Hi,

ein Gedächtnispalast wurde hier im Forum schon genügend diskutiert. Einfach mal die Suche verwenden.

Gruß,
Mindman
Haben wir eine Gedächtnisförderung?
Und wenn ja - warum nicht?
Martin
Stammgast
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Registriert: Mo 04. Apr 2005, 20:48

Beitrag von Martin »

Büggi hat geschrieben:Könnt ihr mir mehr darüber erzählen?
Hallo Christopher,

wie schon Mindman richtig anmerkte, sollten eigentlich per Suchen- Funktion zu beiden Begriffen reichlich Infos auffindbar sein.

Was Garderoben betrifft, sei zur „schnellen“ Klärung Folgendes geschrieben:
Garderobe ist der Nomenklatur von Esels Welt (Dr. Ulrich Voigt, Likanas Verlag) entnommen und steht für ein mnemotechnisches „Ordnungsinstrument“. Dieses ist, in Entsprechung zur herkömmlichen Garderobe beispielsweise jedes Hausflurs mit ihren Haken für diverse Kleidungsstücke, eben mnemotechnisch gesehen u.a. aus Bildern, Wörtern (die z.B. mittels major- System codiert wurden) oder Örtern (wie Du es von der Routenmethode kennst, nur spricht Ulrich Voigt hier genauer von Tableau/Fächern anstelle von Garderobe/Haken) zusammengesetzt.
Die zu bestimmten Merkinhalten gebildeten Erinnerungsstützen (als Teil der konstruierten Eselsbrücken; Bsp.: Freiheitsstatue in New York für den Begriff Freiheit, der z.B. in einer Rede angesprochen/verwendet werden soll) werden also mit dem entsprechenden Haken oder Fach verknüpft und somit in einer gewissen Reihenfolge abgelegt und erinnerbar gemacht.

Das oben erwähnte „Esels Welt“ ist zum Eintauchen u.a. in die Garderobe- Materie wirklich zu empfehlen und sei Dir für weitere Nachforschungen und „Erkenntnisse“ sozusagen ans Herz gelegt.
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