Die Bedeutung der Übung

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


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Klaus Horsten
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Die Bedeutung der Übung

Beitrag von Klaus Horsten »

Die volle Bedeutung der Übung ist in der gegenwärtigen Mnemotechnik noch gar nicht erfasst. Niemand hat sie in ihrer wesentlichen Bedeutung in den Mnemotechnikbüchern erfasst. Auch in der Vergangenheit ist sie nicht in ihrer wesentlichen Dimension erfasst worden.

In vielen Mnemotechnikbüchern fehlt ein Kapitel über die Übung.

Wenn es ein Kapitel gibt, dann behandelt es zumeist die Frequenz der Übung. Das ist aber relativ unwichtig.

Es gibt keine einzige historische Schrift, eine Schrift über die Geschichte der Mnemotechnik, welche die Übung und ihre theoretische Behandlung in der Vergangenheit thematisiert.

Was ist nun diese ominöse "volle Bedeutung der Übung"?

Anders gefragt: Geht den meisten nicht das Üben auf die Nerven und wollen sie nicht am liebsten eine Schlauch aus dem Internet ziehen, den sie in ihr Hirn stecken, um aus einem Menü das Wissensgebiet auszuwählen, das sie interessiert, so dass dann eine blaue, rote oder grüne Flüssigkeit - je nach Merkinhalt - in ihr Hirn rinnt, ohne Mühe, einen modernen Nürnberger Trichter also?
Ist die Übung nicht ein lästiger Diener, den man los haben will, wenn das Ziel erreicht ist? Sind die Versprechen der kommerziellen Mnemotechnik-Anbieter nicht so, dass sie einem alles Üben entweder unterschlagen - es gar nicht erwähnen - oder unreal zu erleichtern versprechen?

Was aber, wenn es anders ist, wenn nicht die Übung Mittel zum Zweck, sondern selbst einer der beiden Zwecke ist? Wenn sie also so gestaltet werden kann, dass sie nicht langweilig, trocken und lästig ist? Dass die Wiederholung nicht unangenehm ist?

Mich würde interessieren, wer von euch übt, ohne sich zu langweilen und wie er/sie das macht. Wer es erreicht hat, dass die Übung ihm/ihr Freude bereitet und Zweck an sich selbst ist.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Die Angst vorm Training stoppt die Verbreitung der Gedächtnistechniken.

Man sieht die beiden Alternativen: 1. Weitermachen wie bisher, und einfach mehr Zeit nehmen 2. Viel Zeit ins Trainieren stecken

Während man den Aufwand für "mehr Zeit" genau abschätzen kann, ist es beim Trainieren nicht so. Man weiß halt nicht, wie lange es dauert, bis man gut genug ist um es erfolgreich anzuwenden. Bislang fiel es mir extrem schwer, andere Studenten davon zu überzeugen dass es sich lohnt. Selbst der Hinweis auf Gedächtnisweltmeisterschaften zieht einfach nicht...

Ich hab neulich in einem Kurs ein Kurzreferat über ein Organ halten müssen, wozu ich innerhalb von ca 20 Minuten eine halbe Seite aus einem ausführlichen Pathologiebuch durcharbeiten musste. Ich bin nicht drumherumgekommen, mir Notizen zu machen, aber eigentlich nur damit der Assistent Ruhe gibt, hehe.
Also mittlerweile kann ich auch Vorlesungen mitspeichern. Nicht Wort für Wort, aber eben Inhaltlich, solange der Dozent frei vorträgt und nicht aus nem Buch alles runterrattert.

Also in bislang jedem Buch zum Thema Mnemotechnik stand drin, wie wichtig es ist zu üben. An Hinweisen dazu fehlt es also nicht. Und entweder man hält es durch - oder eben nicht.
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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

DocTiger hat geschrieben:Also in bislang jedem Buch zum Thema Mnemotechnik stand drin, wie wichtig es ist zu üben. An Hinweisen dazu fehlt es also nicht.
Dass man üben muss, um etwas zu können - this goes without saying.

Ich meine, es geht darum, die Bedeutung der Übung zu verändern. Von etwas Widerwärtigem zu etwas, das man sehr gerne tut. Und in dieser Richtung gibt es, so weit ich sehe, nichts in den Mnemotechnikbüchern.

Es gibt auch nichts Historisches darüber, ob Mönche in Klöstern zum Beispiel die Übungen als Meditationen praktizierten. Wie war die Haltung gegenüber den Übungen? Vielleicht als Exerzitien?

Was man findet in den Büchern ist:
* Übt!
* Frequenz des Übens/Anzahl an Wiederholungen

Das ist nicht dazu geeignet, die Bedeutung der Übungen zu verändern.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Hm da musst du die Authoren fragen, warum dem so ist. Bist du nicht selber einer? Hehe

Also Umbau von Bedeutung ist ein gut ausgearbeitetes Thema in der Hypnose und NLP Literatur. Auch die Literatur zur operanten Konditionierung mag hilfreich sein.

Ich habe den MemoryXL Trainer benutzt. Vorteil: Levels zu schaffen ist eine gute Motivation. Man sieht was man leistet und geleistet hat.
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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Ich meine, man müsste die Übungen so kochen, dass sie einem wohlschmecken. Und nicht sich hinmanipulieren, dass man den Kantinen-Frass hinunter bringt.
Anevay
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Beitrag von Anevay »

Hallo,

ich bin ein Mnemo-Frischling und hasse Wiederholungen und stumpfes Üben, da nutzen mir auch erreichbare Level als Motivatoren in einem Trainingsprogramm wenig, ich langweile mich nach kürzester Zeit.

Womit ich mich allerdings fast schon endlos beschäftigen kann - und dann funktioniert Wiederholung wiederum: Unfug anstellen. Ich finde es richtig lustig und kann kaum ein Ende finden, mich mit meinem Freund "verschlüsselt" zu unterhalten, also z.B. zu fragen, ob er auch eine 1078 möchte, anstatt zu sagen eine Tasse Kaffee. :lol: Oder mir eine virtuelle Route auszudenken, Welten im Kopf zu konzipieren und auszuschmücken, auch wenn das vielleicht wenig sinnvoll ist. Vielleicht kann jemand etwas dazu sagen, ob ich mir damit selbst ein Bein stelle?

Sitze ich vor dem Trainingsprogramm, komme ich kaum über die erste Aufgabe hinweg, ich schalte innerlich ab und jede Faser in mir sträubt sich.

NLP oder andere Manipulationstechniken versagen bei mir. Ebenso Ehrgeiz, es muss entweder Spaß machen oder ich ein sehr konkretes Ziel anvisieren, wie z.B. eine reale (Lern)aufgabe bewältigen.
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Georg
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Beitrag von Georg »

Also diese Mnemotechnik Bücher sind sowieso alle absoluter Mist. Erstens konzentrieren sie sich immer nur auf unstrukturierte Informationen. Es gibt kein einziges Buch, das sich auch nur ansatzweise wissenschaftlich mit der Mnemotechnik auseinandersetzt und zwar mit seiner gesamten Breite und Tiefe. Und alle schreiben irgendwie voneinander ab, die Bücher sind alle schlecht strukturiert und einfach grauenhaft.
Lernen ohne Mnemotechnik ist wie der Versuch ein Flugzeug mit einem Autoführerschein zu fliegen
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Beitrag von DocTiger »

Aneway: Natürlich versagt NLP und Motivation bei dir. So wie du es formulierst, gehört der Faktor "ich lange weile mich sehr schnell" zu deiner elementaren Identität, und du bist stolz drauf.

Dir würde wahrscheinlich Meditation mit einer ordentlichen Portion Selbstdisziplin helfen. Am Anfang wird es für dich quälend sein, aber in Meditationsanleitungen geht es genau darum: Den Geist lange auf eine Aufgabe zu konzentrieren.

Georg: Da kommt aber ganz schön viel Verbitterung rüber... Was ist so schlimm daran, sich auf unstrukturierte Informationen zu konzentrieren? Ich wende es gerne für recht "strukturierten" Stoff (was auch immer man damit jetzt bezeichnen will...), ich finde es klappt damit eher besser als mit unstrukturierten Information. Wenn ich mir mur 50 Ziffern merke brauch ich soviele Routenpunkte wie mehrere Seiten in einem Skript.
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Anevay
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Beitrag von Anevay »

Hallo DocTiger,

es gehört sicherlich zu meinem Wesen. Ich kann mich, wenn ich denn motiviert bin, gut konzentrieren. Langweilige = sich wiederholende und reizarme Aufgaben, da schaltet meine Aufmerksamkeit ab, das geht von alleine.

Und es geht hier bei der Frage nicht darum, wie sich ein Mensch zu Dingen zwingen kann, die nicht seinem Naturell entsprechen, sondern welche Methoden gut funktionieren. Ich sehe wenig Sinn darin mich zu quälen, wenn andere Wege zur Verfügung stehen.

Ich ticke übrigens funktional. http://www.fmd.uni-osnabrueck.de/ebooks ... atik01.htm
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Beitrag von DocTiger »

Hm, also wenn ich gesagt hätte die 10 Finger-Methode wäre gegen mein Naturell, was sie am Anfang sicherlich war, denn sie war ja neu für mich, dann würd ich immer noch mit zwei Fingern suchen...

Ich denke bei dir hat das mehr mit Willen zu tun als mit "Naturell". Es entsprach auch nicht meinem Naturell, jeden Tag durch den Wald zu rennen, aber es hatte äußerst positive Konsequenzen. Die Frage ist eben nicht, was ist deine Natur, sondern muss lauten: "Will ich es einfach nur nicht oder suche ich bloß Ausreden dafür, dass ich es nicht tue?"

Allerdings frage ich mich dann, warum du überhaupt auf die Idee gekommen bist, Mnemotechnik zu üben? Und warum setzt du dich vor ein Lernprogramm dass du nicht magst? Da muss es doch gute Gründe geben für, und wenn es die gibt, warum nicht durchbeißen?
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Beitrag von Anevay »

Hi DocTiger,

Edith, da zu persönlich.

Mnemotechnik üben geht ja, wie ich schrieb, nur eben nicht (subjektiv empfundenes) stumpfes runterleiern von Zahlen, Wörtern und dann noch nach Zeitvorgabe und staubtrocken vor dem Bildschirm. Ich brauche Spaß und Entspannung dafür. Und danach wurde hier doch gefragt, welche Art aus Erfahrung geeignet ist, wo es einem eben nicht abschalten lässt.

Die Technik ist für mich also sehr brauchbar. Die Methode zu üben mit dem Trainingsprogramm passt nur nicht für mich. Und um herauszufinden, ob eine Methode geeignet ist, muss ich sie mir doch anschauen.
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