Mischung von Dominic- und Major-System

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


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cora
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Mischung von Dominic- und Major-System

Beitrag von cora »

Hallo liebe Leute
Nach wirklich langer Abwesenheit schreibe ich endlich mal wieder. Ich habe mich gerade wieder einige Stunden eingelesen - es ist schon toll, wie viele Leute sich für Mnemotechniken begeistern!

Ich habe gerade mein x-tes Lernbuch, diesmal "Perfect Memory" von Dominic O'Brien, fertig gelesen und bin jetzt wieder mächtig motiviert, eine 100er-Liste zu erstellen.

Mir ist nun die Idee gekommen, das Dominic- und das Major-System zu verbinden - dazu habe ich bisher nirgends auf dieser Seite etwas gelesen.
Die 100 Personen von O'Brien lassen sich meiner Meinung nach viel besser lernen als die unbelebten Objekte des Major-Systems (das ich übrigens auch schon intensiv ausprobiert habe, aber der Lernerfolg bleibt aus). Mir gefallen aber die Zahlencodes von O'Brien nicht.
Deshalb habe ich die Konsonanten vom Major genommen und damit Personennamen gebildet. War sehr viel Arbeit, weil das bisher wohl kaum jemand gemacht hat, aber mir scheint das sinnvoller zu sein. Wie O'Brien sagt: lebendige Personen können in Interaktion viel interessantere Dinge anstellen als z.B. eine Geige und eine Waage.
Dennoch scheint das Major-System hier sehr viele Anhänger zu haben. Kann mir vielleicht jemand auf die Sprünge helfen, warum es euch so praktisch scheint?

Was haltet ihr als Experten und Lernerfahrene von meiner Kombination? Hat jemand vielleicht schon Erfahrung damit?
Ich freue mich auf Diskussionen!
Lg cora
Sersch
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Beitrag von Sersch »

Hallo cora,

die Idee mit lebendigen Personen ist natürlich sehr praktisch, klingt zumindest sehr verlockend, da man ja damit tatsächlich eine Menge anstellen kann.
Ich bin jedoch einer von diesen Major-Anhängern. Da ich stets jedes Bild visualisiere, brauche ich Abwechslung bei den Bildern. Und andauernd nur Personen bzw. Gesichter da zu sehen ist nicht so mein Fall, es müssen auch mal andere Gegenstände sein, sonst verwechselt man ja noch was ;)
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Auch wenn oft das Majorsystem als "Schnur" zum aufreihen von Stichpunkten genannt wird, benutze ich es komplett nur als Zahlenkodierung, also um Zahlen in einem anderen Listensystem, nämlich der Locitechnik abzulegen.

Das gilt jetzt erstmal nur für mich, andere mögen das anders sehen: Der Vorteil der Locitechnik gegenüber dem Personensystem ist, dass man viel schneller neues Territorium gewinnt, die Locilisten findet man überall. In den letzten paar Tagen kam bei mir ein Haus mit über 50 Punkten dazu.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
cora
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Beitrag von cora »

Hallo Sersch und DocTiger

Erstmals danke für eure Antworten. Ich bin aber nicht sicher, ob ich sie richtig verstehe. DocTiger, du schlägst immer wieder die Loci-Methode vor - das ist etwas, das ich noch nicht richtig ausprobiert habe. Es leuchtet mir aber schon ein.
Dennoch: Du musst doch ein nettes Bild haben, das du an den Routenpunkten ablegen kannst (zum Zahlenreihen erlernen, meine ich). Und da bin ich der Meinung, dass eine Person/Fantasygestalt deutlich mehr anstellen kann als ein Objekt; King Kong (77) kann an einer Hausecke emporklettern etc. Das finde ich weit anschaulicher als nur einen Gegenstand.
Ich habe bisher aber viel mehr vom Major-System als vom Dominic-System gelesen - finde ich eigentlich schade. Ich denke, dass sich Personen auch leichter merken lassen. Ich bin zwar schon eine Weile dabei, sie zu lernen, aber einige Zahlen sitzen schon bombensicher damit.

DocTiger, aus aktuellem Anlass eine Frage zur Loci-Technik: Ich muss mir für eine Prüfung diverse Schritte merken, z.B. für die Gestaltung einer Anleitung. Hier müsste ich die Hierarchie der Qualitäts-Kriterien einer Anleitung merken:
1. fachliche Richtigkeit
2.Vollständigkeit
3.Verständlichkeit+Lesbarkeit
4. Organisation und Struktur

Wenn ich das nun auf einer winzigen 4er-Route ablegen wollte, wie könnte ich da vorgehen? Diese Begriffe regen die Fantasie nicht besonders an, eine Assoziation fehlt da eher schwer...

Besten Dank für eure Antworten!
vodef
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Beitrag von vodef »

Hi cora,

Dein Beispiel würde ich mir anhand einer kleinen, schnell erdachten Geschichte merken. z.B:
Peter möchte sein Radio reparieren. Als er es gerade mit dem Hammer öffnen will, sieht er einen Mechaniker mit Schraubenzieher vor dem Fenster stehen. Ah, Schraubenzieher! Das wäre wohl FACHLICH die bessere Wahl.

Peter blickt auf seine Werkbank. Hat er sein Werkzeug VOLLSTÄNDIG zur Durchführung der Reparatur bereitliegen?

Er kommt nicht recht weiter und nimmt die grottenschlecht übersetze Betriebsanleitung aus der oberen Schublade im Werzeugkasten zur Hand. Diese erscheint ihm UNVERSTÄNDLICH.

Hinten in der Betriebsanleitung ist eine Explosionszeichnung des Gerätes.
Diese hilft ihm hinsichtlich der Erfassung der ORGANISATION und STRUKTUR des Gerätes.

...........
Man könnte das natürlich als Mini-Route sehen:
Fenster, Werkbank,...

Grüße
vodef
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Hm in diesem speziellen Fall wäre "ausführliche" Visualisierung wohl am Besten. Mit ausführlich meine ich, du stellst dir Situationen vor deinem geistigen Auge vor, oder mindestens mal eine sehr große und detaillierte Abbildung.

Für Mnemotechnik würde man die Stichpunkte eher "phonetisch" also dem Klang nach kodieren. "FACHlich korrekt" wäre dann ein Fächer oder ein Schubladenfach etc., "VOLLständig" wäre eine Packung Vollmich, "VERständnis" wäre für mich ein Aufkleber von "FAIR Trade" und die Packung ordne ich dann, "ORGanisiert" in eine Struktur ein.

Wörtliche Bilder sind fast immer schlechter, vor allem wenn es um Fachinformationen geht. Ein "Telefon" als Bild ist ja ganz nett, aber was macht man mit einer Reihe von Arterien, die "Arteria cephalica, A. cava, A. buccalis" etc heißen und sich visuell nicht soooo gravierend unterscheiden? Sowas kriegt man nicht "Originalgetreu" in der Vorstellung hin. Hier schafft man sich Symbole, dem Klang oder Sinn nach.
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cora
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Beitrag von cora »

Hi vodef und DocTiger;
vielen Dank für die Inputs! vodef, deine geschichte gefällt mir, vor allem, weil sie auch noch etwas mit dem Thema zu tun hat. Dann lässt es sich besser einordnen.
DocTiger, dein Vorschlag klingt plausibel; für das meiste, das ich im Studium lernen muss, brauche ich keine Abfolge von vielen Schritten in einem Loci-System, sondern eher eine zündende Idee, wie ich die Themen miteinander verknüpfen kann. Ich finde das eher schwierig bei trockenen Wörtern, aber wie vodef gezeigt hat, lässt sich auch damit etwas Kreatives anstellen.

Übrigens: ich lerne dennoch an meinem Misch-System weiter; manche Zahlen sind mir nun schon richtige alte Bekannte geworden: King Kong, Basil Fawlty, Homer Simpson, Tim+Struppi... Da lässt sich sicher einmal etwas mit anstellen, ich versuche mich dann mit MemoryXL, wenn die Zeit reif ist... 8)
vodef
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Beitrag von vodef »

Ich halte es nicht für sinnvoll, triviales Wissen, wie das Anfertigen einer guten Anleitung, mnemotechnisch zu codieren.
Hier hilft's erstmal den Sachverhalt zu hinterfragen (was ist eine Anleitung - Vermitteln von Wissen, wofür kann ich das gebrauchen? Warum sind viele Anleitungen schlecht? Was hat's mit dieser Hierarchie auf sich - ist die nicht blödsinnig? usw.) Das dauert nur wenige Minuten, und man hat's im Gedächtnis verknüpft, also für's Leben gelernt.

Wenn Du für eine Prüfung den exakten Wortlaut brauchst, kann natürlich Mnemotechnik helfen. Nur darauf zu bauen, ohne die Logik hinter den Worten verstanden zu haben, macht dich nicht klüger.

Ich verwende Mnemotechnik nur, wo sich mir keinerlei Logik erschließt.
Vor zwei Jahren konnte ich mir keine Zahlen merken. Jetzt schon. Und ich kann mich auf diese Techniken verlassen, sie sitzen bombenfest und helfen mir im Alltag und Beruf weiter.

...aber Menschen funktionieren unterschiedlich und erkennen an sich selbst unterschiedliche Defizite....

Grüße
vodef
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