Frage zum Datenlernen

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


Moderatoren: Hannes, Boris

Antworten
Frederica
Superbrain
Beiträge: 314
Registriert: Mi 24. Jun 2009, 14:53
Kontaktdaten:

Frage zum Datenlernen

Beitrag von Frederica »

Hallo,
Ich muss jetzt Geschichtsdaten für 3 Jahrhunderte (18. 19. und 20.) lernen.

Anfangs musste ich weniger Daten für das 16. Jhd. lernen.
Da habe ich am Übergang 15./ 16. Jhd. "Tier" (14.) und "Tal) (15.) mit eingebaut.

Jetzt hatte ich überlegt, mir eine Hintergrundfarbe für die Jhd.e zu suchen (bin Syästhetikerin; das wären bei mir rot für 17.., gelb für 18.., blau für 19..).

Routen benutze ich nicht dafür, sondern Sätze.
Bsp. für "Luther" (15./ 16. Jhd.) waren
"Luther wurde auf einer Tierfarm geboren und starb i Tal der Rache" (1483 - 1546) und

"Nach der Geburt der Tochter Elisabeth stärkte sich Luthers Frau mit einer Portion Gnocchi (NC = 27 = 1527) und stieß dann mit einer Tasse Rum (Tasse = 10.) unter einer Tanne (12., also Dezember) auf die Geburt an." (10. 12. 1527)

Das mit den Sätzen ging ganz gut, außer dass das Ausdenken ziemlich lange dauerte (2 Tage für ca. 30 Daten), allerdings hatten die Daten alle mit Luther zu tun.

Nun haben die Daten mit 12 verschiedenen Themen zu tun; die Themen beinhalten Daten, die weit auseinander liegen, d. h. ich muss mir bspw. Daten wische 1800 und 1820 zu drei Themen merken, die aber alle noch verschiedene Daten nach 1820 haben.
Chronologie geht also nicht; themenbezogenes Lernen ist zu schwierig, da mehrere Daten in mehreren Themen mit unterschiedlicher Bedeutung auftauchen.

Würdet Ihr jetzt versuchen, die "Geschichten" vor einem farbigen Hintergrund zu sehen oder eher ein farbiges Symbol in jede Geschichte einzubauen, dass das Jhd. symbolisiert oder anders vorgehen?

17 ist bei mir Theke, Dogge
18: Taufe, Tafel (na ja), Dove(Creme), Diva
19: Taube, Top, Tuba, Tape (kann man engl. & dt. Begriffe vermischen?)


Ich kann bei 18.. ja schlecht zu jeder Situation eine Dogge einbauen, oder?
Dove-Creme ist anachronistisch :oops: , dito Top.

Oder soll ich ein Symbol dazu bauen, wie bei der Markierung von Stationen auf der Route für die Zahlen?

Hat jemand schon mal Daten gelernt, ohne die "Zimmer-Methode" (einen Raum pro Jhd.) zu benutzen und ohne für jedes Datum das Jhd. mit einzubauen, also immer den gleichen Begriff wiederholen zu müssen?


LG,
Frederica
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Du musst dich schon für einen primären Abrufweg entscheiden. Ist es dir am Wichtigsten eine Zeitlinie zu kennen? Dann leg die letzten zwei Jahreszahlen hintereinander auf einer Route ab, mit Symbolen/Bildern für die Bedeutung und Themen ab. Du kannst die Jahrhunderte unterscheiden entweder mit verschiedenen Routen, oder einfach "garnicht". Letzteres klappt erstaunlich gut... erstens macht dein Stoff einen gewissen inherenten Sinn, normalerweise und zweitens bekommt man ein räumliches Gefühl vom Zusammenhang. Man weiß einfach wo das neue Jahrhundert losgeht.

Wenn dir die Bedeutung oder die Themen wichtiger sind und du zum Beispiel einen Vortrag halten musst zu einem Thema, dann solltest du die Daten nach Themen sortiert ablegen. Auch dann ist es in der Praxis noch relativ einfach, genannte Jahreszahlen zu Themen zuzuordnen.

Für eine der beiden Methoden musst du dich entscheiden. In beiden Fällen duplizierst du Bilder/Daten. Das lässt sich nicht vermeiden ist aber auch nicht so schwer. Durch die lineare Reihenfolge der Locitechnik bleibt es eindeutig.

Wenn Daten das Jahrhundert "überspannen", ist es einfacher mindestens das zweite, wenn nicht sogar das erstere Jahrhundert garnicht erst zu kodieren. Du musst dir die Zeitspannen betrachten. Gerade Lebenszeiten von Menschen sind ja weit unter hundert Jahren, also wird nur ein Jahrhundert überspannt. Außerdem sterben Menschen gerne nach ihrer Geburt, also wenn die zweite Zahl kleiner ist als die erste, muss es sich logischerweise um das nächste Jahrhundert handeln. Dann gibt es vielleicht Ausnahmen von dieser Regel, aber die paar Ausnahmen lassen sich durch Wiederholung behalten da braucht man keine Regeln für.

Wie gesagt, in der praktischen Anwendung der Lerntechnik können wir Kontext, Sinn und Wiederholung anwenden, was im Gedächtnissport nicht möglich ist. Mitdenken ist ausdrücklich erlaubt!

Vielleicht noch ein Tipp zu den Jahrhunderten: Niemand sagt, dass Zahlen immer dieselben Bilder haben müssen. Mach doch Extrabegriffe für die paar Jahrhunderte die es gibt. Wenn du für 18 normalerweise "Dove" benutzt, benutze doch für Jahrhundert stattdessen Duffy(Duck), Tiffy(Sesamstraße),Toffifee etc.

Und vielleicht solltest du dich bei der Lerntechnik von der Syntax der Sprache lösen. Bilder im Kopf lassen sich besser kontrollieren und behalten wenn sie nicht von Syntax kontrolliert werden. In Anleitungen zur Mnemotechnik spielt Syntax eine große Rolle, und man glaubt dann leicht, man müsse sich tolle Merksätze erfinden, gibt dann aber recht rasch auf weil es auf Dauer unpraktikabel oder zumindest todlangweilig ist.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
DivineTraube
Superbrain
Beiträge: 117
Registriert: So 14. Dez 2008, 22:02
Kontaktdaten:

Re: Frage zum Datenlernen

Beitrag von DivineTraube »

Frederica hat geschrieben:
Hat jemand schon mal Daten gelernt, ohne die "Zimmer-Methode" (einen Raum pro Jhd.) zu benutzen und ohne für jedes Datum das Jhd. mit einzubauen, also immer den gleichen Begriff wiederholen zu müssen?
Ja! Dazu hatte ich mich, wie du weißt, hier schon ein wenig verbreitet: http://www.brainboard.eu/phpbb/viewtopic.php?t=1566. Geschichtsdaten lernen tue ich meist nicht dediziert aber doch fast täglich, da es für mich eine Art Automatismus geworden ist, gelesene, oder (was ungleich schwerer ist) gehörte Daten in entsprechende Bilder oder Kurzgeschichten zu verwandeln.

Entscheidend für mich: nur bei langen Datenreihen und komplizierten Strukturen (Stammbäume, Dynastiefolgen, Meilensteine etc.) oder wenn ich unkonzentriert bin, lege ich die Daten auf Routen ab. Bei entkoppelteren Daten (wie z.B. Luthers Gerburts- und Todestag) stelle ich mir den historischen Kontext mit einer glaubhafte Szene vor (der Routenpunkt entspringt sozusagen meiner latenten visuellen Vorstellung der Epoche). Ein in der Kirche sitzender Schuster (steht für 10. Nov) liest in der Zeitung (483=Rufmord=Zeitung => 1483) von der Geburt eines besonderen Ereignisses: Eine Taifun (steht für 18. Februar) entwurzelte eine vor einer massiven Kirchentür stehende Lärche (~1546) die den dort Thesen nagelnden Luther erschlug (~Todestag). Diese wenig ausgefeilten Geschichten enstehen nahezu spontan und haften hervorragend, da bei eins bis fünf enthaltenen Daten selbige parallel visualisert werden können.

Die Kehrseite gegenüber der reinen Routenmethode ist natürlich der, dass ein sequentieller Zugriff auf die Daten nicht gewährleistet ist. Ein wahlfreier jedoch schon ("Wann lebte Luther?", schon funken die Assoziationen: Bildersturm, Phillip Melanchton, Thesen (!), Kirche (!) und schon können, fast im selben Moment, die Daten wiedergegeben werden).

Das klingt vielleicht ein wenig unzuverlässig, aber ich versichere das die Methode absolut praxistauglich ist. Ansonsten ist die Routenmethode immer eine sichere Wahl, einfach betreffenden Jahrhrunderten eine lange Route zuweisen und diese Schritt für Schritt i.A. auch in Missachtung der Chronologie füllen und am Ende wieder am Beginn der Route fortfahren.
Benutzeravatar
Liv
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 13
Registriert: Mo 29. Mär 2010, 6:34

Beitrag von Liv »

Ich mag Geschichtsdaten sehr gern und hatte irgendwann das Problem, dass ich ab einer gewissen Menge
(oder auch fiktiven Daten) nicht mehr 100%ig zuordnen konnte, ob die Taube nun für 19hundertblabla stand
oder evtl. doch für blablahundert19.

Seitdem habe ich Personen aus der Musikbranche, die für die Jahrhunderte stehen und Verwechslungen
kommen praktisch nicht mehr vor (spezielle Berufsrichtung nur, um sicher zuordnen zu können).

Wenn bsp. Madonna oder Alanis Morissette irgendwo durch mein Hirn hopsen, dann definitiv deshalb,
weil das damit verknüpfte Ereignis 13hundertsowieso stattgefunden hat.

Also für mich funktioniert das bisher auf diese Weise ganz gut.

Liebe Grüße,
Liv
Antworten